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Ich schluchtze immer unkontrollierter, beiße mir dann beim Luftschnappen auf die Finger und erstarre.

Meine Lippe bebt, meine Mundwinkel zucken zitternd nach oben.

"Scheiße!", ich reibe mir die Augen und richte mich auf.

Ich schüttle leicht grinsend meinen Kopf, "Es tut mir Leid.", ich schlucke und räuspere mich, "Keine Ahnung, was passiert ist. Ich hasse Menschen, die heulen."

Er seuftzt.

"Es bringt doch sowieso nichts, sich über die Zukunft Gedanken zu machen, kommt eh immer anders, wie geplant, also vergessen wirs einfach."

Ich nicke nur leicht.

Wir fahren einige Zeit stumm weiter, es dämmert bereits, als ich mich stirnrunzelnd aufrichte und Ryan den Wagen langsam zum Stehen bringt.

"Was-"

"Fuck-", ohne eine weitere Sekunde damit zu verschwenden, die Barriere aus alten Autos vor uns anzustarren, greife ich nach hinten nach einer Waffe und entsichere sie.

Ich drücke sie Ryan in die Hand und schnappe mir eine eigene.

"Es war ne scheiß Falle!", ich schwinge die Tür auf und steige aus.

Ich sehe mich aufmerksam um, den Wagen im Rücken, schussbereit.

Die Aufregung steigt und ich spüre die Wunden an meinem Arm pulsieren.

"Wie siehts bei dir aus?", rufe ich halblaut zu Ryan rüber.

"Hier ist keiner.", antwortet er augenblicklich.

Ich schlucke.

Dann lasse ich meine Waffe sinken und gehe ums Auto.

"Gib mir Deckung-", mit einer Bewegung weise ich ihn an, mir zu folgen, "-Mal sehn, was sich hinter dem Schrotthaufen verbirgt.

Die Mauer besteht aus zwei bis drei gestapelter Wagen, die links an dem Stein des Berges anschließen und rechts mit der Schlucht aufhören.

Hier oben ist der Weg sehr eng geworden, es gibt keinen Wald mehr rumherum, doch durch die vielen Kurven ist es genauso unübersichtlich, wie unten im Waldgebiet auch.

"Pass auf, ja.", meint Ryan, als ich zum Klettern ansetze.

Im Grunde ist es kein Akt, die paar Meter zu klettern, doch der nasse Schnee und das rutschige Eis erschweren mir es enorm.

Vorsichtig schaffe ich es dann doch so hoch, dass ich auf die andere Seite schauen kann.

Ein verrosteter, roter Bagger steht verlassen an der Steinwand.

"Nichts außer einem Bagger.", ich springe wieder runter auf den festen Asphalt und schaue zu Ryan, "Da gehts ganz normal weiter den Berg rauf."

"Aber die Wagen stehen nicht zufällig da, jemand wollte doch, dass hier eine Sackgasse für Autos entsteht. Entweder, da oben ist was und Fußgänger sind leichter zu überrumpeln, oder der Weg führt tatsächlich aus der Stadt und sollte deswegen blockiert werden."

Ich nicke, "Was machen wir jetzt, zurückfahren?"

Er zuckt mit den Schultern, "Was glaubst du, wie weit es bis nach oben ist?"

"Keine Ahnung, aber den Wagen lassen wir nicht zurück."

Er fährt sich durch die Haare, "Na schön, lass mich überlegen-"

Mein Kopf schnellt nach oben.
Motorgeräusche, Autos.

Ich halte meine Waffe schussbereit und wechsle meinen Blick von unseren Wagen, zur leeren Straße dahinter und Ryan.

Just stay aliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt