"Gute Nacht Baby", flüsterte ich und gab Jenna einen Kuss auf die Stirn. "Du musst morgen mal mit deiner Mutter reden", meinte sie auf einmal nach einigen Minuten. "Ich hab gedacht du schläfst schon längst", meinte ich und setzte mich auf, "wieso?" Jenna setzte sich neben mich und atmete tief durch: "Astrid geht es immernoch schlecht, sie macht sich wirklich Sorgen und Vorwürfe", flüsterte sie. "Das ist doch.." -"absurd.. ich weiß", beendete sie meinen Satz. "Okay, ich versuch es morgen", flüsterte ich und strich meiner Freundin über die Wange, "wenn wir Zwei es geschafft haben, dann schafft sie das auch". Ob ich wirklich über Lias Tod hinweg war wusste ich nicht, doch ich hatte es definitiv aus der "Ich weine den ganzen Tag"- Phase hinausgeschafft. Das schlimmste an der ganzen Sache jedoch war, dass meine Mutter tatsächlich nicht ganz unschuldig war. Im Internet hatte ich als eine Ursache für den plötzlichen Kindstod "Stress" gefunden und den war Lia in Brasilien gnadenlos ausgesetzt. "Du machst das schon", flüsterte Jenna und klopfte mir auf die Brust. "Jetzt schlaf ein meine Maus", meinte ich und drehte mich auf die Seite, sodass ich meinen Arm um sie legen konnte. "Gute Nacht", flüsterte sie und kuschelte sich an mich. In dem Moment als ich gerade meine Augen geschlossen hatte begann im anderen Raum Philipp zu schreien. "Junge nicht dein Ernst", stöhnte ich und rollte mich zur Seite. Vielleicht war es doch nicht so eine gute Idee Felix neben Philipp schlafen zu lassen, denn der lag genervt in seinem Bett und konnte nicht schlafen. Sofort nahm ich unseren Sohn mit in unser Zimmer und ließ Felix so alleine. Die Nacht war für mich kurz, weil Philipp die Sache mit dem Schlafen nicht so ernst nahm und ich Jenna schlafen lassen wollte. Am nächsten Morgen wurde ich von Felix geweckt, als er wieder vom Joggen kam. "Hättest du nicht auf mich warten können?", krächzte ich, als er im Türrahmen stand. "Musste telefonieren", erklärte er kurz und fuhr sich durch die Haare. In dem Moment wurde auch Jenna wach und checkte kurz die Lage ab. "Guten Morgen Schwägerin", winkte Felix, worauf sie gleich die Bettdecke über ihren Kopf zog. "Dein Bruder soll mich nicht Schwägerin nennen", stöhnte sie leise unter der Bettdecke. "Na aber bald bist dus doch", antwortete Felix für mich. "Wer sagt das", meldete ich mich zu Wort. "Du hast ihr nen Heiratsantrag gemacht, schon vergessen?", fragte er. "Felix das war noch bevor das alles mit Lia war", murmelte ich. "Liebt ihr euch jetzt nicht mehr, nur weil eure Tochter gestorben ist oder was", meinte er vorwurfsvoll. "Felix hör auf, wie schaut das denn aus, wenn wir einfach so ein paar Wochen danach heiraten, als ob nichts gewesen wäre", stöhnte ich und schaute aus dem Fenster. "Wie ein Paar, das nichts auseinander bringen kann, meiner Meinung nach", erklärte er. "Ich will dadrüber jetzt nicht mit dir diskutieren", schüttelte ich den Kopf und gab ihm ein Zeichen, dass er verschwinden konnte. "Zieh jetzt nicht den Schwanz ein, Jenna hat das nicht verdient", zischte er und ging in sein Zimmer. "Spinnst du?! Ich zieh nicht einfach so meinen Schw.." -"Mario es reicht", zischte Jenna und kam wieder unter der Decke hervor. Sie wirkte enttäuscht und geschockt. "Hab ich jetzt was falsch gemacht?", fragte ich und versuchte ihr über den Arm zu streichen. "Denk mal scharf drüber nach Herr Götze", meinte sie, zog wütend den Arm weg und stand auf, ohne mir weiter eines Blickes zu würdigen. Verbissen stand ich auf und ging zu Felix nach drüben. "Wegen dir ist sie jetzt sauer auf mich", zischte ich ihn an. "Wegen mir?", rief er und schaute mich geschockt an, "nur weil jemand dir mal klar gemacht hat, dass sich die Erde weiterdreht?" "Ohne dich hätten wir die ganze Sache nurnoch ein Bisschen ruhen lassen und das ganze Hochzeitsthema wäre in den Hintergrund geraten, aber so denkt sie, dass ich sie gar nicht heiraten will!", schimpfte ich. "Hallo? Hast du dir Jenna in den letzten Tagen mal näher angeschaut? Sie wartet nur so darauf, dass ihr endlich heiratet. Ständig schaut sie den Ring an ihrem Finger an oder redet über irgendwelche Sachen in der Zukunft", schrie mein Bruder. "Psscht!", zischte ich und mein Blick verfinsterte sich: "Es ist meine Sache, wann, wie, wo und mit wem ich meine Hochzeit feiere und du hast da gar nichts mitzubestimmen!" "Wieso rastest du denn jetzt so!", brüllte Felix, "nur weil du es nicht einsiehst!" "Hör auf damit!", schrie ich. "Hör du auf!", hörte ich auf einmal Jenna hinter mir, "sag doch einfach, dass du mich nicht heiraten willst!" "Jenna was redest du da", rief ich und drehte mich zu ihr um. "<<Wir hätten die Sache noch ein Bisschen ruhen lassen und irgendwann vergessen>>?! Denkst du ich vergesse, dass mir der tollste Mensch in meinem Leben einen Hochzeitsantrag gemacht hat?!", schrie sie. "Nein natürlich nicht, ab.." -"Denkst du ich bin dumm oder sowas?", unterbrach sie mich. "Du weißt genau wie ich das meine", stöhnte ich und faltete die Hände über meinem Kopf zusammen. "Nein weiß ich nicht, aber lass es einfach, wenn du keinen Bock mehr hast", zischte sie und rannte aus dem Zimmer. "Schau mal was du angerichtet hast!", brüllte ich meinen kleinen Bruder an und lief meiner Freundin hinterher, die gerade auf dem Weg nach draußen war. Genervt rannte ich ihr ins Treppenhaus nach, doch sie hängte mich im zehnten Stockwerk irgendwann ab. "Jenna das ist doch kindisch!", schrie ich nach unten, doch ich bekam keine Antwort. "Mann!", brüllte ich und drehte um und ging in unser Zimmer zurück, wo Felix über Philipp gebückt auf unserem Bett saß. "Runter von meinem Bett!", zischte ich. "Hör auf mich jetzt so fertig zu machen", maulte mein kleiner Bruder und stand ganz schnell auf, "spätestens in einem Monat hätte dich Jenna auch so gefragt". "Das wäre aber in einem Monat gewesen und jetzt ist sie beleidigt und unser ganzer Urlaub im Arsch!", schrie ich und lief auf den Balkon. Als ich nach unten blickte sah ich, wie Jenna gerade aus der Tür gelaufen kam und zum Strand ging. Auf dem Weg dorthin übersah sie einen Bademeister und lief fast in ihn hinein. "Dann rede doch mal mit ihr", meinte Felix von Innen. "Was soll ich denn sagen: Hey ich hab keinen Bock mehr dich zu heiraten?", fragte ich vorwurfsvoll. "Sag ihr die Wahrheit", zuckte er mit den Schultern, "auch wenn ich nicht verstehe wieso du keinen Bock hast". "Es fühlt sich nicht richtig an, Lia gegenüber", meinte ich und kratzte mich am Hinterkopf. "Mario sie ist aber nicht mehr da und sie wird auch in einem Jahr nicht mehr da sein", zischte Felix. "Danke für diese Information, aber das hab ich auch schon gemerkt!", schrie ich und stürmte wieder aus dem Zimmer zum Aufzug und runter zum Strand, wo ich in der Lobby den Weg meiner Mutter kreuzte, doch sie nicht beachtete. Ich sah meine Freundin schon von weitem, wie sie im Sand saß und auf das Meer hinausschaute. Wortlos setzte ich mich neben sie und schaute sie von der Seite an. Geweint hatte sie, obwohl ich es die ganze Zeit befürchtet hatte, nicht. "Wieso sagst du sowas?", krächzte sie und schaute mich vorwurfsvoll an. "Findest du es nicht falsch jetzt einfach so zu heiraten?", fragte ich. "Nein?! Wir haben uns doch alle langsam davon erholt und ich glaube heiraten macht das ganze nicht gerade schlimmer, im Gegenteil", meinte sie. "Denkst aber auch nur du", zischte ich, doch dummerweiße war es etwas zu laut und Jenna hörte es. "Weißt du was?! Leck mich einfach", schrie sie und lief davon. "Weiber!", brüllte ich und schaute sauer aufs Meer hinaus. "Mario was ist denn hier los?!", rief meine Mutter auf einmal. Sie musste mir nach draußen gefolgt sein. "Nichts", antwortete ich kalt. "Wieso bist du Jenna hinterhergerannt und wieso rennt sie vor dir weg?", fragte sie und setzte sich neben mich. "Ach Jenna reagiert über", stöhnte ich. Mir wurde klar, dass meine Mutter nicht eher wieder aufstehen würde, nachdem ich ihr die ganze Story erzählt hatte. "Jenna denkt, dass wir bald heiraten", begann ich, "aber ich hab irgendwie Angst davor". Meine Mutter schaute mich entgeistert an: "Mario du hast ihr einen Antrag gemacht, das hättest du dir früher überlegen müssen!", schimpfte sie. "Stell dir mal vor wir werden so ein langweiliges Ehepaar, dass jetzt nurnoch zusammen rumhängt und sich streitet", jammerte ich und schaute wieder raus aufs Meer. "Ist doch schön", grinste meine Mutter. Genervt schaute ich sie an und schüttelte den Kopf: "Jenna ist 19 und nicht so alt wie du Mama", meinte ich. "Bist du dir eigentlich im Klaren, dass sie nicht die ist, die nicht bereit ist, sondern du?", fragte sie. Nachdenklich zuckte ich mit den Schultern. "Denkst du Jenna will nicht den gleichen Nachnamen haben wie ihr Kind?", fragte sie und vergrub ihre Füße im Sand. "Apropos Kind", lenkte ich ab und schaute meine Mutter an, "dir geht es nicht gut". "Wie meinst du das?", fragte sie vorsichtig und mied meinen Blick. "Jenna und Papa haben mir erzählt, dass du dir Vorwürfe machst", flüsterte ich und nahm ihre Hand. Ich merkte, wie meine Mutter unruhig wurde und schwer zu atmen begann. "Mario wenn du mich schon so fragst", flüsterte sie, "die letzten Monate waren die schlimmsten in meinem Leben. Ihr seid alle drei nicht mehr da und ich hab Schuldgefühle ohne Ende". Tränen liefen ihr die Wangen herunter und ich zog sie zu mir her, um sie zu umarmen. "Wenn ich nicht auf diese dumme Idee gekommen wäre dir eine Überraschung zu machen hätte ich euch nicht das Leben versaut", weinte sie in mein T- Shirt. "Mama du weißt genau was der Arzt gesagt hat", flüsterte ich, "Jenna und ich haben keinen einzigen Gedanken daran verschwendet dich dafür verantwortlich zu machen". Meiner Mutter entglitt ein kleiner Schrei. "Das was du für mich in Brasilien gemacht hast war die größte Freude und die schönste Überraschung, die mir je irgendjemand gemacht hat", flüsterte ich, "und das danach war einfach Schicksal". Sie hob ihren Kopf und schaute mich mit ihren gläsrigen Augen an: "Versprich mir, dass du diese Frau nie wieder gehen lässt", meinte sie auf einmal. Ich nickte und strich ihr ein Haar aus dem Gesicht: "Und du versprich mir, dass du dir nie wieder Gedanken über die Sache machst", meinte ich, "behalte Lia einfach als deine kleine Prinzessin im Kopf, so wie ich". "Mach ich Mario, mach ich", weinte sie und schloss mich nochmal in ihre Arme, "aber mein Verlobungsring ist für Jenna bestimmt und das weißt du". "Ja. Ich hab was zu regeln", murmelte ich dann und stand auf um wieder hoch ins Zimmer zu gehen, doch dort fand ich Jenna nicht wieder, sondern nur Felix, der mit seinen Hanteln im unteren Wohnzimmer stand und durch den Lautsprecher mit Anni telefonierte. Unbemerkt blieb ich in der Tür stehen und lauschte. "Ich weiß auch nicht wie das passieren konnte, aber die zwei reden nicht mehr miteinander", hörte ich Felix sagen. "Was hat dein Bruder gemacht?", rief Anni empört. "Er hat ihr sozusagen eine Heiratsabfuhr erteilt", erklärte Felix. "Er hat was?!", schrie sie, "Felix meine Schwester stürzt sich von der nächsten Klippe!" "Keine Angst hier sind keine", scherzte mein kleiner Bruder. "Felix das ist nicht lustig! Wir haben schon Hochzeitskleider angeschaut und alles zusammengesponnen", jammerte sie. "Da musst du mit Mario reden, mich hasst er seit heute früh, weil ich angeblich an allem Schuld bin", meinte Felix. "Mann einmal passt man nicht auf und dann baut der Kerl schon wieder irgendeine Scheiße!", schimpfte Anni und diese Aussage ließ mich abrupt umdrehen und wieder die Treppe herunterrennen. Ich wollte kein Versager oder Zerstörer des gesamten Urlaubs sein. Draußen suchte ich verzweifelt nach meiner Freundin, doch konnte sie nirgendwo finden. Nichmal meine Mutter saß noch im Sand. Ich lief den ganzen Strand entlang und suchte in jeder kleinen Ecke, doch fand sie nicht. Was war ich eigentlich für ein Idiot? Die Sonne stach und weil ich die Hitze nicht mehr gewohnt war suchte ich mir möglichst schattige Stücke beim Zurückgehen. Was war mit mir los? Ich konnte Jenna doch nicht einfach einen Antrag machen und dann einen Rückzieher machen? Was war nur in mich gefahren? Fest entschlossen lief ich zum Hotel zurück, in der Hoffnung sie dort irgendwo zu finden. Vielleicht war auch die Hitze, die mein Gehirn etwas erhitzen ließ an meiner plötzlichen Meinungsänderung Schuld.
Jenna PoV:
Wortlos setzte ich mich mit Philipp auf dem Arm neben Jürgen an den Mittagstisch auf der großen Terasse und schob meine Serviette vom Teller. Felix und Astrid gegenüber von mir musterten mich von oben bis unten, doch sagen nichts. So wie es aussah wussten alle vom Vorfall Bescheid. Meine Enttäuschung gegenüber Mario konnte nicht größer sein. Die einzige Motivation, die ich während der Trauerphase hatte, war, dass ich irgendwann wenn dies alles vorbei war meinen Traummann heiraten konnte. Vielleicht hatte ich das letzte Jahr einfach einen völlig falschen Mario kennengelernt. "Kommt Mario auch?", fragte Felix und schaute sich um, doch niemand traute sich ihm zu antworten. Feiges Schwein, dachte ich mir und hämmerte säuerlich und enttäuscht mit meiner Gabel im Beilagensalat herum. Philipp auf meinem Bein merkte meine außerordentlich gute Laune und drehte sich verwirrt zu mir um. "Sorry", meinte ich leise und beendete meinen Massaker. Im selben Moment schoss die große Terassentür auf und Mario stand neben unserem Tisch. Ich wollte gar nicht wissen, was er mir noch zu sagen hatte. Für mich hatte es sich ausgemariot.
hey hey hey! die letzten kapitel kommen jetzt in etwas längeren Abständen, aber ich glaube das nimmt mir bestimmt keiner von euch übel. Vielen vielen vielen Dank für 57.500 Reads. Das ganze macht mich unendlich stolz und das einzige was mich noch stolzer macht sind eure Kommentare (egal ob gut oder schlecht), also haut in die Tasten und gebt meinen letzten Kapiteln noch eure Meinung! :)
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Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)
Fanfic"Lass mal zu der da hinten gehen" - ein Satz, der das Leben zweier Menschen komplett veränderte.