Kapitel 12

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Die nächsten Tagen verbrachte ich immer an Jennas Seite. Gemeinsam fuhren wir nach Frankfurt um das Spiel meiner Teamkollegen anzuschauen und verbrachten dort ein paar Tage. Ich hatte nur ein Ziel: Jenna ablenken, egal wie schwer es war. Und ich hatte das Gefühl, dass ich es auch sehr gut hinbekam. Ich nahm sie in der nächsten Woche jeden Tag mit zum Training und sorgte für sie. Ich hielt sie im Arm, wenn sie weinte, ich redete mit ihr wenn sie reden wollte und kochte für sie alles was sie wollte. Ihre Fressatacken waren einfach der Horror, doch ich ließ sie. Einige Tage unter der Woche bestritt ich ein Länderspiel auf den Faröerinseln und brachte meine Freundin so lange bei Svea unter. Am fünften Spieltag kam ihr Bruder nach München zum Spiel gegen den Club aus Hannover. Wir holten ihn gemeinsam an der U- Bahnstation ab und brachten ihn zu meiner Wohnung. Der Tod von Helena war nun einen Monat her und es hatte sich viel verändert. "Papa sehen wir fast nie, weil er den ganzen Tag auf der Arbeit ist und Tante Sophia kommt jeden Tag und putzt und kocht", erzählte Theo als Jenna ihn auf die aktuelle Situation in der Familie angesprochen hatte, "Oma und Opa kommen ganz oft vorbei und reden mit uns, bessergesagt mit mir. Anni sitzt nur in ihrem Zimmer und telefoniert mit Jonas und hört Musik und ich glaube sie hat mit dem Rauchen angefangen".

Jenna PoV:

Ich konnte einfach nicht glauben was aus meiner Familie geworden war. Ungläubig schüttelte ich den Kopf und legte meinen Arm um meinen Bruder. "Theo ich weiß das du stark bist", seufzte ich und setzte mich auf Marios Couch, "und ich weiß das wir das wieder hinbekommen", fügte ich hinzu. Am Nachmittag fuhr ich dann mit ihm ins Stadion, wo ich so ziemlich jeden letzten Samstag verbracht hatte und setzte mich auf meinen gewohnten Platz, diesmal aber nicht auf der VIP- Tribüne. Schon wieder verspührte ich ein Hungergefühl. Schon die ganzen letzten Wochen war ich nur am Essen. Ich hatte nicht daran geglaubt, doch anscheinend war Essen wirklich eine Verarbeitungsmethose. "Ich hol mir ne Pizza", meinte ich zu Theo, "willst du auch eine?" Mein Bruder schaute mich verwirrt an: "Jenna wir haben vor einer Stunde Zuhause schon Kuchen gegessen und davor Nudeln, wieso isst du soviel?", fragte er. Ich zuckte mit den Schultern: "Lass mich, das macht mich glücklich", verteidigte ich mich und lief dann zum Pizzastand. Theo fieberte das ganze Spiel über mit und schrie sich fast bei den Fangesängen die Seele aus dem Leib, feierte jeden Angriff und bei den beiden Toren sprang er hoch und umarmte mich. Beim Abpfiff kam Mario auf unsere Seite des Stadions und winkte meinem Bruder zu, was soviel wie "Komm her" heißen sollte. Theo riss die Augen auf und deutete ungläubig auf sich selbst, Mario nickte und wollte das er zu ihm nach unten kam. Ich packte ihn an den Schultern und führte ihn die Stufen zum Spielfeld hinunter, dort küsste ich Mario kurz und überließ ihm meinen Bruder. Bevor mich die Kameras und Reporter erwischen konnten flüchtete ich wieder auf die Tribüne und schaute "meinen Männern" zu. Mario führte Theo zu seinen Teamkollegen und dann unterhielten sie sich eine ganze Weile. Auf einmal wurde mir abrupt schlecht und ich setzte mich hin, weil sich alles drehte. "Oh Gott", stieß ich hervor und legte meine Hand auf meine Stirn. Mein Bauch drückte furchtbar und rumorte. Oh nein deine Tage kommen wieder, dachte ich mir genervt und versuchte nicht allzu sterbend auszusehen. "Ist alles okay bei ihnen", fragte mich ein Mann hinter mir, doch ich streckte ihm nur meinen erhobenen Daumen entgegen. Dann richtete ich mich wieder auf und wollte auf die Toilette verschwinden, doch die Schwerkraft machte sich an mir zu schaffen und ich fiel einfach um und lag auf dem Boden. Erschrocken stand der junge Mann auf und half mir wieder auf die Beine, weil ich ja wegen meines Gipsarmes noch nicht so gelenkig war. "Ich bringe sie zu den Rettungskräften", erklärte er mir in perfektem Hochdeutsch und stützte mich. Oh Gott ein Hannoveraner, dachte ich gequält und meinte: "Nein bringen sie mich einfach zu meinem Freund" und nickte aufs Spielfeld. Ich bekam nicht viel mit, doch auf einmal stand ich auf dem Rasen neben Mario und der Fan war weg. "Jenna hallo hörst du mich", rief er und winkte mir vor dem Gesicht herum. "Mario mir ist so schlecht, bitte bring mich zu Hans", stöhnte ich und schloss zur Entspannung die Augen.

Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt