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Ashleys P.O.V

Ich schaue ihn nervös an.
Sein Lächeln ist kurz nachdem ich angefangen habe verschwunden.
Und ist bis jetzt nicht wieder aufgetaucht.

Er sagt nichts, sondern starrt einen Punkt hinter mir an.

Mir wird immer unwohler dabei, keine Reaktion von ihm zu sehen.

Dann, nach ungefähr ein paar unerträglichen Minuten, nimmt er wieder Blickkontakt auf.

"Willst du darüber reden?", fragt er mit leerem Blick.

Ich schütte den Kopf.

Er nickt kaum bemerkbar.

"Dann fahren wir jetzt weiter.", er öffnet die Tür, steigt ein und startet den Wagen.

Ich wende meinen Blick von ihm ab.

Ich hätte es ihm nicht sagen sollen.
Zumindest hätte ich den letzten Teil weglassen sollen.
Jetzt denkt er ganz sicher, dass ich ein drogenabhängiger Junkie war.
Was zum Teil stimmt.
Delron hat mich in die Drogenscheiße reingebracht, aber auch wieder rausgezogen.
Den Großteil waren wir ja auch clean.

Fuck ich hätte das ganz anders angehen sollen. Wie konnte ich ihm die Wahrheit einfach so ins Gesicht brettern?
Der Frischling hat sicher noch nie in seinem Leben eine Zigarette geraucht geschweige denn es mit Alkohol ein bisschen übertrieben.
Ich hätte die Geschichte besser einpacken sollen, damit er es versteht-und nicht, wie jetzt, für sein Leben lang traumatisiert ist.

"Was ist danach passiert?", reißt er mich aus den Gedanken und ich schaue ihn überrascht an.

Sein Blick ist ernst und auf die Straße fixiert.

"Malcom hat uns daraus geholt.", ich schlucke, "Wir sind nie ins Krankenhaus gegangen."

"Okay, jetzt hasse ich Delron endgültig wieder.", er schüttet leicht den Kopf.

"Er ist Tod, du kannst nicht auf einen Toten wütend sein.", bringe ich mit heiserer Stimme heraus.

"Bin ich aber. Wenn ich daran denke, wie er dich wie Dreck behandel-"

"-Er hat mich nicht wie Dreck behandelt. Er war mein bester Freund, verstehst du? Er hätte damals alles für mich getan, er war die Hand, die mich vom ertrinken gerettet hat!", werde ich immer lauter und meine Augen füllen sich mit Tränen.

"Das-äh tut mir Leid, ich wollte keine alten Wunden aufreißen.", er räuspert sich.

"Wie auch immer", ich starre auf meine Hände, "Jetzt weißt du, wieso ich nicht fahre."

"Eigentlich hätte ich das schon voher bemerken sollen, ich meine, als du mich gefunden hast sind wir durch die halbe Stadt gelaufen. Vor deinem Haus stand kein Auto und es lag ganz bestimmt nicht daran, dass es davon, geschweige denn von Benzin zu wenig gab."

"Du kannst nichts dafür, ihr Männer seit allgemein schlecht im analysieren.", schmunzle ich.

"Das kannst du nicht einfach so sagen", er lacht auf, "Wir können sehr wohl analysieren."

"Zu sagen ob eine Frau es Wert ist, sie über Nacht mit nachhause zu nehmen oder nicht, nennt man nicht analysieren."

"Tz, dafür manipulieren wir nicht das andere Geschlecht um letztendlich wegen nichts eingeschnappt zu sein.", grinst er.

"Manipulation ist eine Kunst an sich. Entweder mann kann es, oder halt nicht, was dazwischen gibts nicht."

"Guck, du machst es automatisch! Du manipulierst meinen Satz so, dass es sich anhört, als wäre es was positives!"

"Halt an, ich hab Hunger.", beende ich die Konversation und er schaut mich überfordert an.

"Nein.", sagt er schließlich und schaut mit erhobenem Kinn auf die Straße, "Erst in hundert Kilometer."

Ich schaue ihn ungläubig an, "Ryan, ich sage dir, wenn du jetzt nicht sofort anhältst-"

"-Okay okay, ist schon gut, schon gut...", unterbricht er mich mir hoher Stimme und fährt rechts ran.

"Es ist unnötig, immer rechts ranzufahren, das weißt du?", ich steige aus.

"Mann kann doch wenigstens ein paar Sachen aus der alten Welt beibehalten, oder?", er steigt ebenfalls aus.

"Schon, aber keine idiotischen Dinge."

"Sowas ist nicht idiotisch."

Ich steige auf die Lagefläche, "Wenn irgendwann mal jemand hinter dir her ist, wäre es nicht besser, direkt aufs Gas treten zu können, anstatt ersteinmal wieder auf die Straße kommen zu müssen?"

"Najaaa, wenn mans so sieht-", er klettert ebenfalls hoch, "-dann vielleicht."

Ich durchsuche ein paar Tüten nach etwas, was wir heute essen können.

"Ich hätte Lust auf Burger.", bemerkt er und setzt sich auf die Sicherung.

"Nur leider hängt das davon ab, wie lange es schon abgelaufen ist.", ich suche das Verfallsdatum einer Packung Rippchen, Geh du schonmal Holz sammeln."

"Wozu?"

"Um Feuer zu machen, wozu auch sonst!", verdrehe ich die Augen.

Er springt wieder runter und verschwindet im Wald, der das Gebiet umgibt.

Nachdem ich nichts geeigneteres gefunden habe, springe ich mit dem Päckchen Rippchen vom Pickup.

Eigentlich müsste Ryan längst wieder da sein.

Ich lege das Essen zurück auf die Lagefläche und gehe in die Richtung, in der Ryan verschwunden ist.

"Ryan?", rufe ich und hole mein Messer aus dem Gürtel, "RYAAAN?"

Im Wald ist es gleich zehn mal dunkler durch die Baumkronen, die wenig Licht durchlassen.

Fuck man, wo bist du?

"RYAN!", rufe ich wieder.

Ich bleibe kurz still, bis mir ein Rascheln auffällt.

Ich lausche danach und drehe mich in die Richtung des immer lauter werdenden Geräusches.

Plötzlich sprintet Ryan aus dem nächsten Busch hervor, blutüberströmt und mit verstörtem Blick.

"RENN- ASHLEY, RENN!", brüllt er, während er an mir vorbeirast.

Ich schaue ihm einen Moment nach, doch auf einmal kommt eine ganze Herde, aus der Richtung, aus der Ryan gekommen ist, immer näher.

"Scheiße."

Und bevor einer mich packen kann, drehe ich mich um und renne so schnell ich kann Richtung Pickup.

Ryan springt ins Auto, "STEIG EIN, LOS!", schreit er, während er nervös versucht, das Schlüsselloch zu finden.

"Gib das her verdammt-", reiße ich ihm die Schlüssel aus der Hand, als ein Beißer seinen Körper gegen Ryans Fenster schmiert.

Ich starte den Motor, Ryan packt das Lenkrad und fährt sofort los.

"Was ist passiert?", frage ich außer Atem.

Er schaut mit seinem blutigem Gesicht und geschocktem Ausdruck nach vorne.

Just stay aliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt