Kapitel 78

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Oft war ich noch nicht so schnell durch die Straßen Münchens gefahren. Mir tat es leid Jenna zu verlassen, doch Felix konnte ich noch unmöglicher alleine lassen. Als ich ankam sah ich, wie er niedergeschlagen an der Bande des Sportplatzes saß. Einige seiner Teamkollegen waren schon da und saßen neben ihm. Ich sprintete ihm entgegen und er stand auch auf. Seine Augen waren rot und er zitterte. "Komm mit", flüsterte ich und nahm ihn in den Arm. Er sagte nichts, sondern ließ sich von mir mitschleppen. Ab und zu hörte ich einen leisen Stöhner, doch dann war es auch wieder leise. Ich schaffte ihn ins Gebäude und setzte mich dort auf die Treppe. "Erzähl, was ist passiert", flüsterte ich und legte meinen Arm um seine Schulter. "Heute früh hat Marco Philipp in die Schule gebracht und als sie aus dem Haus waren ist sie auf einmal ausgerastet und hat mir soviele Sachen an den Kopf geworfen", erzählte er gefasst. "Das hat sie mir gestern auch schon alles erzählt", nickte ich. Felix schaute kurz auf, doch senkte seinen Kopf dann wieder, "naja das ich sie nicht mehr liebe und das wir eigentlich nur wegen euch Beiden zusammen waren und sowas". "Wie bitte?", rief ich. "Das hab ich auch gesagt und hab ich mal ordentlich meine Meinung gegeigt, aber dann hat sie mir eine gescheuert und ist ins Schlafzimmer gerannt", erzählte er. "Und dann?", fragte ich. "Dann ist sie mit ihrem Koffer wiedergekommen und hat gesagt, dass sie mich nie wieder sehen will und das es Schluss ist", flüsterte er und begann wieder zu weinen. Immer noch verstand ich den Grund nicht so richtig, doch ich beschloss nicht mehr nachzufragen. "Schaffst du das mit dem Training heute?", wollte ich wissen. Ohne nachzudenken schüttelte er den Kopf und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. In dem Moment lief Felix' Trainer die Treppe herunter. "Familie Götze, guten Morgen!", rief er und nahm einen genüsslichen Schluck von seiner Fc- Bayern Kaffeetasse. "Felix kann heute nicht kommen", meinte ich kurz. "Wieso, er ist doch da?", rief der Trainer aufgewühlt und stellte sich vor uns hin, doch als er Felix von vorne sah wurde es ihm auch klar. "Privat?", fragte er kurz und mein Bruder nickte. "Nimm dir soviel Zeit wie du brauchst", meinte der Trainer und drehte dann um und ging weiter die Treppe runter. "Sollen wir gehen?", fragte ich vorsichtig. "Nein, dein Training", schüttelte er den Kopf. "Das kann auch warten", entgegnete ich. "Ich will aber, dass du am Samstag spielst, keine Widerrede", meinte er und stand auf. "Und was ist mit dir?", fragte ich. "Ich warte solange, hab Zuhause eh nichts Wichtiges zutun", zuckte er mit den Schultern. "Wenn du meinst", entgegnete ich und lief in die Kabine. Wahrscheinlich war es das Klügste ihn jetzt ein Bisschen alleine zu lassen. Als ich eintrat saßen nur Basti und Manu schon da und zogen sich um. "Morgen", meinte ich und setzte mich auf meinen Platz. "Maaario! Altes Haus! Herzlichen Glückwunsch!", brüllte Basti und umarmte mich stürmisch. Fast hätte ich "wofür" gefragt. "Danke Alter", grinste ich und lag wenig später auch in Manus Armen. "Wie gehts deiner Frau?", fragte er, als er mich wieder losließ. "Ich denke gut", antwortete ich und öffnete meine Sporttasche. "Wieso bist du nicht bei ihr?", fragte Basti vorwurfsvoll. "Ich hab Training und meinem Bruder geht es im Moment nicht gerade gut", war meine Antwort. Dann sagten meine Teamkollegen nichts mehr, sondern schauten sich nur komisch an. "Ihre Familie schaut heute bestimmt mal bei ihr vorbei, regt euch ab", maulte ich sie an. "Ist doch okay", entgegnete Basti nur kurz und verließ dann den Raum. "Was ist mit deinem Bruder?", fragte Manu nach einiger Zeit, als wir zusammen raus auf den Platz liefen. "Seine Freundin hat ihn verlassen", erklärte ich kurz. "Die Schwester von Jenna?", fragte er mit aufgerissenen Augen. "Joup", nickte ich und lief aus der Tür. "Krass", entgegnete er, "ich hab gedacht bald wird geheiratet". "Wohl eher nicht", zischte ich und betrat den Platz. An der Bande lehnte mein Bruder und unterhielt sich mit Basti, doch ich entschloss mich nicht hinzugehen. Nach fünfzehn Minuten stand endlich die ganze Mannschaft auf dem Feld und wir konnten beginnen. Am Samstag stand das Spiel gegen Wolfsburg an. Sie standen drei Plätze unter uns und kämpften noch um die Eintrittskarte zur Champions League. Pep war diese Tatsache trotzdem egal, er wollte, wie schon immer, dass wir immer das Beste aus uns herausholten. Nach zwei Stunden war unser intensives Training zu Ende und ich konnte wieder zu meinem Bruder. "Über was denkst du nach?", fragte ich, als ich mich neben ihn an die Bande stellte. "Wieso sie dich in die Profimannschaft stecken und mich nicht", grinste er. "Diese Frage hat sich Fabian auch die Hälfte seines Lebens lange gestellt", zischte ich, worauf er wieder in die traurige Maske zurückfiel. "Willst du dein Patenkind sehen?", fragte ich vorsichtig, worauf er nur den Kopf schüttelte. "Wohin willst du dann?", wollte ich wissen und zog ihn zu meinem Auto. "Wir fahren nach Dortmund", bestimmte er mit gebrochener Stimme. "Dortmund?", wiederholte ich. "Du hast mich schon richtig verstanden", maulte er mich an. "Felix ich fahr dich doch jetzt nicht da hoch", schüttelte ich den Kopf, "nur weil du ein Bisschen Liebeskummer hast". "Ich kann auch alleine fahren", zischte er. Das wollte ich auch nicht. "Wollen wir nicht erstmal mit Anni reden?", schlug ich vor. "Du hast sie heute früh nicht gehört, sie will nicht mehr reden", flüsterte er und fuhr sich über das Gesicht. "Ich versteh einfach immer noch nicht wieso sie keinen Bock mehr auf dich hat, ihr habt nach außen immer glücklich gewirkt", redete ich vor mich her und schloss meinen Wagen auf. "Ich war auch glücklich mit ihr, verstehst du das nicht? Ich bin so glücklich mit ihr, dass ich es nicht in Worte fassen kann", rief er und schlug die Hände vor die Augen. "Ich rede mit ihr", meinte ich entschlossen und stieg ein. "Mach dir keine Hoffnungen", meinte mein Bruder. "Das wollen wir ja erstmal sehen", entgegnete ich und raste an den Ort, wo ich sie am meisten vermutete- bei Jenna im Krankenhaus. "Und dann bin ich einfach abgehauen", hörten wir Anni im Inneren des Raumes rufen, als wir vor der Tür standen. Felix neben mir zitterte und traute sich fast nicht einzutreten, deswegen riss ich mit einem Mal die Tür auf. "Kannst du nicht anklopfen?", fuhr mich Jenna an, weil sie anscheinend erschrocken war. "Sorry Schatz, Ann-Kathrin können wir bitte reden?", meinte ich schnell und zog sie raus auf den Balkon. "Was willst du hier?", zischte sie, als ich die Tür hinter ihr schloss. "Was ist in dich gefahren? Wieso ziehst du das durch?", fragte ich. "Hab ich dir doch gestern schon erzählt", antwortete sie und drehte sich von mir weg. "Du kannst meinem Bruder nicht einfach so das Herz brechen, wenn du keinen Grund dazu hast!", rief ich sauer. "Wer sagt, dass ich keinen Grund dazu hab?", entgegnete sie. "Ich! Ich habe seit gestern Abend noch nie irgendeinen Streit oder Auseinandersetzung bei euch mitbekommen und Felix weiß auch nicht wieso", erklärte ich und setzte mich auf den Boden. "Nur weil Felix glücklich ist heißt es nicht, dass ich es bin!", fuhr sie mich an. "Heißt das, dass du ihm nur was vorgespielt hast?", fragte ich leise. "Am Ende, ja", antwortete sie und schnaufte, "du kennst das doch, es kommt Routine in die Beziehung und Felix hat einfach ganz andere Ansichten für unsere Zukunft als ich". "Dann müsst ihr eben einen Kompromiss finden", schlug ich. "Einen Kompromiss? Komm mir jetzt nicht mit so einer Kacke Mario und hör auf dich in meine Beziehungen einzumischen", schrie sie und öffnete wieder stürmisch die Tür. "Ach leck mich!", brüllte ich ihr hinterher und blieb auf dem Balkon stehen. Drinnen hörte ich nur die Tür knallen und Jonas begann zu schreien. Ich war stocksauer. So sauer war ich nur einmal auf Anni gewesen und zwar am ersten Tag als ich sie kennengelernt hatte. "Ganz toll!", hörte ich Jenna von drinnen schreien. Ich drehte mich nicht um, sondern schaute nur wütend nach unten. Jetzt erkannte ich wieder das kleine zickige 16- jährige Mädchen in meiner Schwägerin. Als ich mich nach einigen Augenblicken umdrehte bemerkte ich, dass nicht Anni das Zimmer verlassen hatte, sondern Felix. "Wo ist er hin?", fragte ich meine Frau. "Weg", meinte sie trocken. "Ich muss ihn suchen", stöhnte ich und wollte hinausrennen. "Mario!", brüllte Anni, "bleib doch einfach mal bei Jenna verdammt!" "Ich komm doch gleich wieder!", entgegnete ich und lief den Gang entlang. Ein Glück saß mein Bruder gleich am Ende des Ganges auf einer Bank und wartete anscheinend auf mich. "Wieso läufst du weg?", rief ich. "Ich will sie jetzt eben einfach nicht sehen", antwortete er, "fahr mich bitte einfach nach Hause". "Also los", seufzte ich und lief wieder zu meinem Auto. Den ganzen Weg lang sagte er nichts und als er ausstieg nickte er mir nur zu und verschwand dann in seiner Wohnung. Ich beschloss ihn alleine zu lassen und heute Abend wieder vorbeizuschauen. Als ich an meiner Wohnung vorbeifuhr fiel mir auf, dass Marcos Range Rover vor unserer Haustür stand und ich auf jeden Fall die Vorfälle vom Abend zuvor klären musste, deswegen schloss ich die Türe auf und lief in meine Wohnung. Dort war Marco gerade dabei Philipp etwas zum Mittag zu kochen. "Auch mal wieder da", meinte er, als er mich hereinkommen sah. "Sorry heute ist alles ein Bisschen verwirrend. Felix und Ann-Kathrin haben sich getrennt", entschuldigte ich mich und stellte mich neben ihn an die Anrichte. "Wie bitte?", zischte er und schaute mich mit großen Augen an, "ich hab da heute früh noch gar nichts mitbekommen". "Sie hat heute früh einfach Schluss gemacht, weil sie nicht mehr glücklich ist und sowas, ich versteh es auch nicht", schüttelte ich den Kopf. "Das wird schon wieder oder?", fragte Marco vorsichtig. "Ich glaube schon", nickte ich, oder hoffte es mehr. "Machst du Essen?", fragte ich kurz und checkte die Töpfe ab, die auf dem Herd standen. "Rigatoni al forno", grinste er. "Geiler Scheiß Bruder", grinste ich und klopfte ihm auf die Schulter. "Was hat Philipp aus der Schule erzählt?", fragte ich. "Hat ne zwei im Mathe Test", erwähnte er und rührte in seinen Nudeln herum. Ich lief rüber in sein Zimmer und öffnete langsam die Tür. "Hallo", flüsterte ich und sah, dass er gerade über seinen Hausaufgaben saß. "Hi", grinste er und hielt mir seine Faust hin. Grinsend klatschte ich ein und schaute über seine Schulter. "Kommst du klar?", fragte ich. "Ja, ist ganz leicht", nickte er und schrieb konzentriert weiter. "Besuchen wir heute Abend nochmal die Mama?", fragte ich, worauf er nur nickte und weiter in sein Buch starrte. Er war wirklich ehrgeizig, in der Schule und im Sport, eben eine Mischung aus Jenna und mir. Blieb nur zu hoffen, dass er es auch weiterhin so blieb. Nach einer halben Stunde hatten wir Marcos Meisterwerk verspeist und mussten uns auch wieder von ihm verabschieden. "Tut mir leid, dass wir uns nicht oft gesehen haben", meinte ich geknickt und umarmte ihn. "Kein Ding, dafür hab ich ja ganz viel Zeit mit meinem Patenkind gehabt", grinste Marco und strubbelte Philipp durch die Haare, "also machts gut und viele Grüße an Jenna", verabschiedete er sich und verließ das Haus. Wir winkten ihm noch ein Bisschen hinterher und zogen uns wieder die Schuhe an um den Restnachmittag bei Jenna zu verbringen. Als ich gerade den Schlüssel im Auto umdrehen wollte klingelte mein Handy, Pep rief an. "Trainer was gibts?", meldete ich mich und legte meinen Ellenbogen gegen die Fensterscheibe. "Mario wäre es möglich, dass du gleich nochmal zur Säbener Straße fährst?", fragte er schnell. "Ja natürlich", seufzte ich, "wenn ich meinen Junior mitbringen kann. Um was gehts?" "Wirst du dann schon sehen. Trainingssachen kannst du Zuhause lassen und hab keine Angst es geht um nichts schlimmes", antwortete er. "Okay, bis gleich", verabschiedete ich mich und legte auf. "Was wollte er?", fragte Philipp von hinten. "Wir müssen nochmal zur Säbener Straße fahren", erklärte ich und fuhr in die andere Richtung. "Und wann fahren wir dann zu Mama?", fragte er traurig. "Danach, es ist dringend", stöhnte ich. Mein Sohn schnaufte nur beleidigt und starrte aus dem Fenster. Mal wieder fuhr ich in das Parkhaus der Trainingsanlange und lief mit meinem Sohn an der Hand in Peps Büro. Nachdem ich geklopft hatte wurde ich hereingelassen und sah zwei Männer vor Peps Schreibtisch sitzen. Ich kannte sie vom Sehen, doch wusste nicht wo ich sie zuordnen sollte. Sie begrüßten mich und schüttelten auch Philipp die Hand, bevor wir uns auch setzen konnten. "Also Mario", begann Pep, "ich mach es kurz, die Vorstand- und Trainerschaft von Manchester United ist interessiert an dir". "Okay", schluckte ich. "Sie würden dir einen Vierjahresvertrag ausstellen, weil deiner ja nächstes Jahr ausläuft. Ausnahmsweise könntest du dort auch erstmal eine zweimonatige Probezeit absolvieren, bevor du richtig mit einsteigst", erklärte er. Der Tag war doch schon viel zu voll mit Informationen. Wieso auch noch so eine schwere Entscheidung?


Was wird Mario machen? Zwei Kapitel in zwei Tagen (*Schulterklopf*)! Meinungen bitte!:)♥





Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt