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[...]

"Wer hats dir beigebracht?", frage ich, während ich seinen Fingern dabei zuschaue, wie sie über die Tasten fliegen.

"Mein Vater wollte, dass ich es lerne-", seine Bewegungen werden schneller, "Mit sechs Jahren hatte ich die erste Stunde."

Mein Blick wechselt hoch zu seinem konzentrierten Gesicht.

Er stoppt für eine Sekunde, dann fängt er ein neues Lied an.

Ich muss grinsen, "Hit the road, Jack."

Er nickt zum Takt, "Gutelaunemusik"

"Braucht man heute.", ich wende mich ab und gehe zum Kamin, "Ich fahre später in die Stadt.", ich hole die Dosen aus dem Kamin und trage das Blech in die Küche.

"Okay, können direkt nach dem Essen los."

"Du bleibst hier.", ich lasse die Dosen auf der Kücheninsel kurz abkühlen.

Er hört auf zu spielen und dreht sich zu mir.
"Wie jetzt?"

"Ich fahre alleine. Wir haben hier noch genug zu tun, aber wenn du unbedingt auf Abenteuer aus bist, kannst du ja die Nachbaren besuchen.", ich öffne die Dosen vorsichtig und gebe ihm einen Löffel, als er dazu kommt.

Seuftzend stochert er in seiner Suppe, "Komm dann wenigstens bei Sonnenuntergang zurück."

"Der ist hier schon um fünf.", ich lehne mich gegen die Platte, "Aber mal sehn, vielleicht hab ich ja Glück und finde was."

"Ich hasse das...was, wenn dir was passiert?", murmelt er.

"Habs doch schonmal geschafft.", grinse ich.

"Jaah, aber...mnh", seuftzt er.

"Dir kann hier genausogut was passieren. Vor ein paar Tagen wären wir fast ertrunken."

"Ist ja gut. Dann fahr aber gleich wirklich los, damit du es vielleicht doch zu Sonnenuntergang schaffst."

"Wir werden sehn.", Ich setze mich ganz auf die Platte und esse das eintönige Dosenfutter.

[...]

Mit einem Blinken der Scheinwerfer schließe ich den Wagen ab und laufe mit meinem Rucksack und meinem Gewehr auf dem Rücken die Straße hoch.

Ich bleibe an der Ecke stehen, wo ich das letzte mal die Läden durchsucht habe.
Der kalte Wind kommt mir entgegen und brennt auf meiner Haut.
Ich ziehe mir Ryans Mütze tiefer über die Ohren und beobachte, ob sich etwas tut.

Bis auf den pfeifenden Wind hört man nichts.
Absolute Stille.

Ich schlucke und meine Hand wandert in meine Jackentasche.

Ich ziehe den Flyer heraus und überfliege ihn nocheinmal.

Irgendetwas ist hier verdammt komisch.

Es ist viel zu ruhig.

Unnatürlich.

Die meisten Läden sind leergeräumt, so, wie man es heutzutage erwartet-aber dann ist da der verfickte Waffenladen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es seit über einem Jahr kein Mensch geschafft hat, dort rein zu kommen.

Und dann noch der frische Beißer vom letzten mal.
Als hätte er sich eben erst verwandelt.

Als wäre die gesamte Straße eine Art Falle.

Außer in dem Waffenladen gibt es hier auch nichts mehr für mich zu holen und um den Aufzubekommen fehlt mir immernoch das richtige Werkzeug, aber trotzdem beschließe ich, die Straße hochzulaufen.

Ich ziehe mir den Schal bis zur Nase hoch und richte meinen Kragen auf.

Am Ende der Straße entdecke ich die ersten Beißer.

In den anderen Straßen ist mehr los.
Deswegen habe ich auch beschlossen, an irgendeiner Ecke zu halten und nicht mitten drinne, so wie letztes mal.

Ich bleibe wieder vor dem Waffenladen stehen und schaue mir das ganze Gebäude an.

Wohnungen.

Nach kurzem Suchen finde ich die Tür, die ins Treppenhaus führt.

Ich könnte hoch gehen und dort die Wohnungen durchsuchen. Warscheinlich würde ich sogar irgendetwas nützliches finden.
Aber der Laden ist momentan um weiten interessanter.

Die Eingangstür war bereits aufgebrochen und ich gehe in den stickigen Flur.

Dann laufe ich direkt zu der Tür ganz links und schaue mir den Türgriff an.
Natürlich ist abgeschlossen, aber die Tür und der Rahmen sind aus Holz.

Ich gehe ein paar Schritte zurück und schmeiße mich dann mit voller Kraft gegen die Tür.

Ich muss zugeben, früher wäre sie sofort aufgesprungen, aber ich habe Glück, dass das Holz schon spröde ist und beim zweiten Versuch nachgibt.
Die Tür fällt zu Boden und ich trete in die Wohnung.

Ein Beißer ohne Beine krabbelt sofort krächtzend auf mich zu.

Ich halte seinen Kopf mithilfe meines Fußes von mir fern, als ich kurzerhand mein Messer ziehe und es ihm dann in den Kopf ramme.

Die Wohnung interessiert mich auch nicht weiter, als mir eine weitere Holztür mit einem Vorhängeschloss auffällt.

Das muss es sein.

Diese Tür sieht auch nicht besser als die Eingangstür aus und nach wenigen Versuchen mehr als beim ersten mal stehe ich in einer Art Hinterkammer.

Es ist dunkel und ich suche nach der Tür, die mich in den Laden bringt.
Zu meiner Überraschung ist diese diesmal nicht abgeschlossen und ich finde mich hinter der Kasse wieder.

Grinsend öffne ich meinen Rucksack und lege ihn auf dem Tresen ab.

Zuerst sammle ich fast die ganze Munition ein, die sich hier in dem Raum findet, dann schaue ich mir die Waffen selbst an.

Die reinste Goldgrube.

Ich sammle die kleineren Waffen ein und stopfe sie noch in den Rucksack.

Und gerade als ich überlege, welche größeren Waffen ich nun mitnehmen soll, fällt mir die lange Sporttasche im Camouflage auf.

Grinsend packe ich die restliche Munition, einige Waffen und irgendwelche Dinge, die ich eigentlich nichteinmal brauche, wie Pfefferspray, ein.

Zuletzt ziehe ich mir noch eine schusssichere Weste unter die Kleidung und packe eine zweite für Ryan ein.

Als ich die Sporrtasche heben will, fällt mir auf, wie scheiße schwer der ganze Kack eigentlich ist.

Trotzdem bekomme ich sie irgendwie um meine Schulter gelegt, doch als ich ein paar Schritte mache, merke ich, dass es nicht geht.

Ich will die Sachen nicht offen hier lassen und beschließe, die Tasche in der Wohnung zu verstecken.

Als ich sie in einem alten Schrank verstaut und mit ein paar Laken getarnt habe, gehe ich wieder zurück zum Laden.

Ich bringe einfach die Sachen, die ich in meinen Rucksack habe, zum Auto und fahre dann hier vor.

Der Schlüssel zur Ladentür steckt komischerweise und ich schließe sie auf.

Während ich mich dagegen lehne, um rauszukommen, ziehe ich mir eine Zigarette heraus und zünde sie an.

Mit einem hellen Klingeln der Ladentür kommt mir auch der eiskalte Wind wieder entgegen.
Das Feuerzeug gibt noch einen letzten Funken, womit ich es schaffe, die Zigarette doch noch anzuzünden und als ich aufschaue, blicke ich direkt in den Lauf eines Gewehres.











Idk about this one :/

Just stay aliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt