Kapitel 120

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"Schau mal, die Wohnung ist doch fast doppelt so groß wie unsere Alte", staunte Philipp, als wir nach drei Tagen gerade sein Bett in seinem Zimmer aufgebaut hatten. "Es war ja auch verdammt eng", entgegnete ich und schaute mich um, "bist du so zufrieden?" Mein Sohn schaute sich um und nickte grinsend: "Sind wir jetzt fertig?" Erleichtert nickte ich und strich ihm über die Haare. "Gehen wir Papa besuchen?", fragte er dann und stand auf um sich seinen Fußball zu schnappen. "Wie oft denn noch, du kannst ihn besuchen, aber ich werde nicht hingehen", versuchte ich ihm klar zu machen. "Kannst du mich dann wenigstens fahren?", maulte er. "Ich weiß nicht mal wo er wohnt", meinte ich und öffnete die Tür, "außerdem muss ich dann bei Anni und Marco vorbeischauen". Mir dieser Antwort konnte ich ihn ruhigstellen. "Was hältst du davon, wenn wir uns mal bei den Nachbarn vorstellen?", fragte ich und ehe ich mich umgesehen hatte zog er schon seine Schuhe an. "Ich bin voll gespannt", grinste er, als wir vor der ersten Tür standen. "Was meinst du denn wer hier wohnt", fragte ich, nachdem ich im Stock über uns geklingelt hatte. "Hoffentlich eine Familie", grinste er und sprang auf der Stelle hoch und runter. Nach einer Ewigkeit öffnete sich endlich eine Tür. "Oh wer seid ihr zwei Hübschen denn", rief eine alte Frau und strahlte uns an. "Hallo, ich bin Jenna un" -"und ich bin Philipp, wir sind ihre neuen Nachbarn", fiel mir mein Sohn ins Wort und hielt der alten Dame die Hand hin. "Oh wie schön, ich bin Frau Schneider, kommt doch rein", rief sie und hielt uns die Tür auf, "los, kommt schon mit rein". Philipp marschierte zielsicher in die Wohnung und ließ sich in die Küche führen. "Das ist ja schön", strahlte die Frau, "ich wohne hier mit meinem Mann, aber der ist gerade nicht da, wollt ihr zwei etwas trinken?" "Eine Apfelschorle bitte", bestellte Philipp direkt und ich merkte, wie er sich ab der ersten Sekunde wohl fühlte. "Wo kommt ihr denn her oder was zieht euch hier her", fragte Frau Schneider und schaute mich lächelnd an. "Wir kommen aus München, nur meine Schwester ist krank und um mich um sie kümmern zu können mussten wir umziehen", erklärte ich, „aber das ist eine ziemlich komplizierte Geschichte". „Ist das ihr einziges Kind Frau.." -„Jenna, bitte einfach nur Jenna", grinste ich, „nein ich habe drei. Jonas ist fast zwei und Helena ist fast zwei Monate". „Oh nein", rief die Frau und kam aus dem Staunen kaum mehr raus, „wenn sie Hilfe brauchen, können sie gerne bei mir vorbei kommen, meine Enkel wohnen alle viel zu weit weg". „Oh vielen Dank", grinste ich und schaute mich um. „Und was ist mit dem Vater zu den Kindern? Was arbeitet er denn", fragte sie neugierig und nahm sich einen Apfel aus der Obstschale. „Kennen sie Mario Götze?", fragte Philipp direkt. „Natürlich, WM 2014, das Siegtor", nickte sie und wollte sich eigentlich wieder mir zuwenden. „Das ist mein Papa", erklärte mein Sohn direkt. „Wie bitte?", riss Frau Schneider die Augen auf und schaute mich an. „Ja das stimmt, aber wir leben nicht mehr zusammen", meinte ich schnell. „Verstehe", nickte sie und gab Philipp ein Stück Apfel. „Wer wohnt eigentlich ganz oben im Haus?", fragte ich, um das Thema zu wechseln. „Eine Wohngemeinschaft", erklärte sie, „zwei Jungs und zwei Mädels". „Studenten?", hakte ich nach. „Ja, aber wirklich anständige junge Leute", erklärte Frau Schneider, „uns geht es hier wirklich gut". Nachdem die Nachbarin Philipp mit Essen überhäuft hatte und ihr Mann vom Einkaufen nach Hause kam und uns vorgestellt wurde, brachen wir wieder auf. „Oh Mann ist die cool", schwärmte Philipp, als wir die Treppe wieder runter liefen. Die Tage vergingen und Philipp versuchte sich irgendwie in der neuen Schule zurecht finden. Ich machte den ganzen Tag nichts anderes, als mich um meine drei Kinder zu kümmern und nach Anni und Louis zu sehen, wenn Marco beim Training war. Schon nach zwei Wochen stieg mir alles über den Kopf. „Dein Papa kommt später und holt Anni ab, sodass sie in nächster Zeit auch ein paar Tage nach Bamberg kommen kann, dann haben wir beide mal ein Bisschen frei", berichtete Marco, als ich Anfang Dezember an seinem Küchentisch saß. „Marco ich will nicht, dass du dich wie ein Krankenpfleger fühlst", flüsterte ich und legte meinen Kopf in meine Hände. „Jetzt übertreib mal nicht", schüttelte er den Kopf, „sie ist immer noch meine Freundin". „Ihr Zustand bleibt aber nicht so", meinte ich angestrengt. „Jetzt warte doch erstmal ab", schüttelte er den Kopf und klopfte mir auf die Schulter: „Götze, wir waren doch schon immer ein unschlagbares Team". „Jetzt übertreibst du aber", lachte ich. "Wow, warte mal", meinte er auf einmal und betrachtete mich von oben bis unten, "du bist verdammt dünn geworden". "Ach das bildest du dir nur ein", winkte ich ab, auch wenn ich es selbst natürlich schon gemerkt hatte. "Du arbeitest zu viel Jenna", schüttelte er den Kopf, "entspann dich mal, mach dir einen schönen Tag, geb deine Kinder an Mario ab". "Kannst du vergessen", schüttelte ich den Kopf, "damit würde ich ihm ja einen Gefallen tun wahrscheinlich". "Wie auch immer, bitte geh mal raus und tu was Gutes für dich". "Mein Vater macht bestimmt einen Zwischenstopp, wenn er Anni abholt und passt ein Bisschen auf", meinte ich kurz und zog meine Jacke an. "Ja, er fährt erst wieder morgen früh, da spielt er bestimmt Babysitter", nickte Marco und stand auf. Nachdem ich mich verabschiedet hatte brachte ich Philipp zum Training und holte Jonas von der Kinderkrippe. Es war ein einziges Hin- und Hergefahre. Mit meiner Nachbar-WG hatte ich sofort Bekanntschaft und auch Freundschaft geschlossen. Die Bewohner waren vielleicht drei Jahre jünger als ich und waren fast mit ihrem Studium fertig. "Hey Jenna", begrüßte mich Nina, als ich gerade das Garagentor schloss. "Hi", grinste ich und wollte fast an ihr vorbei laufen, "ooh was ich dich fragen wollte: Was macht ihr vier denn heute Abend?" Nina überlegte kurz und schaute mich dann wieder an: "Heute Abend steigt eine Feier in der Stadt, wieso fragst du?" Kurz musste ich grinsen: "Ich hab heute Abend wahrscheinlich frei". "Oh mein Gott, kommst du mit?", grinste sie aufgeregt. "Es wird mal wieder Zeit, ja", nickte ich entschlossen. Ich musste mal wieder etwas für mich tun- feiern gehen. "Gut, ich schick dir ne Nachricht wann es losgeht", meinte sie und lief zu ihrem Auto. Fast schon freute ich mich auf den Abend. Gegen 18 Uhr klingelte mein Vater an der Tür und wollte sich meine neue Wohnung anschauen. "Na mein Vögelchen", scherzte er und nahm mich in den Arm, "du schaust dünn aus". "Alles gut", grinste ich und bat ihn nach Innen. "Gefällt mir gut", nickte er, als wir unsere Wohnungsführung beendet hatten. "Darf ich dich um einen Gefallen bitten?", fragte ich vorsichtig, als wir uns auf die Couch gesetzt hatten, "würdest du heute Nacht auf Philipp, Jonas und Helena aufpassen, ich muss mal wieder raus und meine Nachbarin hat mich auf eine Feier in der Stadt eingeladen". "Na wenns weiter nichts ist", nickte er, "nur trink nicht zuviel". "Papa", grinste ich und klopfte ihm auf die Schulter, "du kennst mich, ich will einfach nur mal wieder raus kommen". "Du musst raus, hast du schon mal in den Spiegel geschaut?", fragte er und schaute mich kritisch an. "Danke Papa!", rief ich ironisch und gab ihm einen Kuss auf die Backe. "Wieso du nicht Mario fragst will ich gar nicht wissen, oder?", fragte mein Vater. "Nein willst du nicht", schüttelte ich den Kopf. Danach klärte ich ihn genauer über Annis Gesundheitszustand auf und wie er mit ihr umgehen müsste. "Ich schaff das schon, jetzt los zieh dich um und hab einen Abend Spaß", meinte er aufdringlich und schob mich in Richtung meines Zimmers. "Das hab ich ja schon lange nicht mehr von dir gehört", lachte ich und suchte mir eines meiner kürzeren Kleider raus. "Mensch ist das lange her, dass du abends mal weggegangen bist zum Feiern", seufze er, als ich meine hohen Schuhe anzog. "Ich kann auc.." -"Soll ich dich rausschmeißen oder wann gehst du denn endlich?", unterbrach er mich, als ich es nicht fertig brachte meine Jacke anzuziehen. "Ich bin ja schon weg", maulte ich, gab ihm einen Kuss auf die Wange und lief die Treppe zu meinen Nachbarn hoch. Unser erster Stopp war eine kleine Bar bei uns in der Nähe. "Du hast aber schon Lust zu trinken, oder?", fragte Nina, als wir uns die Karte anschauten. "Wozu bin ich denn hier, deine Aufsicht muss ich ja nicht spielen", lachte ich und bestellte einen Cocktail. Es war ein neues Gefühl, aber irgendwie auch wie früher. Vor der Beziehung mit Mario. Die Zeit verging und Moritz, ebenfalls mein Nachbar, bestellte nach und nach immer mehr Tablette mit Shots und anderem starken Alkohol. Ich merkte, wie die Stimmung lockerer wurde. "Also, wie wärs jetzt mit Disco?", rief einer von der anderen Seite des Tisches und nachdem wir bezahlt hatten torkelten wir in den Club.

Mario PoV:

Der Tag war anstrengend gewesen, weil ich jetzt endgültig wieder im angekommen war. Doch um drei Uhr nachts wurde ich vom Klingeln meines Handys geweckt. Ich erschrak, als ich Jennas Namen las. Völlig verschlafen und mit kratziger Stimme nahm ich ab: "Jenna was ist los?" Sofort musste ich mein Handy zehn Meter von meinem Ohr weghalten, da ich zuerst nur dröhnende Musik hören konnte. "Jenna hallo?", sagte ich etwas lauter, "wo bist du denn?" "Mario?", schrie eine fremde Stimme ins Telefon. "Hallo? Ja was gibts denn?!", wollte ich wissen. "Wir sind im Prisma!", schrie die Person, "warte mal kurz, ich geh mal schnell raus". Ich musste wieder warten und mein Herz pochte wie verrückt. "So, jetzt hör ich dich", meinte die Fremde. "Wer bist du und was ist los?", wollte ich wissen. "Wir sind im Prisma", meinte sie nochmal, "und Jenna ist auch dabei". "Ja du rufst mich ja auch von ihrem Telefon aus an", entgegnete ich. "Ja", entgegnete die Frau, "ich bin Nina". "Was ist denn los?!", meinte ich sauer, "wieso hast du ihr Handy?"Es dauerte wieder ein Bisschen. "Jenna will, dass du kommst. Ihr geht es nicht besonders gut, sie hat zu viel getrunken", erklärte Nina, "und wir wussten nicht wen wir anrufen sollten". "Da habt ihr euch glaub ich den falschen ausgesucht", entgegnete ich und schnaufte genervt. "Kannst du sie bitte abholen?", rief sie. "Wenns sein muss", schnaufte ich und setzte mich im Bett auf, "ich komm mir vor wie im Kindergarten". Genervt zog ich mich an und stieg in mein Auto. Nachdem mein Navi die Adresse des Clubs gefunden hatte fuhr ich mitten durch die Stadt und zog mir meine Kapuze über meine Basecap, sodass mit niemand erkennen konnte. Als ich vor dem Eingang stand suchte ich fieberhaft nach irgendjemandem, der nicht betrunken aussah. "Mario? Na endlich", schrie auf einmal jemand und kam auf mich zugerannt. "Bist du Nina?", wollte ich wissen und ließ mich von ihr in den Club ziehen. Die Musik war zu laut für mein müdes Gehirn. "Wo ist sie denn?", schrie ich, weil ich Jenna nirgendwo sehen konnte. "Da drüben", antwortete Nina und zeigte auf eine Erhöhung. "Ach du scheiße", zischte ich und lief etwas schneller. Jenna sah mehr als nur betrunken aus. "Jenna!", schrie ich, als ich zu ihr hoch schaute. Sie konnte jeder sehen. "Jenna!", diesmal zog ich an ihrem Bein. Mit einem mal schaute sie zu mir nach unten und begann zu grinsen. Vorsichtshalber hob ich sie von der Erhöhung und stützte sie. "Du bist viel zu betrunken!", schrie ich ihr ins Ohr. Sie antwortete nicht, sondern schaute mir nur in die Augen. "Danke, dass du da bist", sagte sie mir ins Ohr. "Kein Thema", antwortete ich und schleppte sie Richtung Ausgang. Als ich sie ins Auto geschafft hatte hielt sie meine Hand fest und schaute mich von der Seite an. Auch wenn sie völlig zerstört und komplett betrunken war, sah ich in ihr immer noch meine Traumfrau und das tat verdammt weh, deshalb riskierte ich es nicht, ihre Blicke zu erwidern.

Erstes Kapitel in 2017 am 30.1.-schwach.. kommentiert gerne!😊😊

Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt