Kapitel 47

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"Na du willst doch nach Brasilien oder?", fragte sie. Ich zuckte mit den Achseln: "Natürlich, aber die Kin.." -"Die bekommen zwei Wochen Omaurlaub und keine Diskussion", unterbrach sie mich. "Das ist doch bestimmt alles viel zu spät", seufzte ich. "Keine Sorge Süße ich hab schon alles organisiert. Flug in einem Monat ist schon längst gebucht", grinste sie. "Du spinnst!", staunte ich, "und was ist mit Mario?". "Der hat keine Ahnung", entgegnete sie. Voller Freude fiel ich ihr um den Hals: "Danke, danke, danke! Du bist die beste Oma auf der Welt!". Es war unglaublich, wieviel Astrid für uns tat. "Seh es als vorzeitiges Geburtstagsgeschenk", meinte sie grinsend und ging zurück zu Jürgen auf die Tanzfläche. Ich würde Mario nicht Bescheid sagen, sondern einfach auftauchen. Ich schaute mich um. Mario war draußen auf dem Balkon und unterhielt sich mit seiner Oma. Meine kleine Schwester stand mit Felix bei Marco. Ich konnte mir vorstellen über was sie sich unterhielten. Marco klopfte Felix auf die Schulter und lächelte kurz meiner Schwester zu. Warscheinlich war es ein klärendes Gespräch zwischen den Beiden gewesen. Nochmal setzte sich Astrid neben mich. "Morgen gehts nach Mainz oder?", fragte sie. Ich nickte: "Mario fährt morgen und ich komm dann übermorgen mit den Kindern nach", erklärte ich. "Ich nehm sie", meinte sie, "zur Eingewöhnung und du kannst nochmal Mario zusehen. Außerdem hat in der Stadt ein neues Kindergeschäft aufgemacht und ich würde so gerne mal mit den Kleinen eine Einkaufstour machen". Das Angebot war verlockend. "Einverstanden", grinste ich. Der Abend ging lange und der Alkohol war reichlich. Nachdem die meisten Gäste um halb vier nachts gegangen waren und Felix nurnoch Mist redete packen wir auch unsere Sachen und Mario fuhr uns nach Hause. Dort schmiss er sich sofort aufs Bett, weil er am nächsten Morgen um zwölf Uhr mit der Mannschaft nach Mainz fliegen würde. Ich suchte derweil noch einige seiner Sachen zusammen, die er auf keinen Fall Zuhause vergessen durfte. Ich hatte noch nie einen Koffer für sechs Wochen gepackt, doch Mario reichte anscheinend ein mittelgroßer Koffer zum Überleben. Zum Schluss kochte ich mir einen beruhigenden Tee und stellte mich auf den Balkon. Hinter den Häuserdächern schien es schon wieder hell zu werden. "Geh schlafen Jenna", hörte ich Svea von drinnen zischen. Sie kam gerade vom Bad und machte es sich auf der Couch bequem. Ich drehte mich um und ging ins Innere. "Wie gehts dir eigentlich?", fragte ich und legte meine Hand auf ihr Bein. "Ich hab mich schon lange nicht mehr so gut und geborgen gefühlt", flüsterte sie, "danke, dass du mich da raus geholt hast", flüsterte sie und umarmte mich. "Du bist meine beste Freundin, denkst du ich lass dich hängen?", grinste ich und strubbelte durch ihre Haare. "Hast du Lust mit nach Mainz zu fahren?", fragte ich, weil ich ja noch eine Reisebegleitung brauchte, wenn die Kinder nicht dabei waren. "Zum Spiel?", wollte sie wissen. "Ja klar und davor können wir ja nochmal zum shoppen fahren", meinte ich. "Da bin ich doch dabei", grinste sie.

Mario PoV:

Mein Wecker klingelte am nächsten Morgen um acht Uhr. Jenna neben mir schlief noch tief und fest, deswegen stand ich vorsichtig auf und lief zu meinem Koffer. Wie immer hatte ich riesige Angst, dass ich irgendetwas wichtiges vergessen hatte. Ich ging nochmal die Checkliste durch und packte noch die Sachen, die mir Jenna anscheinend nachts noch hingelegt hatte ein. Ich würde in den nächsten sechs Wochen dieses Haus nicht mehr betreten. Ich duschte ein letztes Mal und richtete mir ein Frühstück. Um zehn Uhr lief ich runter zu den Müllers um mich zu verabschieden. Ich klingelte und wartete. "Unser Weltmeister ist da!", rief Dani und hielt mir die Tür auf. "Naja fast", lachte ich und lief hinein. Thomas und seine Kinder saßen gerade beim Frühstück. "Ich wollte mich noch kurz verabschieden", meinte ich, worauf Milan direkt ein trauriges Gesicht zog. "Hau sie weg!", rief er und lief auf mich zu. Ich ging in die Hocke und checkte mit ihm ein. "Bleib anständig und leiste Jenna ein Bisschen Gesellschaft", ordnete ich an. "Mach ich", grinste er und umarmte mich dann, "ich hab dich lieb". Bei den Worten musste ich ebenfalls grinsen. Ich stand auf und streichelte Luan und Jonas nochmal durch die Haare. "Also ich hoffe du machst ein paar Tore, ich schau zu", lachte Thomas und checkte ebenfalls mit mir ein. "Na hoffentlich macht dein Namenskollege auch ein paar Tore", entgegnete ich. "Willst du noch was trinken?", fragte Dani, die gerade mit einer Kanne Tee an den Tisch kam. "Nein, der Flieger geht gleich und ich muss mich noch von ein paar Leuten verabschieden", winkte ich ab und umarmte sie kurz. "Bis in ein paar Wochen", winkte ich nochmal, bevor ich den Raum verließ. "Mit Pokal!", rief Thomas noch und dann schlug ich die Haustür hinter mir zu. Oben angekommen weckte ich meine Freundin und den Rest auf, weil ich mich verabschieden wollte. "Repräsentier die Familie Götze ehrenhaft", neckte mein kleiner Bruder, der immernoch ziemlich fertig aussah. Anni redete mir auch noch etwas Mut zu und legte sich dann wieder hin. Von Svea und Jenna musste ich mich ja noch nicht verabschieden, weil ich sie morgen noch sehen würde. "Machts gut meine Würmchen", flüsterte ich und strich Lia und Philipp über die Backen, "ich werde sie vermissen", säufzte ich noch und drehte mich zu meiner Freundin um, "dich werde ich auch vermissen". "Wir sehen uns doch noch zwei Tage", grinste sie und umarmte mich. "Ich hab Milan schon aufgefordert dir Gesellschaft zu leisten", meinte ich. "Heiße Schokolade all day, all night, hab verstanden", kicherte sie und drückte mir nochmal einen Kuss auf die Lippen, "so und jetzt geh los, sonst fliegen die noch ohne dich los". Es war wirklich an der Zeit. Ich packte noch eine Fußballzeitschrift in meinen Rucksack, schaute durch die Wohnung und ging dann über die Türschwelle. Jenna drückte mir meinen Koffer und eine Reisetasche in die Hand und gab mir einen letzten Abschiedskuss: "Ich freu mich schon auf den Kuss, den ich dir geben kann, wenn du wieder hier bist", grinste sie und schlug mir die Tür vor der Nase zu. "Wie nett", lachte ich und lief nach unten. Ich hatte mir ein Taxi gerufen, das mich zum Flughafen bringen sollte. "Morgen", begrüßte mich der Herr und achtete nicht auf mich, sondern nur auf sein kleines Navi im Armaturenbrett. Ich setzte mich und holte mein Handy raus. "Wohin solls denn gehen?", fragte der Fahrer und drückte auf dem Bildschirm herum. "Franz Josef Strauß Flughafen bitte", meinte ich. Er drückte das Ziel ein und fuhr los. Das Taxi war ein alter Mercedes und das Alter konnte man deutlich hören. "Wohin geht es denn an soeinem schönen Tag? Schon in den Urlaub?", fragte er mich mit leichtem bayerischen Akzent. Ich musste schmunzeln: "Nein, ich muss nur nach Mainz", erklärte ich. Sowie es aussah hatte der Mann mich noch nicht richtig angeschaut. "Na sie müssen die Kohle ja haben", zischte er. Wieso machte er mich jetzt so komisch von der Seite an? Verwirrt antwortete ich nicht. "Entschuldigen sie", seufzte er dann, "ich bin gerade nicht so auf dem Damm". "Macht nichts", entgegnete ich und schaute rechts neben mir aus dem Fenster. "Gehen sie also beruflich nach Mainz?", fragte er weiter. So wie es aussah wollte er unbedingt mit mir ins Gespräch kommen. "Sozusagen, ja", meinte ich. "Ich war früher auch oft in Mainz mit meiner Frau", flüsterte er und drehte ein Bildchen, welches am Rückspiegel baumelte, in meine Richtung. Wieso erzählte er mir seine halbe Lebensgeschichte? "Oh das tut mir Leid", meinte ich. "Das muss es nicht. Sie sind ja noch ein junger Mann. Da muss man das Leben genießen", meinte der Herr, "ich hoffe sie haben ein glückliches Leben". Ich nickte: "Ja ich habe eine tolle Familie". "Wenn sie irgendwann eine Frau haben, halten sie sie fest, das Leben kann so schnell vorbei sein", flüsterte der Herr und wischte sich irgendetwas aus seinem Auge. Langsam begann der Mann für mich interessant zu werden. Ich wollte seine Geschichte hören. "Was ist mit ihrer Frau passiert? Wenn ich das fragen darf", wollte ich wissen und musterte ihn von der Seite. "Maria und ich waren seit wir 15 und 17 waren ein Paar. Wir haben einen Sohn, aber der hat sich nie für uns interessiert. Er lebt irgendwo in Berlin oder im Ausland, ich weiß es nicht", während er erzählte war sein Blick leer und er wirkte wie verloren. "Wir Beide haben uns damit abgefunden, dass er nie wieder zu uns kommen würde. Letztes Jahr wollte ich ihr dann zum 65. Geburtstag eine Reise nach Italien schenken, wo wir uns kennengelernt haben, aber eine Woche vorher wurde bei ihr auf einmal Krebs diagnostiziert". "Oh Gott nein", seufzte ich. "Die Chemos haben am Anfang noch genutzt, aber vor drei Wochen hat ihr Körper einfach aufgegeben", beendete er seine Geschichte. Mir tat es direkt Leid nachgefragt zu haben. "Haben sie jetzt noch jemanden?", fragte ich. Der Mann zuckte mit den Schultern: "Die Schwester von meiner Frau kommt ab und zu vorbei", erklärte er, "und ich hab einen Hund". Ich nickte. Ich wollte nicht so enden. Jenna sollte nicht so enden. Und unsere Kinder sollten nicht so enden. Ich wollte den Mann nicht einfach so sein erbärmliches Leben weiterleben lassen. "Wenn ich wieder Zuhause bin komm ich sie mal besuchen", verkündete ich. Wir hielten an einer Ampel. Das erste Mal drehte sich der Mann zu mir. Als er mir ins Gesicht sah öffneten sich seine Augen. "Allmächt", flüsterte er, "da fahr ich die ganze Zeit einen Fußballstar durch die Gegend und merke es gar nicht. Es ist mir eine Ehre", grinste er. Seine verweinten Augen glänzten jetzt. "Kein Problem", grinste ich und hielt ihm die Hand hin: "Mario Götze, der Fußballer", stellte ich mich vor. Grinsend schüttelte er mir die Hand: "Georg Wächter, der Taxifahrer, ist mir eine Ehre". "Mir ist es eine Ehre ihre Geschicht.." -"Deine Geschichte! Bitte nicht siezen", unterbrach er mich. "Okay, deine Geschichte ist wirklich bewegend", meinte ich. Er zuckte mit den Schultern: "Das Leben scheint manchmal einfach keinen Sinn mehr zu machen", säufzte er. Wir näherten uns dem Flughafen. "Du fliegst also mit dem Flieger jetzt nach Mainz zum Spiel morgen Abend", grinste er. Ich nickte: "Genau und übermorgen gehts los nach Brasilien", erklärte ich. "Das ist gerade ein großer Moment für mich. Ich bin ein großer Fußballfan musst du wissen", meinte er, "da sind wir ja schon". Er fuhr zum Haupteingang des Flughafens. Davor stand unser Mannschaftsbus und noch einige Taxi. "Es war schön dich kennengelernt zu haben", sagte Georg und zog ein altes Handy heraus, "ich hab zwar kein besonders tolles Telefon, aber du würdest doch bestimmt ein Bild mit mir machen oder?" Natürlich sagte ich nicht Nein. Glücklich schaute er sich unser Selbstportrait an und nickte zufrieden. "Wenn ich aus Brasilien wieder da bin können wir uns gerne auf ein Feierabendbier trinken und lass dich nicht zu sehr hängen", meinte ich und gab ihm mein Iphone, "geb mir mal deine Nummer". Georgs Blick war göttlich. Er grinste ins Display und hämmerte die Nummer ein. "Bis dann", grinste er, "sonst kommst du zu spät". "Wir hören von einander", meinte ich und klatschte bei ihm ein. "Sowas wie den Tag heute nenne ich einen guten Tag", meinte er noch und dann schlug ich die Mercedestür hinter mir zu. Hoffentlich hatte ich dem Mann wenigstens ein Bisschen Mut gegeben. Er war wie traumatisiert. Ich schaute dem alten Mercedes hinterher und lief dann zum Eingang. Ich musste mich bei ihm melden, bevor er noch an der Trauer ersticken würde. Vielleicht war ich einfach zum trösten von traurigen Menschen geboren.

Halloo! Wow jetzt haben wir schon so gut wie die 35K! Vielen, vielen Dank an jeden einzelnen von euch! Was sagt ihr heute zum Ballon d'or? Ich glaube es ist besser, wenn ich meine Meinung mal für mich behalte. Favorisiert und kommentiert bitte wenn euch die Geschichte gefällt, nur so kann ich es auch sehen und lesen! Machts gut:)

Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt