Kapitel 101

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"Jenna wir fahren jetzt zum Doktor", schnaufte Irina, als ich gegen Mittag immernoch über der Kloschüssel hang. "Nein, das geht schon ich hab das öfters", meinte ich kurz und setzte mich auf den Boden. "Trotzdem, da kann ein Arzt dir sicher helfen", versuchte sie mich zu überreden. "Jenna jetzt mal ehrlich, du bist bestimmt nur auf irgendwas allergisch", mischte sich Fabian ein. "Komm Mario hätte es auch so gemacht", drängte Irina und zog mich auf. Nach wenigen Augenblicken saß ich im Auto und Irina fuhr mich zum Krankenhaus. Auf meinen Beinen hatte ich einen Eimer stehen, doch ich brauchte ihn ein Glück nicht. Wir fanden den Arzt schnell und deshalb kam ich auch schnell ins Behandlungszimmer. "Hello, how can I help you?", fragte die etwa 40-jährige Ärztin und gab uns beiden die Hand. Ein Glück sprach Irina für mich. "She had to spit all day and we want to know if her stomach is spoiled or if she is allergic to anything", (*Englishskills-nicht, bekomms nichtmal mit Googleübersetzer glaubwürdig hin haha*)meinte sie. Das Gespräch dauerte ewig und zwischendurch musste ich mich auch noch einmal übergeben, ein Glück in eine Schale. Dem Arzt konnte ich auch nicht wirklich folgen, weil er so schnell sprach, doch wie es aussah passte Irina gut auf, deswegen ließ ich mir draußen im Auto alles erklären. "Er hat gemeint, dass du in nächster Zeit darauf achten sollst, was du isst und Nudeln vermeiden. Außerdem ist es im Urlaub oft so, dass man das Essen dort nicht verträgt, deswegen versuch wenigstens ein Bisschen wie Zuhause zu essen", meinte sie und fuhr zurück auf den Highway. "Okay", meinte ich kurz und machte das Fenster auf, weil es mir schon wieder viel zu heiß war. "Ich hab ja fast schon gedacht, dass du schwanger bist", lachte meine Schwägerin. "Bin ich so fett oder was?", entgegnete ich. "Nein, war nur ne Vermutung", meinte sie. "Ich glaub du spinnst", lachte ich, "Mario ist doch mit zwei Kindern schon komplett überfordert". "Jetzt ist wieder Mario dran Schuld", spottete sie. "Wie schauts eigentlich bei euch aus?", wollte ich wissen und schaute sie interessiert von der Seite an. "Tja", grinste Irina und trat kräftig aufs Gas. "Sag, wollt ihr noch Nachwuchs?", fragte ich. "Klar", meinte sie kurz. "Geil", rief ich und grinste in mich hinein. Nach einer Stunde waren wir wieder an unserem Haus und außer Bauchschmerzen ging es mir auch wieder gut. "Leg dich trotzdem nochmal hin bitte", ordnete Irina an und brachte mich in mein Zimmer. "Ja Mama", entgegnete ich kurz und legte mich schlafen.

Mario PoV:

Laut Felix' Angaben war Jenna in Amerika auch krank und wahrscheinlich antwortete sie deswegen auch nicht auf meine Nachrichten. Ich lag am Morgen in meinem Bett und wollte mich nicht bewegen, weil mir alles wehtat. Meine Mutter werkelte schon wieder irgendetwas in der Küche und ich entschied mich endlich mal bei Marco zu melden. "Reus?", meldete er sich. Als ich seine Stimme hörte merkte ich, dass ich eigentlich noch viel zu sauer auf ihn war um mit ihm zu reden. "Servus ich bins", meinte ich. "Sei gegrüßt", meinte er, "wie ist es auf der anderen Seite der Welt?" "Ich hoffe mal schön", antwortete ich kurz und richtete mich auf. "Was meinst du? Seid ihr nicht in Florida?", hakte mein bester Freund nach. "Die Anderen schon, aber ich nicht mehr", erklärte ich. "Wieso?", fragte er schnell. "Ich hatte dort einen Autounfall. Bein, Arm und Rippen komplett am Arsch", erzählte ich. "Scheiße", hörte ich Marco stöhnen, "alles gebrochen?" "Jep", sagte ich kurz, "mindestens zwei Monate Pause". "Ja aber mindestens, wenn nicht drei", zerstörte er mir sofort meine Träume. "Und wie gehts dir? Wo bist du?", fragte ich um abzulenken. "Ich bin in Dortmund", antwortete er kurz. "Warst du nicht im Urlaub?", hakte ich nach. "Ne Woche auf Ibiza", meinte er. "Und wie gehts dir?", wollte ich weiter wissen. Musste man ihm eigentlich alles aus der Nase ziehen? "Gut, sehr gut", sagte er. Ich wollte ihn nicht schon wieder auf die Sache mit Anni ansprechen. "Kommst du klar oder soll ich vorbeikommen?", fragte er dann. "Nein meine Mutter ist da und kümmert sich um mich, solange Jenna nicht da ist", seufzte ich. "Also sollte ich mal lieber vorbeikommen", schloss er aus meinen Worten. Ich musste nichts antworten, weil ich wusste, dass er sowieso in kürzester Zeit vor meiner Tür stehen würde. "Wann fängt dein Training wieder an?", wollte ich wissen. "In vier Tagen", erklärte er, "eures?" "Morgen", nickte ich kurz. Ich fand es fast ein Bisschen kurzfristig, dass Tuchel seiner Mannschaft nur eine halbe Woche zum Trainieren gab vor Bundesligastart. "Ja gut dann sehen wir uns, ich muss noch wohin heute", begann er sich zu verabschieden. "Jo machs gut, tschau", legte ich auf und schleppte mich aus meinem Bett. Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass es heute wieder unnötig heiß draußen war. "Guten Morgen!", rief meine Mutter und stand gerade am Herd. Im Radio dröhnten die Stimmen von irgendwelchen unlustigen Antenne-Bayern-Moderatoren und deswegen schaltete ich erstmal auf die CD- Funktion meiner Stereoanlage. "Marco kommt demnächst vorbei", erklärte ich danach und legte mich auf die Couch. "Dann brauchst du mich ja gar nicht mehr", meinte meine Mutter beleidigt und schenkte sich heißes Wasser für einen Tee ein. "Du willst nicht wissen wie Marco kocht", redete ich ihr ein. "Hast du was von Jenna gehört?", wollte sie dann wissen und setzte sich neben mich auf die Couch. "Ist auch krank", sagte ich. "Oh nein", seufzte sie mitleidig. "Ist aber nichts schlimmes, also der Urlaub ist nicht gelaufen", entwarnte ich gleich und schaute an die Decke. "Begleitest du mich nächste Woche zum Spiel?", fragte ich und zuckte mit den Augenbrauen. "Natürlich mein Sohn", grinste sie. Danach machten wir zusammen Frühstück und wurde direkt wieder aufs Sofa verbannt. Es war schrecklich. Bei einer Verletzung am Fuß oder am Bein konnte man wenigstens noch herumlaufen oder Armtraining machen, doch mit den zusätzlich gebrochenen Rippen hatte ich überhaupt keine Chance auf Bewegung mehr. Den Vormittag über riefen mich viele Leute vom Verein an, das Krankenhaus und Fabian. Allen musste ich ungefähr eine halbe Stunde schildern wie es mir ging und jeder gab mir seine eigenen Genesungstipps. Ziemlich erleichtert war ich, als es abends um sechs Uhr an der Tür klingelte und Marco davor stand. Als er mich daliegen sah begann er erst einmal zu lachen. "Oh du Opfer", lachte er und checkte mit meiner linken Hand ein. "Halt die Fresse", grinste ich. "Kannst du dich irgendwie bewegen?", wollte er dann schon einmal vorab wissen. "Mein Leben besteht im Moment aus Hüpfen und Rollstuhlfahren", erklärte ich. "Ach du scheiße", grinste er. "Hör mal auf zu lachen, das ist ne echt Kacksituation", rief ich. "Sorry, aber du siehst so verfickt aus", meinte er und schaute mich von der Seite an. "Halt einfach dein Maul", entgegnete ich wieder. "Soll ich dich jetzt irgendwie ermutigen und den Clown spielen oder wieso bin ich eigentlich hier?", fragte er und ging in die Küche um sich einen Apfel zu holen. "Keine Ahnung, mir ist zu langweilig ohne dich", meinte ich und machte ein trauriges Gesicht. "Oh Junge wollen wir eine Runde Fifa zocken?", rief er. Ich antwortete nicht und als er es irgendwann selbst begriff kam er ins Wohnzimmer und legte sich auf den Boden, weil er nicht mehr aufhören konnte zu lachen. "Marco nicht witzig!", brüllte ich. "Hahahah wir könnens ja mal versuchen, aber ich glaub du verlierst, wenn du nicht mal schießen kannst", quietschte er und bekam fast keine Luft mehr. "Was ist denn hier los?", fragte meine Mutter, als sie ins Wohnzimmer kam und den liegenden Marco sah. "Nichts Astrid nichts", lachte er und stand wieder auf, "sorry Bruder, aber ich war schon so oft verletzt an verschissenen Terminen und jetzt bist du es auch mal, das ist Gerechtigkeit!" "Ich würde es mal eher als Pech bezeichnen", entgegnete ich. "Ach komm in ein paar Wochen bist du wieder fit", meinte er und klopfte mir auf die linke Brust. Dann war es wieder kurz leise. "Aber trotzdem.. wenn wir nicht mal Fifa zocken können wird es echt kritisch", schnaufte er. "Ihr könntet ein Spiel spielen, wie früher immer", schlug meine Mutter vor. "Mensch ärgere dich nicht oder", lachte ich ironisch. "Monopoly, Deutschlandreise", fügte sie hinzu. "Scharade", meinte Marco und begann kurz danach wieder heftig zu lachen. Auch meine Mutter fand es anscheinend furchtbar witzig. "Kein Spieleabend!", rief ich dazwischen, "ich bin ein erwachsener Mann". "Das bezweifle ich bei euch Beiden manchmal", seufzte meine Mutter und verzog sich wieder ins Gästezimmer. "Wie ziehst du dich eigentlich um?", wollte Marco wissen. "Bei meiner Hose hab ich keine Ahnung, da muss ich mir noch ein paar Trainingshosen bringen lassen, die über den Gips gehen und obenrum das geht schon irgendwie", erklärte ich. "Und waschen?", fragte er. "Keine Angst, ich bin kein Pflegefall und muss von dir gewaschen werden Zivi Reus", blockte ich gleich ab. "Wenn du meinst", meinte er schulterzuckend und schaltete den Fernseher an. "Du fühlst dich hier wie daheim oder", fragte ich ihn von der Seite. "Wäre doch schlimm wenn nicht und wenn deine Frau schon mal nicht da ist", grinste er und schaltete auf Sky. "Die bringen bestimmt heute was über dich", faselte er vor sich her. "Ich habs doch noch gar nicht öffentlich gemacht", antwortete ich. "Na und Bayern 3 wusste es auch schon", meinte er. "Ich hör kein Bayern 3", entgegnete ich und kratzte mich am Kopf. "Deswegen haben sie es trotzdem gebracht", schüttelte Marco neben mir lachend den Kopf und schaute gelangweilt die Werbung an. "Das war doch auch schon mal werbefrei oder?", fragte er genervt. "Das du auch immer was auszusetzen hast", rief ich und lachte danach, leider viel zu sehr. Mein ganzer Oberkörper schmerzte. Marco war jedoch schon viel zu abgelenkt von der brünetten Moderatorin. "Gefällt sie dir?", fragte ich verführerisch von der Seite. "Bist du verrückt? Das ist die Freundin von Simon Zoller", entgegnete er. "Ja na und, das ist auch die Tochter von Jörg Wontorra wenn wir es so sehen", grinste ich. "Ich hab eine Freundin, falls du es schon vergessen hast", flüsterte er. "Nein, glaub mir das hab ich nicht vergessen", meinte ich und konzentrierte mich wieder auf Laura Wontorra im Fernsehen. "Du hast eine Freundin?", rief meine Mutter, weil sie gerade in dem Moment ins Wohnzimmer kam um einen Teller in die Küche zu bringen, die direkt daran anschloss. "Jap", entgegnete Marco unsicher. "Wie heißt denn die Glückliche?", fragte sie fröhlich und wollte sich neben uns setzen. Marco durfte jetzt nichts falsches sagen. Meine Mutter wusste zwar, dass es zwischen Felix und Anni vorbei war, doch das mit Marco würde sie nicht verkraften. "Das ist noch ganz am Anfang, ich stell sie euch schon noch vor", entgegnete er grinsend und damit gab sich meine Mutter anscheinend zufrieden. "Junge war das knapp", seufzte er, als sie wieder den Raum verlassen hatte. "Jetzt noch zu den Bayern: Der Mittelfelder Mario Götze hat sich in seinem Sonnenurlaub in Florida bei einem Autounfall schwere Verletzungen zugezogen", crashte Laura Wontorra unsere Gedanken. "Jo wahrscheinlich schwere Verletzungen", entgegnete Marco. "Halts Maul", zischte ich und schaltete die Lautstärke höher. "Laut dem Klinikum München Schwabing brach sich Götze den rechten Arm, das rechte Bein und zusätzlich noch 5 Rippen auf der rechten Seite. Er wird vermutlich für die nächsten zwei Monate ausfallen, doch befindet sich inzwischen wieder in ärztlicher Betreuung und ist Zuhause in München. Wir wünschen gute Besserung und hoffen auf ein baldiges Statement zu seinem Gesundheitszustand", beendete sie den Beitrag. "Soll ich da mal anrufen und sie über deinen Gesundheitszustand aufklären?", witzelte Marco und stand auf um seinen Apfelstiel wegzuwerfen. "Am besten du fährst da mal hin und sagst ihr Bescheid", meinte ich ironisch, "ist das nicht irgendwo in Düsseldorf oder so?" "Soll ich wieder heimfahren oder was?", motzte Marco. "Nein Bruder", entgegnete ich und warf ihm eine Kusshand zu. "Willst du nicht mal raus?", fragte er dann erst und schaute mich von oben bis unten an. "Seh ich so beschissen aus?", fragte ich vorsichtig. "Naja nach Floridaurlaub jedenfalls nicht", erklärte er. "Okay, lass uns spazieren gehen", schlug ich vor. "Fahren", verbesserte er mich und half mir beim Aufstehen. Mit schmerzverzogenem Gesicht setzte ich mich in den Rollstuhl und er fuhr mich ins Bad, wo ich mir kurz durch die Haare fuhr. "Wir müssen morgen dringend zur Säbener Straße fahren Marco", seufzte ich und schaute mir meine Trainingshose an, die ich jetzt schon fast vier Tage über meinem Gips anhatte. "Ich fahr dich doch überall hin", grinste er und schob mich in den Flur, wo wir den Aufzug nahmen. Draußen liefen wir in die Richtung Englischer Garten. Wir zogen uns beide unsere Basecaps ins Gesicht und suchten uns einen abgelegenen Teil, wo sich nur wenige Menschen aufhielten. Es tat gut draußen zu sein und es wurde mir wieder klar was Marco für ein guter Freund war. Nachdem er mich zwei Stunden durch den Park geschoben hatte, mich vor Touristen versteckt hatte, mich fast schmerzfrei ins Bett gebracht hatte fuhr er mich am nächsten Morgen zum Training. "Soll ich da jetzt wirklich mit?", fragte er unsicher, als wir in meinem abgedunkelten Audi im Parkhaus saßen. "Ja soll ich selber meinen Rollstuhl auspacken und mich reinschieben?", fragte ich. "Also gut", schnaufte er und stieg aus. Er half mir in den Rollstuhl und fuhr mich ins Gebäude. Die Mannschaft war schon beim Training, deswegen suchte ich zuerst unseren Zeugwart auf, der mir 10 Trainingshosen mitgeben sollte. Er war noch nicht sehr lange im Amt, deswegen sprach er mich nicht groß auf meine Verletzung an, sondern gab mir einen großen Stapel an verschiedenen weiten Hosen. Danach ließ ich es mir nicht nehmen mich von Marco an die Bande am Spielfeldrand schieben zu lassen. Als mich meine Spielkollegen sahen rannten sie sofort auf mich zu und bildeten einen Kreis um mich. "Marco musst du jetzt die Mutter spielen?", fragte Robert scherzhaft und gab uns beiden die Hand. "Kannst du nicht mal mehr laufen?", wollte Manu wissen und schaute mich von oben bis unten an. "Hüpf du mal die ganze Zeit auf einem Bein, wenn du nur mit einer Hand eine Krücke halten kannst", meinte ich, "ach ja und die ganze linke Rippenseite ist auch am Arsch". "Kacke", schnaufte Manu. "Wie ist das passiert?", wollte Douglas (Costa) wissen. "Ich war in Miami mit meinen Brüdern und auf dem Rückweg hat uns ein fetter Volvo die Vorfahrt genommen und ist uns genau vorne rechts reingeknallt", erklärte ich, worauf die meisten nur das Gesicht verzogen. "Ist Fabi und Felix dabei was passiert?", fragte Thomas. "Felix hat eine Gehirnerschütterung, aber dem geht es inzwischen wieder gut und Fabian sowieso. Ich hab eben die ganze Scheiße abbekommen". "Was macht man nicht alles für seine Brüder", schnaufte er. "Ich sehe zwei Dinge, die ich nicht sehen will", rief Pep, als er angerannt kam, "einen verletzten Bayernspieler und einen Dortmunder auf dem Spielfeld". "Ich bin nicht freiwillig hier", rief Marco gleich grinsend und gab meinem Trainer die Hand. Nachdem auch ich ihm die ganze Leidensgeschichte noch einmal erzählt hatte fuhren wir wieder nach Hause, wo ich Jenna anrief. Ich vermisste sie schon wieder. Irgendwie musste ich eben das beste aus der Situation machen und Marco konnte mir wohl am besten dabei helfen.

Heute mal ein langes Kapitel. Wie gefällt es euch? Bei mir geht jetzt die Klausurenphase los, die bis Mitte Dezember dauert, deswegen stellt euch auf eine längere Zeit bis zum nächsten Kapitel ein:)


Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt