Kapitel 48

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Am Eingang traf ich auf Erik, der ebenfalls schon seinen schwarzen Anzug trug. Ich begrüßte ihn und direkt kamen Journalisten auf uns zu gestürmt. Wir ignorierten sie gekonnt und liefen schnurstracks zum Gate, wo wir uns trafen. Die Stimmung war locker und alle schienen sich auf die kommenden Wochen zu freuen. Ich gab meinen Koffer ab und schulterte meinen Rucksack. "Morgen Loverboy", begrüßte mich jemand. "Servus Thomas", meinte ich und drehte mich um. Im schwarzen Sacko hatte ich ihn davor noch nicht allzu oft gesehen. "Steht dir", grinste ich, zupfte leicht an seiner Krawatte und ging zum Rest der Mannschaft. Marco stand alleine da und drückte auf seinem Handy herum. "Servus Bro", meinte ich und checkte mit ihm ein. Er zog seine Kopfhörer herunter. "Endlich sehen wir mal wieder was anderes als diese Stadt, ich hab schon fast angefangen München zu mögen", meinte er. "Du und München lieben?", lachte ich. "Lieben?! Spinnst du! Ich hab nur aufgehört die Stadt zu verabscheuen", zischte er. "Irgendwann kommen sie alle nach München", entgegnete ich. "Alle Wege führen nach München", tauchte Basti hinter mir auf und legte mir den Arm um die Schulter. "Boah ich geh kotzen", lachte Marco und deutete einen Abgang an. "Mario! Schau mal! Du hast es mal wieder auf das Cover von der BUNTE geschafft!", rief Jerome, der mit Sami (Khedira) vor dem Zeitungskiosk stand. "Ich glaub ich will gar nicht wissen wieso", rief ich zurück. Sami blätterte herum: "Das sollte dich aber interessieren", meinte er und starrte auf eine der Seiten. Ich seufzte und lief zu ihnen. "Mensch Marco was hast du denn wieder für eine Scheiße gebaut", rief Jerome lachend meinem besten Freund zu. Ich verstand nicht so Recht. Marco ebenfalls. "Was wollt ihr?", fragte er und beugte sich neben mich über die Zeitschrift. >>REUS BALD DER NEUE VATER?<<. "Was ist das denn für ne Scheiße", fragte Marco und entriss Sami die Zeitschrift. "Wieso bist du bald der neue Vater?", fragte ich, weil ich den Artikel weiterlesen wollte. >>WAR DIE BEZIEHUNG VON JENNA GENTZEL UND MARIO GÖTZE NUR EIN ZEITVERTREIB? JEDENFALLS HABEN WIR JENNA LETZTE WOCHE FLIRTEND MIT GÖTZES TEAMKOLLEGEN MARCO REUS IN DER STADT ERWISCHT- DER NEUE? DENSELBEN STIL HABEN DIE BEIDEN HEIßEN KICKER JA<<. "So ein Schwachsinn", beschwerte sich Marco, "wir haben doch nicht den gleichen Kleidungsstil". "Erklärung bitte", meinte ich verbissen und zog ihn an Ärmel von den Anderen weg, "was hast du mit Jenna am laufen?", fragte ich und schaute ihn sauer an. "Das war letzte Woche Mann! Wir sind zum Restaurant gefahren, als du alleine trainiert hast", entgegnete er, "Jenna hat mich gefragt, ob ich Philipp auf den Arm nehmen will und die Journalisten fassen das schon als >Ersatzdaddy< auf". "Wieso schreiben die sone Scheiße", seufzte ich. "Woher soll ich das denn wissen? Wir haben gelacht, das war alles", meinte er, "und jetzt fang nicht an zu glauben, dass diese Zeitung da Recht hat!". "Ich glaube dir ja", entgegnete ich. "Jungs!", rief auf einmal Oliver hinter unserem Rücken, "es sind alle da! Der Flieger ist bereit und wir können los!". Die Meute setzte sich in Bewegung in Richtung Flugzeug. Als wir an den Reportern vorbeiliefen zog ich demonstrativ meine Kopfhörer auf, um ihnen zu zeigen, dass ich kein Interview geben wollte. Ich musste in den nächsten Wochen noch genug vor der Kamera reden. Im Flieger setzte ich mich, wie immer, neben Marco. "Na ihr steckt das ja super weg", meinte Jerome, der sich vor uns niederließ. "Ja da siehst du mal", scherzte Marco, "wir teilen uns sogar die Freundin und die Kinder". Kurz danach bekam er unsanft meine Hand an seinen Backen geklatscht. "Ihr spinnt", lachte mein Bayernteamkollege und drehte sich wieder um. Unzufrieden schüttelte ich den Kopf und drehte die Musik auf. Die Sitze waren so gemütlich, dass mir direkt die Augen zufielen. Mir entgingen Olivers und Jogis Ansprachen und eine Ladung Getränke. "Aufwachen Alter", weckte mich Marco. Die Jungs um uns herum waren schon aufgestanden und packten ihre Sachen. Verschlafen schaute ich aus dem Fenster. Die Sonne stach genauso wie in München. Draußen liefen wir zum Gebäude des Flugplatzes und holten unsere Koffer. Der Bus brauchte noch ca eine Viertelstunde bis hierher. Die Meisten um mich herum drückten auf ihrem Handy herum oder gönnten sich eine Kleinigkeit beim Bäcker. Ich entschied mich für die Handyfraktion. Jenna hatte mir noch ein paar Bilder von Lia und Philipp geschickt, die ich mal mit ihrem Handy gemacht hatte. "Oh Mann Mario. Wie willst du denn die nächsten Wochen ohne deine Kinder überleben", fragte Roman (Weidenfeller), der hinter mir aufgetaucht war und auf mein Display schaute. Ich kannte ihn ziemlich gut aus der Zeit in Dortmund, doch reagierte nicht. In mir baute sich die Wut auf. Langsam ging mir die Fragerei und Erzählerei über Jenna und meine Kinder gewaltig auf die Nerven. "Bist du traurig?", fragte er weiter. Ich schüttelte den Kopf. "Ach komm das schaffst du sch.." -"Natürlich schaff ich das! Was denkst du denn, ich bin doch kein Kleinkind mehr!", zischte ich. "Ist doch gut", meinte er und ging wieder. Mist! Schon hatte ich mich unbeliebt gemacht. Genervt schloss ich Jennas Nachricht und steckte mein Handy ein. Ab morgen Abend gab es keine Jenna oder Kinder mehr, sondern nurnoch den WM- Titel. Ich durfte mich nicht mehr ablenken lassen. Nach 20 Minuten Warten erschien unser Bus und wir konnten zum Hotel fahren. Ich hatte zusammen mit Marco ein Doppelbett und ein Einzelbett im Nebenzimmer. "Ich bekomm das Doppelbett", meinte ich und trug meine Sachen ins größere Zimmer. "Wieso? Brauchst du einen zweiten Schlafplatz oder was?", fragte mein bester Freund und zuckte mit den Augenbrauen. "Ob dus glaubst oder nicht: ja", entgegnete ich. "Echt jetzt?", rief er, "Jenna kommt nochmal vorbei? Bringt sie die Kinder mit?". "Ja sie kommt Morgen früh mit ihrer Freundin und meine Mutter fährt mit dem Kindern am Samstag nochmal hoch, zum Abschied nehmen", erklärte ich. Um drei Uhr stand ein Training im Mainzer Stadion mit anschließender Pressekonferent an. Hochmotiviert betraten wir den Rasen und zeigten vor laufenden Kameras unser Können. Gegen Armenien wollten wir uns nochmal unserem Land gut präsentieren, bevor es in Brasilien losgehen würde. Ein Sieg war für uns Pflicht. Jogi warnte mich schon im Vorraus, dass ich vermutlich nicht in der Startelf stehen würde, sondern erst in der zweiten Halbzeit spielen dürfte. Ich war Profi und musste mich wohl damit abfinden. Am Ende stand eine Pressekonferenz an, bei der fast jeder Spieler teilnehmen musste. Uns wurden Fragen zur WM und zu privaten Themen gestellt, doch auf das Spiel heute Abend wurde nur ganz kurz abgesprochen. Als Mannschaft fühlten wir uns fit für die Weltmeisterschaft, doch die Presse hatte noch nicht wirklich Hoffnungen. Am Nachmittag trafen wir uns im Fitnessraum des Mainzer Stadions und machten ein paar Übungen. Nach dem Abendessen blieben wir vom trainieren verschont, sondern bekamen eine kleine Einführung über Brasilien und unsere Reise dorthin. So wie Oliver uns alles beschrieb konnte es wirklich eine unvergessliche Reise werden. "So ich bin für die Unterkunft und das alles drumherum verantwortlich, doch für das große Ziel seid ihr zuständig", beendete er seine Rede. Jetzt konnten wir uns auf unsere Zimmer verteilen. "Kommst du noch eine Runde mit Billard spielen?", fragte Marco, als ich gerade aufstehen wollte, "Philipp und Thomas kommen auch mit". Im Zimmer hatte ich sowieso nichts zu tun, deswegen willigte ich ein. Wir liefen einen Stock nach unten in die Spielehalle und suchten uns einen freien Tisch. "München gegen Dortmund oder wie schauts aus?", fragte ich und schaute mich um. "Spinnst du?! Drei gegen eins ist unsportlich!", beschwerte sich mein bester Freund. "Ich opfer mich und spiel mit dir", fügte ich hinzu, "ich bins doch auch noch so halb". Damit war Marco einverstanden. Leider hatten wir es mit Philipp und Thomas mit echten Billardexperten zu tun. "Okay. Dafür, dass wir vielleicht zum dritten Mal in unserem Leben gespielt haben und unsere Gegner echte Profis waren kann man unsere Leistung schon würdigen", war Marcos Resumée, nachdem wir von den Beiden in Grund und Boden gespielt wurden. "Jetzt red dich nicht wieder raus", rief Basti von der anderen Seite des Tisches, "sehs doch einfach ein, München ist besser als Dortmund". Dazu sagte ich mal nichts. "Und der Kapitän hält wieder alle wach", hörten wir Jogi aus der Richtung der Tür schreien. "Sorry Trainer, wir mussten denen hier mal zeigen wie man richtig Billard spielt", entschuldigte sich Philipp. "Immer diese Jungen", schüttelte Jogi den Kopf, "jetzt aber in die Zimmer. Die nächsten Tage werden anstrengend". Wir legten die Schläger hin und machten uns auf den Weg ins Zimmer. Auf dem Flur war es ruhig, nur aus den hinteren Zimmern hörte man laute Schreie. "Was steigt denn da für eine Party", fragte Marco und steckte den Schlüssel ins Schloss. "Die Jungen haben mehr Energie als wir", meinte Philipp nur und öffnete die Tür gegenüber von unserem. "Scheiße!", rief ich, als ich mich auf mein Bett geschmissen hatte. "Was denn?", fragte Marco, der irgendwas am Fernseh herumstührte. "Ich hab Jenna versprochen mich zu melden", meinte ich gestresst und tippte ihr eine "Gute- Nacht"- Nachricht- um 00:00 Uhr. "Oh jetzt macht sie bestimmt Schluss", seufzte Marco und setzte sich neben mich. "Na da hätte ich aber was dagegen", grinste ich und drehte mich um. "Pennst du jetzt oder was?", fragte mein Kumpel. Er hatte es sich neben mir auf dem Doppelbett gemütlich gemacht. "Ich bin müde", flüsterte ich. "Ich hab gedacht wir zocken jetzt noch ne Stunde oder so", beschwerte er sich. "Spiel mit dir selber", entgegnete ich. Mein Kumpel schnaufte genervt und stand auf: "Der Witz war auch schon mal witziger und in der U21 warst du wenigstens noch cool Bro". "Ich bin eben 22 und ich kann leider nichts für deine Coolness", meinte ich, "und jetzt schlaf". Er schaltete das Licht aus und dann war er endlich ruhig. Am nächsten Morgen klopfte es an der Tür. Verschlafen schaute ich auf mein Handy: 08:17 Uhr. "Ja", bat ich die Person herein. Manu stand in der Tür und schmiss sich neben mir ins Bett. "Na was ist denn bei dir los", fragte ich und setzte mich auf. "Ein Glück muss ich heute nicht spielen", seufzte er und machte die Augen zu. "Was ist denn?", fragte ich nochmal. "Toni hat mich die ganze Nacht wachgehalten", jammerte er, "in Brasilien geh ich nicht mit ihm in ein Haus!" "Und deshalb weckst du mich?", fragte ich. "Ruhe!", schrie Marco vom anderen Zimmer aus. "Manu warf einen verärgerten Blick in seine Richtung. "Hilft alles nichts", meinte ich, "um halb neun gibts Frühstück". Genervt rollte sich Manu vom Bett und ließ sich auf den Boden fallen. "Alles okay?", lachte ich. "Jaja", stöhnte er und lief rüber zu Marco. Ich checkte meine Nachrichten. Felix, Fabian und Jenna hatten geschrieben. "Bayernalarm!", schrie Marco aus dem Nebenzimmer. "Aufstehen!", brüllte Manu und ließ sich nochmal laut hörbar aufs Bett fallen. Solange zog ich meine Trainingshose und meinen Pullover an. Auf dem Weg ins Bad beobachtete ich Manu und Marco, die fast übereinander lagen und eingedöst waren. Diesen Moment musste ich einfach aufnehmen. Nach weiteren 20 Minuten hatte ich es endlich geschafft die Beiden zum Aufstehen zu zwingen. Beim Frühstück herrschte gute Stimmung. Besonders Benni (Höwedes) und Per (Mertesacker) schienen besonders viel Spaß zu haben. "M&M haben es auch endlich mal geschafft", jubelte Basti. Dank ihm hatten wir seit Südtirol diesen tollen Spitznamen. Als Letzte nahmen wir uns ein Müsli und Kaffee vom Buffet und setzten uns mit an den Mannschaftstisch. "Du schaust ja nicht sehr fit aus", grinste Andi Köpke zu Marco. "Ich werde heute Abend super in Form sein", versicherte Marco und hielt dabei demonstrativ seine Kaffeetasse hoch. "Na hoffentlich bist du in Brasilien auch so motiviert", meinte Oliver. Nach dem Frühstück setzten wir uns in den Bus und fuhren ins Stadion zum Abschlusstraining. "Männer, es geht heute Abend nicht darum aggressiv zu sein. Spart eure Kräfte und gebt Acht, dass ihr nicht gefoult werdet. Spielt fair und bietet den Zuschauern ein schönes Spiel. Ich habe keine Lust einen Tag vor der Abreise einen Verletzten zu haben", verkündete Jogi bei einer kleinen Pause. Die Ansprache war in diesem Sinne ziemlich unnötig, weil keiner von uns Lust auf einen Ausfall hatte, "zudem gebe ich später noch die Aufstellung bekannt und jetzt eine Runde Laufen", fügte er hinzu und klatschte auffordernt in die Hände. Um zwei Uhr waren wir fertig und fuhren wieder zurück zum Hotel. Im Bus klingelte mein Handy. Dummerweiße kannten die Jungs alle meinen Klingelton, weil ich ihn seit unserem Trainingslager nicht geändert hatte. "JENNA!", brüllte Manu, der es sich mit Mesut und Ron (Zieler) auf der Hinterbank bequem gemacht hatte. "Jenna! Jenna! Jenna!", stimmte der halbe Bus mit ein. "Psst!", zischte ich und legte mein Handy ans Ohr. "Schatz?", fragte ich und versuchte die Rufe im Hintergrund zu ignorieren. "Mario wir hatten ein paar Probleme hier in München und schaffen es warscheinlich nicht vor Spielbeginn", jammerte sie. "Wolltet ihr nicht schon um elf los?", fragte ich und schaute auf die Uhr. Danach hatten sie schon fast vier Stunden Verspätung. "Ja wir waren auch schon fertig und dann war an der Kreuzung vorne an der Ecke ein schrecklicher Unfall und der eine Audi ist einfach weitergefahren", erklärte sie. "Wie?", fragte ich verwirrt und setzte mich auf. "Der Mann im anderen Auto hatganz schwer geatmet und ich hab den Krankenwagen gerufen", meinte sie. "Hast du ihm also das Leben gerettet?", fragte ich stolz. "Nein, wir sind ihm nachgefahren und schon im Krankenwagen ist er gestorben", flüsterte sie. "Oh Gott Schatz das tut mir leid", flüsterte ich, "kommt schnell her und erzähl mir alles". "Mach ich, bis heute Abend", verabschiedete sie sich. "Tschüss. Ich liebe dich und fahr vorsichtig", sagte ich. Wenn ich gewusst hätte, was ich heute noch erfahren würde hätte ich mir wohl nicht meine Kopfhörer wieder aufgesetzt und in den Sitz gechillt.

Sooo 35K sind geknackt und es geht steil auf die 40K zu! JUHUUU! Meinungen zu dem Kapitel?:)

Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt