Kapitel 75

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"Du musst aber aufpassen", meinte ich gleich, als ich Philipp Jonas auf den Arm legte. "Ich bin kein Baby mehr Papa", stöhnte er und schaute ruhig auf seinen Bruder herab. Er begann zu grinsen und fuhr über seine Backen. Jenna legte ihren Kopf auf meine Schulter und gab mir so ein Zeichen, dass sie Zweisamkeit brauchte. Ich legte behutsam meinen Arm um ihre Hüfte und zog sie ganz nah an mich heran. "Irgendwann machen wir mal alle zusammen ein Lagerfeuer bei uns im Garten", rief Philipp strahlend. "Wie kommst du da jetzt drauf?", lachte Anni. "Na wir müssen doch eine Party schmeißen für das Baby", meinte er. "Eine Welcome Baby Party", grinste Felix. "Und wen willst du alles einladen?", hakte Jenna nach. "Naja", begann er, "wir, Onkel Fabian, Tante Irina, Lia, Oma Astrid, Opa Jürgen, Opa Michael, Theo und Onkel Marco muss auch kommen", listete er auf. "Na dann kannst du sie ja demnächst alle mal anrufen und einladen", schlug Jenna vor. Damit war unser Sohn einverstanden. "Felix kommst du kurz mit?", fragte ich und nickte zur Balkontür. Wir gingen zum Balkon und nach draußen. "Was gibts?", fragte er. Ich nahm kurz Luft. "Ich wollte dich fragen, ob du einen zweiten Versuch starten willst". "Was für einen zweiten Versuch?", fragte er. "Als Pate", fügte ich hinzu. Der Blick meines Bruders schweifte nach links durchs Fenster. "Was fragst du da noch?", fragte er grinsend und mit dem Kopf schüttelnd. "Danke", grinste ich und checkte mit ihm ein. "Und was heißt denn hier Versuch", hakte er nach. "Du weißt genau wie das gemeint ist, weil es ja das letzte Mal nicht geklappt hat", antwortete ich. "Fabian hat mich ja nicht gelassen, also muss ich jetzt die ganze Liebe an eurem Kind auslassen", seufzte er und öffnete die Tür wieder. "Na ein Glück hast du mich", entgegnete ich und setzte mich zurück aufs Bett. "Was war das denn jetzt?", lachte Jenna und kuschelte sich wieder an mich. "Felix machts", meinte ich und gab ihr einen Kuss auf ihren Backen. Dann ging mein Blick wieder zu Philipp, der über Jonas gebeugt an Jennas Beinen lag. "War ich auch so klein?", fragte er nach einiger Zeit. "Natürlich, sogar noch kleiner", lächelte Jenna. "Wieso?", hakte er nach. Ja wieso eigentlich? Weil du ein Zwilling warst und die von Natur auf kleiner sind? Jenna wusste auch nicht so genau was sie antworten sollte. "Naja das kommt schon mal vor", mischte sich Anni ein und damit gab er sich vermutlich zufrieden.


Philipp PoV:

Felix nahm mir meinen Bruder aus den Armen und ich schaute ihm noch ein Wenig nach. Dann legte ich mich zu meiner Mutter an die Seite und kuschelte mich an sie. Ich vermisste ihre Nähe. Sie war in den letzten Tagen gar nicht zu Hause gewesen. Ein Blick zu ihr nach oben verriet mir, dass sie abwesend aus dem Fenster schaute. Das machte sie oft, sehr oft sogar. Meistens, wenn sie vor unserer Bilderwand zu Hause saß und sie sich anschaute. Bilder von meiner Schwester und meiner Oma hangen dort, erklärte sie mir immer. Ich verstand nicht wieso sie weg waren und seit wann, doch mich interessierte es einfach nicht. Ich hatte einen Bruder und damit war ich glücklich. "Denkst du gerade an Oma und meine Schwester?", fragte ich vorsichtig und urplötzlich schnellte Mamas Blick zu meiner Tante Anni hinüber. "Mama ist erschöpft", beantwortete Papa meine Frage und strich mir über den Kopf. Ich glaubte ihm nicht, doch ich beschloss nichts weiter zu sagen um Mama nicht noch mehr zu durchwühlen. "Und Kumpel wie schauts aus? Hast du heute noch Training?", fragte Felix vom Bettende her. "Klar", grinste ich und sprang vom Bett. "Soll ich dir einen neuen Trick zeigen?", rief ich. "Wie wärs", mischte sich mein Papa ein, "Felix fährt dich dann zum Training und da zeigst du ihm alles". "Hoooob", rief Felix und klatschte mit mir ein. Wir blieben noch eine halbe Stunde bei Mama und dann packten wir unsere Sachen. "Schieß ganz viele Tore mein Großer und komm mich wieder besuchen", flüsterte meine Mama und gab mir einen Schmatz. "Wir sehen uns heute Abend", grinste mein Papa noch, gab mir eine Ghettofaust und Jonas einen Schmatz auf die Stirn. "Können wir gehen?", rief Felix und öffnete die Tür. Ohne zu antworten stürmte ich aus der Tür und stieß draußen fast mit einem Doktor zusammen. "Immer langsam kleiner Mann", raunte er mir mit einer sehr tiefen Stimme zu und quetschte sich an Onkel Felix vorbei ins Zimmer. Wir liefen aus dem Krankenhaus und zu Felix Audi, der fast so aussah wie der von meinem Vater. "Rücksitz", meinte Felix nur, als ich schon zielsicher auf den Beifahrersitz zusteuerte. "Mann ich hab gedacht du bist cooler", jammerte ich und öffnete beleidigt die Hintertür. "Soll sich deine Tante auf den Rücksitz setzen oder was?", fragte er und schüttelte den Kopf, "wir machen das wie immer: du sitzt hinten". Akzeptierend setzte ich mich in meinen Kindersitz und schnallte mich an. Meine Tante hievte meinen Schulranzen nach hinten zu mir und warf meine Sporttasche hinterher, die ihr vermutlich mein Papa gegeben hatte. Felix drehte wie immer die Musik bis auf Anschlag auf und raste aus der Tiefgarage. Immer wieder fiel mir auf wie cool er wirklich war. Mit der Sonnenbrille auf der Nase erinnerte er mich sehr an meinen Papa. Meine Tante öffnete das Fenster und zündete sich eine Zigarette an. Ich hörte schon wieder meine Mutter im Hintergrund schimpfen. "Musst du nach Schwabing?", schrie Felix zu mir auf die Rückbank, weil die Musik so laut war. "Jo", entgegnete ich und schaute aus dem Fenster. Bei seinem Tempo war ich so schnell am Trainingsplatz, wie ich es noch nie zuvor mit meinem Fahrrad gewesen war. "Ich geh rüber zum Einkaufen", verkündete meine Tante, als Felix sein Auto auf dem Parkplatz abgestellt hatte. "Ist sowieso Männersache hier", entgegnete ich kurz und öffnete die Autotür. "Werd nicht frech", zischte sie. Wir gingen immer so miteinander um, das war Standard. "Also Phil aufgehts, bevor die Anderen kommen!", drängte mich mein Onkel und winkte mit meiner Trainingstasche in der Hand.

Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt