Meine kleine Schwester lief stur auf die Küchentheke zu, schenkte sich ein Glas Cola ein und drehte sich dann zu uns um. "Hast du schon das Neueste gehört?", rief Nadine und stellte sich neben mich. Anni nickte mit dem Kopf und warf Mario einen bösen Blick zu. "Wie kannst du mir und meiner Schwester das antun?", zischte sie und Mario riss ungläubig die Augen auf.
Mario PoV:
Ich konnte es einfach nicht fassen, Jennas Schwester hatte einfach kein Bisschen Respekt vor mir. Auf einmal spührte ich wie Jenna neben mir anfing zu schluchzen: "Wieso kannst du ihn nicht einfach akzeptieren?", krächzte sie und sah Anni mit einem verständnislosen Blick an. "Du verstehst es einfach nicht oder? Dein Freund ist ein Verräter, soeinen brauchen wir nicht in Dortmund und soeinen brauch ich erst Recht nicht in meiner Familie und du auch nicht!", rief sie. Jenna vergrub ihr Gesicht in ihren Händen: "Ich hab nie gesagt das ich dich nicht verstehe Ann- Kathrin!", begann sie, "aber Mario ist einfach alles für mich. Ohne ihn hat mein Leben keinen Sinn mehr, er hat mich in diesem halben Jahr so gut getan und aufgebaut. Gönn es mir doch einfach!" Bei den Worten wurde mir warm ums Herz und ich legte behutsam meine Hand auf ihren Rücken und versuchte sie zu trösten, doch Anni war noch längst nicht fertig. "Und dabei hat er dich geschwängert! Findest du das auch wunderschön?! Denkst du Mama wäre stolz drauf, wenn sie erfahren würde, dass sie mit 39 Jahren schon Oma wird?", brüllte sie und haute ihr Glas auf die Ablage. Ich erschrak bei den Worten und Jenna drehte sich zu mir um und ich nahm sie in den Arm. Sie schluchzte stark und viele Tränen liefen über ihre Wangen. Sie begann laut zu weinen und ich musste sie festhalten, dass sie nicht zusammenklappte. Ich drückte sie fest und versuchte ihr so ein Gefühl von Geborgenheit zu geben, doch sie wurde nicht ruhiger. "Spinnst du?!", schaltete sich auf einmal Nadine ein, "Finde dich doch einfach damit ab, dass sie zusammen sind! Du musst doch nicht mit ihm zusammen sein und gönn es deiner Schwester doch einfach! Werd endlich erwachsen". Anni schnaufte nur und dann hielt ich es nicht mehr aus: "Ist dir dein Verein wichtiger als deine Familie? Schau mal was du mit deiner Schwester machst!! Du machst sie kaputt und mit ihr deine ganze Familie!", rief ich und schüttelte den Kopf. Anscheinend hatte ich es mit meinen Worten genau den richtigen Ton getroffen und Jennas Schwester war endlich sprachlos. "Geh bitte", heulte Jenna und sah Anni verheult an, die schnell darauf den Raum verließ und die Treppe hochtappte. "Beruhig dich erstmal, hier das hat mir immer geholfen", meinte Theo und stellte Jenna eine heiße Schokolade zur hin. Sie nickte dankend und wärmte sich an der heißen Tasse. "Wisst ihr schon was, ich mein übers Baby?", fragte Nadine neugierig und setzte sich mit an den Tisch. Da ich davon ausging, dass Jenna sowieso noch viel zu sehr mit sich beschäftigt war beschloss ich die Rolle des Antworters zu übernehmen. "Naja Jenna war das letzte Mal vor einem Monat beim Ultraschall und da wurde uns gesagt, dass der Geburtstermin vermutlich Ende Mai ist und wir wollten später dann in München nochmal zum Ultraschall fahren und fragen ob es ein Junge oder ein Mädchen ist", erklärte ich und nahm eine Tasse Kaffee von Felix entgegen. "Hoffentlich ist es ein Mädchen, dann können wir immer zusammen shoppen gehen", freute sich Nadine, doch Theo winkte gleich ab: "Nein, noch ein Mädchen halte ich nicht aus in meiner Familie", stöhnte er. Jenna musste grinsen und ich wischte ihr die Tränen von der Wange: "Hauptsache gesund, wie gesagt", schmuzelte sie leise und strich über ihren Bauch. "Wie schauts mit Namen aus?", erkundigte sich Jennas Tante und rutschte aufgeregt auf ihrem Stuhl herum, fast wie ein kleines Kind. "Da hab ich noch nicht im Ansatz drüber nachgedacht", gestand Jenna, "aber irgendwas bodenständiges, kein komischer neumodischer Name". Ich musste schmunzeln: "Also wenn es ein Junge wird können wir ihn ja nach einem Fußballer benennen", scherzte ich. "Kommt gar nicht in Frage, am Ende heißt er Cristiano oder Lionel", winkte Jenna gleich ab. "Mädchennamen sind viel einfacher", meinte Nadine, "da würden mir soviele schöne einfallen". "Na dann kannst du mich ja wenn es ein Mädchen wird gerne beraten", grinste Jenna. "Ist das meine Große?!", rief auf einmal jemand hinter meinem Rücken und alle drehten sich um. Michael stand in der Tür, mit Arbeitstasche und Anzug. "Papaa", rief Jenna und umarmte ihn. "Das ist ja eine Überraschung!", rief er und begrüßte auch mich. "Wir haben gedacht wir schauen mal vorbei", meinte Jenna und setzte sich wieder. Michael stellte seine Tasche ab und ich war tierisch aufgeregt, weil ich Angst vor seiner Reaktion auf die Neuigkeit hatte. "Und jetzt raus mit der Sprache", meinte er auf einmal mit großen Augen, "werde ich wirklich Opa oder schmarrt die Tusse auf Antenne Bayern nur Mist?" Ich schluckte und Jenna zögerte kurz: "Nein die schmarrt keinen Mist", meinte sie kurz und sah auf den Tisch. "Wirklich?", fragte ihr Vater erstaunt und begann zu lächeln und sah mich auch nochmal prüfend an. Als ich zustimmend nickte lief er auf mich zu: "Herzlichen Glückwusch, Schwiegersohn", sagte er mir ins Ohr und drückte mich. Beim Wort Schwiegersohn wurde mir warm ums Herz und es gab mir das Gefühl zu den Gentzels zu gehören. Dann widmete er sich seiner Tochter zu: "Ich bin so stolz auf dich Jenna", flüsterte er und umarmte sie lange. "Danke Papa", entgegnete meine Freundin und wieder musste sie weinen. Sie vergrub ihr Gesicht in der Schulter von Michael. "Was denkst du was Mama sagen würde?", fragte sie und Michael schnaufte tief durch: "Ich weiß es nicht.. vielleicht hätte sie sich große Sorgen um ihre kleine Jenna gemacht, aber tief innen im Herzen würde sie sich bestimmt auch freuen", flüsterte er und küsste seine Tochter auf die Haare und mir fiel ein Stein vom Herzen. "Okay, wir müssen dann auch weiter, Mario hat heute Abend noch Training und wir müssen davor noch zum Ultraschall", meinte Jenna und stand auf einmal auf. "Schade, naja ich hoffe ihr lasst euch mal wieder blicken und dann haben wir mehr Zeit zum reden", antwortete Michael. Der Reihe nach verabschiedeten wir uns von Theo, Michael und Nadine und verließen dann das Haus. "Hätte ich mich von Anni verabschieden sollen?", fragte Jenna, als wir schon im Auto saßen. "Nein", entgegnete ich kurz, weil ich Anni die Worte von vorhin einfach nicht verzeihen konnte. "Okay, dann ab nach Hause", meinte meine Freundin entschlossen und startete den Wagen. Nach ca zweieinviertel Stunden standen wir auf dem Parkplatz des Krankenhauses und traten ein. Wir kamen sofort an die Reihe und aufgeregt legte sich Jenna auf die Liege und machte ihren Bauch frei. "So Frau Gentzel dann lassen sie mich mal nachschauen", meinte Dr. Meyer und schmierte wieder das Gel auf und fuhr mit dem Gerät darüber. "So dann lasst uns mal sehen", begann er und starrte wieder auf den Bildschirm. "Oh Gott", rief er auf einmal. Ich bekam einen rießigen Schreck und Jenna schaute ihn panisch an. "Was ist mit meinem Baby?", fragte sie aufgeregt und versuchte irgendetwas auf dem Bildschirm zu erkennen. "Ihrem Baby geht es gut", äußerte sich der Arzt, "und dem anderen auch". "Was?!", rief ich, "welches andere?!" Jenna hatte die Augen weit aufgerissen und atmete schwer. "Sie bekommen Zwillinge. Einen Jungen und ein Mädchen", verkündete Dr. Meyer und fuhr weiter auf dem Bauch herum. Jenna hielt sich die Hände vor den Mund und starrte an die Decke. Ich saß wie angewurzelt da: "Oh Gott", stotterte ich, "wieso sagen sie uns das erst jetzt?" Der Doc erklärte mir, dass die Babys genau parallel zueinander gelegen waren und so das hintere für ihn vor einem Monat noch nicht erkennbar war. Geschockt nickte ich und Jenna setzte sich auf, wischte das Gel von ihrem Bauch und zog dann ihr Oberteil wieder darüber. Wie in Zeitlupe stand sie auf und griff nach meiner Hand. "Tschüss", verabschiedete ich mich von Dr. Meyer und brachte meine Freundin zum Auto. "Oh Gott wie sollen wir das schaffen", stöhnte Jenna und lehte ihren Kopf gegen das Autofenster. Ich griff nach ihrer Hand und obwohl ich warscheinlich noch geschockter war als sie versicherte ich ihr wieder, dass wir alles hinbekommen würden. Ich fuhr sie nach Hause und ging dann gleich weiter zum Training, das heute -ein Wunder- mal nicht öffentlich war. "Servus", begrüßte mich Thomas, als ich in der Kabine ankam. "Wie wars in Dortmund und wie gehts deiner Freundin?", erkundigte er sich. "War schön endlich mal wieder meine Family zu sehen und bei Jenna passts schon", antwortete ich. Nachdem ich meine Schuhe zugebunden hatte lief ich auf den Rasen und das Training begann. Doch heute war ich zu 0% bei der Sache. Ich dachte nur an die Zwillinge, an meine Verantwortung und vorallem an Jennas Arbeit, die sie damit hatte. "Mario! Pass auf! Ich kann dich auch nächsten Samstag nicht spielen lassen!", brüllte mich Pep an und holte mich aus meinen Gedanken. "Sorry Coach", meinte ich und rieb mir die Augen und versuchte mich auf Peps gebrochenes Deutsch zu konzentrieren, doch heute klappte es nicht und mein Kater von gestern machte es auch nicht gerade besser. "So und los", meinte Pep und klatschte in die Hände. Anscheinend hatte er irgendeine Übung erklärt, denn alle stellten sich an bestimmten Punkten im Spielfeld auf, nur ich folgte einfach blind Thomas, weil er ja auch ein Stürmer war. "Mario was machst du verdammt!", schrie mich Manuel an und weckte so wieder Peps Aufmerksamkeit. "Sorry", brummte ich und schaute mich nach meinem Platz um, doch ich hatte wirklich keine Ahnung wo ich mich hinstellen musste. Ich fühlte mich in der 9. Klasse, wenn man vom Lehrer aufgerufen wurde und keine Ahnung hatte was gerade besprochen wurde. "Mario!!", hörte ich wieder Pep rufen und langsam konnte ich meinen Namen nicht mehr hören, "geh bitte!! Du spielst nicht am Samstag!", brüllte er und zeigte mit dem Finger Richtung Geschäftsgebäude. Mich interessierte es irgendwie gar nicht, dass mich mein Trainer suspendiert hatte. Langsam trottete ich vom Spielfeld und setzte mich dann am Rand des Spielfelds auf die Auswechselbank und legte meinen Kopf in meine Hände. Zwillinge? Wie sollte ich das schaffen? Jenna war 18 und sowieso mit einem Kind schon gefordert genug und ich war auch nicht jeden Tag Zuhause. Ich seufzte und mir kamen grausame Gedanken in den Kopf: Jenna kam mit den Kindern nicht klar und wurde psychisch krank, unsere Beziehung haperte und wir trennten uns, ich stand mit zwei Kleinkindern alleine da, auf meinem Arm stellte sich die Gänsehaut auf und ich verstand auch gar nicht wieso ich mir sowas überhaupt vorstellte. "Oh Gott", jammerte ich und begann auf einmal zu schwitzen. Auf meiner Stirn bildeten sich Schweißtropfen, die ich mit meiner Handfläche wegwischte. Jetzt wurde es mir unheimlich, vermutlich lag es auch an meinem Kater, dass ich so schwitzte und mich so hineinsteigerte. Wieder hörte ich jemanden meinen Namen schreien, doch ich reagierte nicht und wieder und wieder. "Mario!!", brüllte mir die Person genau ins Ohr und ich schaute verwirrt nach oben. "Bist du high?", fragte mich Basti, der genau neben mir stand. Ich schüttelte nur mühsam den Kopf und senkte ihn wieder und vergrub ihn in meinen Händen. "Pep hat gesagt, dass er sich es nochmal überlegt ob er dich spielen lässt oder nicht", erklärte er, doch ich reagierte nicht. "Was ist los Alter?!", schrie Basti jetzt, weil ich ihn anscheinend mit meinem Verhalten ziemlich provoziert hatte. "Ich glaub ich will gar nicht spielen", krächzte ich und rieb mir wieder die Augen. "Was redest du für einen Unsinn und wie schauen deine Augen überhaupt aus!", rief er und drehte meinen Kopf mit seiner Hand zu sich her. "Hast du gesoffen?", fragte er und ich nickte nur und weil ich sowieso wusste, dass er gleich fragen würde wieso erklärte ich: "Mein Bruder hatte gestern Geburtstag und ich hab mit Marco ein paar Gläser zu viel erwischt, das ist alles". "Das kann nicht alles sein", entgegnete Basti schnell und erwartete noch mehr Informationen: "Wieso willst du am Samstag nicht spielen?" Ich seufzte und lehnte mich zurück: "Wir waren im Krankenhaus wegen dem Baby", begann ich und Basti nickte aufmerksam, "und der Doc meinte, dass wir einen Jungen bekommen", ich machte kurz Pause und Basti schaute mich fragend an. "Was ist daran so schlimm, ein Junge ist doch super", meinte er, "Und ein Mädchen", fuhr ich fort. "Achsoo", meinte Basti überlegend, "das packst du, du bist doch Super Mario", meinte er und klopfte mir auf die Schulter. "Lasst mich doch in Ruhe mit Super Mario, ihr habt doch alle keine Ahnung wieviel Druck ich mir jeden Tag mache, weil ich Angst hab alles falsch zu machen", brüllte ich und stand auf und zog alle Blicke meiner Kollegen auf mich: "Alle sagen ich pack das schon, aber ich schaff das nicht. Ich kann nicht auf zwei Kinder und meine Freundin aufpassen und währenddessen noch Fußballprofi sein! Ich hab keine Ahnung wie ich das alles machen soll", dann lief ich so schnell es ging in die Kabine und setzte mich dort auf die Bank und konnte zitternd meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich schluchzte laut und hörte auf einmal Schritte auf dem Gang und versuchte so schnell ich konnte die Tränen von meiner Wange zu wischen, bevor sich Pep neben mich auf die Bank setzte. "Zwillinge?", fragte er mich leise und legte seinen Arm um mich. Ich nickte und wischte wieder eine Träne aus dem Gesicht: "Ich hab keinen Plan wie ich das packen soll", krächzte ich und zupfte nachdenklich an meiner Trainingshose herum. "Mach dir nicht soviele Sorgen das ist der Schock", versicherte mir mein Coach, "aber ich kann dir für diesen Samstag gerne freigeben", fügte er noch hinzu und ich bedankte mich dafür. Wortlos stand ich einfach auf und lief zur Tiefgarage zu meinem Auto, als auf einmal mein Handy klingelte. "Götze?", meldete ich mich genervt. "Mario ich bins, ich wollte dir nur sagen, dass ich in die Stadt fahre und da mal im Adidasshop vorbeischau, weil ich die anderen solange nicht gesehen hab und sie heute eine kleine Party schmeißen wollten", informierte mich Jenna. "Ja ist okay", meinte ich kalt und setzte mich in den Wagen. "Ich muss den Kopf freibekommen und mit einer Freundin drüber reden", wispelte meine Freundin und ich beschloss genau dasselbe zu tun. "Ja mach das, Tschüss", verabschiedete ich mich und legte dann sofort auf und fuhr los.
Woow danke Leute, wir sind nah an den 2000 Reads! Ihr macht mich echt stolz & danke für die lieben Kommentare, sie bedeuten mir wirklich viel! <3
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Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)
Fanfic"Lass mal zu der da hinten gehen" - ein Satz, der das Leben zweier Menschen komplett veränderte.