Kapitel 33

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Mario PoV:

Die Freude über den Sieg hielt auch in der Kabine und der Dusche noch an. Als ich gerade meine Jogginghose und mein Trainingsshirt übergezogen hatte stürmte Hans in die Kabine und schaute sich suchend nach jemandem um. "Na Hans auf der Suche nach Arbeit?", scherzte Thomas und einige mussten lachen. Als sich Hans und mein Blick trafen winkte er mich aufgeregt zu sich. "Was gibts?", erkundigte ich mich. "Mario deine Freundin ist im Krankenhaus!", rief er und sofort bekam ich Panik. "Was ist passiert?", fragte ich hektisch, schlüpfte in meine Airmax und griff nach meiner Tasche. "Pep hat vorhin mit ihr geredet und dann ist sie einfach zusammengebrochen, angeblich hatte sie starke Schmerzen", klärte er mich auf und lief mit mir den langen Gang entlang. "Kannst du mich fahren?", fragte ich panisch und begann schon langsam zu sprinten. Ich hatte einfach Angst um meine Freundin, doch ehrlichgesagt auch um meine Kinder. Als wir im Auto von Hans saßen vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen: "Was ist, wenn etwas schlimmes passiert ist?", stöhnte ich. "Mach dir mal nicht soviele Sorgen, Bauchschmerzen sind ganz normal", versuchte mich mein Arzt zu beruhigen, doch seine Worte klangen rein gar nicht beruhigend. Am Klinikumseingang stürmte ich in die Notaufnahme, wo ich gleich auf Pep stieß. "Coach, Danke!", rief ich und fiel ihm um den Hals. "Keine Ursache", krächzte Pep, er klang ebenfalls voller Sorgen. "Wie geht es ihr?", fragte ich und mein Trainer zuckte mit den Schultern. "Ich hab mich ganz kurz mit ihr unterhalten und dann ist sie einfach zusammengebrochen", meinte er und trank Kaffee aus einem Plastikbecher. "Herr Götze? Herr Guardiola?", fragte auf einmal jemand hinter uns und wir fuhren beide herum. Vor uns stand ein Arzt. "Guten Abend, Dr. Zweyer", stellte er sich vor und schüttelte uns die Hand. "Wie geht es ihr?", fragte ich jammernd. "Ihre Freundin hatte vorzeitige Wehen und ihr Körper konnte diese noch nicht richtig verarbeiten. Das erklärt auch die Kopfschmerzen und die Übelkeit", klärte er auf. "Und was heißt das jetzt?", hakte ich nach, weil ich immernoch nicht verstand, was jetzt mit Jenna los war. "Wir müssen abwarten, bis Frau Gentzel zu Bewusstsein kommt und solange können wir uns nur um ihre Kinder kümmern", antwortete er und rauschte gestresst davon. "Wie sie kümmern sich um die Kinder?", fragte ich verzweifelt, setzte mich auf die Wartebank und atmete schwer: "Pep was ist, wenn unsere Kinder das nicht überleben?", schrie ich und mir kamen Tränen in die Augen. Irgendwie kam ich mir übertrieben schwul vor, doch das Wohl meiner Kinder ging mir über alles. "Sag das nicht Mario, das hätte der Arzt schon längst gesagt, mach dich nicht fertig", meinte er und strich mir beruhigend über den Rücken. "Wie soll ihr Körper die Geburt durchstehen, wenn sie schon bei irgendwelchen Vorwehen fast abkratzt?", heulte ich. Die Situation war wirklich unfair: Ich schmiss meinem Trainer irgendwelche Fragen an den Kopf, die er selbst nicht beantworten konnte und er musste mich trotzdem irgendwie beruhigen. Dann ging wieder die Tür auf und eine Krankenschwester kam heraus: "Sie können jetzt zu ihr", meinte sie zu mir und sofort stand ich auf um nach meiner Freundin zu sehen. Die Krankenschwester wollte auch schon fast weglaufen, doch ich hielt sie am Arm fest. "Wann wacht sie wieder auf?", fragte ich verzweifelt, "wie steht es um die Kinder?" Die Dame nahm beruhigend meine Hand. "Machen sie sich keine Sorgen. Frau Gentzel wird demnächst wieder zu Bewusstsein kommen und die Lage ihrer Kinder ist stabil", beteuerte sie und nickte beruhigend. "Danke", krächzte ich und wischte mir über die roten Augen. Dann öffnete ich die schwere Tür und sah meine Freundin im Bett liegen. An der Seite des Bettes stand irgendein Gerät, das ihren Herzschlag aufzeichnete und ich fühlte mich fast wie in einem dieser Krankenhausfilme. "Baby was machst du denn?", redete ich vor mich her und schniefte. Ich holte mir einen Stuhl und stellte ihn neben Jennas Bett. Als ich ihre Hand nahm erschrak ich, sie war eiskalt, deswegen holte ich eine Decke von einem anderen Bett aus dem Zimmer und deckte meine Freundin damit zu, dann musste ich auch die ganzen Kabel nicht mehr ertragen. Sanft fuhr ich über ihre Handfläche und dann betastete ich vorsichtig ihren Bauch, der sich wieder ein bisschen beruhigt hatte. Wieder wurde mir klar, was ich meiner Freundin mit zwei Kindern eigentlich antun würde: Schmerz, Stress und Arbeit. "Es tut mir so leid", säufzte ich und senkte meinen Kopf. Fünf Minuten saß ich nur vor dem Bett und schaute auf die weiße Decke, bis sich auf einmal etwas tat. Jenna bewegte langsam ihren Kopf hin und her. "Jenna?", fragte ich aufgeregt und drückte ihre Hand. Vorsichtig versuchte sie ihre Augen zu öffnen und verzog schmerzverzerrt das Gesicht. "Wo bin ich?", krächzte sie und versuchte sich ein Bisschen aufzusetzen, doch ich drückte sie sanft wieder nach unten. "Im Krankenhaus. Du hattest vorzeitige Wehen", erklärte ich und nahm wieder ihre Hand. "Was heißt das?", fragte meine Freundin schwach. "Dein Körper konnte die Schmerzen nicht aushalten und hat deswegen ein Bisschen rebelliert", meinte ich. Meine Freundin schnaufte ein und schaute sich im Raum um, dann kam wieder die Krankenschwester herein. "Frau Gentzel, schön das sie wieder bei uns sind!", rief sie und trat ebenfalls ans Bett: "Wir haben ihnen Schmerzmittel verabreicht, dann sollten sie bald wieder auf den Beinen stehen können", meinte sie und fuhr die Lehne des Krankenbetts hoch. "Was ist mit den Kindern?", fragte sie und schaute verlangend nach einer Antwort. "Ihrem Nachwuchs geht es gut, wir konnten den Zustand stabilisieren", beruhigte sie meine Freundin. "Wir geben ihnen ein paar Medikamente, die sie wieder auf die Beine bringen sollen", fuhr sie fort und stand auf um den Monitor zu betrachten. "Wie soll sie die nächsten Wehen durchhalten, wenn sie jetzt schon zusammenbricht?", fragte ich. "Machen sie sich da keine Sorgen, ihre Freundin muss jetzt langsam anfangen Schmerztabletten zu nehmen und dann klappt das schon", meinte sie mit Berliner Dialekt, "machen sie sich keinen Kopf, Frau Gentzel schafft das". Ich nickte beruhigt und drückte wieder Jennas Hand. "Ein Glück", säufzte ich und atmete erleichtert aus. In dem Moment kam Pep ins Krankenzimmer: "Mario?", fragte er vorsichtig und ich drehte mich um. "Schau mal sie ist aufgewacht", sagte ich und zeigte zu meiner Freundin. "Wusste ichs doch", grinste er und zeigte dann auf seine Uhr: "Ich fahre mit Hans zurück, weil die Mannschaft wartet, bis später", meinte er und verschwand dann ganz schnell. "Was macht der denn hier?", fragte Jenna und strich sich ein Haar aus ihrem Gesicht. "Pep hat euch sozusagen das Leben gerettet", meinte ich und berichtete ihr von dem Gespräch im Olympiastadion. Jenna war meinem Trainer zutiefst dankbar. "Wie gehts dir?", fragte ich sie, nachdem ich ihr ein Wasser geholt hatte. "Müde aber sonst wieder gut", krächzte sie und setzte sich auf. "Frau Gentzel, wenn sie möchten können sie jetzt mit ihrem Freund nach Hause fahren", rief die Krankenschwester und Jenna nickte. Sie bekam noch kurz einige Anweisungen zu den Medikamenten und was sie in nächster Zeit machen sollte und dann konnten wir das Krankenhaus wieder verlassen. "Ich hatte wirklich Angst Jenna", meinte ich bedrückt, als wir auf unser Taxi zum Hotel warteten. Meine Freundin schlang ihre Arme um mich: "Ich schaff das Mario", flüsterte sie und drückte mir ihre Lippen auf den Mund. Sie endlich wieder küssen, darauf hatte ich die letzten vier Tage gewartet. Das Taxi kam und ich half Jenna beim Einsteigen. Ein Glück war das Hotel nicht allzu weit vom Krankenhaus entfernt, deswegen waren wir auch schnell wieder am gewünschten Ort. Als wir vor dem Hotel ausstiegen bezahlte ich und wurde gleich vom Blitzlichtgewitter der Kameras empfangen. Alle Reporter wollten unbedingt ein Interview von mir haben, doch ich wollte zuerst meine Freundin in Sicherheit bringen. Im Eingangsbereich hatte sich ausgerechnet auch noch die ganze Mannschaft zum Siegesessen versammelt, alle rausgeputzt mit schwarzen Anzügen. "Kaum unauffällig oder so", zischte Jenna mir zu. Mir war klar, dass ich mich ganz schön beeilen musste, weil die ganze Mannschaft auf mich warte, doch ich wollte zuerst meine Freundin ins Bett bringen, weil ich sie heute unmöglich mit zum Essen nehmen konnte. "Lass dir Zeit, Pep ist auch noch nicht da", meinte Basti vorsichtig und lächelte kurz Jenna zu. Vermutlich hatten meine Kollegen schon alle vom Krankenhausaufenthalt meiner Freundin mitbekommen und waren deshalb alle so zurückhaltend. Im Aufzug fielen Jenna fast die Augen zu, doch ich stützte sie und trug sie dann in unser Hotelzimmer. Dort striff ich ihr die Airmax von den Füßen und zog das Trikot und die Hose aus und deckte sie dann zu. "Schlaf dich aus Prinzessin", flüsterte ich und küsste sie auf den Mund. "Ich liebe dich", käuchte Jenna noch und dann war sie auch schon wieder eingeschlafen. So schnell ich konnte schlüpfte ich jetzt in meinen Anzug und richtete meine Frisur ehe ich nach unten zu den anderen lief. "Was ist mit Jenna, sie sah wirklich nicht gut aus vorhin", fragte Philipp neben den ich mich undercover geschlichen hatte. "Ach nichts schlimmes, kleine Wehen", meinte ich leise und wollte das Thema aus dem Raum schaffen. "Wehen?", rief Philipp und riss die Augen auf. "Pssscht!", zischte ich und schaute ihn böse an, doch es war umsonst. "Was hab ich da gehört?", rief Thomas und gesellte sich zu uns. "Dann gehts doch bald los oder?", fragte Philipp neugierig und stieß mir in die Seite. "Nei.." -"Mario hau lieber heute nochmal einen drauf, vielleicht ist es das letzte Mal, dass du das machen kannst", unterbrach mich Thomas lachend und klopfte mir auf die Schulter. In mir brodelte es, weil die beiden einfach keine Ahnung hatten, was ich im Krankenhaus durchmachen musste. "Bitte seid leise", zischte ich wieder und schaute auf den Boden um mich zu beherrschen. "Du brauchst keine Angst haben Vater zu werden Mario", schaltete sich jetzt auch Arjen mit ein, "es ist das Größte, wirklich". "Ich hab doch keine Angst", fauchte ich. "Ich versteh dein Problem nicht Mario, jetzt wo es losgeht ziehst du den Schwanz ein oder was?", stichelte Basti und dann platzte mir der Kragen. "Erzähl du mir nichts von Schwanz einziehen", rief ich, "meine Kinder wären gerade fast draufgegangen!" Nach diesen Worten waren alle leise. "Mario sorry, aber das wussten wir ja nicht", meinte Arjen leise, "ist alles okay?" Ich nickte genervt und dann kam auch schon Pep, der sich ja nach dem Krankenhausaufenthalt auch noch duschen und fertigmachen musste. "Können wir gehen?", fragte er prüfend und da keiner was dagegen hatte liefen wir dann in einer Kolonne zum Restaurant, wo wir das Double feiern wollten.

Jenna PoV:

Als ich am nächsten Morgen aufwachte fühlte ich mich unglaublich fit und hatte einen ungewohnten Bewegungsdrang, deswegen schlug ich die Augen auf und drehte mich zu Mario hinüber, der noch tief und fest schlief. Der Blick auf meinen Wecker verriet mir auch wieso, 08:30 Uhr. Gelangweilt setzte ich mich im Bett auf und streichelte im gedankenverloren durch die Haare. Dabei wachte er leider auf und rieb sich die Augen. "Guten Morgen", flüsterte ich und küsste ihn auf die Wange. "Guten Morgen Wunderkugel", stöhnte Mario und nahm mich in den Arm. "Und wie war der Abend?", wollte ich wissen und kuschelte mich neben ihn. "Abgesehen davon, dass am Anfang alle nur wissen wollten, was mit dir los war wurde es am Ende wirklich echt schön", antwortete mein Freund. "Müde?", fragte ich prüfend und strich ihm über seine Bartstoppeln. Er nickte verschlafen: "Vier Uhr". Ich musste schmunzeln: "Gut, dass ich daheim geblieben bin". Mario schüttelte den Kopf: "Nein du hast mir gefehlt". Es freute mich sowas aus dem Mund meines Freundes zu hören, deswegen hatte er sich einen Kuss reglich verdient. "Um neun gibts Frühstück", informierte mich mein Freund und stand dann vom Bett auf. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich nur Unterwäsche trug. "Können wir uns keine Schlafanzüge leisten oder wie schaut das aus?", rief ich zu Mario ins Bad rüber. "Sorry Baby, aber dafür hatte ich einfach keine Zeit mehr, außerdem ist der Anblick so viel schöner!", schrie er zurück. In dem Moment klopfte es an der Tür. "Ja?", brüllte Mario, ohne davor auf mich zu achten und auf einmal ging die Tür auf und Basti stand im Zimmer. "Welcher Anblick?", fragte er und betrachtete mich, wie ich noch im Bett lag. "Hast du gespannt?", rief Mario und kam aus dem Bad gelaufen. "Nein Man, aber die Wände hier sind nicht sehr dick und du hast gerade echt gebrüllt", klärte er auf. Ich zog hektisch die Decke bis zum Kinn, sodass er nicht sehen konnte, dass ich nur in Unterwäsche gekleidet war. "Pep erwartet alle um neun Uhr beim Frühstück", erinnerte er uns nochmal und ging dann wieder aus dem Zimmer. "Hä?", lachte ich und stand vom Bett auf. Hektisch drängte ich mich im Bad an Mario vorbei und hüpfte in die Dusche, weil ich so verranzt nicht beim Frühstück auftauchen wollte. Um fünf vor neun hatten wir es tatsächlich beide geschafft uns einigermaßen frisch zu machen und liefen Hand in Hand in den Frühstücksraum, der schon fast voll war. Wir suchten uns einen Platz zwischen David und Manuel und schenkten uns erstmal eine Tasse Kaffee und Tee ein. Ab und zu schielten einige von Marios Kollegen noch zu uns rüber, doch anscheinend hatte mein Freund ihnen ein für allemal klar gemacht, dass das Thema vom Tisch war. "So Jungs", begann Pep, der sich vom Tisch erhoben hatte. "Ich bedanke mich bei euch für die tolle Saison 2013/14, die für uns ja sehr erfolgreich ausgefallen ist und wünsche allen Spielern, die betroffen sind bei der Weltmeisterschaft viel Erfolg und dass sie ohne Verletzungen im Sommer wieder zu uns zurückkehren werden, Danke!", beendete er seine Rede und setzte sich wieder. Damit waren auch die letzten Tage mit dem Fc Bayern vorbei und jetzt lag der Fokus einzig und allein auf der Nationalmannschaft und dem Weltmeistertitel.

Meinungen?:)

Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt