"Ich hab Huuuunger!", ruft Ryan mit kratziger Stimme, "Ich hab Duuuurst!", ich drehe mich um und warte, bis er mich wieder eingeholt hat, "Ich hab keine Kraaaaft mehr!", stöhnt er und schlürft, ohne mich zu beachten, an mir vorbei.
So geht es schon seit ungefähr einer halben Stunde.
"In fünfzehn Minuten machen wir ne Pause.", antworte ich zum hundertsten mal um Ruhe zu haben.
Ich überhole ihn, was bei seinem Schneckentempo kein Wunder ist, und kurz darauf höre ich ein dumpfes Geräusch.
Ich drehe mich wieder um und verdrehe genervt die Augen, als ich Ryan auf dem Boden sitzten sehe.
"Ich muss sofort was essen, sonst sterbe ich, ich meins ernst Ash, bitte!", redet er ununterbrochen.
"Wir haben nichts zu essen, lass uns wenigstens einen Fluss finden, dann kann ich uns ein paar Fische fangen, okay?"
Er stöhnt gequält.
"Hier, du kannst was trinken.", ich hole eine Wasserflasche aus meinem Rucksack, öffne sie und halte sie ihm vor den Mund.
Er setzt an und stützt die Flasche, die ich immernoch halte, mit seiner linken Hand etwas ab.
"Das reicht, wir sind nicht in der Wüste.", ich nehme die Flasche von seinem Mund und schließe sie wieder, "Wir müssen bei allem sparen, solange wir nicht neben einem See wohnen.", ich packe sie wieder ein und schaue auffordernd zu Ryan.
Er wischt sich über den Mund und steht dann bemüht auf.
"Beeilen wir uns.", er trottet an mir vorbei.
[...]
Letztendlich sind wir noch eine Stunde lang gewandert, bis wir einen kleinen Fluss gefunden haben, der bei weitem nicht so schön war wie der letzte.
Der Matsch am und im Fluss macht das stehen darin nicht gerade einfach, obwohl ich nichtmal bis zu den Knien im Wasser stehe. Das Wasser an sich ist trüb und ich würde jedem abraten, davon zu trinken. Die paar Fische, die Flussabwärts schwimmen sind nicht größer als meine Hand und daduch ziemlich flink.
Ryan ist auch nicht gerade eine Hilfe, wie er sich gegen einen Baum gelehnt hat und an einem winzigen Fisch rumknabbert.
Dass er das Feuer machen musste hat ihm für heute anscheinend schon gereicht."Ich hab noch einen.", ich ziehe den voher angespitzten Stock aus dem Wasser, an dessen Spitze ein blaugrau schimmender Fisch zappelt.
"Gut, bin gade fetiggewoden!", ruft er mit vollem Mund und wirft das abgeknabberte Fischskelett über seine Schulter in einen Busch.
Er kommt zufrieden zu mir und zieht den Fisch vom Stock, dann humpelt er wieder an seinen Platz und spießt ihn ebenfalls an einen Stock über das Feuer auf.
Bis jetzt hat er jeden gefangenen Fisch verzehrt und langsam wird es Zeit, dass er wieder zu Kräften kommt, schließlich ist es schon Nachmittag und ich habe heute, im Gegensatz zu ihm, noch nichts gegessen."Du solltest anfangen, auch an andere zu denken.", sage ich eher zu mir selbst, als zu ihm, da er gerade zu beschäftigt mit dem Drehen des Stockes ist, um meine Anwesenheit wahrzunehmen.
Wieder verfehle ich einen Fisch und suche erneut festen Stand."Ich habs satt, mich von Fisch zu ernähren.", bemerkt er auf einmal lustlos und ich schaue ihn perplex an.
"Ist das grade dein fucking ernst?", frage ich ungläubig und laufe auf ihn zu.
"Kannst du nicht irgendeine Falle für Waldtiere bauen, du bist doch so schlau.", er beißt genervt in den Fisch.
"Schieb dir deine scheiß Falle in den Arsch!", ich reiße ihm den Fisch aus der Hand und werfe ihn in sein Gesicht, doch er wehrt ihn schnell mit seinem Arm ab.
Dann fängt er an zu lachen.
Als er meinen wütenden, verwirrten Blick auffängt, wird sein Lachen noch lauter.
"D-du denkst doch nicht ernsthaft-", er zeigt lachen auf mich, "dass ich sowas s-sagen würde?", er kriegt sich nicht mehr ein und ich verstehe garnichts mehr, "Das war doch nur Spaß man, setz dich hin, ich mach jetzt weiter, du hast heute noch garnichts gegessen.", er steht lächelnd auf und nimmt mir den Stock aus der Hand, "Sei nicht sauer, ja? Das musste sein.", sagt er immernoch leise lachend und geht an mir vorbei ans Ufer.
Gott ist er ein Arsch.
Er zieht seine Hose und Schuhe aus und wirft sie kurz darauf mit dem provisorischen Verband ans Ufer.
Die Wunde scheint gut zu verheilen, sie ist zwar nicht wirklich groß, aber die Schwellung hätte mir Sorgen bereitet. Zum Glück ist mittlerweile alles weitgehend abgeschwollen und entzündet hat sich anscheinend auch nichts. Er steigt vorsichtig ins Wasser und macht sich bereit, Fische aufzuspießen.Ich stehe leise auf und schleiche mich zu ihm und ehe er sich ganz zu mir umdrehen kann, schubse ich ihn leicht nach hinten, woraufhin er ausrutscht und ganz ins Wasser fällt.
"Das ist die Rache wegen eben.", lache ich diesmal und er schüttet angewiedert den Matsch von seinen Händen.
Ich sehe ihn noch kurz grinsen, bevor er mich am Bein zieht und ich ebenfalls nass und dreckig im Fluss lande.
Wir lachen beide und er fängt an, mich mit dem Matsch zu bewerfen, woraufhin ich das selbe tue.
"Ich hasse dich Ryan.", stöhne ich lachend während ich versuche, mich sauber zu machen.
"Tust du nicht.", grinst er und versucht wieder Fische zu fangen.
"Wäre der Dreck in meinen Haaren gelandet, wärst du jetzt Tod.", ich deute auf meinen Zopf und ziehe die dreckigen und nassen Sachen aus.
"Wow, wir sollten öfter fischen gehen.", er beißt sich spielerisch auf die Lippe und zieht die Augenbrauen hoch.
Ich schütte nur den Kopf und ziehe mir trockene Sachen an.
"Schön wärs, wenn für mich auch was drin wär.", scherze ich und steige aus dem Fluss.
Er lacht ermpört auf, "Hey, ich hab einen! Mach dich bereit für dein Frühstü-", er zieht den Stock heraus und daran zappelt ein zeigefingergroßer Fisch, "-Vorspeise, mach dich bereit für deine Vorspeise.", er übergibt ihn mir und ich muss lachen, "Wie hast dus geschafft, so einen kleinen Fisch zu fangen?", ich spieße ihn auf und halte ihn ins Feuer.
"Skills meine Liebe, jahrelanges Training.", er tut so, als würde er seine nicht vorhandenen Ringe an der Brust polieren und spitzt seinen Mund, "Dieser Fisch würde im Supermarkt fünftausend Dollar kosten und nur du darfst ihn hier exklusiv probieren."
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Just stay alive
ActionSeit vor etwa einem Jahr die Zombieapokalypse ausgebrochen ist und somit nun der Großteil der Menschheit tot durch die Straßen läuft, versuche ich jeden Tag zu überleben. Es soll jedoch einen Ort im Osten Amerikas geben, der noch von Menschen bewohn...