Kapitel 114

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"Geh morgen bitte einfach zu dem Termin, dann bin ich auch leise", meinte Mario, als er nachts noch einmal kurz die Schlafzimmertür öffnete und nach mir schaute. "Mach ich doch", zischte ich zurück und drehte mich von ihm weg. Ohne ein weiteres Wort schloss er die Tür wieder und lief ins Wohnzimmer. Die Nacht verlief unruhig, weil ich zum ersten Mal merkte, wie heftig meine Tochter wirklich gegen meinen Bauch trat. Fast freiwillig fuhr ich deswegen am nächsten Tag zu meiner Frauenärztin und ließ mich untersuchen. Diese ordnete mir mehr Ruhe an, nachdem ich ihr von meiner aktuellen Stresslage erzählt hatte und vertrat genau die gleiche Meinung wie Mario. "Gehen wir Eis essen?", fragte Philipp, als ich ihn danach vom Training abholte und an der Bande stand. "Können wi..", in dem Moment lief Mario auf den Trainingsplatz. Als ich ihn sah bekam ich ein schlechtes Gewissen, ordnete meinem Sohn an sich umzuziehen und lief so schnell wie es für eine Schwangere möglich war zu ihm. "Mario", rief ich und er machte noch einmal kehrt, "sorry für gestern Abend". "Macht nichts", winkte er ab und schaute auf seine Schuhe, "wenigstens hast du es eingesehen". "Die Frauenärztin war auch deiner Meinung", erklärte ich leiser und legte meinen Kopf kurz auf seine Brust. "Das waren gestern auch ein bisschen deine Stimmungsschwankungen, das war mir schon klar Baby", antwortete er und fuhr mir durch die Haare. "Die Ärztin hat gemeint es dauert gar nicht mehr lange", grinste ich dann und schaute nach oben, "wir sollten uns langsam mal um einen Namen Gedanken machen". "Na dann werde ich mich Zuhause mal drüber machen", antwortete er und gab mir einen Kuss auf den Kopf. Wenig später sah ich schon aus den Augenwinkeln heraus, dass sich seine Teamkollegen näherten, deswegen entfernte ich mich schnell und lief wieder zurück zur Jugendabteilung. "Wie geht es Tante Anni?", wollte Philipp wissen, als er sich auf den Rücksitzes setzte. "Wir brauchen ganz viel Geduld", meinte ich ruhig. "Können wir Tante Irina besuchen?", meinte er dann genervt. "Nein Philipp, ich muss mich jetzt erstmal ausruhen", winkte ich ab und schaute ihn mit meinen müden Augen an. "Ich mich aber nicht", gab er zurück und schaute beleidigt aus dem Fenster. "Wie bitte?!", fuhr ich hoch und schaute ihn sauer durch den Rückspiegel an, "geb mal nicht so arrogante Antworten junger Mann". Darauf kam nichts zurück. "Du kannst ja Papa heute Mittag fragen", meinte ich und blieb an der Ampel stehen. "Wir haben aber schon so lange nichts mehr gemacht, ich will nicht schon wieder was mit Papa machen", jammerte er und schaute zu Jonas hinüber, der friedlich schlief. "Philipp im Moment ist es eben schwierig, versteh es doch einfach", entgegnete ich, "fang du nicht auch noch an mich anzumaulen". "Nur weil du dich nurnoch mit Papa streitest musst du mich nicht immer so anfahren!", schrie er zurück, worauf Jonas wenig später das heulen anfing. "Philipp was soll das denn jetzt?!", zischte ich auf die Rückbank, "du führst dich auf wie ein Kindergartenkind". "Ich will einfach, dass du mehr Zeit für mich hast", gab er zurück und stopfte seinem Bruder den Schnuller in den Mund. "Wenn dein Geschwisterchen in ein paar Wochen auf der Welt ist musst du dich daran gewöhnen, dass wir nicht mehr die ganze Zeit für dich da sind", meinte ich, nachdem ich wieder losgefahren war. "Dann will ich das Geschwisterchen gar nicht", zischte er und schaute wieder aus dem Fenster. "Du hast Hausarrest!", rief ich wütend und trat genervt aufs Gaspedal. Auf einmal begann er wie am Spieß zu schreien und hörte auch nicht mehr auf. "SPINNST DU?!", brüllte ich und versuchte mich umzudrehen und mich irgendwie auf den Verkehr zu konzentrieren. Als auch Jonas das Schreien wieder begann fuhr ich wütend auf einen Parkplatz und schaute Philipp wütend an: "Was soll denn der Scheiß jetzt?!", schrie ich ihn an. Ich reagierte schon wieder völlig über, konnte meine Gefühle aber kein Bisschen steuern. Ich verstand nicht einmal wieso ich Philipps Beleidigung so Ernst nahm, "das sagst du nie wieder!" Seine Gefühlslage schlug augenblicklich in Heulen um. "Wieso heulst du denn jetzt?", rief ich und schaute ihn entgeistert an, "du kannst eben nicht immer meine ganze Aufmerksamkeit haben, ich hab auch noch zwei andere Kinder, auf die ich achten muss". Als ich darauf auch keine Antwort bekam parkte ich aus und fuhr nach Hause, wo ich Philipp sofort in sein Zimmer schickte. Völlig geladen kochte ich mir einen Tee und las mir ein Heftchen durch, welches mir der Frauenarzt gegeben hatte. Nachdem ich Jonas gefüttert hatte öffnete sich die Haustür und Mario kam herein. "Hallo", grinste er und schaute sich um, "wo ist denn Philipp?" "Der hockt in seinem Zimmer und heult", antwortete ich und legte Jonas auf die Couch. Mario machte kehrt und ging ins Kinderzimmer.

Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt