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"Exklusiv also-", ich schaue ihn für einen Moment mit hochgezogener Augenbraue an, ehe ich den Fisch probiere, "Woow, der schmeckt echt so exklusiv wie deine Haare trocken sind.", murmle ich und er fährt sich durch seine immernoch nassen Haare.

"Wie auch immer," er geht wieder in den Fluss, "Ich fische dir dann mal deinen Hauptgang."

Ich stehe auf und schmeiße die Fischreste zur Seite. Dann gehe ich zum nächstbesten Baum und schneide einen geeigneten Ast fürs Fischen ab.

"Was machst du?", fragt Ryan und wirft einen Fisch ins Gras.

"Wir fischen heute den ganzen Tag, morgen werden wir durchgehend laufen.", ich schnitze eine Spitze in den Ast und stelle mich, ein paar Meter von Ryan entfernt, in den Fluss.

"Na das sind ja großartige Aussichten.", murmelt Ryan wenig begeistert und verfehlt einen mittelgroßen Fisch, der mit der Strömung in meine Richtung schwimmt und den ich daraufhin fange.

"Es gibt noch viel bessere, zum Beispiel wechseln wir uns heute Nacht ab mit dem Schlafen, nur für den Fall, dass unerwünschte Gäste vorbeikommen.", ich verfolge einen von ihnen, der gerade durch die Bäume irrt, mit meinen Augen.

"Denkst du nicht, das ist unnötig, ich meine, hier gibt es sogut wie keine Toten-"

"Ich glaube der will dir das Gegenteil beweisen.", unterbreche ich Ryan und deute Flussaufwärts, wo der Zombie von eben gerade auf ihn zu humpelt.

Ryan macht eine hektische Bewegung und hält den Stock schützend vor sich, obwohl der Zombie noch einige Meter weit weg ist.

Er schaut abwechselnd mit nervösem Blick zu mir und zum Zombie.

"Bitte.", ich mache eine auffordernde Geste mit der Hand und stütze mich gespannt auf meinem Stock ab.

Ryans Atmung wird hörbar schneller und sein Körper spannt sich an.
Als der röchelnde Tote nur noch ca. einen Meter von ihm entfernt ist, sticht Ryan ihm seinen Stock mitten durch den Bauch.
Als der Zombie keine Reaktion darauf zeigt und weiter mit seinen Klauen nach Ryan greifen will, zieht Ryan den Stock wieder raus und weicht ein paar Schritte zurück.

"Du musst sein Gehirn treffen.", murmle ich amüsiert und grinse bei seinem nervösen Zappeln.

Er nickt hektisch, "Das ist garnicht so einfach-", sagt er schnell und weicht noch ein paar Schritte zurück, sodass er nurnoch ein paar Zentimeter von mir entfernt ist.

"Mann ist der hässlich-", ich ziehe meinen Stock aus dem Wasser und steche ihn in den Kopf des Toten, woraufhin Ryan erschrocken zuckt, "- jetzt verschmutzt er uns noch das ganze Wasser.", murmle ich, als er ins Wasser fällt und sich ein schwarz-rotes, dickflüssiges Gemisch, aus seinem Kopf und seinem Bauch, mit dem Wasser vermischt.

"Ist was?", frage ich, als ich Ryan bemerke, der immernoch schnell und ungleichmäßig atmet und dem noch ein Hauch von Schrecken im Gesicht steht.

"D-du musst mir helfen-", keucht er und stützt sich mit seinen Unterarmen an seinen Oberschenkeln ab, "Du musst mir helfen, z-zu kämpfen."

Ich fange an zu lachen, "Ein Jahr Apokalypse und dir fällt jetzt auf, dass du ein Schwächling bist?"

"Ich bin nicht schwach, ich-"

"-Darüber lässt sich streiten-", unterbreche ich ihn.

"-Ich brauche bloß ein bisschen...naja, wie sagt man das, Nachhilfe vielleicht. Ja, Nachhilfe in Selbstverteidigung.", er zuckt mit den Schultern und schaut mich abwartend an.

"Das kann ja was werden. Du hast keine Kondition und dein Körper braucht gut trainierte Muskeln, um hier weiterhin einigermaßen heil durchzukommen. Außerdem suchen wir dir vielleicht ne Waffe, ein Schwert oder irgendwas, womit du umgehen kannst, dann sehen wir weiter-ne Knarre bekommst du trotzdem nicht.", ich ziehe den Stock aus der Leiche im Wasser und schmeiße ihn beiseite, "Wir können auch gleich anfangen, du kannst den da rausholen, der blockiert die Strömung und verschmutzt das Wasser."

Wenn er mit seinem Bein herumalbern und sich vor einem Toten auf den Beinen halten konnte, dann scheint es auch nichtmehr wirklich wehzutun. Trotzdem hole ich den Verband und stülpe ihn auf die andere, noch saubere Seite.

"Hah, ich zeig dir mal wie gut diese Babys hier trainiert sind-", er spannt seinen Biezeps an, dann lässt er seine Arme wieder runter und schaut mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an, "Wieso krieg ich eigentlich keine Knarre, denkst du ich knall dich ab?", sein Mundwinkel zieht sich bei seinem letzten Satz etwas nach oben.

"Du kriegst eine, wenn ich dir vertraue oder wenn du deine eigene findest, außerdem könntest du jetzt damit eh nichts anfangen, musst erst schießen üben.", sage ich ihm ehrlich und sein Gesichtsausdruck wird wieder erst, "Und jetzt komm her oder willst du von nem toten Toten infiziert werden?"

Er streckt sein Bein zu mir aus und ich trockne die Wunde erst etwas ab.
"Wieso vertraust du mir nicht, ich bin dir nie in den Rücken gefallen, was soll ich denn tun, damit-"

"-nichts, Ryan, Vertrauen kann man nicht erzwingen."

"Vertrauen kann man nicht erzwingen", zitiert er mich und lacht verbittert auf, "Ich hätte dich schon längst töten können, am See, zum Beispiel oder Nachts, mit irgendeinem Messer oder Stein, aber ich hab es nicht und weißt du warum? Weil du für mich keine Bedrohung bist, ich vertraue dir Ashley. Weißt du, vielleicht muss ich lernen, zu kämpfen oder mich zu verteidigen, aber genauso du musst lernen, wieder mit anderen Menschen klarzukommen."

"Du hast ja keine Ahnung.", diesmal bin ich es, die verächtlich auflacht, "Ja! Ich muss lernen wieder mit Menschen umgehen zu können, ihnen zu vertrauen, aber wenn das Vertrauen einmal weg ist, ist es schwer es wieder aufzubauen.", ich mache einen Knoten und trete dann zurück.

"Wir können uns ja gegenseitig helfen.", er fängt an, zu schmunzeln.

Ich nicke nur stumm.

"Okay, ich hole den Typen hier raus, und dann reden wir, ja?"

Ich nicke wieder, obwohl ich wirklich nicht über mich reden will.

Just stay aliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt