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[...]

Ich öffne meine Augen und blinzle ein paar mal, bis die Holzdecke über mir scharf wird.
Ich versuche zu schlucken, doch mein Mund ist ausgetrocknet.

Anscheinend haben sie mich gefunden.

Ich starre auf den hellen Riss in der Decke, den ich auch sonst immer sehe, wenn ich in meinem Bett liege.

Und sie haben mich in meine Hütte gebracht.
Sofort fällt mir wieder die dritte Regel des Qualifikationstrainings ein.

Schaffst du das QT nicht bis zum Sonnenaufgang, so wird man dich aussetzen.

Ich habe die Sonne aufgehen sehen.
Es war schon hell, als ich bewusstlos wurde.

Während ich mich aufrichte, rechne ich damit, von irgendetwas zurückgehalten zu werden, jedoch passiert nichts, außer, dass mein gesamter Körper schmerzt.
Ich verziehe kurz mein Gesicht, bevor ich an mir herunter schaue.
Sie haben mir etwas anderes angezogen und meine Arme und Beine verbunden.
An meinen Händen sehe ich viele kleine Kratzer, jedoch sind meine Finger genauso gut durchblutet wie alles andere an mir.
Als ich aufstehen will fallen mir die Holzkrücken ins Auge, die an mein Bett gelehnt sind.

Ich ignoriere sie, doch als ich aufstehe und direkt darauf wieder zurück aufs Bett falle, da meine Beine mich nicht halten können, nehme ich sie doch zur Hilfe.
Das Bein, mit dem ich am Zaun hängengeblieben bin, tut besonders weh, sodass ich die drei Schritte bis zu dem kleinen Tisch gegenüber dem Bett eher stürze als gehe.
Ich lasse mich auf den Stuhl fallen und schenke mir ein Glas Wasser ein.

Als nächstes sollte ich wohl Gretchen aufsuchen. Vielleicht kann ich sie dazu bringen, mich doch nicht rauszuschmeißen, aber da sie mich sowieso nicht mag, wird das wohl kaum klappen. Dann sollte ich wenigstens meine Sachen von ihr abholen.

Ich stelle das leere Glas zu der Flasche und binde mir schnell meine Haare zusammen.
Dann nehme ich wieder die Krücken zur Hand und mache mich auf den Weg zur Tür.
Als ich sie öffne, werde ich sofort von zwei der Kinder beim vorbeirennen begrüßt.
Die Sonne strahlt an dem bewölkten Himmel und sofort weht mir ein kalter Wind die Strähnchen, die an allen Seiten abstehen, ins Gesicht.
Langsam mache ich mich auf den Weg zu Gretchens Haus, wobei ich wieder etliche Blicke der anderen Bewohner bekomme und als ich ca. 15 Minuten später ankomme und vor diesmal nur einer Wache stehe, bringt er mich nicht hinein, wie sonst immer.

"Du weißt ja, wos lang geht." bekomme ich nur gesagt, ohne dass er mich ansieht.

Verwirrt öffne ich die Tür und gehe zu Gretchens Büro.
Ich höre schon vom Flur aus diskutierende Stimmen die sich gegenseitig unterbrechen und anschreien.

Langsam öffne ich die Tür und sofort wird es still.
Brandon steht mit Richard vor Gretchens Schreibtisch, welche mit verschränkten Armen dahinter sitzt.

"Ashley!", sagt Brandon sanft und kommt direkt zu mir.

"Was ist hier los?" frage ich und wechsle den Blick zwischen den dreien.

"Komm, setz dich-", Brandon hilft mir zu einem Stuhl vor dem Schreibtisch, "Gut, dass du hier bist.", er wirft Richard einen düsteren Blick zu, welcher desinteressiert zurück schaut.

Ich setze mich und lasse die Krücken auf den Boden fallen, "Worüber habt ihr diskutiert?", frage ich sofort.

"Er will dich rausschmeißen.", er deutet auf Richard.

Just stay aliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt