Kapitel 105

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Draußen war es unangenehm kalt und ich hatte keine Ahnung was ich machen sollte. Irgendwie wollte ich nachdenken, für mich alleine. "Geh bitte!", hörte ich Marco vom Balkon runterschreien. "Was soll denn der Kindergarten jetzt?", schrie ich hoch und setzte mich auf eine Bank, weil ich mich nicht lange auf einem Bein halten konnte. "Geh einfach und misch dich nicht in meine privaten Angelegenheiten ein!", entgegnete er. "Ja geht ja schlecht!", brüllte ich, doch war danach wieder gleich still, weil eine Familie die Straße entlanggelaufen kam. Ich rückte mir meine Basecap ins Gesicht und versuchte den Passanten nicht in die Augen zu schauen und irgendwie schaffte ich es sie nicht auf mich aufmerksam zu machen. Danach rief ich Jenna an, die einfach wieder umdrehen musste um mich wieder einzusammeln. "Was soll denn die Scheiße?", rief sie, als ich wieder zum Auto humpelte und sie mir die Tür aufhielt. "Er lässt nicht mit sich reden", schüttelte ich den Kopf. "Er glaubt stur, dass er der Vater ist", schnaufte Jenna und lief ums Auto herum und stieg neben mir wieder ein. Genervt nickte ich nur und kratzte mir am Hinterkopf. "Aber so dumm kann er doch gar nicht sein", meinte sie irgendwann, als wir wieder auf der Hauptstraße waren. "Spätestens in ein paar Monaten wird er es schon merken", schnaufte ich und schaute wieder aus dem Fenster. "Ach ja wir machen uns später einen schönen Bilderabend, dein Papa hat schon eine Leinwand aufgestellt", erklärte sie. Meine Freude darüber hielt sich in Grenzen, doch ich konnte ziemlich gut schauspielern. Wenige Minuten später standen wir wieder vor meinem Elternhaus und ich schleppte mich wieder die Treppe hoch. "War Marco nicht daheim?", wollte meine Mutter wissen, die mit Kochschürze die Tür aufhielt. "Mehr oder weniger", entgegnete ich und setzte mich auf das Sofa neben meinen größeren Sohn, der gerade voll in einen RTL-Beitrag vertieft war. Nach dem Essen setzten wir uns alle zusammen aufs Sofa und schauten uns gefühlt tausende Bilder von früher an. Mein Vater hatte sie alle auf seinem Laptop gespeichert. Gegen ein Uhr nachts gingen meine Eltern ins Bett, doch wir hatten eigentlich noch einige Computerordner vor uns. "Einen gönnen wir uns noch oder", meinte Jenna und klickte den Letzten an. 2014 war die Beschriftung. Es begann mit unserem Urlaub auf die Kanaren. "Ach du scheiße warst du früher blond", rief Philipp und analysierte das Bild noch einmal genauer. "Eine andere Ausdrucksweise bitte", schüttelte ich den Kopf. Dann kam ein großer Zeitsprung. "WM!", brüllte Philipp. Mit einem Mal war Jenna still. Die Diashow lief durch und wir hatten beide eigentlich nur einen Gedanken. Auf einmal tauchte ein Bild von Lia auf- das war den ganzen Abend noch nicht passiert. Philipp hörte auf zu schreien und schaute nur bedächtig das Bild an. Wir vier beim Spazieren im Englischen Garten. Ich atmete schwer und meine Frau neben mir musste sich auch hörbar zusammenreißen. Philipp drehte sich um und schaute sie an. Als in der Diashow noch ein Bild von unserer Tochter kam stand Jenna auf und lief in die Küche. Philipp stand langsam auf und klappte den Laptop vorne zu, sodass die ganze Präsentation ausging. "Das wollte ich nicht", jammerte er. "Du hast doch gar nichts gemacht", schüttelte ich niedergeschlagen den Kopf. "Aber Mama weint jetzt und ich hab voll rumgeschrien", flüsterte er. "Sie ist doch glücklich, wenn du dich freust und du konntest doch nicht wissen, dass gleich so ein Bild kommt", meinte ich und wenig später ging Philipp alleine ins Bett. Ich lief solange ins Gästezimmer, wo Jenna auf dem Bett lag und sichtlich geweint hatte. Ich wusste aus Erfahrung, dass man sie in diesen Situationen eigentlich nicht trösten konnte. "Die Sache verfolgt einen einfach", schniefte sie und legte sich auf meinen Bauch. Meine Rippen taten höllisch weh, doch in der Situation steckte ich das weg. Irgendwann war Jenna dann auch eingeschlafen und ich konnte mir eine gemütlichere Schlafposition suchen. Geweckt wurden wir von Jonas, der wie am Spieß schrie. Es war schon hell draußen und Jenna sprang sofort auf. Ich für meine Verhältnisse war schon längst in eine faultierartige Reaktionsfähigkeit zurückgefallen, sodass ich mich nur ganz langsam aufsetzte und kurz aufschrie vor Schmerz. Als ich gerade dabei war mir in der Küche einen Kaffee einzuschenken klingelte es an der Haustür und meine Mutter öffnete. "Na was machst du denn hier?", rief sie euphorisch. "Naja ich muss meine alten Herren doch auch mal wieder besuchen kommen", vernahm ich Felix' tiefe Stimme. "Pass auf was du sagst", lachte sie. Auf dem Gang begegnete Felix Philipp, der gerade dabei war seine Fußballschuhe anzuziehen. "Nachbar was machst du denn hier?!", rief er. "Wir sind alle da", entgegnete unser Sohn. "Wusstest du das gar nicht?", lachte meine Mutter. "Ehrlich gesagt nicht", antwortete mein Bruder und lief in die Küche. "Na da ist ja unser Patient", rief er. "Ich hab dich auch lieb", entgegnete ich und gab ihm eine Faust. "Mama bleib mal da, wir müssen was bequatschen", rief er, als meine Mutter schon wieder verschwinden wollte. Sie setzte sich mit an den Tisch und schaute uns gespannt an. "Was gibts denn mein Sohnemann, du scheinst dich wieder erholt zu haben", grinste sie. "Ich bin wieder in festen Händen", erklärte er. "Behinderter hättest du es auch nicht mehr sagen können oder", schüttelte ich den Kopf. "Sei leise oder verschwinde", zischte mich Felix an. "Was meinst du?", wollte meine Mutter wissen. "Ich habe wieder eine neue Freundin", erklärte Felix weiter. "So schnell?", rief sie und schaute ihn schräg an, worauf er nur nickte. "Ja und wie heißt sie und woher kennst du sie?", fragte sie weiter. "Sie heißt July und ich kenne sie aus Amerika", antwortete er. "Spinnst du jetzt?", fragte meine Mutter vorsichtig und schaute meinen Bruder kritisch an. "Nein tu ich nicht", schüttelte er den Kopf. "Du kannst doch keine fremd.." -"Mama ich bin verliebt!", unterbrach er sie. "Das geht bestimmt wieder vorbei", flüsterte sie vor sich hin und bevor Felix ausrasten konnte klingelte es wieder an der Tür und meine Mutter sprang auf. "Marco, schön dich zu sehen!", rief sie und sofort hatte ich auch schlechte Laune. Auf einmal stand mein bester Kumpel in der Tür und winkte mich zu sich her. "Was willst du denn?", rief ich und humpelte auf ihn zu. Er zog mich rüber ins Bad und setzte sich dort auf den Badewannenrand. "Du hast glaub ich Recht", schnaufte er. "Mit was?", wollte ich wissen. "Das Kind", meinte er nur kurz, "das kann gar nicht von mir sein. Ich hab eine Nacht darüber geschlafen". "Hast mal nachgerechnet", entgegnete ich ironisch. "Ja hab ich und jetzt hör auf so einen auf cool zu machen", schnauzte er mich an. "Und was machst du jetzt?", wollte ich wissen. "Alter ich hab keinen Plan. Ich liebe sie, aber sie will mich einfach mies verarschen", schnaufte er. "Ihr macht erstmal einen Vaterschaftstest", meinte ich und stand vom Beckenrand auf, da mir alles wehtat. "Die ganze Situation ist so scheiße gerade", schüttelte mein bester Freund den Kopf. "Weißt du was scheiße ist? Wenn die Schwester deiner Frau deinen Bruder betrügt und das gemeinsame Kind seinem besten Freund andrehen will", rief ich. Marco starrte an mir vorbei zur Tür. "Nein, die Scheiße ist eigentlich nur, dass Anni zu feige ist zu sagen, dass sie von Felix schwanger ist...ok sorry das war zu laut", flüsterte ich, doch als ich mich umdrehte stand mein Bruder hinter mir. Und nicht erst seit kurzem. "Was ist los?", fragte er mich aufgerissenen Augen. Anscheinend wollte er gerade auf die Toilette. "Ähm..nichts", war meine erste Ausrede. "Laber keinen Scheiß, was ist mit Anni", schüttelte mein Bruder sofort den Kopf und schaute uns beide an. Marco schaute nur peinlich berührt auf den Boden. "Ich glaub das ist eine Sache zwischen euch zwei", meinte ich und verließ den Raum. Im Flur wartete ich dann auf die Beiden und da ich einzelne Stimmen im Bad vernehmen konnte ging ich davon aus, dass sie sich aussprachen. Nach fünf Minuten sprang die Tür auf und Felix kam heraus. Mit voller Wucht dreschte er mit seinem Fuß auf die Schuhablage ein. "Was soll denn der Scheiß jetzt?", schrie meine Mutter aus der Küche. "Fahr mal runter", flüsterte ich. "Die ist einfach schwanger", zischte er und schaute mich mit aufgerissenen Augen an, "und wann hättet ihr mir da Bescheid gegeben, wenn das Kind da ist oder wie?" Er stand jetzt keinen halben Meter mehr von mir weg. "Wir wissen es doch auch noch nicht lange und wir wussten nicht, ob du schon so weit bist", entgegnete ich entschuldigend. "Ich könnte der Vater sein du Idiot", zischte er. "Wir müssen mit ihr sprechen", tauchte jetzt auch Marco auf, "sie kommt heute Nachmittag sowieso zu mir und dann sprechen wir uns aus". Mit diesem Risultat war ich zufrieden. Als ich wieder zurück ins Wohnzimmer kam lag Jenna auf der Couch und hatte die Augen geschlossen. "Was ist denn los, du schläfst so viel in letzter Zeit", wollte ich wissen und fuhr ihr vorsichtig über die Haare. "Mir ist so übel", flüsterte sie und drehte sich von mir weg. "Musst du kotzen?", fragte ich und wollte mich schon nach einer Schüssel umsehen. "Nein, ich brauch was zu essen", entgegnete sie. Daraufhin humpelte ich in die Küche und schmierte ihr ein Brötchen. Philipp und Jonas spielten unterdessen mit ihren Paten, da es Jenna extrem schlecht ging.

Marco PoV:

Am Nachmittag fuhren wir in meine Wohnung. Philipp fuhr auch mit, weil Mario und Jenna gerade nicht in der Lage waren auf zwei Kinder aufzupassen. "Ich werde dich nie leiden können", schüttelte Felix den Kopf, als er sich neben mich auf den Beifahrersitz setzte. "Geht mir mit dir genauso", entgegnete ich und raste zu meiner Wohnung. Annis Auto stand schon davor. Als ich die Tür aufsperrte rannte Philipp direkt hinein und begrüßte seine Tante, die in der Küche saß und etwas aß. "Was machst du denn hier?", rief sie laut. "Der Pate und der Onkel sind auch dabei", erklärte er. "Welcher Onkel?", fragte meine Freundin verwirrt, doch als sie uns sah verstummte sie gleich. "Wir müssen reden", meinte ich ernst. "Wir müssen reden", wiederholte Felix hinter mir, doch als er sie genau sah veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Wir fixierten beide nur Annis Bauch. "Das Kind ist nie und nimmer von dir", schüttelte er den Kopf, als er an mir vorbeilief. Felix und Anni verschwanden im Wohnzimmer und ich blieb mit meinem Patenkind alleine. "Blöde Frage jetzt", kam Philipp angelaufen und ging mit seinem Mund ganz nah an mein Ohr. "Bekommt die Tante ein Baby?", fragte er. Ich wusste nicht was ich antworten sollte. "Ja", meinte ich kurz. "Von dir?", wollte er weiter wissen. Was sollte ich antworten. Keine Ahnung, deine Tante hatte in kurzer Zeit was mit zwei Typen? "Ich glaube nicht, nein", meinte ich. "Vom Onkel?", fragte er weiter. "Das glaub ich schon eher", nickte ich und fuhr mir durch die Haare. "Bist du da nicht traurig?", fragte er und schaute mir direkt in die Augen. "Ich komm damit klar", log ich und lächelte. "Was besprechen die da drinnen jetzt?", fragte er. "Das weiß keiner so genau", antwortete ich, weil ich nicht die ganze Wahrheit ausplaudern wollte. Auf einmal ging die Tür wieder auf und Felix kam heraus. Er war wie in Trance und setzte sich an die Bar. "Du wirst Papa", meinte Philipp. Eigentlich dachte ich, dass Felix völligst ausrasten würde, weil ich es erzählt hatte, doch er registrierte das ganze gar nicht. Stattdessen schaute er aus dem Fenster und dachte nach. Auch Anni kam aus dem Schlafzimmer und zog mich am Ärmel in mein Schlafzimmer. "Ich hab Scheiße gebaut", meinte sie und setzte sich auf mein Bett. Ich beschloss ihr einfach zuzuhören. "Das Kind ist nicht von dir, sondern von Felix. Ich hab nie abgetrieben", flüsterte Anni. Sie hatte es gesagt und es war die Wahrheit. "Hast du gedacht ich bin bescheuert?", fragte ich kurz. "Ich kann mir einfach keine Zukunft mit Felix vorstellen und ein Kind schon gar nicht", schüttelte sie den Kopf, "und mit dir eben schon". "Sag mal tickst du noch ganz richtig?! Felix ist der Vater des Kindes und nur weil du keinen Bock mehr auf ihn hast kannst du das Kind nicht einfach auf meine Kappe abschieben!", brüllte ich. Schon lange war ich nicht mehr so sauer. "Du kannst von Glück reden, dass Felix noch nichts von der Schwangerschaft wusste bis heute", fügte ich noch hinzu. "Was meinst du?", wollte sie wissen. "Ich bin noch nicht bereit für ein Kind und du drückst mir eins auf und Felix hat sich so sehnlichst eins gewünscht und du treibst es ab und hast dann auf einmal mit einem anderen Mann ein Kind oder was?! Ey der Kerl wäre uns Amok gelaufen!", erklärte ich lautstark. "Du übertreibst", schüttelte sie den Kopf. "Ich übertreibe kein Stück. Du kannst den Kindergarten alleine durchziehen, ich mach da nicht mehr mit", schüttelte ich den Kopf und zog sie am Arm zur Haustür.

Nach fast 2 Monaten endlich mal wieder was von mir. Es tut mir so leid, dass ich es nicht schaffe zu updaten, aber ich schaffe es wirklich von der Zeit her nicht. Trotzdem viel Spaß beim Lesen und lasst mir auf jeden Fall Kommentare da!♥ PS: ich hatte jetzt leider keine Zeit mehr nach Fehlern zu suchen, aber macht mich gerne darauf aufmerksam!

Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt