"Ich würd heute gern draußen schlafen."
Ich schaue ihn an, verwirrt darüber, ob er Witze macht.
Er scheint es bemerkt zu haben und fügt hinzu, "Es wird eine klare Nacht, man kann die Sterne sehen.", er deutet leicht auf die mittlerweile schon eher niedrig stehende Sonne, welche in ein paar Stunden untergehen sollte.
Dann fange ich an zu lachen.
Das kann nicht sein ernst sein.Als er nicht mit einstimmt, werde ich wieder ruhig.
"Du spinnst, wir können von Glück reden, dass wir nicht schon hier drinne erfrieren und du willst draußen schlafen? Mach dich nicht lächerlich.", ich wende meinen Blick wieder ab.
"Ach komm, hier drinne sitzen wir auch nur im Pulli, wir können uns ja was drunter anziehen und vielleicht sogar ne Jacke, wenn die Decken nicht reichen."
"Du provozierst es ja schon fast."
"Was?"
"Das wir verrecken.", ich schaue wieder zu ihm, immernoch nicht an sein neues Aussehen gewöhnt, "Es wäre dumm-"
"-Jajaja, alles ist immer dumm. Aber können wir es uns nicht ab und an mal erlauben, etwas dummes zu tun? Wie bevor der Scheiß hier begonnen hat?"
Ich nicke leicht.
Er denkt nicht an die Auswirkungen.
Damals waren diese höchstens irgenwelche Polizeistrafen, Sozialstunden womöglich und damit wärs das auch.
Aber nicht heute.
Heute steht eine dumme Aktion gegen unser Leben auf der Waage und das sollte man niemals riskieren.[...]
"Hier ist noch eine-", er reicht mit eine alte, braune Wolldecke hoch und ich falte sie einmal in die Mitte, um sie dann auf die anderen auf der Lagefläche zu legen.
"Okay, hoffentlich reicht das auch.", er setzt sich neben mich auf die Decken und lehnt sich ebenfalls gegen das Fahrerhaus.
"Warte, hier-", ich reiche ihm eine Daunendecke, die dickste, die wir haben, und er wickelt uns beide darin ein.
Dann legt er einen Arm um mich und ich lehne mich gegen seine Schulter.
Ich schaue nach vorne auf die Straße, die von einem kleinen, flackernden Feuer, was wir hinter dem Truck gelegt haben, erhellt wird.
Ryan hat es hinbekommen eine kleine Konstruktion zu bauen, die einen Topf über die Flamme hält, womit wir Wasser kochen um später Tee zu machen."Klare Nacht.", murmelt Ryan und ich schaue nach oben auf die Sterne.
Eine Weile lang sagt keiner was.
Er seuftzt und als ich zu ihm schaue, scheint er über etwas nachzudenken.
"Ich-eh...", er reibt sich die Nackenhaare, "Wir...wir hätten uns niemals trennen dürfen. Du weißt garnicht, wie sehr ich es bereue, dich-"
"-du brauchst nichts zu bereuen. Es war mein Fehler. Ich habe auf dein Vertrauen gespuckt und mir hinterher damit den Arsch abgewischt, es war völlig normal, wenn nicht untertrieben, sich von mir zu trennen.", antworte ich leicht schmunzelnd.
Er lacht auf.
"Und irgendwie habe ich dafür auch bezahlen müssen. Diesmal zwar keine Prügel, aber kommt schon nah dran.", ich schaue hoch in die Sterne uns bemerke, wie sich Wolken breitmachen, "Wer weiß, vielleicht kam das ja beides von Gott. Irgendwer muss ja über Menschen richten, wenn das ganze Rechtssystem im Arsch ist, nicht wahr?"
Ich sehe ihnn aus dem Augenwinkel zustimmend nicken.
"Oder vielleicht ist es ein Video Spiel. Gott zockt da oben einfach nur ein Spiel von vielen. Und wir müssen in einem Open-World Game die bösen Zombies bekämpfen und jeder hat drei Leben. Und Ich hab schon zweimal verkackt, deswegen hab ich nurnoch eins. Noch eine letzte Chance, die mir gegeben wurde."
"Außer du findest die Extra-Herzen. Sie machen deine vorigen Fehler rückgängig und du startest praktisch von vorne. Und auch wenn du es nicht weißt, du hast bereits zwei bekommen.", schaut er mich lächelnd an.
Ich erwidere sein Lächeln nicht und schaue nach unten auf die Decke.
"Wir sollten einen Film darüber drehen. Oder zumindest ein Buch schreiben, wenn wir klein anfangen wollen. Der wird dann verfilmt, wir gewinnen einen Oscar und werden reich."
"Die Rollenverteilung hätten wir ja schonmal.", lächle ich jetzt leicht.
Es entsteht eine angenehme Pause.
"Verdammt, Ashley.", flüstert er schon fast und ich schaue zu ihm.
Er schaut mir in die Augen, setzt zum Reden an, zögert, grinst mit einem traurigen Funkeln in den Augen und schaut wieder weg, "Ehm-, erzähl...erzähl mir was vom Dorf."Ich schaue ihn mit runzelnder Stirn an. "Verdammt Ashley- was?", wiederhole ich ihn.
Sein Mundwinkel zuckt, seine Augenbrauen ziehen sich leicht zusammen, als er seinen Kopf leicht zu mir dreht.
Er seuftzt und will erneut anfangen, zu Sprechen, als ein altbekanntes Geräusch uns unterbricht und unsere Aufmerksamkeit sofort zu sich zieht.
Ein gieriges Röcheln, das Knacken der Äste und keinen Moment später kommt ein Beißer aus dem Wald gestolpert.
Ich beobachte ihn ruhig dabei, wie er auf den Truck zukommt, ohne uns bemerkt zu haben.
"Bleib sitzen, ich mach das.", meint Ryan, als ich kurze Zeit später mein Messer ziehe und aufstehen will.
Ich schaue zu ihm hoch.
Der Beißer hat uns nun bemerkt und humpelt lautstark auf uns zu.
Er schaut mich aus den Augenwinkeln noch einen Moment an, als er sein eigenes Messer zieht und ans Ende der Ladefläche läuft.
Er schwingt sich über die Absicherung und landet dumpf auf den Boden.
Der Zombie reißt das Maul auf, ein raues Stöhnen kommt heraus.
Scheiße, hab ich die Dinger lange nicht gesehen.
Nicht lebend, zumindest.
Entweder es gibt hier im Osten weniger von denen oder die Überlebenden haben bis jetzt ganz gute Arbeit geleistet.Ryan läuft selbstsicher mit großen Schritten auf ihn zu, während der Zombie schon seine Klauen nach der Beute ausstreckt.
Als diese schon fast nach seiner Schulter greifen, duckt sich Ryan, stößt seinen Ellenbogen in den Bauch des Beißers, der mit Schwung über Ryans Rücken rollt und auf dem Boden landet.
Ohne Zeit zu verlieren dreht sich dieser um und stößt sein Messer in den Schädel des Monsters.
Und Augenblicklich wird es ruhig.Erst als ich Ryan sehe, der verwirrt die Hände hebt und nach oben schaut, wird mir klar, dass es angefangen hat zu schneien.
Er zieht das Messer aus dem matschigen Kopf und kommt leicht grinsend auf mich zu.Kein einziger Kratzer.
Kein einziges Schweißtröpfchen.
Nur eine hauchdünne, weiß glitzernde Schicht auf seinen Haaren.
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Just stay alive
ActionSeit vor etwa einem Jahr die Zombieapokalypse ausgebrochen ist und somit nun der Großteil der Menschheit tot durch die Straßen läuft, versuche ich jeden Tag zu überleben. Es soll jedoch einen Ort im Osten Amerikas geben, der noch von Menschen bewohn...