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"Was machen wir heute?", fragt er.

Ich hole die Tüte mit den ungeknackten Nüssen und setze mich vors Bett.

Er stöhnt und lässt sich neben mich fallen.

"Das kann doch nicht dein ernst sein.", murmelt er genervt und fängt an, wiedereinmal Nüsse zu knacken.

"Wenn wir fertig sind, kannst du ja was besseres vorschlagen."

"Hm."

[...]

"ENDLICH.", Ryan trennt zum letzten mal Walnuss von Schale und schmeißt sie auf jeweils deren Haufen.

"Hat ja auch lange genug gedauert.", ich stehe auf und schütte die neuen Walnüsse in die Tüte zu denen vom letzten mal, während Ryan die Schalen wegschmeißt.

"Wollen wir Esssen?", fragt er dann.

Wir haben so ziemlich den halben Tag damit verbracht, die Nüsse zu knacken.

Ich nicke und hole zwei Fische.

"Kannst du das?", frage ich und gebe ihm einen von den Fischen.

"Ich weiß nicht.", murmelt er und hält sein Messer an den Fisch.

Ich seufze.

"Schneid den Bauch längst auf und hol alles raus, genauer will ich nicht werden.", ich setze mein Messer ebenfalls an.

Kurz nachdem ich angefangen habe, den Fisch aufzuschneiden höre ich einen Laut von Ryan.

"Was?", ich schaue auf.

"Das ist so wiederlich", seine linken Finger sind im Fisch verschwunden.

Ich fange an zu lachen.

"Du kannst sie mit dem Messer rausholen, guck.", ich scharbe mit dem Messer die Gedärme aus dem Fisch, welche kurz darauf auf die alte Arbeitsplatte klatschen.

Ryan gibt ein würgendes Geräusch von sich.

"Gott Ryan, hast du noch nie Fisch zubereitet?", verdrehe ich die Augen und nehme seinen Fisch, den er auf der Ablage liegen gelassen hat, da er rausgerannt ist.

Erschöpft kommt er wieder rein und wischt sich über den Mund, "Kann ich nicht wieder Nüsse knacken?"

"Magst du Sushi?", frage ich und schaue auf den rostigen Gasherd.

"Nicht wirklich.", lächelt er schief.

Ich schalte genervt den Herd an. Ein leises Zischen verrät mir, dass das Gas an ist.

Ich hole mein Feuerzeug raus und zünde ihn an.

"Wer hätte das gedacht?", schaue ich erstaunt Ryan an.

"Worauf willst du sie braten, es gibt keine Pfannen.

Ich durchsuche die Schränke und hole einen Topfdeckel aus Metall heraus.

"Damit gehts auch.", ich lege ihn auf die Flamme und lege danach die Fische auf die etwas schrägen Seiten.

Was machen wir solange?", fragt er und legt sich aufs Bett.

"Wie wärs mit einfach mal die Fresse halten?", lächle ich und lasse mich neben ihn fallen.

"Ich versteh dich nicht.", murmelt er und schaut genauso wie ich zur Decke.

Ich schweige.

"Ich weiß einfach nicht wie du drauf bist, ich verstehe deine Art nicht, deinen Charakter.", sagt er entspannt, "Du bist mir echt ein Rätsel, Ash.", er dreht sich zu mir und schaut mich lächelnd an.

"Und du bist leicht zu durchschauen. Ist ja auch nicht schwer, wenn du durchgehend redest.", lächle ich ihn kurz an und schaue dann wieder zur Decke.

"Achja, wie bin ich denn?", er dreht sich wieder ganz auf den Rücken.

"Auf jeden fall sehr von dir selbst überzeugt. Du bist verdammt voreilig und hyperaktiv und überschätzt dich oft. Aber wenn du willst, dann lernst du schnell dazu. Außerdem bist du die nervigste Person, die ich je kennengelernt habe.", verdrehe ich schmunzelnd die Augen.

"Ich bin doch nicht hyperaktiv!", springt er auf und schaut mich skeptisch an.

"Gott, zum Glück gibts kein Kaffee mehr.", ich stehe auf und schalte den Herd ab.

"Okay pass auf, ich sag dir jetzt wie du bist und wer du früher warst und du sagst mir obs stimmt.", er kommt rüber, nimmt sich einen Fisch und ein Taschentuch und setzt sich im Schneidersitz, das Tuch auf die Beine gelegt, aufs Bett.

Ich mache es ihm gleich und setze mich gegenüber von ihm hin.

"Wieso hast du immer nur so scheiß Themen, worüber wir reden könnten."

"Äh.", er schaut mich leicht überrascht an, "Ich- schlag du doch was besseres vor!"

"Hör auf über die Vergangenheit reden zu wollen, das Leben geht weiter. Es ist über ein Jahr her seit der Virus ausgebrochen ist, aktzeptiers endlich, es wird nie wieder wie damals sein. Zumindest nicht, wenn wir noch leben.", ich hole eine Grete aus meinem Mund.

"Es gibt aber nichts besseres zum reden, es ist ja nichts passiert seit einem Jahr.", er macht sich ein neues Stück Fisch ab.

"Was denkst du für Menschen haben überlebt? Ich glaube ja alle scheiß Politiker, Reporter, Millionäre und Promis sind tot.", grinse ich.

"Biker haben überlebt, Holzfäller und Truck Fahrer auch.", grinst er breit.

"Wieso Truck Fahrer?"

"Na weil die immer abgerissene Ärmel haben und krasse Bärte und so.", lacht er.

"Dann haben natürlich auch Stylisten überlebt, weil die sich als Zombie schminken können und dann nicht auffallen.", lache ich.

"Ey gute Idee, ihr Mädels könnt das doch.", grinst er und zieht seine Augenbrauen hochn, "Mit dem schminken-", er imitiert einen Pinsel mit dem er sich das Gesicht pudert.

"Lass das.", lache ich noch lauter und boxe ihm gegen die Brust.

"H-Hey!", lacht er und fässt sich dagegen, als hätte es wehgetan.

Plötzlich kommt ein dumpfer Laut aus Richtung Tür und wir sind sofort still.

Ich halte meinen Zeigefinger vor meinem Mund und schaue ihn warnend an.

Er nickt leicht und ich stehe leise auf.

Ich schleiche zur Küchenplatte und nehme meine Knarre, die ich da liegen gelassen habe, und Ryans Messer, welches ich ihm gebe.

Wir laufen ein paar Schritte auf die Tür zu und nach ein paar Minuten kommt wieder dieses Geräusch, das sich anhört, als würde jemand dagegen schlagen.
Ich schlucke und greife nach dem Türgriff.

Just stay aliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt