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Sie haben sie vor ein paar Stunden drüben reingebracht.
Ich habe die ganze Zeit vom Fenster aus zugesehen, wie Hades sie "verartztet" hat.
Im Grunde hat er nur dafür gesorgt, dass sie nicht verblutet. Er hat keine Schmerzmittel oder sonstige Medizin an ihr verschwendet.
Er hat sich Zeit gelassen.
Manchmal ist er kurz weg gegangen.
Und sie hat sich nicht bewegt.

Es ist mittlerweile dunkel geworden und jeder ist in seinem Wohnwagen.
Seit sie Ashley rüber gebracht haben, versuche ich einzuschlafen, damit ich morgen schnell zu ihr kann.
Das Problem ist, dass ich nicht einschlafen kann. Sobald ich die Augen schließe, sehe ich sie wieder vor mir, wie sie unter Schmerzen zusammenbricht, sich an den Bauch fässt und hustet. Von den riesigen, grinsenden Männern umgeben.

Ich reiße die Augen auf.

Wenn mir schon sowas durch den Kopf geht, nur wenn ich meine Augen schließe, was werde ich dann träumen?

[...]

Ich öffne meine Augen einen Spalt und sofort holt mich die Realität wieder ein.

Ich habe von ihr geträumt.
Aber es war schön.
Und friedlich.
Wir waren auf einem Roadtrip und anstelle von Zombies trafen wir überall nette Menschen. Wir haben in Diners zu Mittag gegessen und nachts die Sterne beobachtet. Und wir haben viel gelacht, geredet und zu dummen Songs laut mitgesungen.

Aber es war nur ein Traum.
In Wirklichkeit liegt sie verletzt, kaputt und alleine drüben im Bett.
Und eigentlich sind wir auf einem Roadtrip, nur dass wir abgelaufene Lebensmittel zu Mittag essen, die Welt aus Beißern besteht und wir von einer Gruppe festgehalten werden.

Ich richte mich auf und ziehe mich um. Dann gehe ich zur Tür, die immernoch abgeschlossen ist und hämmere gegen sie.

"HALLO!", brülle ich, "LASST MICH HIER RAUS, HADES!"

Als ich keine Reaktion darauf bemerke, gehe ich zum Fenster und sehe einige draußen herumlaufen und verschiedene Dinge machen.

Ich klopfe gegen das Fenster, "COLIN!", er hält inne und schaut zu mir, "LASS MICH RAUS, HOL HADES!", er scheint irgendwas in die andere Richtung zu rufen und kurz darauf kommt er auf meinen Wohnwagen zu. Man hört ein Geräusch und er kommt herein.

"Du darfst kurz zu ihr.", sagt er, bevor ich überhaupt fragen kann, "Aber du musst das hier anziehen.", er hält ein schwarzes Hundehalsband mit einer Eisenkette daran hoch, "Anordnung von Hades, Sicherheitsvorkehrungen und so."

Ich schaue ihn ungläubig an.

"Ach komm man, ihr habt drei unserer Leute gekillt, ist doch klar, dass wir euch nicht frei rumspatzieren lassen, dann könnten wir euch genausogut ein Messer in die Hand geben, um uns alle abzustechen und jetzt dreh dich um."

"Sie-ist gleich nebenan, zwei Schritte..."

"Das ist egal."

"Aber das ist ein...Hundehalsband.", antworte ich immernoch verwirrt.

"Ihr seid nicht die ersten, die das tragen müsst, mir haben sie damals auch sowas angelegt, wenns dir hilft.", er geht um mich herum und setzt das Band an meinem Hals an.

"Was ist an Handschellen so verkehrt?", frage ich und der Druck an meinem Hals wird größer.

"Handschellen entwürden dich nicht. Das Halsband ist ein Symbol der unterordnung, dein Stolz wird dir genommen.", ich höre das schnipsen der Kette, "Aber wenn du dich gut verhältst, kannst du ganz schnell aufsteigen und dann bist du der, der die Halsbänder anlegt. Überlegs dir, ob du bei uns einsteigen und deinen Stolz zurückgewinnen oder für immer an der Leine geführt werden willst. Du hast die Wahl, dir werden deine Taten verziehen und du bekommst alles, was du brauchst, für dich ist es nicht zu spät, im Gegensatz zu deiner kleinen Freundin.", er kommt wieder, mit der Kette in der Hand, um mich herum.

Just stay aliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt