Kapitel 67

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Meinen Teamkollegen fiel es ein Glück nicht auf, dass ich das Auswärtsspiel total vergessen hatte und Pep war eigentlich recht zufrieden mit meiner Leistung. "Pep", rief ich ihn, als wir uns zum Umziehen in die Kabinen begaben. Sein Kopf fuhr herum und er blieb stehen. "Ich wollte nur sagen", begann ich, "dass du mich wieder wie alle anderen behandeln kannst, du brauchst mich nicht mehr in Watte zu packen". "Bist du wirklich soweit oder redest du es dir nur ein?", fragte er kritisch. Überlegend zuckte ich mit den Schultern: "Ich glaube es bringt auch nichts die ganze Karriere deswegen zu versauen". "Du bist stark Mario", grinste er und klopfte mir auf die Schulter, "solche Männer brauchen wir". "Danke", entgegnete ich und nahm einen Schluck aus meiner Flasche. "So und jetzt umziehen oder es gibt Ärger", befahl er auf einmal. Erschrocken schaute ich ihn an. "Was denn? Ich soll dich nicht mehr in Watte packen hast du gesagt", beschwerte sich mein Trainer und verschwand im Raum für die Trainer. Schmunzelnd betrat ich die Kabine und zog meine lange Trainingshose an. "Mario deine Freundin steht vorne!", rief Hans und schnell sprang ich auf, um mein Gepäck zu holen. "Sorry Schatz, aber ich hab das voll verpennt", entschuldigte ich mich und nahm meinen Koffer entgegen. "Da muss ich wohl mit leben", grinste sie. "Freu dich doch mal, du hast mich endlich mal los und kannst nochmal so richtig die Sau rauslassen, bis du für immer bei mir gefangen bist", lachte ich. "Stell dir vor: Ich freu mich schon so sehr auf das <<gefangen sein>>, dass ich morgen mit Anni und Irina Hochzeitskleider anschauen werde", meinte sie. "Also doch keine Sau rauslassen?", grinste ich. "Du kennst mich doch", zwinkerte sie. "Ist Felix das Wochenende da?", erkundigte ich mich. "Ja, ich hab den Beiden Unterschlupf im Gästezimmer gewährt", meinte Jenna. "Pass auf, dass er keine Scheiße baut", forderte ich sie auf. "Mach ich doch, deswegen hab ich ihm auch Philipp gerade zum Babysitten gegeben", grinste sie und zuckte mit den Augenbrauen. "Okay dann wünsch ich dir ein schönes Wochenende", lachte ich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "KNUTSCHEN!", brüllte Thomas vom anderen Ende des Ganges. "Fresse!", schrien Jenna und ich fast gleichzeitig zurück. "Also bis Sonntag und ohne Sieg brauchst du mir gar nicht nach Hause kommen", meinte Jenna ironisch ernst. "Und du nicht ohne Hochzeitskleid", entgegnete ich. "Los zieh schon ab", grinste sie und gab mir einen leichten Stoß gegen die Brust. "Und tschüss", schmunzelte ich und drückte ihr einen Abschiedskuss auf den Mund. Dann drehte ich mich um und rannte zurück in die Umkleide, wo die Meisten schon abfahrtbereit waren. In Speedgeschwindigkeit stylte ich meine Haare und zog mir etwas wärmeres an. Im Bus setzte ich mich mit Basti, Thomas und Xabi (Alonso) in einen Vierersitz. "Was war das denn vorhin eigentlich?", beschwerte sich Thomas. "Was?", fragte ich verwirrt. "Na Jenna und du? Sonst knutscht ihr doch immer rum wie nichts", antwortete er gelassen. "Thomas!", zischte ich, "das interessiert keine Sau". "Das ist der Alltag", entgegnete Basti zu Thomas. "Basti!", rief ich und klopfte ihm auf die Schulter, "erzähl von deiner Neuen!" Kurz nach der WM hatte ich in einer großen deutschen Zeitung gelesen, dass sich Basti von Sarah getrennt hatte, was mich nicht sehr verwunderte und kurz darauf mit der Tennisspielerin Ana Ivanovic in New York gesehen wurde. "1a", war Bastis kurze Antwort und dabei grinste er genüsslich. "Alter Stecher", zischte Thomas und legte seine Füße hoch. "Nur weil ich nicht so ein Rumknutscher wie Mario bin oder was?", beschwerte er sich. "Rumknutscher?!", wiederholte ich. "Naja verliebt wie am ersten Tag, du weißt schon", erklärte er und musterte mich. "Was ist das denn eigentlich", rief er und zeigte auf den Ring an meinem Finger. "Tja", grinste ich und drehte den Ring hin und her. "Wollt ihr echt heiraten!? Ich hab gedacht das auf Instagram war irgendein Plastikring aus dem Kaugummiautomat", fragte er und riss die Augen auf. "War ja schon länger geplant", versuchte ich die Situation zu entschärfen. "Aber?", hakte Thomas ein. "Nichts aber, im Frühling ist es soweit", grinste ich. "Ihr spinnt doch", lachte Basti und klatschte mit mir ein. "Stinkts hier nach Eifersucht?", fragte ich und schaute mich um. "Nein ohne scheiß, Respekt Alter", meinte Thomas und klopfte mir auf die Schulter, "das hätte keiner von uns so gut verarbeitet". "Weißt du eigentlich wie oft ich mir das in letzter Zeit anhören muss?", fragte ich. "Naja deswegen hör ich jetzt auch wieder auf mit dem Rumschleimen", antwortete er. Gegenüber von mir saß Xabi, mit dem ich in dieser Saison noch fast gar nicht geredet hatte. Vielleicht weil ich soviel Respekt hatte, vielleicht weil er kein Deutsch konnte, oder vielleicht weil ich in letzter Zeit keine Lust auf neue Kontaktfreundschaften hatte. "Now you will also get to know the happy Mario", erklärte Thomas in seinem ausgesprochen mittelguten Englisch. "Finally", grinste Xabi und reichte mir die Hand zum Handschlag. "Nice to meet you", lachte ich. Wir unterhielten uns noch länger und Basti und Thomas konnten es nicht lassen sämtliche Geschichten über Jenna und mich auszupacken. Wieso verstand ich mich auch mit den zwei Labertaschen des Vereins am besten? Als wir in Frankfurt ankamen wollte ich nicht genau wissen welchen Eindruck Xabi von mir hatte, doch er sah das ganze ein Glück auch mich Humor. Im Hotel teilte ich mir ein Zimmer mit Thomas. "Und wie hast du dir das alles so vorgestellt?", fragte er, als ich auf meinem Bett lag und Instagram durchstöberte. "Meinst du die Hochzeit?", wollte ich wissen. "Jep", antwortete und hantierte irgendwas im Badezimmer. "Naja.. Hochzeitskleid, Anzug, Standesamt, Kirche, feiern, ganz einfach", erklärte ich. "Voll bodenständig", lachte er. "Ich könnte natürlich auch auf Hawaii oder irgendwo auf einer afrikanischen Insel heiraten, aber ich glaube da haben meine Verwandten keinen Bock drauf, außerdem wird das mit dem Fliegen ein Bisschen kritisch, wenn ich Spielen muss", murmelte ich. "Und wer wird dein Trauzeuge?", erkundigte er sich. "Da muss ich nicht lang überlegen", grinste ich. "Sag", meinte er und tauchte neben mir auf. "Na meine Brüder sind sowieso raus, weil sie sich nur grundlos mobben würden, wenn es der Andere werden würde", begann ich, "und dann kann ich nur Marco nehmen". Augenblicklich verzog Thomas das Gesicht und schüttelte den Kopf: "Dortmund" "Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, aber ich komme aus Dortmund und hab da ungefähr mein ganzes Leben verbracht", lachte ich und legte mein Handy weg. "Ach Loverboy", seufzte er und legte sich auf sein Bett. "Und was war bei euch so los in der letzten Woche, was hab ich verpasst?", fragte ich und schaute zu ihm rüber. "Ich glaub eher du meinst, was du die letzten Monate verpasst hast", verbesserte er mich. "Ja los erzähl schon", drängte ich ihn. "Jeden Tag ist irgendjemand aus der Mannschaft zu deinem Bruder rüber gegangen und hat ihn gefragt, wo du bist und wann du wiederkommst und als du dann wieder da warst hast du ja zwar gespielt, aber mentalisch warst du ja auch woanders", meinte er. "Davon hat mir Felix gar nichts erzählt", wispelte ich überlegend. "Der wollte dich warscheinlich auch nicht hetzen oder so", meinte Thomas, "er ist schon ein feiner Kerl". "Oh ja", grinste ich, "auch wenn er fast die Beziehung zwischen Jenna und mir geschrottet hätte". "Was hat er denn schon wieder angestellt", lachte er. "Ach es gab ein kleines Missverständnis und dann gab es eben Stress", versuchte ich mich rauszureden. "Ach das kenn ich auch", entgegnete er und spielte an seinem Ehering herum. Auf einmal sprang die Tür auf und Dante und Jerome kamen herein. "Führt ihr sentimentale Gespräche oder wieso sitzt ihr wie beim Psychiologen da?", lachte Jerome und schmiss sich auf mein Bett. "Kannst ja gerne mitreden", grinste Thomas gespielt. "Nein danke", entgegnete er, "aber cool Alter, dass du wieder der Alte bist", dabei klopfte er mir auf die Schulter. "Sag jetzt nicht, dass du stolz auf mich bist und das ich die Situation gut gemeistert hab, sonst rast ich aus!", drohte ich. "Digger das weißt du doch selbst", grinste er. Eigentlich wollten uns die beiden nur zum Abendessen holen, deswegen saßen wir auch wenige Augenblicke später im Essbereich. "Hast du schon die neuesten Neuigkeiten gehört?", fragte David über den halben Tisch. "Nein erzähl", meinte ich und steckte mir einen Löffel mit Pasta in den Mund. "Es wird spekuliert, ob Reus im Sommer nach München kommt und er hat es nicht dementiert", erklärte er. "Das macht er sowieso nicht", lachte ich, "der ist dafür viel zu stolz, aber ich würde mich freuen". "Immer diese Dortmunder", zischte Thomas. "Komm schon du bist kein Stück besser", lachte ich und stieß ihm in die Seite. "Eure Konzentration sollte nicht auf Dortmund, sondern auf Frankfurt liegen Jungs", schaltete sich Pep ein. "Was sagst du zum Transfer mit Reus?", wollte David wissen. "Der Junge soll machen was für ihn am Besten passt", zuckte er mit den Schultern und setzte sich an den Trainertisch. Mit Marco in München zu spielen war eine schöne Vorstellung, doch ich war mir schon ziemlich sicher, dass es nur eine Vorstellung bleiben würde. Spontan entschloss ich oben in unserem Zimmer mit ihm zu telefonieren. "Bro, was geht los?", fragte er wie immer. "Servus, was hab ich da gerade gehört? Du willst nach München?!", rief ich. "Chill die Base Mario, das war ein Angebot und das muss ich mir noch alles durch den Kopf gehn lassen", antwortete Marco schnell. "Aber du lässt es dir durch den Kopf gehen, das ist ja schon mal ein Schritt in die richtige Richtung", meinte ich. "Das ist alles ein Bisschen heikel, ich weiß genau, wie es dir und Robert ergangen ist als ihr gewechselt seid und irgendwie hab ich wirklich keinen Bock auf die ganzen Hassparolen und Anfeindungen, wenn ich zu den Bayern gehen würde", erklärte er und lief irgendwo herum. "Wo bist du Alter", fragte ich. "Ich bin gerade am Kofferpacken, morgen gehts nach Gladbach", meinte er. "Oh in die alte Heimat", grinste ich. "Freilich würde Jenna glaube ich sagen", lachte er. "Also wie gesagt das mit München musst du selbst entscheiden und glaub nicht dass ich irgendwie traurig bin oder sauer, wenn du absagst", meinte ich und spielte an den Bändeln meiner Hose herum. "Ich weiß nicht, ob es das Wert ist zu den Bayern zu gehen und den ganzen Hass aushalten zu müssen, ich hab jetzt schon viele Nachrichten bekommen, in denen mir die Fans gedroht haben", antwortete er. "Marco es ist ja keine Schande in Dortmund zu spielen", grinste ich, "sonst müsste ich dich ja jeden Tag sehen und dann hätten wir bestimmt wieder unnötige Streits, wie damals in Dortmund immer". "Meinst du unsere Ehestreits?", lachte er. "Marco! Apropos Ehestreit!", rief ich und setzte mich auf, "machst du meinen Trauzeugen?" "Na wenn du einen Dortmunder als Trauzeuge haben willst", meinte er skeptisch. "Halt die Fresse", stöhnte ich, "das hat Thomas auch schon gesagt". "Spaß beseite. Klar mach ich das", versicherte er mir. "Nice Bro", grinste ich, "musst leider damit klarkommen, dass du dafür nach München kommen musst". "Ich glaub, dann muss ich mir das ganze nochmal überlegen", lachte er. "Okay, machs gut Alter und am Sonntag alles Gute, braucht ihr ja gerade", wünschte ich ihm. "Seit Robert weg ist läufts nicht, da hast du Recht", meinte er zerknirscht. "Tschau", verabschiedete ich mich. "Machs gut Alter", antwortete Marco und legte auf. Draußen war es schon längst dunkel und ich war viel zu müde. Wenn ich gewusst hätte, dass ich heute Nacht auswärts schlafen müsste, dann wäre ich gestern vermutlich ein Bisschen früher schlafen gegangen. Ich drehte mich auf die linke Seite und schloss meine Augen. Aufgeweckt wurde ich erst wieder von Thomas' nervigem Radiowecker. "Guten Morgen Frankfurt!", brüllte irgendein komischer Mann und im Hintergrund lief ein Song, den ich überhaupt nicht leiden konnte. "Junge mach die Scheiße aus", jammerte ich und vergrub mein Gesicht im Kissen, "was soll das für ein Sender sein?!" "Antenne Frankfurt", krächzte Thomas vom anderen Bett aus und erlöste mich vom Ohrenkrebs. "Na da ist mir ja Bayern 3 oder Antenne Bayern noch lieber", meinte ich und setzte mich auf. Es war zehn Uhr morgens und ich kam nicht darauf klar, wie ich es tatsächlich geschafft hatte 14 Stunden durchzuschlafen. "Wieso bist du so wach", stöhnte Thomas und schaute mich gequält an. "Ich will endlich wieder gescheit Fußball spielen", grinste ich und stand auf. Jetzt war ich wieder in alter Form und nichts konnte mich mehr aus der Bahn werfen. Ich wollte einfach nurnoch auf den Platz und alles geben.

Wow an einem Tag zwei Kapitel rauszubringen hab ich auch noch nicht oft geschafft. Das nächste dauert jetzt seine Zeit, aber ich hoffe es gefällt euch besser als das davor. Kommentieren nicht vergessen & WOW danke für über 60.000, ich bin soo stolz. Machts gut und ein wunderschönes Wochenende. PS: Wer Lust hat kann mich gerne auf Snapchat hinzufügen: elenaxyloto :)

Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt