"Pep?", meldete sich Mario am frühen Abend, als zu zweit auf der Terasse saßen. Er hatte auf Lautsprecher gestellt, deswegen konnte ich jedes Wort mitverfolgen. "Mario was gibts? Wie ist der Urlaub?", fragte der Trainer gleich. "Ich muss dir was sagen", redete Mario gleich Klartext, "ich hatte einen Autounfall hier und hab mir meinen Arm und mein Bein gebrochen". Es kam lange nichts, nur ein Schnaufen. "Ich weiß, dass es scheiße ist", fügte er noch hinzu. "Ja das ist es", bestätigte Pep, "wielange fällst du aus?" "Mein Gips muss 5 Wochen dran bleiben und danach muss ich langsam wieder ins Training reinfinden", erklärte er. In seinem Tonfall konnte ich hören, dass er Angst davor hatte, dass Pep komplett ausrasten würde, doch er tat es nicht. "Ich kann mir vorstellen, dass für dich die Situation schon blöd genug ist, deswegen schau, dass du so schnell wie möglich wieder fit wirst", meinte er. "Jap, danke", antwortete Mario kurz und legte wenig später auch wieder auf. Kaum nachdem er von seinem Handy aufgeschaut hatte trafen sich unsere Blicke und er schüttelte ungläubig den Kopf. "Da denkt man einmal, dass es gut läuft", zischte er und versuchte sich aufzustellen und humpelte zum Rollstuhl um nach Innen zu fahren. "Ich helfe dir bei Allem okay", rief ich ihm hinterher und kurz danach war auch schon meine Person gefragt, weil er alleine nicht über die Türschwelle kam. "Danke", entgegnete er und kurz und setzte seinen Weg fort.
Mario PoV:
Am Liebsten wollte ich jetzt schon zurückfliegen und mich in Deutschland untersuchen lassen, doch das konnte ich wirklich nicht bringen. Normalerweise wäre ich sowieso nach zwei Wochen wieder geflogen, weil bald das Training wieder anfing, doch das war jetzt ja auch nicht mehr nötig. Das Geschrei im Haus machte mich wahnsinnig. Mein Bein tat furchtbar weh und mein Arm juckte furchtbar. "Was meinst du", begann Jenna hinter mir, "macht es noch Sinn, wenn du hier bleibst?" Endlich sagte es mal jemand. "Ich weiß es nicht", kratzte ich mich am Hinterkopf, "ich würde mich gerne von einem Arzt in Deutschland behandeln lassen". "Ja das hab ich auch schon gemerkt", antwortete sie, "ich buch dir einen Flieger". "Und du?", wollte ich wissen. "Na ich lass mir jetzt wegen so einer beschissenen Situation nicht den Urlaub versauen und Philipp ist sowieso noch so weiß wie ein Toast, der braucht noch ein Bisschen Sonne", entgegnete sie und lief davon. Diese Antwort wollte ich hören. Philipp die Nachricht zu überbringen war dann aber doch nicht so einfach. Als wir am nächsten Morgen beim Frühstück saßen und ich wusste, dass mein Flieger diesen Abend gehen würde machte ich einen tiefen Atemzug. "Ich muss euch was sagen", begann ich. "Wirst du schon wieder Papa?", fragte Felix ganz schnell. "Nein?", schüttelte ich fragend den Kopf, "ich fliege heute Abend zurück, weil ich in Deutschland einen meiner Ärzte auf die Sache draufschauen lassen will". Philipps Kopf schnellte hoch: "Nein!", protestierte er und legte sein Brötchen auf die Seite, "ohne dich ist es hier voll langweilig!" "EY!", beschwerte sich Felix. "Aber du hast Recht", meinte Fabian, "der Beruf geht vor". "Ich erkläre dem Onkel Felix ganz genau was er mit dir spielen muss, dass er genauso cool ist wie ich und ich ruf euch jeden Abend an", versuchte ich zu überzeugen. "Was soll das denn jetzt schon wieder heißen Robin Hood?", fragte mein kleiner Bruder. "Das ist eine gute Idee", mischte sich Philipp ein und gab Felix einen schlag in die Seite. "Sehr gut", nickte ich. Gegen Abend fuhr mich Jenna zum Flughafen nach Miami, vom Rest verabschiedete ich mich schon im Haus. "Und du bekommst das mit dem Fliegen hin?", fragte sie zum zehnten Mal, als ich mich aus dem Auto quälte und auf einer Krücke zum Haupteingang hüpfte. "Geht schon", entgegnete ich. Die Augen der Touristen und Reisenden hatte ich auf jeden Fall schon Mal auf meiner Seite. Vielleicht sah ich auch einfach lustig aus. "Ein Glück hast du in deinem linken Bein soviel Kraft, dass du die ganze Zeit hüpfen kannst, wir hätten auch den Rollstuhl mitnehmen können", kritisierte mich meine Frau, die den Koffer hinter sich herzog. "Ich überleb das schon", meinte ich und suchte meinen Schalter und dort die erste Klasse. Am Gate angekommen setzte ich mich auf eine Bank und verabschiedete mich von Jenna. "Also komm sicher Heim", meinte sie und schaute mir in die Augen. "Ich vermiss dich jetzt schon", grinste ich und gab ihr einen Kuss. "Werd wieder gesund", meinte sie kurz und drückte mir wieder ihre Lippen auf meinen Mund. Danach kam auch schon der Aufruf zum Boarding und ich rappelte mich auf. "Ich liebe dich!", brüllte mir Jenna noch hinterher. Grinsend warf ich ihr eine Kusshand zu und humpelte zum Flugzeug, wo ich ein Glück schnell meinen Sitzplatz bekam. Danach schlief ich einfach ein und wachte über dem Atlantik wieder auf. Neben mir saßen noch andere wichtige Menschen, die an ihrem Laptop arbeiteten oder sich auch eine Pause gönnten. Ich fühlte mich wirklich fehl am Platz. Die letzten Stunden verbrachte ich damit dem Flugzeug auf dem Bildschirm dabei zuzuschauen, wie es sich langsam dem Festland näherte. Endlich in München gelandet schaffte ich es mit Hilfe einer Stewardess und meiner Krücke aus dem Flieger und holte meinen Koffer. In der Eingangshalle wartete schon Svea auf mich, die mich abholte. "Junge", schüttelte sie mit dem Kopf und schob mir den Rollstuhl, den sie mitgebracht hatte, unter die Beine. "Danke", meinte ich kurz und setzte mich, "ich kann jetzt echt keine Standpauke gebrauchen". "Das kann ich mir vorstellen", entgegnete sie und schob mich nach draußen. Da sie Jennas beste Freundin war war es kein Wunder, dass sie mich abholen würde. "Wohin soll ich dich bringen?", fragte sie, während ich mich auf die Rückbank des Autos schleppte. "Zum Trainingsgelände", meinte ich kurz und schrie einmal kurz auf, weil meine ganze Seite zog. "Wie ist euer Urlaub sonst so?", fragte sie. "Den Kindern gefällt es echt gut", erzählte ich, "und es ist so schön warm". "Ich hab eure Bilder gesehen und war echt neidisch", grinste sie in den Rückspiegel und raste durch die ganze Stadt zur Säbener Straße. "Auf mich jetzt sicher nicht mehr", meinte ich und schaute auf mein Handy. "Nein, sicher nicht", antwortete sie. Nach einer halben Stunde waren wir angekommen und Svea ging direkt ins Büro, da sie immernoch beim Fc Bayern arbeitete. Ich suchte derweil das Behandlungszimmer auf. "Was machst du denn für Sachen", seufzte der Teamarzt Dr. Volker Braun, als er mich in der Tür stehen sah, "keine Angst, ich hab schon von deinem Unfall gehört". "Kannst du dir das mal anschauen?", bat ich ihn und humpelte zur Liege. "Dafür müsste ich den Gips abmachen", erklärte er kurz und suchte sich schon das passende Werkzeug zusammen. "Mach was du willst, hauptsache es hört auf weh zu tun", stöhnte ich und kniff meine Augen zusammen. "Wir bringen dich ins Krankenhaus, ich mach das hier nicht so auf eigene Faust", meinte er und zog sich seine Jacke an. Irgendwie schaffte ich es auf den Rücksitz seines Audis und wurde ins Klinikum in Großhadern gekarrt. Ein Glück hatte für mich gleich ein Arzt Zeit und nach einer halben Stunde hatte ich auch meine beiden Gipse los. "Ja der Arm ist durchgebrochen und das Bein auch so gut wie", meinte Dr. Bäumer und schaute sich das Röntgenbild an. Die beiden Ärzte berieten sich und beschlossen mir wieder zwei solche Gipse zu verpassen. "Und wieso zieht meine Seite so beschissen?", keuchte ich, weil ich mich unmöglich auf die andere Seite legen konnte. "Was meinst du?", fragte Volker. "Ich kann fast nicht atmen", meinte ich. "Wir machen noch ein Röntgenbild von deiner Seite", meinte Dr. Bäumer und wenig später hatten wir auch die Lösung für meine Schmerzen. Zusätzlich zu meinem gebrochenen Arm und Bein hatte ich auch noch 5 gebrochene Rippen. "Hat man nicht nur 6 Rippen auf einer Seite?", wollte ich wissen. "Da haben sie Recht", nickte er. "Heißt das meine komplette rechte Seite ist am Arsch", schnaufte ich. "Jap", bestätigte er und bereitete alles für die beiden Gipse vor. Nach zwei Stunden stand ich mit neuer Montur da und wurde direkt in den Rollstuhl verwiesen, genauso wie zu 3 Wochen Bettruhe, was ich gar nicht einsah. Volker fuhr mich danach nach Hause, wo ich meine Eltern anrief. Natürlich hatten sie schon über 1000 Ecken erfahren was ich angestellt hatte und meine Mutter versicherte mir gleich, dass sie vorbeikommen würde und mich versorgen würde. Tatsächlich stand sie am Abend vor meiner Tür und klingelte. Ich hatte den ganzen Tag nichts gemacht als Fernseh geschaut und mit meinen Kollegen telefoniert. "Guten Abend", rief meine Mutter und hob stolz den Einkaufkorb neben sich in die Höhe. "Ich konnte dir jetzt leider kein Bett herrichten", entschuldigte ich mich und gab ihr, als sie sich vor mir heruntergebückt hatte, einen Kuss auf die Backe. "Kein Problem, dafür bin ich doch da", meinte sie und stellte den Korb auf den Küchentisch. Als sie mich von oben bis unten musterte schüttelte sie den Kopf: "Und Laufen geht gar nicht?" "Ich hab schon gedacht, dass es geht, aber ich hab jetzt noch erfahren, dass ich mir den kompletten Rippensatz auf der rechten Seite gebrochen hab und deswegen darf ich es gar nicht", erklärte ich. "Du kannst mir nicht erzählen, dass das ein leichter Unfall war", schüttelte meine Mutter den Kopf und räumte zwei Tetrapacks in den Kühlschrank. "Geht schon", entgegnete ich. "Junge du hast dir den Arm, die Rippen und das Bein gebrochen, das Auto ist euch frontal von der Seite draufgefahren!", rief sie. "Es war dumm, ich weiß. Fabian fährt jetzt sowieso langsamer", versuchte ich mich rauszureden. Ich kam mir vor wie ein Teenager, der etwas falsch gemacht hatte. "Fabian?! Ich hab gedacht Felix hat das Auto gefahren!", schnaufte sie. "No", entgegnete ich kurz und nahm mir einen Apfel aus dem Korb. "Der Junge hat eine Tochter", schimpfte sie. "Wie gesagt, du glaubst nicht, wie oft er sich schon bei uns entschuldigt hat", entgegnete ich.
Jenna PoV:
Nachdem ich wieder zurück am Haus war brachte ich Philipp und Jonas ins Bett. Es passte mir gar nicht, dass ich jetzt niemanden neben mir im Bett hatte, trotzdem versuchten wir das beste aus der Situation zu machen. In der Nacht saßen wir auf unserer Terasse und genossen die warme Nachtbriese. Auf einmal klingelte es an der Tür und Felix sprang auf. "Wer klingelt bei uns nachts um 11?", fragte Irina ängstlich. "Warte ich schau mal nach", meinte Fabian und wollte schon aufstehen, doch Felix hielt ihn auf. "Besuch für mich", meinte er kurz und verschwand im Wohnzimmer. "Aber nicht das Mädchen oder", entgegnete Fabian. "Wer denn sonst", zischte Irina und starrte durch die Glastür. Durch einen kleinen Spalt konnten wir in den Flur sehen und tatsächlich sahen wir, wie Felix ein blondes Mädchen hereinließ und sie umarmte. "Das ist sie", meinte Fabian und schüttelte den Kopf, "so ein Stecher". Ohne sich noch einmal bei uns zu melden gingen sie auf Felix' Zimmer und wir sahen sie für diesen Tag nicht mehr. Gegen ein Uhr nachts lag ich im Bett und dachte an Mario. In Deutschland war es schon fast wieder Morgen und ich hoffte einfach, dass es Ihm gut ging. Als ich am nächsten Morgen aufwachte sah ich fast keinen Grund aufzustehen, doch ich erschrak, als Philipp auf einmal auf mich draufsprang. "Unten ist eine fremde Frau in der Küche", flüsterte er. "Wie schaut sie aus?", fragte ich verschlafen. "Blonde Haare und sie spricht kein Deutsch", erklärte er. "Hast du mit ihr geredet?", fragte ich. "Nein aber der Onkel", entgegnete er und zog mir die Decke weg. Gequält stand ich auf, machte mich fertig und ging nach unten, wo Felix mit der Frau am Tisch saß. "Hi", meinte ich und holte mir eine Milch aus dem Kühlschrank. "Morgen", entgegnete er, "this is my brothers wife". "Mario's?", fragte sie kurz. "Yes", bestätigte Felix. "Hi, my name is July, nice to meet you", grinste sie und gab mir die Hand. "Hi, Jenna", meinte ich kurz und setzte mich an den Tisch. "Findest du es nicht ein Bisschen dreist eine Amerikanerin aufzureißen, nur um sie ins Bett zu kriegen?", fragte ich Felix, weil seine Bekanntschaft sowieso nichts verstehen würde. "Wir waren doch nicht im Bett", zischte er verärgert, "wir haben geredet, wie ganz normale Menschen". Da ich nicht länger auf meinem Schwager herumhacken wollte wendete ich mich an seine charmante Begleitung, die etwa in meinem Alter sein musste. Irgendwann kam Philipp mit Jonas auf dem Arm anspaziert, den ich komplett vergessen hatte. Als ich gerade dabei war ihm seinen Brei zu machen rumorte es in meinem Bauch und ich rannte sofort auf die Toilette und hängte meinen Kopf über die Kloschüssel. Vielleicht hätte die zweite Portion Nudeln gestern wirklich nicht mehr sein müssen.
ES SIND TATSÄCHLICH FUCKING 100 KAPITEL. Ich klopf mir dabei jetzt einmal selbst auf die Schulter & danke euch allen für euren tollten Support!♥ Es würde mich sehr freuen, wenn ihr mir ein Kommentar zum Jubiläum schenken würdet und wie ihr euch fühlt wenn ihr die Geschiche lest, was ihr damit verbindet blablabla irgendwas. Danke euch allen!
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Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)
Fanfiction"Lass mal zu der da hinten gehen" - ein Satz, der das Leben zweier Menschen komplett veränderte.