Kapitel 82

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Verwirrt stieg ich in mein Taxi und lotste den Fahrer zum Trainingsgelände. "Ich wollte mich noch kurz verabschieden", rief ich, als ich in die Kabine kam. "Komm mal wieder zum Weißwurstfrühstück nach Bayern zurück", scherzte Thomas und umarmte mich fest. "Mario dein Flieger geht in einer Stunde, Beeilung!", drängte mich der Trainer. "Gut, wir sehen uns!", rief ich nochmal laut allen zu und machte kehrt um zurück zum Ausgang zu laufen. "Aufgeregt?", wollte Pep wissen und drückte mir sämtliche Unterlagen in einer Mappe in die Hand. "Passt", nickte ich kurz. "Wenn es dir in München besser gefallen hat kannst du wieder zurückkommen, so jemanden wie dich kann man immer gebrauchen", meinte er und klopfte mir auf die Schulter. "Dankeschön, ich muss los", grinste ich gequält und lief vom Gelände. Ich hatte nicht sehr viel Lust wieder zurück zu kommen. Am Flughafen wurde ich gleich zum Flieger geschleust und wenig später saß ich schon im Flieger. Der Abschied von Jenna machte mich nachdenklich. Ich wollte niemals, dass es so weit kommen würde.

Jenna PoV:

"Wie du ihm die Ohrfeige gegeben hast", lachte Anni und hielt mir ihre Hand zum High Five hin. "Ann-Kathrin das ging zu weit", schüttelte ich nachdenklich den Kopf. "Zu weit?", rief sie und zeigte mir den Vogel, "der Typ hat dich angeschrien und beschimpft!" Ich wusste genau, dass ich eigentlich sauer sein sollte, doch ich konnte es aus irgendeinem Grund nicht. "Nur weil deine Beziehung zu Felix für den Arsch war heißt es nicht, dass du meine auch noch ruinieren musst", beschwerte ich mich. "Reg dich ab, ich mach dir gar nichts kaputt, das kam Alles aus seinem Mund!", entgegnete sie gelassen und trank aus ihrer Kaffeetasse. Ich schaute überfordert zu Jonas herunter, der gerade wieder zum Nickerchen die Augen geschlossen hatte. "Hältst du jetzt zum ihm oder was?", wollte meine Schwester wissen. "Anni! Es gibt keine Seiten", schimpfte ich. "Ist ja okay", meinte sie leise und schaute über die Häuserdächer, rüber zu Felix' Haus. So von der Seite tat sie mir Leid. Eigentlich war ihr ja nichts anderes passiert als mir damals. "Ich hab heute Mittag ein paar Freunde vom Büro eingeladen", grinste sie dann zu mir rüber. "Hierher?", rief ich und schaute mich um. "Klar, zu Felix ganz sicher nicht", entgegnete sie und fuhr sich durch die Haare. "Sag mal bist du jetzt komplett irre?", schrie ich und dadurch wurde auch mein Sohn wach. "Bist du bescheuert?", flüsterte ich verärgert zu ihr rüber. "Nur auf einen Kaffee", beruhigte sie mich, "ich hab auch schon Donuts geholt". "Glückwunsch", schüttelte ich den Kopf und grinste wenig später wieder. "Zum Wohl auf die Familie", zuckte ich mit den Schultern und stand auf um Jonas in die Wiege zu legen. Am Nachmittag standen dann auch fünf von Annis Bürofreunden auf der Matte. Drei Männer und zwei Frauen, ungefähr in unserem Alter. "Eva, Lara, Markus, Dennis und Elias", stellte meine Schwester sie vor und ich gab ihnen allen die Hand, "mir gehört der Laden hier", grinste ich dabei.

Mario PoV:

In England angekommen brachte mich einer meiner alten Betreuer zu einem Treffpunkt, wo schon eine Frau auf mich wartete. "Deine persönliche Beraterin", erklärte er und zeigte auf eine blonde Dame. "Hallo, Svenja Cleary mein Name", grinste sie und schüttelte mir die Hand. "Götze, Mario", grinste ich. Sie war vielleicht ein Jahr jünger als ich und sehr hübsch. "Sie werden in nächster Zeit eng zusammenarbeiten", nickte mein Berater und schaute auf seine Uhr, "ich muss weiter, mein Flieger nach New York geht gleich" und schüttelte uns beiden noch kurz die Hände und verschwand. "Beschäftigter Mann", grinste ich Svenja zu. "Hatten sie einen guten Flug?", fragte sie und lief in Richtung des Ausgangs. "Ja, sehr gut, danke!", meinte ich und zog meinen Koffer hinter mir her. "Sind sie ab München geflogen?", wollte sie wissen. "Natürlich", nickte ich nochmal. "Ich komme auch aus München", erzählte sie dann. "Wie kommt es, dass sie jetzt in England arbeiten?", fragte ich um ein Gespräch anzufangen. "Mein Vater hat Connections zu ManU", entgegnete sie, "und so ist man eben ganz schnell mal Spielerberaterin". "Ist ja interessant", grinste ich. "Ich bin aber trotzdem noch oft in Schwabing", erzählte sie und hielt mir die große Eingangstür auf. "Danke", meinte ich und lief ihr weiter hinterher. "Ich würde sie jetzt erstmal zu ihrer Wohnung bringen", erklärte sie und schloss ihr großes Auto auf, einen großen Porsche. "Nicht schlecht", staunte ich und warf meinen Koffer in den Kofferraum. "Der Trainer erwartet sie morgen zum Training, aber sie können heute auch schon vorbeikommen", erklärte sie und setzte sich ans Steuer. "Ja, ich glaube ich schau mal vorbei, desto schneller kann ich mich hier einleben", antwortete ich und schaute nach draußen. Untypisch für England schien die Sonne und es war warm. "Ich kann ihnen ein paar gute Restaurants hier in der Gegend zeigen", meinte sie und fuhr vom Flughafenareal. "Das wäre wirklich nett", grinste ich. "Also, heute Abend?", fragte sie kurz. Ich schnappte kurz nach Luft. "Heute Abend", nickte ich. "Okay, ich hole sie um halb acht ab", erklärte sie. Kurz dachte ich an Jenna. Dann an die Ohrfeige. Nein, Jenna eifersüchtig zu machen wäre kein Fremdgehen, außerdem hatte ich keine bösen Hintergedanken. Svenja wollte mir nur die Stadt zeigen. "Und für was sind sie jetzt zuständig?", hakte ich nach und legte meinen Arm auf den Fensterrahmen. "Ich kümmere mich eigentlich um alles, den Haushalt, dass sie überall hinkommen, wo sie hinwollen, natürlich ihren Trainingsplan und am Ende versuche ich mit ihrer Hilfe die richtige Entscheidung für sie zu treffen", erklärte sie, "und natürlich bin ich dafür da, dass sie immer jemanden haben mit dem sie reden können". "Achja", nickte ich und schaute auf mein Handy - kein Internet. Nach zwanzig Minuten fuhren wir in einen riesigen Hof. "Das hier ist ihr Haus, erklärte sie und schaltete den Motor aus. "Schaut gut aus", murmelte ich und öffnete die Tür. Nachdem ich auch meinen Koffer geholt hatte bekam ich den Schlüssel und trat ein. Die Wohnung war der blanke Wahnsinn. "Schauen sie sich um, ich komme sie in drei Stunden wieder abholen", rief sie mir aus der Einfahrt zu und fuhr wieder vom Grundstück. Langsam schaute ich mich um. Alles war verglast und aus Leder. Hier konnte ich mich definitiv wohlfühlen. Als ich nach einer Viertelstunde Hausbesichtigung endlich in einem Büro mit einem W-LAN Router ankam meldete ich mich sofort an und lief ins Schlafzimmer und schmiss mich aufs Bett. Jenna hatte sich nicht gerührt. Wieso sollte sie auch? Trotzdem wollte ich etwas von meinen Kindern hören, also wählte ich unsere Telefonnummer. "Ann-Kathrin Gentzel?", hörte ich Anni rufen. "Gib mir bitte meine Frau", forderte ich, ohne sie zu begrüßen. "Die ist gerade nicht da", erklärte sie. "Wo ist sie denn?", wollte ich wissen. "Sie ist mit Elias und Jonas spazieren gegangen", meinte sie locker. "Wer ist Elias!", rief ich aufgebracht und setzte mich im Bett auf. "Einer von meinen Arbeitskollegen", beantwortete sie meine Frage. "Was will sie mit dem?", fragte ich. "Reden?", meinte Anni genervt. "Üb.." -"Über was?! Über die Situation mit dir? Wie du mit ihr redest?", unterbrach sie mich. "Komm mir jetzt nicht wieder mit dem Dreck", stöhnte ich. "Ich sag es doch nur wie es ist!", zischte sie, "sowas hat sie nicht verdient". "So jemanden wie dich hat sie nicht verdient, da hast du Recht", meinte ich gelassen. "Ich hau nicht kurz nach der Geburt von meinem Kind nach England ab!", rief sie. "Nein du lässt es gleich abtreiben!", konterte ich. "Das spielt gerade keine Rolle", meinte Anni schnell. "Oh doch das tut es, ohne die ganze Scheiße hätten wir uns nie gestritten, Jenna und ich", versuchte ich ihr klar zu machen. Kurz kam nichts, dann schrie irgendjemand nach Jenna im Hintergrund. "Psst", hörte ich Anni zischen. "Gib mir sofort meine Frau oder" -"Oder was?", fiel sie mir ins Wort. "Gib sie mir einfach und verschwinde aus meiner Wohnung", meinte ich genervt. Ich hatte keinen Bock mehr mit ihr zu diskutieren. "Wo ist meine Schwester?", hörte ich sie jemanden fragen. "Ist mit Elias im Schlafzimmer", sagte eine tiefe Männerstimme. "Sorry, aber da will ich sie wirklich nicht stören", kicherte meine Schwägerin. Mir wurde kotzübel: "Dann gib mir Philipp", keuchte ich und versuchte die Situation zu überspielen. "Der ist bei einem Kumpel und Jonas schläft, falls du gleich fragst", erklärte sie. "Nein, ich hab genug gehört", schüttelte ich den Kopf. "Ach ja, Jennas Handy ist kaputt gegangen, also wunder dich nicht, wenn sie nicht online war", fügte Anni noch hinzu. "Okay danke", flüsterte ich und legte auf. Wieso hatte ich mich entschuldigt. Lieber hätte ich ein "Halt die Fresse" hinterher geschoben. Nachdenklich streckte ich mich auf meinem Bett aus.

Jenna PoV:

"Denkst du wir bekommen das wieder hin?", fragte ich gestresst und schaute Elias über die Schulter. Er war über mein Handy gebeugt und hielt meinen Föhn darüber. "Wenn das nicht hilft ist es Schrott", seufzte er und legte den Föhn zurück auf meinen Nachttisch, wegen dem wir uns ins Schlafzimmer verzogen hatten. Mit zittrigen Händen drückte ich den Power-Knopf, doch es passierte nichts. "Scheiße! Ich muss meinen Mann anrufen", meinte ich und drückte vergeblich auf dem Bildschirm herum. Wieso konnte ich auch mein Handy nicht aus meiner Hosentasche nehmen bevor ich auf die Toilette gehen wollte. "Wasserschaden", nickte Elias. Betrübt lief ich wieder ins Wohnzimmer und setzte mich an den Tisch. "Kaputt?", fragte meine Schwester. Genervt nickte ich und ertrug noch den Rest des Kaffeekränzchens.

Mario PoV:

Der Kühlschrank war gefüllt, doch ich hatte kein Bisschen Hunger. Ich konnte es nicht glauben, dass mir Jenna sowas antat. Nach drei Stunden stand Svenja wieder vor meiner Tür. Ich beschloss heute nur beim Training vorbeizuschauen und noch nicht mitzumachen. "Und wie gefällt ihnen die neue Wohnung?", fragte sie, als ich wieder auf ihrem Beifahrersitz saß. "Ja, wirklich schön", grinste ich gequält. Ich wusste nicht, wie ich mich fühlen sollte. Auf der einen Seite war ich schrecklich enttäuscht und auf der anderen Seite furchtbar aufgeregt. "Luis ist meistens ganz zahm zu Neuankömmlingen", meinte Svenja und fuhr auf die Hauptstraße. Luis van Gaal hatte ich schon oft gesehen, meistens bei Spielen gegen Bayern, als ich noch bei Dortmund gespielt hatte und er dort Trainer war. Als wir am Trainingsgelände ankamen waren schon viele Kameras auf mich gerichtet. "Keine Fragen beantworten, sondern einfach nur vorbeilaufen", zischte Svenja und zog mich hinter sich her. Im Inneres des Gebäudes trafen wir auch schon auf den Trainer. "Mario!", rief er und schüttelte mir die Hand. "Hallo, danke, dass ich hier sein darf", meinte ich und tappte schüchtern von links auf rechts. Kurz später ging er mit mir in die Kabine und stellte mir meine neuen Teamkollegen vor. Die meisten kannte ich schon von früher, doch es war trotzdem komisch am Anfang. Mir wurde viel erzählt und erklärt, doch meine Gedanken waren immer bei Jenna und diesem Elias. Ich dachte an meine Kinder, die jetzt auch da sein würden. Nur vier Wörter schwirrten herum. Wieso macht sie das.

SOO nach gefühlt 1000 Jahren wieder was von mir. Am Freitag hab ich noch eine mündliche Französisch Schulaufgabe, also vergebt mir. Habt ne schöne Zeit, vielleicht auch schon schöne Ferien & kommentiert fleißig!♥


Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt