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"Zieh die Jacke aus!", weist die lange, dünne mich an, "Und Taschen leeren.", während sie immernoch auf mich zielt.

"Ach? Schon wieder?", grinse ich, während ich langsam meine Jacke ausziehe.

"Hätte nicht sein müssen.", kommentiert die, mit der Sturmmaske.

"Du wurdest getroffen.", bemerkt die, mit dem rasierten Kopf und kommt auf mich zu.

"Ziemlich schwache Leistung von deinen Leuten, kann den Arm sogar noch bewegen, schau!", ich hebe und senke den Arm, der zweimal gestreift wurde, und ignoriere die Schmerzen.

"Zieh den Pullover aus, du blutest.", weist sie mich an, während sie die Fetzen am Pulli anfässt und mir dann einen rot glänzenden Finger vor die Nase hält.

"Es ist arschkalt, mein Arm wird schon nicht abfallen.", ich verschränke meine Arme vor der Brust.

"Mir gehts auch nicht darum, ob du verartztet werden musst, kleines.", sie zückt ein Messer, "Aber du könntest dich infiziert haben.", das Klappmesser schnappt auf und sie richtet es auf mich, "Jetzt ziehs aus oder ich helfe nach."

Sie ist angepisst.
Definitiv, sie redet nichtmehr so ruhig und verliert langsam die Geduld mit mir.

Ich schlucke und ziehe einen Moment später den Pulli aus, den ich auf den Boden fallen lasse.

Sie schaut skeptisch meinen Arm an.

Ich versuche bewusst nicht hinzugucken. Es tut scheiße weh und ich kann nicht einschätzen, wie schlimm es ist.

Ihr Blick wechselt in meine Augen und sie tritt stumm einen Schritt zurück.

Einer, der ruhig neben der Tür steht, schnalzt mit der Zunge und reibt sich seinen Kinnbart.

Ich verschränke wieder meine Arme, diesmal um mich zu wärmen.
Unter dem Pulli hatte ich nur ein schwarzes Top an, was eher für den Sommer gedacht ist.

Letztendlich seufzt sie.

Sie öffnet ihren Mund, um etwas zu sagen, zögert dann, lacht kurz auf und holt dann die lange zu sich, um ihr etwas zuzuflüstern.

Ich schlucke.
Sie wollen mich verunsichern, ich hatte die ganze Zeit über meine Jacke an, ich kann mich unmöglich infiziert haben.

Es waren keine Beißer in der Nähe.
Und die Krankheit ist nicht durch die Luft übertragbar, ich hatte schon genug offene Wunden an der Luft und es war nie was.

"Na schön...", seuftzt sie dann, "Kommt, nehmt sie erstmal mi-", ein lauter Knall lässt uns alle zusammenzucken.

Irritiert schaut sie durch die offene Haustür nach draußen.

"ASH-", Ryan steht an der zersprungenen Glastür und als die zwei übrig gebliebenen Männer sofort ihre Gewehre entsichern und auf ihn richten, springt er zur Seite in Deckung.

Ich schaue mich noch eine Sekunde lang um.
Die zwei Frauen zielen auf mich.

"Oh fuck"

Plötzlich höre ich Schüsse hinter mir.
Ryan schießt mehr oder weniger ziellos durch den Raum und lenkt sie von mir ab, da sie selbst in Deckung gehen müssen.

Ich fange an zu rennen.
Ich höre noch, wie die Rasierte ihre Männer anweist, uns von hinten abzufangen, als ich durch die zerbrochene Tür springe und Ryan erneut in die Arme falle.

"Alles gut?", fragt er hektisch, ich nicke, "Wir müssen sie austricksen, komm-",  er lässt die Waffe liegen, fängt an zu rennen und sie kommen kurz darauf durch die Glastür.

Just stay aliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt