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"Griffin", ich zeige auf das Ortsschild, "125 Meilen."

"Wir sind also schon in Georgia.", antwortet Ryan und im nächsten Moment ist das grüne Schild auch schon vorbeigezogen.

"Das ist gut, wir sind nicht vom Kurs abgekommen.", ich lächle leicht zu Ryan.

Seit ich vor drei Tagen fast einen Unfall gebaut habe, lässt er mich nicht mehr fahren.
Und das ist gut so.

"Welchen Kurs?", grinst er zurück.

"In Griffin können nach neuen Lebensmitteln suchen.", antworte ich, um das Thema zu wechseln.

"Vielleicht finden wir ja Matratzen."

"Kannst du damit aufhören und mir mal richtige Antworten geben?", ich boxe ihn grinsend gegen den Arm.

"Es ist nur komisch.", antwortet er nachdenklich.

Ich schaue ihn fragend an.

"Mein Vater hatte so viele Hotels, ich meine überall, in jedem Land stand eins", er lacht auf, " und ich war noch nie in meinem Leben weiter von Zuhause weg als Alabama."

Ich fange an zu lachen, "Das ist echt traurig."

Er schaut mich erstaunt an, "Achja? Ich wette du warst nichtmal in nem anderen Staat als Nevada!", grinst er.

"Nein, war ich nicht.", ich schaue ihn lächelnd an.

"Dann sollte ich lieber meine Klappe halten, was?", lacht er.

"Ja, das solltest du.", ich lege meine Beine auf das Armaturenbrett und lehne mich zurück.

Eine Stunde später fahren wir direkt auf die Kleinstadt zu.

"Wow, keine Wolkenkratzer, mal was ganz anderes.", bemerkt Ryan.

"Ich glaube länger als einen Tag werden wir dafür nicht brauchen.", antworte ich, als wir angekommen sind und Ryan langsam durch eine Straße fährt.

"Ich wette wir schaffens in drei Stunden.", grinst Ryan und schaut sich um.

Die Stadt, wenn man das hier überhaupt so nennen darf, ist einfach aufgebaut: eine Stadtmitte mit den ganzen Läden und sonst was, die mit einfachen Häusern umringt ist.

"Ist echt süß hier."

"Jah, Zucker. Abgesehen von den Beißern siehts hier aus wie Wonderland. Halt an."

Ryan schaltet den Motor aus und will schon aussteigen, als ich ihn am Arm zurückhalte.

"Was ist?", er schaut mich irritiert an, "die Beißer sind da drüben.", ich zeige auf ein paar, die verstreut durch die Straßen trotten.

"Warte noch einen Moment, ja.", ich schaue ihn erwartungsvoll in die Augen.

Er hält den Blick und nickt unbemerkbar.

"Pass auf, ich will hier keinen emotionalen Scheiß anfangen, also-", ich wende mich ab und hole eine Pistole aus meinem Rucksack, " nimm die, halt die Klappe und steig aus.", ich halte sie ihm hin.

Er starrt erst auf die Knarre, dann zu mir, ohne Anzeichen sie anzunehmen, "Wieso?"

Ich antworte nicht.

"Sag es schon, wieso aufeinmal?", antwortet er und schaut mir mit ruhigen Blick in die Augen.

"Dinge haben sich geändert. Du hast sie verdient, ich vertraue dir, also nimm sie jetzt einfach, bevor ichs mir anders überlege!", ich weiche seinem Blick aus und drücke sie ihm gegen die Brust, "Außerdem bist du noch hilfloser als sonst mit dieser Wunde", ich deute auf seine Seite.

Er greift nach meiner Hand und drückt sie noch fester gegen sich, wodurch ich ihn anschauen muss.

"Gerade siehts für mich wirklich aus wie Wonderland.", sein Mundwinkel zuckt nach oben.

"Warte ab, bis wir Matratzen haben.", antworte ich leise und lächle.

Einen Moment später ziehe ich meine Hand zurück und wir steigen aus.

"Ich denke, ich muss nicht mehr auf dich aufpassen und die Läden sind auch nicht sonderlich groß, also gehen wir sie einzeln durch.", beschließe ich.

"Alles klar.", Ryan entsichert mit stolzem Blick seine Knarre.

"Bist du wirklich so blöd?", ich schaue ihn prüfend an.

Er räuspert sich, "Nein, nein.", er sichert die Waffe wieder und steckt sie sich hinten in die Hose.

Ich gehe auf den ersten Laden in der Straße zu.

Wie sich herausstellt, war das hier mal ein Friseur, wo man sowieso nichts brauchbares finden kann, also gehe ich weiter zum Gebäude nebenan.
Das Rathaus.

Ich schaue rüber zu Ryan, der gerade in eine kleine Apotheke auf der anderen Straßenseite gegangen ist.

Neben dem Rathaus ist ein altes Pub.
Mit viel Glück ist etwas Alkohol übrig geblieben.

Ich öffne die knarrende Holztür, während ich mein Messer bereit halte.

Ich öffne sie mit einem Ruck und starre mit ausgestreckten Messer in die Dunkelheit.
Durch die paar Sonnenstrahlen, die durch die Tür den Weg hinein gefunden haben, erkennt man eine große Holztheke mit verstaubten Flaschen an der Wand hintendran und sonst stehen überall ein paar runde Tische.

Ich gehe ein paar Schritte tiefer in den Raum.

Alles ist ruhig.

Nachdem ich mir fast sicher bin, dass hier sonst keiner ist, gehe ich zu den Fenstern und reiße alle Vorhänge auf.
Unzählbare Staubpartikel schwirren durch die Luft, wodurch ich alle paar Minuten husten muss.

Ich gehe zielsicher zur Theke, schwinge mich auf die andere Seite und suche zwischen den ganzen verstaubten Flaschen irgendwas trinkbares.

Ich entdecke hinter einigen kaputten Weinflaschen einen Jack Daniels und greife aufgeregt nach dem Whisky, doch kaum hab ich die Flasche angehoben, stelle ich sie auch schon wieder etwas enttäuscht ab.

"Irgendwas muss hier doch sein."

Just stay aliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt