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Ich greife nach der Türklinke und atme noch einmal tief ein und aus.
Dann drücke ich sie mit einem Mal und stelle in der selben Sekunde fest, dass die Tür abgeschlossen ist.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen trete ich einen Schritt zurück.
Verdammte Scheiße.
Das Schloss kann ich nicht kaputt schießen, da wir ja in dem Haus wohnen wollen.

Ich gehe am Haus entlang, ein geeignetes Fenster oder eine Hintertür suchend.

Und dass die Tür abgeschlossen ist bedeutet auch, dass höchstwarscheinlich Beißer in dem Haus sind.

Ich schaue zur Straße und sehe, wie Ryan einen nach dem anderen geschickt erledigt.
Er scheint nichteinmal einen Tropfen Blut von ihnen auf seinen Pulli zu bekommen.

Ich lache kurz auf.

Es sieht fast schon elegant aus, wie er ohne Probleme mit acht, neun von ihnen zurrecht kommt und das auch ohne seine Knarre zu benutzten.

Ich springe über den Zaun, der das Grundstück umgrenzt und laufe weiter an der Hauswand entlang.

Es ist zu gefährlich, die Fenster einzuschlagen, da sie ziemlich tief sind und so jeder leicht ins Haus eindringen könnte.
Ich meine, es ist gut möglich, dass hier in der Stadt noch andere Überlebende sind.

Ich bin an der Hinterseite des Hauses angekommen und der große Garten erstaunt mich jetzt schon.
Alles ist mit einer glänzend weißen, unberührten Schneeschicht überdeckt, was den Anblick noch perfektioniert.
Lange Tannen grenzen den Garten ab und verdecken gleichzeitig auch den Zaun. Etwas weiter hinten erkenne ich noch eine kleine Hütte und gegenüber davon Eine Schaukel und die Garage.
Doch bevor ich mir den Garten genauer anschaue, sollte ich das Haus sicherstellen.

Die Hintertür ist aus Glas und ebenfalls abgeschlossen.
Seuftzend trete ich einen Schritt zurück und schaue hoch.

Oben ist ein Balkon, der die Terasse und somit auch den Hintereingang schützt. Ich schaue mich um und entschließe kurz darauf, dass ich wohl dort einbrechen muss.

Aber wie verdammt kommt man bei dem Wetter da hoch?
Mir fällt die Hütte ein, die ich voher gesehen habe und während ich dort hinlaufe hoffe ich nur, dass dort eine Leiter zu finden ist.

Ich breche die Holztür auf, öffne sie dennoch vorsichtig, da überall Beißer lauern können.
Immerhin ist es diesmal nicht der Fall. Ich gehe rein und zur meiner Erleichterung ist das hier tatsächlich eine Art Werkstatt.
An den Wänden sind Schläuche und Leitern aufgehangen und am Ende der Hütte steht eine Werkzeugbank.

Ich ziehe mir einen Hocker herbei und hebe nehme die kleinere Leiter vorsichtig von ihrer Halterung.
Sie ist nicht allzu schwer, aber trotzdem ist es antstrengend, sich damit in der kleinen Hütte zu bewegen.

Ich lasse die Tür offen und als ich am Haus angekommen bin, lehne ich sie gegen die Wand.

Verdammt, irgendwie habe ich mir das sicherer vorgestellt.

Ich schaue hoch und rüttle leicht an der Leiter.
Die Hauswand ist mit kleinen Eiskristallen überzogen und der nasse Boden macht es auch nicht besser.

Vielleicht sollte ich doch lieber Ryan holen, damit er die Leiter sichert.

Ich schlucke, dann setze ich meinen Fuß an der ersten Sprosse an.

Früher habe ich auch niemanden gebraucht. Es wäre doch gelacht, wenn ich nicht diese paar Meter hochkommen würde.
Ich kann es immernoch alleine schaffen.

Langsam klettere ich die Leiter hoch und vermeide es dabei, die glitzernde Wand anzustarren.

Als ich fast am Balkon angekommen bin, spüre ich, wie die Leiter langsam an Halt verliert.
Mir wird sofort klar, dass der nächste Schritt der letzte sein wird, bevor sie ganz wegrutscht, weswegen ich eine Sprosse überspringe und meinen Fuß ansetze.
Mit einem Mal stoße ich mich dann mit aller Kraft ab, spüre, wie ich den Halt verliere und greife gleichzeitig nach dem Geländer des Balkons.
Ich überschlage mich, als ich mit Schwung rüber will und lande mit einem lauten Poltern auf den Steinfließen.

Just stay aliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt