Kapitel 51

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Schläfrig richtete ich mich wieder auf und wischte mir über die Augen. Brasilianisches Blut war noch nicht allzuviel zu sehen. Die meisten hangen mit Augenringen und zerstrubbelten Haaren im Sitz herum und schauten nicht gerade wach aus. Mit der Zeit wurden die Türen des Flugzeugs geöffnet und wir wurden zum Flughafen gebracht. Jedoch waren wir noch lange nicht am Ziel. Noch saßen wir in Salvador de Bahia fest und mussten auf unseren nächsten Flieger warten. Von Kameras waren wir ein Glück nicht umgeben. Alle wählten sich zuerst ins freie WLAN- Netz ein und checkten ihre neuen Nachrichten. Mein Telefon schien förmlich vor Nachrichten zu zerspringen. "Ach du scheiße", flüsterte ich und ging die gefühlten tausend Chatverläufe durch. "Was ist denn los", fragte Basti, der neben mir auf dem Boden saß. "Hast du auch soviele Nachrichten?", fragte ich und zeigte ihm mein Handy. "Das ist echt krass wieviele Leute einem Glück wünschen wollen", meinte er und nickte. "Nur blöd wenn von der einzigsten Person, von der man was hören will nichts kommt", flüsterte ich und scrollte herunter, doch erkannte nirgendwo Jennas Namen. "Jetzt werd mal nicht sentimental Justin Bieber", stöhnte Basti, "Sarah war nichtmal Zuhause als ich gegangen bin". "Wie bitte?", fragte ich, "wann habt ihr euch dann verab.." -"Bevor ich nach Südtirol gefahren bin. Sie ist in der USA und modelt da", unterbrach er mich und schaute auf den Boden. "Läufts im Moment nicht so gut oder was?", hakte ich nach und setzte mich zu ihm nach unten. "Es läuft schon eine ganze Weile nicht mehr viel", meinte er kalt, "Sarah ist nurnoch beim Modeln und ich bin auch nicht sehr oft Zuhause". "Ja aber das ist doch kein Grund", entgegnete ich, "wenn man sich liebt.." -"Wir lieben uns aber nicht mehr", seufzte Basti und schaute mich an, "wenn ich mich entscheiden müsste, zwischen dem WM- Pokal und meiner Freundin würde ich den Pokal nehmen". Darauf konnte ich zunächst nichts sagen. Viel zu viele Informationen. "Und wieso spielt ihr dann für alle noch das Traumpaar?", fragte ich. "Wie denkst du denn würden die Medien reagieren, wenn ich mich jetzt von ihr trennen würde, direkt vor der WM", flüsterte er, "außerdem würde sie es jetzt nicht verkraften, mich die ganze Zeit bei den Spielen zu sehen". "Wie jetzt? Liebt sie dich noch?", fragte ich. Basti zuckte mit den Achseln: "Ich glaube ihr ist auch klar, dass das ganze Hin und Her nicht mehr lange gehen kann, aber sie versucht noch zu kämpfen". "Und du? Willst du nicht kämpfen?", fragte ich. Basti schüttelte wieder mit dem Kopf: "Manchmal frag ich mich wirklich, ob das zwischen Sarah und mir je wirklich richtige Liebe war". "Kennst du nicht den Spruch?", meinte ich. "Welchen Spruch?", hakte er nach. "Weint einer war es Liebe, weint keiner war es nie Liebe, weinen Beide ist es immernoch Liebe", antwortete ich. "Wo hast du den denn her.. Instagram?", fragte er grinsend. "Jetzt zweifel mal nicht am großen Ganzen. Nur weil ihr euch jetzt nicht mehr liebt heißt es nicht, dass ihr euch davor nicht geliebt habt", entgegnete ich. "Ja klar.. jedenfalls mach ich nach der WM Schluss", erklärte er. Ich konnte ihn ja schlecht von seinen Plänen abbringen, deswegen antwortete ich erstmal nichts. "Und bei dir? Alles im grünen Bereich mit deiner Freundin?", fragte er. "Ja bei uns läuft es super", meinte ich kurz, "außer das wir uns jetzt sechs Wochen nicht sehen". "Meine Freundin kommt nächste Woche zum ersten Spiel und bleibt dann die ganze Meisterschaft", seufzte Basti und hielt sich die Hände vor den Kopf. "Du redest ja schon wie ein Ehemann, der keinen Bock mehr auf seine Frau hat", lachte ich. "Mario das ist ja eben das Problem der ganzen Sache!", rief er, doch konnte sein Lachen nicht unterdrücken. "Wer weiß sonst noch von deinen Plänen?", fragte ich nach. "Meine Eltern, mein Bruder und Lukas", meinte er. "Naja wenn es dir dann besser geht", meinte ich. "Gehts mir, ich brauch mein Singleleben", murmelte er und stand auf. "Du brauchst also dein Singleleben", wiederholte ich witzelnd, "na da wird sich Sarah aber freuen wenn du ihr mit der Ausrede kommst". "Ach komm hör auf", lachte Basti und legte den Arm um mich. Bis zum Abflug nach Porto Seguro dauerte es nicht mehr allzu lange. Draußen war es noch lange nicht hell und mein Handy verriet mir auch wieso- 03:35. "Wenn alles klappt sind wir um 06.20 Uhr am Ziel", verkündete Andi. Der Flug verlief genauso wie der erste, alle schliefen wieder und tatsächlich begann das Flugzeug um 06:05 Uhr zu landen. Leider war Andis "um 6.20 Uhr sind wir am Ziel" nicht ganz korrekt. Wir waren zwar am Flughafen angekommen, doch zu unserer Unterkunft in Santo Andre mussten wir noch einige Kilometer mit dem Bus zurücklegen und mit der Fähre einen Fluss überqueren. Mit der Zeit wurde es hell in Brasilien und wir bekamen das erste Mal die Schönheit des Landes zu sehen. Als wir aus dem Bus auf die Fähre stiegen war es, als tauchte man in eine andere Welt ein. "Wow", flüsterte Julian, der neben mir stand. Als erstes setzte ich mir meine Sonnenbrille auf und schaute mich um. Überall waren nur Bäume zu sehen und wir fuhren mitten hindurch, als wären wir im Regenwald. An den Seiten standen oft Menschen, die uns schon freudestrahlend entgegenwinkten. Nachdem wir wieder auf dem Festland waren dauerte es nicht mehr sehr lange, bis wir im Campo Bahia angekommen waren, unser Zuhause für sechs Wochen. Überall standen Menschen, die lauthals schrien und tanzten und uns so willkommen hießen. Man fühlte sich direkt wie Zuhause. Nach einer kleinen Aufführung wurden wir auf unsere Häuser aufgeteilt. "Mario du bist bei mir", rief Miro mir zu und klatsche bei mir ein. "Wer ist noch drinnen", wollte ich gleich wissen, weil ich wissen wollte, ob ich ein gutes oder ein schlechtes Los gezogen hatte. "Ähm warte", murmelte Miro und blätterte in einem kleinen Heft herum, "Toni, Musti, Roman und André". Mit diesen Mitbewohnern war ich mehr als einverstanden, auch wenn ich Shkodran Mustafi wirklich noch gar nicht kannte, doch er konnte gar nicht so verkehrt sein, weil er für Marco ins Team aufgerutscht war. So schnell ich konnte suchte ich mir mein Zimmer und schmiss mich aufs Bett um weiter zu schlafen. Genau auch deswegen hatte uns Jogi noch sieben Stunden Ruhe bis zum Nachmittag gegönnt. Ich hatte ein Einzelzimmer und so konnte mich auch Niemand stöhren. Den Schlaf brauchte ich wirklich. Als ich wieder aufwachte schaute ich mich um. Erst jetzt bemerkte ich mein rießiges Zimmer. Alles war modern und stilisch eingerichtet und ich war selbst davon verblüfft. Ich stand auf und ließ die helle Sonne herein. Draußen liefen Manu und Benni herum und telefonierten. Für mich war es auch Zeit meine Freundin anzurufen. An der Rezeption holte ich mir eine Karte um Netz zu bekommen und dann setzte ich mich an den Pool. Ich war mir nicht so ganz sicher, ob es jetzt der einzigste Pool war oder ob es noch mehrere gab. Eigentlich kannte ich im ganzen Camp noch nicht mehr als diesen Pool und mein Zimmer. "Ja Hallo?", meldete sich meine Freundin. "Rate mal wer auf der anderen Seite der Weltkugel an dich denkt", grinste ich. "Mario du bist so kitschig", kicherte sie, "los erzähl!". "Wenn du hier wärst würdest du es lieben", erzählte ich. "Das glaub ich, mach mir ein paar Fotos, damit ich damit die Anderen neidisch machen kann", meinte sie. "Wieso nur die Anderen? Dich doch auch oder", entgegnete ich. "Ähm.. ja.. natürlich", stotterte sie, "also wie war der Flug?".

Jenna PoV:

"Es war echt anstrengend, weil ich nicht schlafen konnte, aber wir durften jetzt alle ne Runde schlafen", antwortete mein Freund, "was machst du". Ich schaute mich um und zuckte mit den Achseln: "Svea ist gerade in der Uni und fragt, ob sie wieder in die Vorlesungen einsteigen darf und danach gehen wir ein paar Wohnungen besichtigen", erklärte ich. "Und die Kinder?", hakte Mario nach. "Keine Sorge, denen geht es super", lachte ich. "Ach ohne den Papa feiern sie wieder ihr Leben", beschwerte er sich. "Nein nein keine Angst", meinte ich, "Milan ist die ganze Zeit da und spielt mit ihnen". "Richt ihm einen schönen Gruß aus", befahl Mario, "hier gehts gleich mit Mittagessen weiter". "Okay, dann bis hoffentlich bald", meinte ich leise, "ich trink nen Kaffee für dich mit". "Ich meld mich sobald ich kann, tschüss, ich liebe dich", verabschiedete sich mein Freund. "Warte!", rief ich. "Was ist denn los?", fragte er. "Ich glaube ich vermiss dich jetzt schon", flüsterte ich und in meinem Herzen stach irgendwas. "Jenna diese paar Wochen überstehen wir und dann hast du mich für immer", versicherte er mir. "Danke, ich liebe dich auch", verabschiedete ich mich und legte auf. Jetzt fehlte er mir wieder. Traurig setzte ich mich auf die Couch und schaute aus dem Fenster. Gerade heute hatte das Wetter gedreht und draußen hingen große dunkle Wolken und es tröpfelte. Was war, wenn es jetzt die ganzen Wochen so weiter schütten würde? "Ey Peach, was schaust du denn so?", unterbrach Svea meine sentimentale Phase. Sie stand mit pitschnasser Regenjacke, Jackett und hohen Schuhen im Eingangsbereich und packte ihren Schlüssel wieder ein. "Hab gerade mit Mario telefoniert", erklärte ich. "Und?", frage sie. "Ihm gehts gut und ich vermiss ihn", antwortete ich. "Jenna", schüttelte sie den Kopf, setzte sich neben mich und legte ihren Arm um meine Schulter, "es bringt doch jetzt nichts, wenn du ihn dauernd zuheulst, dass du ihn vermisst. Stell dir mal vor er spielt extra schlecht und die Mannschaft muss nach der Vorrunde wieder heimfahren, dann wird es wohl nichts mit deiner Brasilienreise". "Jetzt übertreibst du aber", grinste ich, "der Fußball kommt schon nicht zu kurz". "Apropos Fußball", grinste Svea. Ich sah sie schief von der Seite an. "Du kannst dir nicht vorstellen, war mir gerade passiert ist", fing sie an. "Erzähl!", drängte ich. "Ich war doch in der Uni und irgendwie musste ich richtig lange warten und dann hab ich mir die Prospekte im Sekreteriat angeschaut und da stand, dass beim FC Bayern Leute fürs Management gesucht werden". "Willst du jetzt wohl Manager von Mario werden oder was?", funkte ich dazwischen. "Lass mich ausreden Jenna!", rief sie zornig, "sie suchen Studenten, die sich mit Fußball auskennen und demnächst ein BWL Studium anfangen wollen". "Svea da muss man sich doch erst bewerb.." -"Hab ich doch schon. Ich hab danach gleich dort angerufen und wurde sofort zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen", grinste sie. "Und?", rief ich mit aufgerissenen Augen. "Ich hab jetzt einen dualen Studienplatz!", schrie sie. "Oh mein Gott du spinnst!", schrie ich, "wie hast du das geschafft?! Du hattest doch gar keine Dokumente dabei". "Doch mein Abizeugnis hat denen gereicht und natürlich musste ich ein Wort über die Bekanntschaft mit Mario und dir fallen lassen", rief sie. "Svea ich bin so stolz auf dich!", schrie ich und drückte sie ganz fest an mich. "Du bist die beste Freundin, die es gibt und du hast den besten Freund, den es gibt!", schniefte sie. "Oh ja den hab ich", grinste ich und wischte ihr eine Freudenträne aus dem Gesicht. "Jetzt brauchen wir nurnoch eine Wohnung für dich", grinste ich. "Sachte, sachte", grinste sie, "noch hab ich keine Kohle". "Oh mein Gott Svea!", rief ich und stand aufgeregt auf, "ich hab die Idee des Jahrtausends!". "Was ist denn jetzt los", wunderte sie sich und schaute zu mir hoch. "Du bekommst unsere alte Wohnung. Die ist schon längst bezahlt und da wohnt sowieso niemand drin!", erklärte ich stolz. "Nein Jenna das kann ich ni.." -"Und ob du das kannst! Eigentlich war sie für meine Schwester gedacht, aber die wird jetzt sowieso, wenn sie nach München kommen sollte, mit Marios Bruder zusammenziehen", redete ich ihr ins Wort, "freu dich jetzt mal!". Wieder schossen ihr Tränen in die Augen: "Jenna du bist ein Engel!" "Wenn Mario das nächste Mal anruft frag ich ihn, ob das für ihn in Ordnung geht und wenn ja helf ich dir beim Umzug", kreischte ich. Heute hatte ich definitiv nur gutes vollbracht. Innerlich tat es zwar weh Svea gehen zu lassen, weil ich nicht den ganzen Juni alleine Zuhause rumsitzen wollte, doch es blieb mir wohl nichts anderes übring. Für Mario und mich war eine Zukunft ohne Svea im Haus wohl das Beste. Alles für die Familie.

Als allererstes möchte ich mich bei euch für eure lieben Kommentare unter meinem letzten Kapitel bedanken. Eigentlich war ich im Moment so in einem Schreibdown und heute früh hab ich dann eure ganzen lieben Sätze gelesen und hab in drei Stunden jetzt dieses Kapitel getippt. Ihr glaubt gar nicht wie glücklich mich sowas macht! Also nochmal vielen vielen vielen vielen Dank dafür!♥ Wenn sich einer von euch vielleicht fragt, wer ich eigentlich bin, kann mir gerne auf meinem privaten Instagramaccount elenabcmn folgen, ich würde mich soo sehr über euer Abo freuen. So, fühlt euch umarmt und machts gut, ich halt jetzt wieder meinen Mund:)♥

Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt