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Wir fahren etwa zwanzig Minuten lang die engsten und am weitesten entfernten Straßen des Zentrums entlang.

"Ich hätte nicht gedacht, dich jemals wieder zu sehen.", grinst Delron leicht, "Wo warst du voher, als alles angefangen hat?"

"Als es angefangen hat war ich immernoch in Vegas, bin dann mit unterschiedlichen Gruppen bis hier nach Alabama gekommen, naja dann sind halt so Sachen passiert. Bin dann alleine in die kleine Stadt westlich von hier geganen, wo ich den Trottel aufgeschnappt habe.", ich grinse zu Ryan, dem ein Schmunzeln übers Gesicht huscht.

"Verstehe, und woher weisst du überhaupt, dass ich mich hier aufhalte?", er konzentriert sich mehr auf mich, als auf die Straße.

"Ein Typ, Malcom, er wollte auch zu dir, haben uns dann ausgetauscht und dann wollte ich ihn begleiten.", ich seufze kurz, "Er hats nicht geschafft.  Kein Toter-kein Zombiebiss, es war ne scheiß Überdosis."

"Malcom kam nie von dem Stoff ab.", er schüttet leicht den Kopf, "Ihr nennt sie also 'Zombies' und 'Tote' ", lacht er plötzlich munter, um die Stimmung aufzulockern.

"Wie denn bitte sonst, Clowns oder was?", brummt Ryan plötzlich.

"Also ich nenne sie Beißer. Es hört sich nicht so hässlich wie Zombie oder Toter an, eher wie ein Tier-Beißer!", grinst Delron provokant zu ihm rüber.

"Dann hätt ich mir an deiner Stelle auch nen neuen Namen gegeben... Delron, ich meine-Ron hätte es auch getan, Ronald hört sich viel besse-", plötzlich bremst das Auto schlagartig und Ryan knallt mit dem Kopf aufs Amaturenbrett. Ich wundere mich, wieso ich nicht nach vorne gefallen bin, dann bemerke ich Delrons Arm vor meiner Brust, der mich davon abgehalten hat durch die Frontscheibe zu fliegen.

"Delron, Ryan, ist ein französischer Name.", sagt er wütend und überdeutlich, "Weißt du welche Bedeutung er hat, Ryan?"

Ryan fässt sich an die Stirn und schaut Delron geschockt an.

"Delron heißt König.", er schaut Ryan noch einmal vernichtend an, bis er wieder losfährt.

"Scheiße, du blutest ja.", bemerke ich, als ich kapiert habe, was eben passiert ist.

"Mh.", bemerkt Ryan nur abweisend.

"Musste das eben sein?", frage ich Delron, der nur stumm auf die Straße schaut.

"Ich war lange nicht unter Menschen, das ist gerade nicht so leicht für mich.", brummt er nach einiger Zeit, "Ich kenne ihn ja nicht einmal, woher soll ich wissen, ob ich ihm vertrauen kann?"

So muss ich mich wohl anhören.

"Du kannst ihm vertrauen, weil du mir vertraust und du kennst mich, ich hätte ihn wohl kaum mitgenommen, wenn ich ihn erst am Tag zuvor kennengelernt habe. Ich habe einige Zeit mit ihm verbracht und er hätte mir wohl kaum das Leben gerettet, wenn er mich töten wollte. Jetzt seid ihr an der Reihe, lernt euch kennen, solange wir hier sind und unternehmt was zusammen, ich will nicht dass die kommenden Tage nur auf Kontrolle beruhen, okay?"

Beide nicken stumm.

"Okay, passt auf, ich parke gleich da vorne hinter dem Hochhaus. Wir gehen durch die Hintertur rein. Es gibt insgesamt drei Stockwerke, die ersten beiden sind clean, am letzten arbeite ich noch. Ich bewohne den zweiten Stock, ist am sichersten. Wenn wir reingehen, nehmen wir die Feuertreppe nach oben.", erklärt er mit seiner tiefen Stimme.
Daraufhin parkt er und wir steigen aus.

Wir joggen zur Hintertür und Delron holt einen Schlüssel raus, um sie zu öffnen.

"Ryan zuerst, komm, Ash jetzt du-", er schickt uns mit Handzeichen rein und schließt dann als letzter die Tür,  "Beeilt euch, es kann immer mal wieder sein, dass der ein oder andere Beißer auftaucht, ihr seid erst im zweitem Stock sicher."

Das enge Treppenhaus hat weiße Wände und die Treppe ist grau mit neongelben Sicherheitsstreifen auf jeder dritten Stufe.
Es ist ziemlich kalt und nach oben hin wird es immer dunkler, da nirgends Fenster sind.

"Was ist mit dem Erdgeschoss?", frage ich, als wir an einem verblassen Blutfleck an der Wand vorbeigehen.

"Das war mal ne Waschküche, das Lager ist noch voll, aber ich habe vorerst genug Vorräte oben."

Ryan bleibt stehen und lässt Delron die Tür aufschließen.

Wir betreten den Flur des zweiten Stockes.
Ryan schließt die Stahltür mit einigen Schlössern wieder ab und geht dann in die erste Wohnung im Flur.

"Hier sind nur ein-und Zweizimmer Wohnungen, im gesamten Gebäude.", Delron schmeißt seinen Rucksack neben die Tür, "Das ist die Wohn-Wohnung, alles ein großes Wohnzimmer zum Ausruhen plus die kleine Küche da vorne.", er deutet nach rechts, wo eine kleine rote Einbauküche mit Kücheninsel steht, "Ich würde euch übrigens abraten die Toilette hier zu benutzten, die dritte Tür rechts im Flur ist das Badezimmer.", er schlüpft aus seinen Schuhen und schmeißt sich auf eines der vielen Sofas, die in Rechteckform im Raum angeordnet sind und in dessen Mitte ein paar kleine, befüllte Couchtische stehen

"Hab jede Couch aus dem Stock hier her gebracht, jede Wohnung ist sozusagen nur ein einziges Zimmer in diesem Stockwerk.", er macht eine einladene Bewegung auf die Couch gegenüber von ihm.

Ich und Ryan setzen uns auf die Rot-Grün karierte Couch, nachdem wir uns auch die Schuhe ausgezogen und unsere Sachen abgelegt haben.

"Ihr habt sicher übelsten Hunger, aber da müsst ihr auf morgen warten, habe strikte Mahlzeiten.", höre ich Delron sagen, während ich die bereits abfallende, gelb-grün-braune Tapete betrachte.

"Werdens überleben.", murmle ich, während ich meinen Kopf beim Hinlegen auf Ryans Schoß absetze, sodass ich nun an die Holzdecke starren kann.

Ryan schaut mich von oben kurz verwirrt an, stützt dann aber seinen Unterarm auf meinem Bauch ab.

"Eins noch, ihr könnt alle Räume auf der Rechten Seite betreten, die linken sind abgeschlossen, geht bitte nicht rein, sie sind noch nicht fertig."

"Was heißt, sie sind noch nicht fertig?", fragt Ryan mit skeptischen Blick.

"Das heißt, du darfst da nicht rein.", sagt Delron mit einer Stimme, mit der man zu Kleinkindern spricht.

"Wo schlafen wir?", frage ich und schaue nach rechts, um Delron anzuschauen.

Er zeigt auf eine Wand.

Ich richte mich kurz auf und bemerke dann das Loch in der Wand, welches direkt in die nächste Wohnung führt.

"Mich hat es genervt, immer den Umweg über den Flur zu nehmen.", bemerkt er dazu, "Aber da sind nur Betten drin, gibt zwei abgetrennte Räume, du kannst bei mir schlafen, wenn du willst.", lächelt er mich an.

Ich nicke, "Danke."

Er klatscht seine Hände zusammen, "Und, woher kommst du so, Ryan?", er setzt einen Interessierten Blick auf.

"L.A." sagt Ryan scharf.

"Oho, ein ganz Nobler hier unter uns.", grinst Delron.

"Und du.", nickt Ryan zu Delron.

"Dreimal darfst du raten."

"Vegas?", seufzt Ryan.

"Sonst würde ich wohl kaum diese Lady hier kennen, hm.", sein Grinsen wird breiter und ich lächle müde, "Wenn ich ne Lady wäre, wärst du ein Gentleman, und wir wissen beide, dass das nicht stimmt", bemerke ich.

"So frech wie eh und je."

Just stay aliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt