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"...no moreee..."

Als das Lied zum zweiten mal endet, lehne ich mich vor und stoppe die CD.
Diesmal hat keiner von uns beiden mitgesungen.

"Ich hab Hunger, Ryan. Lass uns halten.", breche ich dann die Stille.

"Jaah, ich auch.", murmelt er.

"Es ist idiotisch, rechts ranzufahren.", lächle ich leicht.

"Ich weiß."

Manche Dinge bleiben für immer.

Wir steigen aus und glücklicherweise hat er, während er alleine war, Essen besorgen können.
Da heute ausnahmsweise mal die Sonne scheint, ziehen wir unsere Jacken an und beschließen auf der Ladefläche zu essen.

"Was hats mit der Jacke auf sich?", fragt er schmatzend, während er das Beef Jerky mit Malzbier aus der Dose herunterspülen versucht.

"War meine Nummer im Dorf. Also als ich offiziell aufgenommen wurde. Hab die bekommen, als ich beim Versorgerteam angefangen habe.", ich nehme mir ein Stück von dem stinkenden, gummihaften Fleisch in den Mund.

Er nickt, "Wie wars da so?", stellt er wieder eine Frage, was mich nichteinmal wirklich stört, da ich nicht persönlich werden muss.

"Ich hab mich sicher gefühlt. An einem Ort, den ich nicht kenne, mit Menschen, die mich schräg angucken habe ich mich sicher gefühlt Ryan. Ich hatte plötzlich nichtmehr die Verantwortung von zwei Menschenleben auf meinen Schultern. Ich durfte Fehler machen, welche nicht den Tod als Konsequenz hatten. Ich durfte schwach sein und es zeigen, da Menschen sich um mich kümmerten. Egal ob sie mich kannten oder nicht. Ich konnte einfach in der Gegenwart leben und keine Gedanken an Zukunft oder Vergangenheit vergeuden.", ich halte inne und nehme einen Schluck.

Soviel zu nicht persönlich werden.

Er antwortet nicht, sondern spielt an seiner Packung Beef Jerky rum.

"Ich habe einfach vergessen, dass das Virus ausgebrochen ist. So war es dort. Ein Scheiß Ort zum Entkommen. Eine Traumwelt. Wunderland. Wie man es nennen mag, es war purer Luxus im Gegensatz hierzu.", ich zerdrücke die leere Dose und schmeiße sie vom Auto.

Und erst als ich ihn schlucken höre, wird mir klar, wie scheiße ich das formuliert habe.

Ich schaue zu ihm.

Er starrt leer auf seine Hände.

"Lass uns weiter.", ich springe von der Lagefläche und setze mich wieder zurück auf den Beifahrersitz, die halbvolle Verpackung schmeiße ich auf das Amaturenbrett.

Kurz darauf steigt er auch ein.
Aber er startet den Motor nicht, sondern schaut auf das Lenkrad.
Er scheint nachzudenken.

"Vielleicht war es eine blöde Idee, di-"

"Nein.", unterbreche ich ihn, "So meinte ich das nicht.", werde ich leiser.

"Du hattest alles! Ich meine, sogar Brandon-"

"Er könnte dich niemals ersetzen.", unterbreche ich ihn wieder, während ich auf die Straße schaue.

"Er hat dich geliebt. Ashley du hast ihn geküsst.", er schaut mich verzweifelt an.

Ich seuftze, "Wenn es das ist, ich ka-"

"Tu doch nicht so!", unterbricht er mich diesmal, sodass ich ihn anschaue, "Tu nicht so, als hätte ich dein Leben nicht zerstört! Dir keine wundervolle Zukunft genommen! Du hättest...d-du-fuck-", er dreht sich weg und reibt sich über die Augen.

"Ryan-", ich rutsche auf den mittleren Sitz und nehme seine Hand, "Mein Leben habe ich mir schon vor langer Zeit zerstört, da hast du nichts mit zu tun. Und nur, weil es jetzt einmal für ne Zeit bergauf ging, heißt das nicht, dass alles perfekt war, ja?...Schau- Schau mich an!", ich fasse ihm an die Wange, sodass er mich mit seinen rötlichen Augen anschauen muss, "Dass du mich gefunden hast, Ryan, ist die beste Sache, die mir in der ganzen Zeit passiert ist, Ja?", er fängt an zu schluchtzen und ich fasse ihn an den Nacken und drücke ihn an meine Schulter runter, "Du bist das beste, was mir jemals passiert ist.", flüstere ich in sein Ohr, während ich ihm durch die Haare fahre.

"I-I-Ich...ich e-...es tu-tut mir so L-Lei-...Leid, Ash-", bringt er dumpf schluchtzend an meiner Schulter gedrückt heraus.

"Shh, nichts muss dir Leidtun, Ryan."

Er löst sich von mir und versucht sich zu beruhigen, "I- Ich...-", er schluckt und atmet kurz aus, um sich etwas zu beruhigen, "-Ich wollte dich töten Ash, ich-", es bricht erneut aus ihm heraus und er vergräbt sein Gesicht in seine Hände.

"Ry- Ryan! Es ist okay, hörst du! Ich hätte es nicht anders verdient. jeder andere hätte-", ich breche mitten im Satz ab und schaue ihn an.
Jeder andere hätte es getan.

Ich fasse ihm an die Hände und er schaut auf.
Die Tränen verlassen weiterhin seine gläsernen Augen und laufen seine rot glühenden Wangen herunter.
Ich streiche ihm ein paar von seinen braunen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
Wie kann einem eine Person nur so verdammt wichtig sein?
Seine angeschwollenen Lippen zittern leicht.
Wie kann man einer Person nur blind vertrauen?
Er schaut mir verzweifelt und unglaublich verletzt in die Augen.
Scheiße, wie hat er das nur geschafft?
Ich ziehe ihn leicht zu mir und spüre, wie er seinen Atem anhält.
Keinen Augenblick später berühren sich unsere Lippen.
Sie sind rau, verletzt, wie die Körper, zu denen sie gehören.
Ich schließe meine Augen und spüre seine Hand vorsichtig, fast unscheinbar an meiner Tallie, während seine kurzen Bartstoppeln gegen meine Haut reiben.
Seine Atmung wird schneller und ich muss in den Kuss hineinlächeln.
Gänsehaut, wir beide.
Wie zwei dumme Teenager, die in einem Wagen im Wald rummachen.
Die wir doch eigentlich sind.
Seine Haut glüht und wir werden schneller, als er mich anhebt und auf seinen Schoß setzt.
Mit der Verbunden Hand hält er mir ein Paar Strähnen zurück und seine Rechte rutscht langsam meine Tallie hinunter.
Als er einen Moment später ein Stück nach hinten fällt, müssen wir beide lachen. Ich küsse ihn noch ein letztes Mal, bevor wir uns trennen.
Immernoch nur Zentimeter voneinander entfernt.
Er beißt sich grinsend auf die Lippe und schaut mich an.
Mit glänzenden Wangen, jedoch keiner Träne mehr in den Augen.
Uns beiden ist klar, dass wir niemals darüber reden werden, dass es nur ein Moment war, der nie erwähnt werden sollte. Denn jedes Wort darüber würde es weniger unglaublich machen. Weniger schön, weniger atemberaubend.
Uns genau deswegen traut sich auch niemand, etwas zu sagen. Ein Geräusch zu machen, es würde den Moment beenden.
Ich schaue ihn noch ein letztes mal an, bevor er mich zurück auf den mittleren Platz setzt, wo ich mir grinsend auf den Nagel beiße und mit der anderen Hand an den Bauch fasse.
Feuerwerke.






















Omg Leute es ist soweit xD Nach 81 Kapiteln ist es passiert.
Eigentlich sollte das hier NIEMALS passieren, jaa genau sie sollten sich nie küssen. Das war bis eben auch noch so geplant aber irgendwie dachte ich, dass ich das euch und den beiden selbst auch schuldig bin. Es hätte sich einfach falsch angefühlt, wenn sie sich niemals geküsst hätten und irgendwie war das nunmal der perfekte Moment. Naja, vielleicht hat das hier ja neue Möglichkeiten für das Ende der Geschichte ermöglicht, wer weiß. ich hoffe, mir ist die Szene einigermaßen gelungen. Sry trzdm, dass es so kurz ist.
PS: Jaaa jetzt ist auch confirmed, dass Ashley my Queen Gefühle hat xD

Just stay aliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt