Kapitel 52

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Auch wenn mich Svea noch Stunden danach von meiner Idee abbringen wollte wartete ich nur förmlich auf Marios Anruf um ihn zu fragen, ob sie in unsere alte Wohnung ziehen durfte. Ich wollte mich nicht melden, weil ich Angst hatte meinen Freund vom Training abzuhalten. "Komm wir packen schon mal deine Sachen!", rief ich und sprang wieder auf. "Willst du mich loswerden?", schimpfte meine Freundin. "Nein, aber ich merke, dass du endlich wieder eine eigene Wohnung brauchst", entgegnete ich grinsend und lief mit ihr ins Gästezimmer. Viel zu packen gab es nicht wirklich. Die meisten Anziehsachen hatte sie noch in Schwabing, wohin sie auf keinen Fall mehr zurück wollte und die Sachen, die ich ihr geliehen hatte schenkte ich ihr einfach. "Und was machen wir, wenn dein Freund ablehnt?", fragte sie, als wir auf dem Bett lagen. "Hey der wird nicht Nein sagen", meinte ich. "Das denkst du jetzt oder", grinste sie. "HEY er liebt mich, mach dir da mal keine Sorgen", entgegnete ich und drehte mich zu ihr, "auch wenn du mir fehlen wirst, du Problemkind". "Hey!", kreischte sie und versuchte mir eine zu verpassen. Ich wich ihr aus und warf mich einen Augenblick später auf sie. "Komm nur her du Moralapostel", lachte sie und rollte sich über mich. Lachend brach sie über mir zusammen und legte sich neben mich. Ihr Lachen war so ansteckend, dass ich mich auch nicht zurückhalten konnte. Wie Teenager bei Mädelsabenden saßen wir den ganzen Nachmittag im Bett und erzählten uns Geschichten aus unserer Vergangenheit. Erst durch das Schreien der Kinder wurden wir wieder geweckt. Ich gab ihnen ihre Flasche und legte sie in die Wiege. "Du bist so stark", flüsterte Svea, als sie hinter mir stand. "Wie meinst du das?", fragte ich und drehte mich zu ihr um. "Naja.. die ganze Sache mit deiner Mutter, die Kinder, dein Freund ist nie Zuhause und du bist erst 18", antwortete sie. "Was bringt es mir in die Vergangenheit zu schauen, so mach ich mir nur die Zukunft kaputt", entgegnete ich, "und die Zeit heilt alle Wunden". In dem Moment klingelte mein Handy. "Bitte lass es Mario sein", flüsterte ich und setzte mich aufs Sofa. "Hallo?", meldete ich mich. "Hey was machst du?", fragte mein Freund. "Ich bin im Wohnzimmer und schmiede Pläne mit Svea", erklärte ich stolz. "Was für Pläne?", wollte er wissen. "Svea bekommt unsere alte Wohnung", posaunte ich heraus. Mit aufgerissenen Augen fuhr sie zu mir herum und formte ein "spinnst du?" mit ihren Lippen. "Ähm ok.. okaay", stotterte Mario. "Hast du was dagegen?", fragte ich. "Ähm nein.. ganz und gar nicht. Dann macht da wenigstens mal einer sauber", war seine Antwort. Grinsend hob ich meinen Daumen in die Höhe. "Danke, danke, danke Schatz!", kreischte ich. "Unter einer Bedingung", unterbrach er mich, "jährlich gibt es mindestens eine Hausparty". "Ich glaube das bekommen wir hin", lachte ich. "Die Anderen richten dir auch liebe Grüße aus", meinte Mario und lief irgendwo herum. "Danke, Grüße zurück. Wohin gehst du?", fragte ich. "Letztes Training für heute. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie schön es hier ist. Dir würde es so gefallen", erklärte er. "ja, echt schade", grinste ich, weil ich ja in weniger als einem Monat auch dasein würde. "Ich schick dir ein paar Fotos okay?", meinte er, "wir hören uns", sagte er und im Hintergrund hörte ich Männerstimmen. "Mach das Honey", kicherte ich. "Du bist so international Schatz", lachte mein Freund. "Jetzt geh trainieren!", beschwerte ich mich. "Okay, okay", entgegnete Mario und legte auf.

Mario PoV:

Grinsend legte ich auf und setzte mich neben die Anderen auf den Rasen. "Mario stimmt das, was im Internet steht?", fragte Mats und starrte in sein Smartphone. "Nein, alles gelogen", entgegnete ich, ohne zu wissen um was es ging. "Aber das steht im Kicker", fügte Mats hinzu. "Was steht im Kicker?!", rief ich und schaute ihn mit aufgerissenen Augen an. "Na das mit deinem Bruder", meinte er. "Lustig. Welcher und was hat er verbrochen?", wollte ich wissen. "3. Götze für den Freistaat Bayern", zitierte Mats die Überschrift. "Okay, doch das stimmt", grinste ich. "Was ist nur aus dieser Familie geworden", jammerte er. "Glaub mir, diese Frage stellt sich Marco schon lange", lachte ich. "Mario! Mario!", schrie Basti und kam auf uns zugesprintet, "dein Bruder wurde bekehrt!" "Der Arme", seufzte Kevin, der mit ihm gekommen war. Felix war noch das ganze Training über das große Gesprächsthema und verursachte entweder Jubel oder Kopfschütteln. Die Woche der Vorbereitungen ging rasendschnell vorbei. Wir besuchten brasilianische Schulen, entspannten am Pool, machen Spiel- und Filmabende, trainierten hart und wuchsen als Team immer besser zusammen. "FIRST STEP TO RIO", postete ich am Morgen unseres ersten Spiels gegen Portugal ins Internet. Gelangweilt saß ich in der Empfangshalle auf dem Sofa und wartete auf die Anderen. Ich ging meine markierten Bilder auf Instagram durch. Durch Zufall stieß ich auf Jennas Account, auf dem sie zwar nur äußerst selten etwas postete, doch heute hatte sie wieder ein Bild hochgeladen, auf dem wir engtanzend auf der Tanzfläche an meinem Geburststag zu sehen waren. "Du und ich sind alles, was ich nicht bin. Ich drücke dir die Daumen für das erste Spiel #liebe", war die Beschreibung. Gerührt tippte ich ein Kommentar, ehe Mesut und Jerome die Treppe herunterkamen. "Ja sie kommt zum Flughafen", hörte ich einen Gesprächsfetzen mit. "Kommt deine Freundin auch?", fragte ich Mesut. "Ja kommt mit Bastis Freundin aus der USA", erklärte er. "Ach die kommt heute schon", seufzte ich. "Die?", fragte Mesut und hob verwundert die Augenbrauen. "Sarah", verbesserte ich und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Der Bus fuhr eine Viertelstunde später. Wieder die selbe Prozedur: Fähre- Bus- Flughafen. Das erste Spiel fand in Salvador de Bahia statt. Viel wusste ich nicht über Portugal, nur das wir sie schon öfters in wichtigen Spielen geschlagen hatten und sie einen der besten Spieler der Welt unter sich hatten- Cristiano Ronaldo. In Salvador gelandet wurden wir wieder von gefühlt tausenden Reportern empfangen. Ausgerechnet die Portugiesen waren eine Viertelstunde vor uns gelandet und so waren nochmal doppelt soviele Kameras auf uns gerichtet. Im Hotel fiel mir gleich im Eingangsbereich Sarah ins Auge. Sie saß mit Mandy Capristo, Mesuts Freundin, neben sich auf der Couch. Als sie Basti sah sprang sie auf und umarmte ihn. "Ich hab dich so vermisst", rief sie und drückte ihn fest. Eins musste man ihm lassen- er konnte wirklich überzeugend schauspielern. Das Zimmer teilte ich mir mit André, weil irgendjemand für Marco herhalten musste. "Sie sagen Ronaldo ist in Höchstform", rief er, als wir im Zimmer ankamen und über das Spiel philosophierten. "Meinst du damit, dass seine Frisur sitzt und er seine Lieblingsunterwäsche trägt?", fragte ich. André lachte nur. "Wenn ja kann ich nur sagen, dass wir mindestens zehn Männer in der Mannschaft haben, die dem locker das Wasser reichen könnten", grinste ich. "Du denkst ja ganz schön objektiv", lachte er, "aber du hast schon Recht. Eins gegen elf, ich glaube da haben wir schon ne Chance". Nach dem kleinen Abendessen fuhren wir mit dem Bus ins Stadton. Schon von Weitem sahen wir Fans mit roten, weißen und vereinzelt auch gelben Trikots. Die Aufregung stieg. Tausende Menschen im Stadion, Millionen vor den Bildschirmen und ich in der Startaufstellung. Alle wollten sie meinen ersten Auftritt und den der Mannschaft bei dieser Weltmeisterschaft sehen. Nach einer donnernden Rede von Jogi und Hansi betraten wir das Spielfeld. Die Lautstärke war atemberaubend. Fast direkt am Eingang sah ich, wie sich Philipp kurz mit Cristiano Ronaldo unterhielt. Sie kannten sich besser und für mich war er noch mehr ein Vorbild als ein Gegner. Nach der Aufwärmphase stellten wir uns zur Hymne auf. Ich wollte nicht mehr singen. Einfach raus. Einfach spielen. Endlich ging es los. Erst bei den Hymnen wurde mir bewusst, wie viele deutsche Fans sich überhaupt im Stadion befanden. Mehr Gänsehaut ging nicht. Wenig später begann das Spiel- endlich. Nach wenigen Minuten kam ich im Strafraum zum Fall- Elfmeter. Erste gute Aktion. Thomas haute den Ball ins Netz, genauso wie wenige Augenblicke später auch Mats. Zuletzt erhöhte Thomas mit zwei weiteren Toren auf 4:0 und der Sieg war perfekt. Die Menschen jubelten und beim Abklatschen machte Ronaldo beinahe den Eindruck, als würde er uns alle zerfleischen wollen. "Der sah ja eben nicht gerade glücklich aus", lachte André, als er neben mir lief. "Naja 4:0 im ersten Spiel ist schon blöd", grinste ich. In der Kabine wurden wir von Angela Merkel empfangen. Den Anderen schien es nicht viel auszumachen mit freiem Oberkörper neben der Kanzlerin zu stehen, doch mir war es schon etwas unangenehm. "Wir sind stolz auf euch und sprechen euch große Ehre aus. Spielt so weiter, so macht es Spaß und in diesem Sinne hoffe ich, dass wir uns am 13. Juli in Rio wiedersehen", verkündete sie. Als sie wieder gegangen war duschten wir ausgiebig und gaben Interviews. Bei den Bussen kreuzte ich nochmal Ronaldos und Peps Weg. Er musste in der 37. Minute wegen einer Tätlichkeit an Thomas mit einer roten Karte den Platz verlassen. Ich nickte ihnen kurz zu und stieg in den Mannschaftsbus. Bus- Flieger- Bus- Fähre- Bus- Zuhause. Die nächsten Spiele und Wochen verliefen ähnlich turbulent. Mit der Zeit hatte ich mich daran gewöhnt Jenna und die Kinder nicht zu sehen. Zwar machte es mich ziemlich angefressen zu sehen, dass sich Basti mit seiner Freundin abgeben musste, obwohl er gar nicht wollte und ich hatte keine Möglichkeit sie herzuholen, doch damit musste ich mich abfinden. "Noch höchstens drei Wochen", stöhnte er, als er sich vor dem Halbfinalspiel gegen Brasilien im Flugzeug neben mich setzte. Nach den Siegen gegen Portugal, der Usa, Algerien, Frankreich und dem Unentschieden gegen Ghana hatten wir uns bis in die vorvorletze Runde qualifiziert. "Was ist dann?", fragte ich. "Dann mach ich Schluss", entgegnete er, "ich schaff das nicht mehr".

Jenna PoV:

Gestresst stieg ich aus dem Flieger und schaute in die stechende Sonne. Der Flug von München nach Belo Horizonte war ewig lang, doch ich war endlich am Ziel. Zwar ging mein Flug doch einige Tage später, als ich gedacht hätte, doch die Überraschung für Mario würde immer dieselbe bleiben. Ich suchte nach meinem Koffer und als ich ihn endlich gefunden hatte setzte ich mich in die Wartezone. Irgendwann musste die Elf ja ankommen. Aus meinen Kopfhörern drang die laute Musik und verschlafen schaute ich den vorbeilaufenden Menschen zu. Beim nächsten Blick auf die Anzeigetafel sah ich den Flieger. Mario war im Anflug.

Mario PoV:

Brasilien war der nächste Gegner. Zwar ohne Superstar Neymar und Thiago Silva, doch immernoch die Fußballnation schlechthin. Abgeschattet bekamen wir unsere Koffer, als wir in Belo Horizonte gelandet waren und wurden zu den Warteräumen gebracht. Außer einigen Touristen waren keine Fototeams zu sehen. Mit einer Sonnenbrille, die meine Augen verdecken sollten setzten wir uns als Gruppe auf eine der langen Bänke. Der Bus zum Hotel würde bald da sein. Jemand riss mir die Kopfhörer herunter. "Mann was ist!", zischte ich und fuhr herum. Thomas sah mich erschrocken an. "Eigentlich wollte ich dir sagen, dass du mir helfen sollst zwei Kästen Wasser rüberzutragen", entgegnete er. "Sorry", meinte ich und stand auf. "'Wie läufts bei dir eigentlich mit deiner Freundin? Vermisst du sie auch?", grinste Thomas, "two crates of water", ordnete er an der Flughafenbar. "Ja klar vermiss ich sie, aber man muss das Beste aus der Situation machen", seufzte ich, "immerhin sind wir zum Fußballspielen hier". "Wieso vermisst du mich, ich bin doch hier", murmelte eine bekannte Stimme hinter mir.

Kommentaare?:D

Mir ist vor einer halben Woche so eine gute (okay gut ist jetzt nicht das passende Wort) Story eingefallen, wie es nach der WM weitergehen wird und kann kaum erwarten sie zu schreiben hihi

Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt