Kapitel 26

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"Das sind die, die sicher dabei sind und die anderen von euch werde ich mir in Südtirol oder in der Bundesliga nochmal besonders genau anschauen", meinte Jogi und hatte damit anscheinend seinen ersten Punkt schon abgearbeitet. "Im Trainingslager, habe ich ja schon erwähnt, sind keine Spielerfrauen oder Freundinnen erlaubt, weil wir uns explizit auf die Weltmeisterschaft vorbereiten müssen und eure Freundinnen da nur eine Behinderung oder Ablenkung dastellen würden", fuhr er fort, "der DFB hat sich jetzt jedoch darauf geeinigt, dass die Frauen in Brasilien mit in unserer Unterkunft wohnen dürfen. Wir werden im Campo Bahia in Santo André untergebracht sein, vermutlich in verschiedenen Wohngemeinschaften, doch darauf komme ich wenn es soweit ist nochmal zu sprechen", meinte er, "Im Vorraus habe ich euch ja gebeten abzuklären wer eine Begleitung mit nach Brasilien nehmen möchte oder ob jemand nachkommt oder irgendetwas. Von allen, die jetzt schon sicher dabei sind würde ich das gerne wissen", meinte er und sah sich um. Wie gewohnt fuhr Jennas saueres Gesicht zu mir herum: "Mario!", zischte sie, weil sie davor noch nie irgendetwas von Brasilien oder der Weltmeisterschaft, geschweige denn von den weiblichen Begleitungen gehört hatte. "Sorry", versuchte ich mich rauszureden, "ich habs voll vergessen". "Ja was machen wir denn jetzt?", fragte meine Freundin aufgeregt und deutete auf Jogi, der sukzessive seine Teilnehmerliste durcharbeitete. "Natürlich kommst du mit", flüsterte ich, "ich brauch dich da drüben". "Aber die Kin-", "Mario?", wurde Jenna vom Bundestrainer unterbrochen und anscheinend erwartete er eine schnelle Antwort. "Ähm...", stotterte ich und alle begannen mich anzuschauen. "Kommt Jenna mit oder nicht?", fragte er weiter. "Ja das wissen wir noch nicht so genau", meinte ich kurz und hoffte Jogi würde mich einfach als Letzter nochmal fragen würde. Die Situation war mir äußerst peinlich. "Ich hab euch fast einen ganzen Monat Zeit gegeben", schimpfte Jogi. "Also Jenna kommt denk ich schon mit wenn bis dahin alles gut läuft", begann ich. "Achso na sag das doch gleich", meinte der Trainer und schrieb sich irgendetwas auf, "wenn mit den Kindern alles gut ist kommt sie mit und wenn nicht bleibt sie einfach in Deutschland". Ich nickte und dann fuhr er fort. "Ich kann nicht mitkommen", zischte meine Freundin mit einem bösen Blick. "Das machen wir schon so, dass es passt", beruhigte ich sie und schenkte dem Trainerstab wieder meine Aufmerksamkeit. Die Versammlung dauerte noch ca eine Stunde in der wir über die Vorsorgen, die wir vor dem Aufenthalt in Brasilien treffen mussten informiert wurden und noch eigene Fragen stellen durften. Dann beendete Niersbach die Konferenz. Als ich mich gerade erheben und mit Jenna den Saal verlassen wollte hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Es war Jogi, der zu mir her gelaufen kam. Ich schüttelte ihm die Hand und Jenna ebenfalls. "Erstmal Herzlichen Glückwunsch ihr Beiden zum Nachwuchs", begann er mit einem Lächeln im Gesicht und wir bedankten uns. "Wann ist es denn soweit?", erkundigte er sich. "Am 05. Juni", antwortete Jenna. "Oh Mist", meinte Jogi entsetzt, "ich möchte nicht, dass ein Spieler wegen mir die Geburt seiner Kinder nicht miterlebt", doch ich winkte gleich ab. "Das braucht dich nicht fertig zu machen. Ich kann sie ja sowieso ein paar Tage später sehen und soeine Weltmeisterschaft ist ja auch nicht gerade häufig". "Mario ich will jetzt keine Diskussion mit dir anfangen", begann Jogi und legte mir seine Hand auf die Schulter, "glaub mir, die Geburt eines Kindes ist viel bedeutender als irgendein WM- Vorbereitungscamp". Hatte er das gerade wirklich gesagt? "Und was willst du jetzt genau von mir?", fragte ich verwirrt. "Natürlich kann ich dich unmöglich mit nach Brasilien nehmen, wenn du in Südtirol nicht dabei warst", meinte der Trainer überlegend. Die Situation war ein einziges Dilemma. Weltmeisterschaft oder Familie? "Bevor du hier dramatisch deine WM- Karriere an den Nagel hängst muss ich jetzt auch mal was sagen", schaltete sich meine Freundin ein, "1. Hab ich keine Lust mir die WM- Spiele mit dir jammernd vor dem Fernseher anschauen zu müssen, 2. Schaffe ich das schon irgendwie und 3. Braucht dich Deutschland". "Ich werde ein Tor für euch schießen", meinte ich fest entschlossen und klatschte mit meiner Freundin ein. Auch wenn ich immernoch nicht glücklich mit meiner Entscheidung war verabschiedeten wir uns vom Bundestrainer und den anderen Jungs und fuhren dann wieder ins Hotel zurück. Die Tage darauf verbrachten wir noch größtenteils mit Shoppen oder Sightseeing. Dann war die schöne Zeit auch gleich wieder vorbei und wir mussten uns voneinander verabschieden. "Danke für die schöne Zeit", bedankte sich Marco mit einem Handschlag bei mir und umarmte dann auch meine Freundin als wir mit unseren Koffern bepackt vor dem Hotel standen. Felix blieb etwas länger bei Anni stehen und unterhielt sich noch über irgendetwas mit ihr. "So wir sehen uns dann ja erstmal nicht so schnell wieder oder?", meinte ich zu meinem kleinen Bruder als er vor mir stand. "Doch an Annis Geburtstag", korrigierte er mich. Verwirrt sah ich Jennas Schwester an: "Du lädst Felix zu deinem Geburtstag ein?", fragte ich. "Ja klar wieso denn nicht?", grinste sie. "Na gut, dann bis demnächst Bruder", lachte ich und umarmte ihn. Marco flüsterte Anni noch irgendetwas ins Ohr, worauf sie lachen musste und ich wollte ehrlichgesagt gar nicht wissen was es war. Dann machten sich die Jungs zum Flughafen auf und wir stiegen in meinen Audi. Nach 400 Kilometern bogen wir in Bamberg von der Autobahn ab um Anni Zuhause abzuliefern. 

Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt