[...]
Ashleys P.O.V
"Habt ihr alles?", ruft Ryan von der Ladentür aus.
Ich suche das Verfallsdatum auf einer Dose eingelegter Tomaten.
"Ich warte dann im Wagen.", höre ich Gerith von der anderen Seite.
Ich finde kein Verfallsdatum, stecke sie aber trotzdem in meinen Rucksack .
Dann gehe ich weiter durch die verwüsteten Regale."Kommst du?", fragt Ryan wieder.
"Warte.", ich steige über einen toten Beißer und gehe zur ehemaligen Kasse.
Jetzt kann mich Ryan auch sehen.
"Was machst du?", er steht im Eingang und mustert mich.
Ich steige auf die andere Seite der Kasse und packe alle Zigaretten Packungen ein, die übrig sind.
"Ashley...", stöhnt Ryan genervt auf.
"Die sind nicht für mich, okay.", ich komme zu ihm und er schaut mich fragend an, "Mit Zigaretten kann man gut tauschen. Wir brauchen Medikamente und wenn wir auf irgendeine Gruppe stoßen, werden sie die hier mit Sicherheit annehmen.", ich halte ein Päckchen hoch und gehe dann an ihm vorbei nach draußen, "Und der Rest ist dann für mich."
"Was hast du sonst noch?", ändert er das Thema.
"Nichts gutes und du?", ich laufe um den Wagen und steige ein.
"Nichts.", er nimmt neben mir Platz und Gerith fährt los.
"Das kann doch nicht wahr sein, dass jeder Laden leer ist.", meint Gerith genervt.
"In der Stadt wirds besser.", ich wische mir meine blutverschmierten Hände an meinem Oberteil ab.
"Es kann ewig dauern, bis wir auf die nächste Großstadt stoßen.", Ryan lehnt sich ans Fenster, "Mein Arsch tut schon vom ganzen Sitzen weh."
"Wenn dus besser findest wie früher zu Fuß durch die Wälder zu wandern, ohne Schutz und mit begrenztem Gepäck, dann lassen wir dich hier raus, sag nur Bescheid.", verdrehe ich die Augen.
Ryan fängt an zu lachen.
Ich schaue ihn vielsagend an.
"Du bist fast so wie früher, als wäre nichts passiert.", grinst er.
Und es stimmt, dass ich in der letzten Woche meine Stimme wiedergefunden habe, aber es macht mich wütend ihn zu sehen, wie er breit lächelt und sagt, dass alles wie vergessen ist.
Nichts ist vergessen.
Und ich bin nicht wie früher.
Ich habe immernoch Angst und ich weiß nichteinmal wovor.
Ich bin immernoch schwach und kaputt.
Ich habe immernoch Alpträume.
Und ich unterdrücke es Nachts wegen dieser zu weinen.Eigentlich versuche ich nur mit alldem umzugehen.
"Hat jemand Alkohol gefunden?", ich schaue zu Gerith, der sich aus alldem raushält und stumm den Kopf schüttelt.
Stille entsteht und ich mustere meine schmutzigen Anziehsachen.
"Wir sollten nach Wasser suchen. Einen See oder Fluss, hauptsache ich krieg das alles von meinem Körper."
"Lasst uns morgen halten und ein Stück durch den Wald gehen, vielleicht finden wir ja was, ich könnte auch ne Dusche vertragen.", meint Gerith.
Ich schaue ihn an.
Es stimmt.
Er sieht zwar noch ganz annehmbar aus, aber sein dunkler Bart und die dazu passenden Schmutzflecken im Gesicht lassen ihn etwas abschreckend wirken.Mein Blick wandert zu Ryan.
Seine Haare sind wieder ein ganzes Stück länger und man sieht deutlich ein paar Stoppeln am Kinn.
Sein ursprünglich weißes Hemd ist braun und hat ein paar Löcher.Und dann schaue ich in den Rückspiegel.
Ich habe ihn größtenteils gemieden, weil es mir ohnehin schon schlecht ging.
Meine Augen sind nurnoch leicht rot und ich habe wieder ein wenig Farbe im Gesicht.
Meine Wangenknochen sind immernoch tief, was aber nicht mehr allzu auffällig. Meine Lippen sind leicht geschwollen, und die Kratzer auf meinem Gesicht immer frisch.
Die Linie an meinem Hals ist immernoch so klar, wie mit einem Lineal gezogen, aber schon etwas ausgeblasst.
Und meine Haare sind ein einziges Chaos.
Trotz allem würde ich sagen, dass ich wieder menschlich aussehe.
Wieder lebendig.
Wieder wie ich.[...]
Ich schaue mir die funkelnden Sterne an. Viel zu viele, um sie zählen zu können. Manche leuchten heller, andere dunkler.
Und wir sind so klein.
Die ganze Erde ist so klein, und trotzdem ist alles, was die Menschheit je kannte, von hier.
Die ganze Geschichte, die wir kennen, spielte sich hier auf diesem Planeten ab. Alle berühmten Menschen lebten hier auf der Erde.
Der einzige Planet, der bewohnt wird.
Und genau dieser Planet geht mit jedem Tag ein bisschen mehr zu Grunde.
Bis er irgendwann nurnoch von Toten bewohnt wird."Hey.", reißt mich Ryans Stimme aus den Gedanken und ich drehe mich zu ihm, "Kannst du auch nicht schlafen?", er lehnt sich neben mich gegen die Motorhaube und schaut auch in die Sterne.
"Wenn es dir zu kalt ist, dann geh rein schlafen, ich bin nicht müde.", meine ich nach ein paar Minuten.
Sie lassen mich nicht draußen schlafen. Ryan und Gerith wechseln sich immer ab, wer draußen schläft und wenn ich irgendwas dagegen einwerfe, werde ich ignoriert.
"Woran hast du gedacht?", fragt er und schaut mich von der Seite an.
Ich setze mich im Schneidersitz auf die Motorhaube und denke nach."Glaubst du an Gott, Ryan?", ich schaue ihn diesmal direkt an.
Er zögert kurz, "Nein. Nein ich bin nicht religiös."
Ich wende meinen Blick ab, "Ich auch nicht-", ich hole eine Zigarette aus meiner Jackentasche, "-Aber ich glaube an Gott. Oder zumindest an eine höhere Macht.", ich zünde sie mir an, "Wieso sonst sollte so ein Virus ausbrechen. Vielleicht sollten wir alle sterben. Vielleicht gehört das alles zu einem Plan."
"Ich denke...ich denke wir sollten uns glücklich schätzen, dass wir noch am Leben sind. Es sind nicht viele übrig."
"Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich noch glücklich darüber sein sollte.", ich atme den weißen Rauch in die dunkle Nacht aus.
"Was meinst du?", er schaut mich verwirrt an.
"Ich weiß nicht, ob es das alles wert war. Ich bin verletzt, Ryan, und-", ich seuftze.
Er sagt nichts.
"Ich werd mich nicht umbringen, nur damit du es weißt. So verloren bin ich auch wiederrum nicht."
"Früher oder später werden wirs erfahren.", meint er.
"Was erfahren?", ich schaue ihn fragend an.
"Na ob es einen Gott gibt.", er lächelt leicht, "Aber solange wir noch leben sollten wir uns darüber keine Gedanken machen."
Ich nicke, "Ja...du hast recht."
"Ich mag es, mit dir zu reden. Einfach so. Über irgendwas.", er schaut mich an.
"In letzter Zeit hatten wir nicht so viele Gelegenheiten zum reden."
"Nein...", antwortet er gedankenverloren, "Warte kurz.", er geht ums Auto und einen Moment später kommt er mit einer großen Decke wieder zurück.
Er setzt sich neben mich auf die Motorhaube und legt uns die Decke über die Schultern.
Ich stütze meinen Kopf auf seiner Schulter ab und er legt seinen Arm um mich."Ich will immer Zeit zum reden haben Ash. Ich will mit dir über alles reden, ich will mir deine Meinung anhören, deiner Stimme zuhören. Ich will die Person sein, der du alles erzählen kannst, denn die bist du auch für mich."
Ich lächle leicht, "Dann fang an."
DU LIEST GERADE
Just stay alive
AçãoSeit vor etwa einem Jahr die Zombieapokalypse ausgebrochen ist und somit nun der Großteil der Menschheit tot durch die Straßen läuft, versuche ich jeden Tag zu überleben. Es soll jedoch einen Ort im Osten Amerikas geben, der noch von Menschen bewohn...