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Ich schlucke und wende meinen Blick ab, "Brandon-", ich drücke ihn mit meinen Fäusten gegen seine Brust von mir weg.

"Das war doch nur Spaß.", richtet er sich in seiner ganzen Größe wieder auf und schaut mit einem Lächeln prüfend zu mir.

Ich schaue verunsichert auf den Boden.

"Ach komm-", er nimmt meine Hand, sodass ich ihm wieder in die Augen schaue, "Das war wirklich nicht ernst gemeint, ich will nichts von dir Ashley, ich dachte-"

"Ist gut Brandon, ich habs kapiert.", unterbreche ich ihn.

"G-gut...", antwortet er überrascht.

Ich weiß nicht, ob ich das glauben soll. Es ist komisch, auch nur daran zu denken, mit ihm...

"Wollen wir später noch in die Bar, ich wette Marta gibt uns ne extra Schüssel Suppe, dafür, dass heute dein erster Tag war.", versucht er, ein Gespräch anzufangen.

Ich antworte nicht sofort.
Einen Moment überlege ich, was ich sagen soll.
"Ich denke ne Suppe wäre bei so Wetter ganz gut.", antworte ich dann lächelnd.

Es ist egal, was mit ihm ist.
Ich vergesse das einfach. Vielleicht wollte er seine Grenzen austesten und ich hoffe, er weiß jetzt, wo er steht.
Aber deswegen sollte ich ihn nicht verurteilen.
Er ist die einzige Person hier, mit der ich so richtig reden kann und das soll auch so bleiben.

Er atmet erleichtert aus, "Gut."

"Wie ist das jetzt eigentlich, arbeiten immer alle um die selbe Zeit, jeden Tag?", fällt mir eine der Fragen wieder ein, die ich Jackal fragen wollte.

"Nein, nein, das wäre viel zu viel. An den meisten Tagen werden wir aufgeteilt, weswegen ich auch die letzten Monate meistens im Dorf an Reparaturen gearbeitet habe. Wenn die Gruppe, die rausgeht etwas gefunden hat, gehen meistens fast alle am nächsten Tag mit, um zum Beispiel gefundene Vorräte einzusammeln.", er macht eine kurze Pause und dreht sich kurz zur Tür, "Und wenn du echt gut darin bist, da draußen zu überleben, dann bekommst du vielleicht einen festen Platz im Versorgerteam und gehst nur raus, anstatt die scheiß Arbeit hier im Dorf zu verrichten, zu denen gehören die Typen, die mit Jackal mit sind und noch ein paar andere.", er wendet sich wieder mir zu, "Und im Grunde ist es so, dass wenn es momentan keine wichtige Arbeiten gibt, man einfach frei hat. Im Winter ist es beispielsweise fast die ganze Zeit so."

Ich nicke, "Okay und die Leute, die einen festen Platz hier haben, die helfen Jackal bei wichtigeren Aufgaben, wie das mit den Autos jetzt?"

"Ja, sie kennen sich auch gut in der Umgebung aus und sind daher, neben Jackal, die Personen, die uns theoretisch sicher raus und wieder zurück bringen.", er schluckt, "Naja, praktisch hat das nicht immer so gut geklappt."

"Wieso arbeiten hier ausschließlich nur Männer?", frage ich, ohne weiter auf das Thema davor einzugehen.

Er zögert überlegend.

"Na weil sich die Frauen darum kümmern, dass im Dorf alles läuft."

Ich drehe mich überrascht zu der Stimme und sehe eine große, dünne Frau, die eine Wollmütze trägt und sich zu uns gestellt hat.

"Und weil die Männer dort nur im Weg stehen.", fügt sie noch lächelnd hinzu und schaut Brandon an.

"Haay.", sagt dieser nur unbegeistert und meidet Augenkontakt.

"Ich bin übrigens Jasemine, sind die noch immer die Autos holen?", fragt sie an Brandon gerichtet, während sie mir ihre, in halbfinger Handschuhen eingehüllte Hand hinhält.

Ich schütte sie und werfe dabei einen Blick auf die Nummer, die auf ihrer Winterjacke vorne auf die Brust genäht wurde.

Nr.0303881

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