Kapitel 104

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Mit Mario sprach ich den ganzen Abend nicht mehr, da er sich auf den Balkon gesetzt hatte und nachdenklich herumschaute. Ob er Marco schon angerufen hatte? "Hallo meine Süße, na wie war es in Bamberg?", rief Astrid, als sie gegen neun wieder mit Jonas und Philipp zur Tür hereinkam. "War kurzweilig", nickte ich nur kurz. "Was meinst du?", wollte sie wissen. "Ach das Verhältnis in meiner Familie ist im Moment wirklich nicht das Beste", erklärte ich kurz und wollte eigentlich den "Schlecht-Gelaunt-Schalter" umlegen. "Dein Papa hat sich wohl auch noch nicht an die Trennung von Felix und Anni gewöhnt oder", schnaufte sie und übergab mir meinen schlafenden Sohn. "Nein das auch nicht", meinte ich kurz, "und sonst ist alles gerade ein Bisschen komisch". Dann drehte ich mich kurz um und schnaufte durch. "Und was habt ihr heute so gemacht?", fragte ich Philipp, der sich direkt aufs Sofa geschmissen hatte. "Es war soo cool", grinste er, "wir waren im Olympiapark und haben da ein Picknick gemacht und dann sind wir in die Stadt gefahren und Oma hat mir gekauft was ich wollte". Währenddessen breitete er schon tausende Legosteine auf der Couch aus. "Hat es dir gefallen?", fragte Astrid glücklich. "Ja", nickte Philipp eifrig. "Danke, wirklich", grinste ich und schaute dann zu Jonas auf meinem Arm. "Dem hat es auch gefallen", meinte meine Schwiegermutter. "Das sehe ich", grinste ich und strich ihm über den Kopf. "Wo ist Mario?", wollte sie dann wissen. "Weit kann er ja nicht sein", lachte ich und deutete raus zum Balkon. "Was macht er da draußen?", wollte sie wissen. "Nachdenken", sagte ich die Wahrheit. "Was ist denn bei euch los, habt ihr Stress?", fragte sie. "Nein wir ganz und gar nicht, den Rest wirst du schon noch erfahren", schnaufte ich und lief in Jonas Kinderzimmer um der dummen Situation zu entkommen. Als ich ihn ins Bett gelegt hatte lief ich los um auch Philipp bettfertig zu machen, doch der war inzwischen auch auf der Couch eingeschlafen. Ich schaute nach draußen und sah, wie Mario und Astrid redeten. Leise öffnete ich die Tür und stieß dazu. Astrid schaute mich mit aufgerissenen Augen an, doch sagte nichts. "Felix darf das nicht erfahren", flüsterte sie. "Das wird sich nicht vermeiden lassen", schüttelte ich den Kopf und stellte mich ans Balkongeländer. Astrid machte schon wieder den Mund auf. "Frag jetzt nicht wieso sie das macht, wir wissen es genauso wenig", unterbrach Mario sie, darauf hörte ich nur ein Schnaufen und sie verschwand. "Was hast du ihr alles erzählt", wollte ich schnell wissen und drehte mich zu ihm um. "Hab gemeint, dass Anni jetzt mit Marco zusammen ist und sie schwanger ist", meinte er. "Also nichts von der früheren Schwangerschaft und nichts von Felix' neuer Freundin oder", zischte ich. "Nein, erstmal die Basics, die Frau hat auch Nerven", entgegnete er leicht gereizt. "Ich leg mich schlafen, Gute Nacht", sagte Astrid, als sie noch einmal nach draußen kam. "Mach dir nicht soviele Gedanken über die Sache und schlaf gut", meinte ich und setzte mich neben Mario. "Wielange waren sie jetzt zusammen?", fragte er flüsternd. "Viel zu kurz", antwortete ich nur und auf einmal holte Mario sein Handy heraus und rief Marco an.

Mario PoV:

Marco ging gleich hin. "Ja Mario", meinte er. "Servus", entgegnete ich, "Glückwunsch". "Danke, aber ich glaub das brauchst du mir nicht zu wünschen", schnaufte er. "Du hast es noch früher geschafft als ich", grinste ich, doch Marco stieg nicht mit ein. "Wie lange wart ihr jetzt zusammen?", wiederholte ich meine Frage. "Naja kurz nachdem Anni Schluss gemacht hat, vielleicht ein bis zwei Monate", erklärte er, "Gott ist das peinlich". "Und davor?", hakte ich nach. "Wie davor?", wollte er wissen. "Naja was ist davor schon gelaufen", meinte ich. "Was soll da gelaufen sein, wir haben nur geschrieben", entgegnete er. "Kein Sex?", fragte ich. "Nichtmal ein Kuss, ich würde sowas doch niemals machen", zischte er angegriffen. "Okay, sorry tut mir leid", meinte ich und danach redeten wir noch lange und am Ende konnte ich schon fast sagen, dass ich Marco aufgemuntert hatte. "Davor lief nichts?", fragte Jenna, als ich aufgelegt hatte. "Nein, er hat mir sein Versprechen gegeben", schüttelte ich den Kopf. "Dann kann das Kind nicht von ihm sein. So schaut keine Frau aus, die im ersten Monat schwanger ist", schüttelte sie den Kopf. "Bist du dir da sicher?", fragte ich noch einmal nach, weil ich nicht unnötig Gerüchte streuen wollte. "Man hat es doch schon übertrieben gesehen", meinte sie. "Sie verarscht uns alle", schnaufte ich. "Irgendjemand lügt hier, da hast du Recht", flüsterte sie. "Spätestens, wenn das Kind drei Monate zu früh auf die Welt kommt wird sich dein Kumpel schon wundern", fügte sie noch hinzu. "Denkst du nicht das Gleiche was ich denke?", fragte ich und kratzte mir am Hinterkopf. "Was?", wollte Jenna wissen. "Das Kind ist von Felix", meinte ich. Darauf sagte meine Frau nichts, sondern beugte sich über das Geländer und schaute nach unten. "Spätestens wenn Marcos Mutter sie sieht wird sie merken, dass das Kind nicht von ihm ist", schnaufte ich. "Aber das ist schon echt dreist, eine Abtreibung vorzuspielen", knirschte sie. "Nur um den Partner loszuwerden", fügte ich hinzu. Ich verspürte so einen Hass gegen Jennas Schwester. "Als ob Marco das nicht irgendwann auch durchschauen würde", meinte sie, "komm wir gehen rein". Dabei half sie mir auf und gab mir einen Kuss auf den Mund, um mir zu zeigen, dass sie mir niemals sowas antun würde. Im Wohnzimmer legte ich mich neben Philipp auf die Couch und schaltete den Fernseher an, während Jenna im Bad verschwand und einige Minuten später wieder mit einer Wärmflasche hereinkam. "Gehts dir nicht gut?", wollte ich wissen. "Ach ich hab mir doch im Urlaub den Magen verdorben und ich hab manchmal noch ein Bisschen damit zu kämpfen", schnaufte sie und nahm sich den Wasserkocher, um sich einen Tee zu kochen. "Komm wir lassen dich nochmal durchchecken, ich muss morgen sowieso ins Krankenhaus",meinte ich. "Nein, das geht schon. Ich muss viel trinken und dann löst sich der Mist schon von ganz alleine", schüttelte sie den Kopf. "Ich muss morgen mit Philipp in die Stadt fahren,er braucht dringend Klamotten für das neue Schuljahr", erklärte sie und füllte die Wärmflasche als erstes mit heißem Wasser. Indem Moment klingelte das Telefon und Jenna sprang auf um es zu holen."Fabi", meinte sie, als sie die Nummer sah und warf den Apparat rüber zu mir, weil sie sich anscheinend sicher war, dass der Anruf an mich ging, "Fabi was gibts?", meldete ich mich."Neuigkeiten Bruder, Neuigkeiten!", rief er. "Schieß los", schnaufte ich und legte mich irgendwie bequem hin. "Irina ist wieder schwanger!", freute er sich. "Jawoll endlich!",rief ich, "Glückwunsch!" "Danke", meinte er.Irgendwie wusste ich im Moment nicht so recht, wie ich ein Gespräch anfangen sollte, weil ich immer im Hinterkopf hatte, dass Felix ja auch Vater werden würde. "In welchem Monat ist sie?",wollte ich wissen. "Schon im dritten", erklärte er, "also man sieht schon was". "Das du das im Urlaub nicht schon gemerkt hast", lachte ich. "Jenna hat angeblich was gemerkt, aber ich check sowas doch nicht", antwortete er, "naja,ich wollte es dir nur kurz sagen, wir sehen uns demnächst bestimmt mal", meinte er dann. "Jap, machs gut", seufzte ich und legte auf. "Der Kerl ist die Euphorie selbst", grinste ich. "Endlich hat es Irina mal geschafft es zu sagen",meinte Jenna und setzte sich neben mich. "Du wusstest wirklich schon davon?", wollte ich wissen. "Natürlich, ich merk sowas doch", lachte sie und gab mir einen Kuss. "Weißt du was mich am Gips am meisten nervt?", fragte ich. Jenna zuckte mit den Schultern. "Das wir nicht miteinander schlafen können",entgegnete ich, worauf sie mir einen langen Zungenkuss schenkte."Heißt wir werden nächstes Jahr Doppeltante und Doppelonkel",sagte sie. "Zufälle gibts immer wieder", entgegnete sie.Wir redeten noch den ganzen Abend und schmusten, auch wenn es mit dem Gips wirklich nicht einfach war. Ich hatte sie schrecklich vermisst und das wurde mir jetzt erst richtig klar. Irgendwann schliefen wirauf der Couch ein und wurden am nächsten Morgen von Philipps morgentlichem Toilettengang geweckt. "Ihr habt auch keine Lust mehr im Schlafzimmer zu schlafen oder", meinte er trocken, als er uns auf der Couch schlafen sah. "Kannst ja auch mal ausprobieren", entgegnete ich verschlafen. "Was machen wir heute?", fragte er aufdringlich. "Was willst du denn machen?", wollte Jenna wissen. "Können wir mal wieder Opa Michael besuchen?", fragte er. "Ich war doch gestern erst in Bamberg", seufzte sie. "Dann fahren wir halt nach Dortmund", zuckte er mit den Schultern. "Einfach mal so",seufzte Jenna. "Du gönnst es dir heute mal oder", fügte ich hinzu. "Ihr habt mich gefragt, was ich machen will und das will ich halt machen!", entgegnete er leicht gereizt. "Jaokay", meinte ich, "lass uns fahren". "Wie jetzt?", fragte Jenna und musterte mich von oben bis unten. "Ich will meinen Papa auch mal wieder sehen und zwischendurch können wirbei deinem in Bamberg anhalten und einen Zwischenstopp einlegen",schlug er vor, "außerdem hab ich was mit Marco zu klären"."Verstehe", meinte sie, "ja okay, dann fahren wir eben nach Dortmund". Gesagt, getan. Gegen zwölf Uhr Mittag fuhr meine Mutter mit dem Zug nach Hause und nachdem ich meinen fast täglichen Krankenhausbesuch absolvierte hatte fuhren erstmal Richtung Bamberg, weil wir dort eine Nacht übernachten wollten. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und hoffte einfach nur, dass ich auf der Fahrt nicht übertrieben viele Schmerzen hatte. Als wir in Bamberg vor Jennas Elternhaus standen sprang Philipp sofort heraus um zu klingeln. Sabine öffnete und nahm ihn sofort in den Arm. "Hallo Sabine", grinste ich und gab ihr einen Kuss auf die Backe, weil ich sie schlecht umarmen konnte. Michael saß im Wohnzimmer und schaute Fernsehen. "Na unser Patient", grinste er und schlug mit mir ein. "Ist Anni noch da?", wollte Jenna gleich wissen. "Nein, die sind gestern nach Dortmund gefahren",entgegnete er trocken. "Was macht sie in Dortmund?", wollte Philipp wissen. Jenna schaute mich erschrocken an, weil er noch keine Ahnung davon hatte, dass Anni und Marco zusammen waren. "Sie besucht Marco", erklärte ich die Wahrheit in einer abgeschwächten Form. "Okay", meinte er und ging in die Küche um sich mit Sabine zu unterhalten. "Ich war gestern so sauer und wollte eigentlich nicht, dass du gleich wieder gehst",seufzte Michael zu Jenna. "Ich bin nicht wegen dir gegangen,keine Angst", meinte sie. "Mama! Oma hat Marmorkuchen gebacken!", rief Philipp und trug ihn demonstrativ an den Tisch."Seit wann nennt er sie Oma?", wollte Michael wissen. "Ich hab es jetzt auch das erste Mal gehört", zuckte ich mit den Schultern. "Du weißt gar nicht wie sehr mich das gerade freut",grinste er. Der Abend war entspannt, weil wir einen Familienspieleabend machten und ziemlich früh ins Bett gingen, um am nächsten Morgen fit zu sein. Wir fuhren um neun Uhr los, um nicht allzu spät in Dortmund anzukommen. Philipp sang die The Weeknd-Cd gefühlte 12 Mal durch, als wir endlich in die Straße einbogen. Mein Bein tat übertrieben weh und ich hatte Hunger wie nichts. Der Porsche meines Vaters blockierte die ganze Einfahrt, sodass wir uns mitten auf die Straße stellen musste. "Wenn man schon so große Autos fahren muss kann man wenigstens richtig einparken",beschwerte ich mich und schleppte mich aus dem Auto. Natürlich hatte mich Philipp schon längst überholt und klingelte Sturm. Meine Mutter öffnete und begrüßte uns gleich aufs herzlichste. Mein Vater stand am Herd und kochte irgendetwas. Sein Pfeifen verriet mir, dass er gut gelaunt war. "Hast du schon die Neuigkeiten gehört?",rief er. "Du wirst wieder Opa", grinste ich und schlug mit ihm ein. Wir führten endlose Gespräche und als es dunkel war und Jonas schlief entschied ich mich zu Marco zu fahren und mit ihm zureden. Vielleicht auch, weil ich ihn ziemlich hart vermisste. Als ich klingelte hatte ich ein komisches Gefühl im Bauch. Jenna hatte mich hingefahren und mir direkt klar gemacht, dass ich ihm meine Meinung zu der ganzen Sache geigen sollte. Als er öffnete schaute er fast aus,als wollte er weinen. Er breitete seine Arme aus und umarmte mich."Hast du getrunken?", wollte ich wissen und humpelte ins Wohnzimmer. "Mein Leben ist so am Ende", schniefte er. "Was ist denn passiert?", fragte ich. "Ich werde Vater von einem Mädchen, dass ich seit einem Monat liebe!", rief er und begann zu heulen, aufs heftigste. Ich wusste nicht, was ihm mehr zu schaffen machte. Die Tatsache, dass er dachte, dass er der Vater war, oder die Tatsache, dass er nicht der Vater war. "Darüber wollte ich mit dir reden", meinte ich und setzte mich auf seine riesige Couch. "Ich glaube du bist nicht der Vater", seufzte ich. "Was redest du da?", schüttelte er den Kopf. "Du kannst es gar nicht sein, wenn du mir die Wahrheit erzählt hast", erklärte ich, "wenn sie wirklich von dir schwanger wäre, dann würde man noch nichts sehen". "Vielleicht ist es jetzt einfach anders bei ihr", zuckte er mit den Schultern. "Jenna hat es sofort erkannt, denk doch mal nach, das kann doch gar nicht sein", schüttelte ich den Kopf. "Was willst du denn jetzt?", fuhr er mich an, "gönnst du mir es nicht oder was?!" "Was redest du? Frag sie doch einfach mal in welchem Monat sie ist und dann wirst du schon sehen ob das Kind in sieben bis acht Monaten auf die Welt kommt", schlug ich vor. "Du willst doch bloß, dass dein Bruder der Vater ist, weil du nicht willst, dass er alleine ist!", warf mir mein bester Freund an den Kopf. "Frag sie einfach", flüsterte ich und ging auf seinen Vorwurf erst gar nicht ein. "Erzähl irgendjemandem anders deine Lügen, aber nicht mir", antwortete er. "Schalt doch einmal bitte dein Gehirn ein bitte!", rief ich. "Wieso sollte sie das tun, erklärs mir!", schrie er. "Ganz einfach. Euer Aussehen hat schon ein paar Ähnlichkeiten und .." -"Ach geh einfach!", rief er und schob mich aus der Wohnung. "Du wirst es schon noch sehen", entgegnete ich und humpelte die Treppe hinunter. Irgenwie war ich nicht einmal gekränkt oder verletzt, sondern einfach nur genervt von Marcos Dummheit.

Oh mein Gott, nach Jahrzehnten endlich mal wieder ein Kapitel. Ich wünsche euch schöne Weihnachten und würde mich über ein Kommentar sehr freuen!♥






Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt