Kapitel 64

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„Heikles Spiel", grinste mein Papa, als ich ans Gate kam. Meine ganze Familie stand schon da und hatte nurnoch auf mich gewartet. „Haben wir gewonnen oder haben wir gewonnen?", grinste ich und gab ihm die Hand. „Jungs, bitte keine Gespräche über Fußball diese Woche", stöhnte meine Mutter und gab ihren Koffer ab. „Mama das ist unser Job", wendete Fabian ein. „Wieso müsst ihr denn immer über euren Job reden, das machen normale Menschen auch nicht im Urlaub", beschwerte sie sich. „Okay wir sind ja schon ruhig Mama", lachte ich. Wenig später saßen wir im Flugzeug. „Hast du heute mit Marco geredet?", fragte Jenna. „Wir sind uns unten in den Katakomben kurz begegnet. Besser gesagt er hat mich gesucht und ist dann wie in Zeitlupe auf mich zugerannt", erzählte ich grinsend. Jenna kicherte: „Oh Man der Junge spinnt so und was wusste er so Neues?" „Ach er hat wieder nur Mist geredet", grinste ich, „das wir heute von Dortmund fertiggemacht werden und sowas". „Naja fast wäre es ja soweit gewesen", meinte Jenna und setzte unseren Sohn auf ihre Oberschenkel. „Nur weil sie mit 1:0 vorne gelegen waren und er ausgerechnet das Tor gemacht hat oder was?", grinste ich. Meine Freundin nickte nur. „Baby du musst noch viel über Fußball lernen", seufzte ich. „Na dann hab ich ja den richtigen Freund oder?", grinste sie. „Oh ja den hast du", flüsterte ich und gab ihr einen Kuss. „Kein Pärchengetue diese Woche!", beschwerte sich Felix hinter uns. „Das sagst du doch nur wei.." -"Ja weil meine Freundin nicht dabei ist!", beendete er Fabians Satz. „Wir hätten sie ja mitgenommen, aber sonst wird ihre Seminararbeit nie fertig", seufzte ich. „Du kannst dich ja mit Phillipp zusammentun, der ist der einzige Single hier", lachte Jürgen. „Komm her Bro!", rief Felix und beugte sich über den Sitz um Philipp von Jennas Bein zu heben. Mein Sohn begann zu quietschen und streckte seine kleinen Ärmchen nach Felix aus. „Komm zum Onkel", grinste Felix und hob ihn über die Lehne. „Aber pass auf!", rief Jenna. „Jaja", entgegnete mein Bruder. Endlich ging der Flug los. Ich setzte meine Kopfhörer auf und legte meinen Kopf auf Jennas Schulter, meine Eltern unterhielten sich mit Irina, Fabian schlief eine Runde und Felix redete irgendwelche Sachen mit Philipp, denen ich eher nicht zuhören wollte. Als die Stimme des Piloten durch die Lautsprecher zu hören war schaute ich aus dem Fenster und sah das sonnige Teneriffa unter uns. Unsere Familie brauchte einfach Urlaub, weil unser ganzer Sommer wegen Lia traurig und düster war. „Hasta la vista Kanaren!", rief Fabian, als wir vor dem Flughafen standen und auf unser Taxi zum Hotel warteten. Inzwischen dämmerte es schon und der Flughafen war so gut wie leer. Das Taxi fuhr uns direkt vor unser Hotel und drinnen konnten wir gleich in unsere Zimmer. „Ich hoffe euch macht es nichts aus, dass wir nur zwei Doppelzimmer und ein Dreierzimmer gebucht haben oder?", fragte meine Mama vorsichtig und gab mir den Schlüssel. „Glaub mir es gibt schlimmeres als Felix in unserem Zimmer", lachte ich. „Wir hätten auch noch ein Einzelzimmer frei", schaltete sich die Frau von der Rezeption ein. „Nein!", rief Felix und fügte ein „dann fühl ich mich noch einsamer" leise hinzu. „Armes Kind", stöhnte ich und nahm meinen Koffer und ging zum Aufzug. Zu dieser Jahreszeit gab es anscheinend nicht sehr viele Menschen, die ihren Urlaub in einem Luxushotel an der Küste Teneriffas verbringen wollten. „Ach Gottchen bist du müde kleiner Mann", rief Jenna, als Philipp im Aufzug anfing lange zu gähnen. „Wer kommt nochmal mit runter zum Strand?", fragte Fabian und schaute sich in der Runde um. „Ach eigentlich wollte ich heute nurnoch einen Wein trinken und mich auf den Balkon setzen", seufzte meine Mutter. „Da bin ich dabei", hob Irina den Arm. Fabian warf ihr einen empörten Blick zu. „Da mach ich auch mit, Philipp muss ins Bett", meinte Jenna und mein Vater schloss sich auch noch den Weintrinkenden an. „Na super, also darf ich alleine gehen oder was", beschwerte sich mein großer Bruder. „Hallo?", rief ich, „hast du schon mal an deine Lieblingsbrüder gedacht?" „Na auf euch ist Verlass", grinste er. Im passenden Stockwerk angekommen merkten wir, dass für uns eine ganze Etage reserviert war und es keine anderen Leute hier gab. Vor unserem Zimmer hielt ich kurz Inne. „Das ist gerade wie in Brasilien", schmunzelte Jenna, als hätte sie meine Gedanken gelesen. „Na das war ja dann ziemlich langweilig dort", stöhnte Felix und schaute die Zimmertür an. Jennas und mein Blick trafen sich, worauf wir beide das Lachen anfangen mussten. „Mario mach jetzt die Tür auf", drängte mein kleiner Bruder. „Aye, Aye Sir", antwortete ich und öffnete sie. „Ach du Scheiße", flüsterte Felix kurz darauf, als er im Zimmer stand. Alles war weiß und schwarz gehalten und das erste was wir sahen war ein rießiger Flachbildfernseher, noch viel größer als unserer daheim. Davor stand eine rießige Couch und ein kleiner Tisch. „Und das ist jetzt.." -"Das Wohnzimmer so wie es aussieht", beendete Jenna Felix' Satz. Wir liefen weiter und kamen in eine große Küche, an die ein Badezimmer angrenzte, alles aus Marmor. Außer dem Badezimmer war die Südfront des ganzen Hauses mit Glas bedeckt und so hatten wir einen grandiosen Ausblick auf den Strand, der genau neben unserem Hotel begann. „Wo sollen jetzt hier die Schlafzimmer sein?", rief Felix aus einem anderen Raum, wo ich eigentlich die Schlafzimmer vermutet hatte. „Was ist da drin?", fragte ich ihn, als er wieder herauskam. „Noch ein Badezimmer", erklärte er und schloss wieder die Tür hinter sich. „Schaut mal hier geht eine Treppe hoch!", rief meine Freundin vom anderen Ende der Wohnung. Schnell liefen in ihre Richtung und folgten ihr die Stufen hoch. „Die Leute hier spinnen doch", stöhnte ich, als wir nochmal ein Sofa sahen. „Ich glaube da sind die Schlafzimmer", meinte Felix und öffnete die eine Tür. „Sie haben ihr Ziel erreicht", zitierte ich und schaute mich um. Das Doppelbett stand an der Glasfront und man konnte so vom Bett aus den Sonnenuntergang sehen. „Mein Zimmer!", rief Felix und schmiss sich aufs Bett. Ich verdrehte die Augen und suchte derweil das zweite Zimmer auf. Kaum überraschend lag es direkt daneben und hatte die gleiche schöne Aussicht und sogar einen Balkon. „Wenn das nicht Luxus ist weiß ich auch nicht", säuselte Jenna und schaute gefasst nach draußen in den Sonnenuntergang. „Haben wir uns verdient oder?", flüsterte ich und schlang meine Arme von hinten um ihren Bauch. „Und für Pep war das einfach so okay?", fragte sie und schaute zu mir hoch. „Am Freitag zum Abschlusstraining bin ich ja wieder da und mir ist meine Familie wichtiger, als mein Platz in der Startelf", murmelte ich und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Jetzt weiß ich wieder, wieso du der Vater meiner Kinder bist oder warst", flüsterte Jenna und drehte sich zu mir um. Ich schlang meine Arme um ihre Hüfte und vergrub eine in ihren Haaren. Sie zog mich zu sich her und nahm meinen Kiefer in ihre Hände. Ihre Lippen waren etwas trocken, doch ich wollte es endlich wieder fühlen. Ihre Küsse. Seit Lia tot war hatten wir uns nicht mehr so leidenschaftlich geküsst. „Ich liebe dich", stöhnte Jenna und drückte wieder ihre Lippen auf meine. „Wir fangen ganz neu an Baby", flüsterte ich und umarmte sie einfach. Sie drückte mich ganz fest an sich und begann zu schniefen. „Nicht weinen", flüsterte ich wieder. „Es ist so unglaublich", schluchzte meine Freundin, „wie schlimm die Dinge auch sind, die uns passieren, immer schaffst du es wieder mich zu trösten und mich so glücklich zu machen". „Jenna das ist mein Job", grinste ich und wischte ihre Tränen weg, „sowas kannst du von deinem Freund erwarten". „Ich hätte das niemals von dir erwartet", schluchzte sie und strich über meine Wange, „ich wäre dir nicht mal böse gewesen, wenn du mich verlassen hättest, als du erfahren hast, dass ich schwanger bin". Dabei glitt ihr Blick nach unten auf den Fußboden. „Ich glaub du spinnst! Das macht man als Mann nicht!", beschwerte ich mich, „aber eine Sache kannst du mir glauben". Dabei musste ich grinsen. „Was denn?", fragte sie. „Das ganze hätte ich mit einer anderen Frau nicht mitgemacht", flüsterte ich. „Aus mit dem Geflirte!", rief Felix genervt vom anderen Zimmer aus. „Fresse!", schrien meine Freundin und ich fast gleichzeitig. „Ich hab euer Kind in meiner Gewalt!", brüllte Felix rüber. „Er hat das Kind!", rief ich theatralisch, „wir müssen etwas tun!" „Du spinnst", kicherte meine Freundin und lief rüber zu meinem Bruder. „So Kind her oder es knallt", lachte sie. „Aber nur, weil wir jetzt raus zum Strand gehen", meinte er und übergab Philipp. „Na dann viel Spaß Kamerad", scherzte Jenna und trug unseren Sohn in unser Zimmer. „Viel Spaß", grinste sie und gab mir noch einen letzten Kuss. „Schwimmflügel dabei?", fragte ich meinen Bruder, als ich gerade die Tür hinter mir schließen wollte. „Scheiße!", rief er und versuchte gespielt die Tür wieder aufzumachen. In dem Moment ging auch bei Fabian die Tür auf und er hatte schon seine Badehose an. „Felix wo sind deine Schwimmflügel?", fragte er ebenfalls. „Wollt ihr mich eigentlich verarschen?", fragte unser kleiner Bruder. „Nö", grinste Fabian und wuschelte ihm durch die Haare. „Ist euer Zimmer auch so krass?", wollte er wissen. „Ja ganz Teneriffa kann mich warscheinlich sehen, wenn ich morgen aufstehe, aber sonst find ich es echt nice", antwortete Felix. Wir tappten die Treppen runter, weil wir uns ausgerechnet fast ganz oben im Hotel befanden, um auch ja „den perfekten" Blick auf den Strand zu haben. Unten begann kurz hinter der Tür, den großen Terrassen und den Pools gleich der Strand. Ohne groß nachzudenken krempelte ich mir meine Jeans hoch und zog mein Oberteil aus und lief ins Meer. Felix tat er mir nach und Fabi war ja sowieso schon vorbildlich vorbereitet. Das Wasser war warm und die Sonne war noch nicht ganz untergegangen. Wir liefen im kniehohen Wasser herum und genossen die Situation. „Ich hoffe das hier entschädigt ein Bisschen, dass ihr wegen uns euren Sommerurlaub sausen lassen muss.." -"Halt die Fresse Mario, keiner hat hier wegen irgendwem seinen Urlaub sausen lassen", unterbrach mich mein großer Bruder und sofort war ich leise. Ich watete wieder aus dem Wasser und setzte mich an den Strand. „Das alles ist so gar nicht Deutschland", seufzte ich meinem kleinen Bruder zu. „Was ist denn dann Deutschland?", fragte er. „Na München, Berlin, das ist Deutschland. Irgendwie verrückt, aber trotzdem so geordnet", erklärte ich. „Mario das macht keinen Sinn", lachte Felix. „Nein, ohne Mist. In Deutschland ist alles so geordnet und jeder hält sich an die Regeln und hier oder in Brasilien, da waren die Menschen so locker drauf", schwärmte ich und vergrub meine Füße im Sand. „Wirst du jetzt zum Rebell oder was?", fragte Fabian von der anderen Seite. „Ey mit euch kann man gar nicht mal normal reden, ihr bleibt gar nicht ernst!", beschwerte ich mich. „Mario du bist so Deutschland", lachte Fabian und checke mit Felix ein, der sich auch vor Lachen fast kugelte. Irgendwie musste ich auch schmunzeln. „Ach ich lieb euch Leute", grinste mein kleiner Bruder und bewarf uns Beide mit einem Haufen Sand. „Jetzt geht's aber los hier!", schrie ich sprang auf. „Helf mir!", befahl ich Fabian und deutete auf Felix Hände. Ich packte ihn an den Füßen und mein Bruder an den Armen. „Jungs wir sind keine sieben mehr!", beschwerte sich mein kleiner Bruder. „Na komm schon, so weit bist du jetzt auch noch nicht davon entfernt!", rief Fabi. Als wir wieder kniehoch im Wasser standen begannen wir Felix zu schwingen. „1, 2, 3, Felix fliieeg!", brüllten wir und ließen ihn los. „Ihr Spasten!", schrie er, als er wieder auftauchte und rannte uns hinterher. Manchmal kam mir Felix gar nicht wie mein Bruder vor, sondern wie ein kleines Abbild von mir selbst. „Okay wir hören ja schon auf", lachte Fabi und ließ sich wieder in den Sand fallen. „Morgen gibt's ne Revanche!", rief Felix und setzte sich wieder neben mich. „Okay Kleiner", lachte ich, „aber leg dich nicht mit deinen großen Brüdern an". „Ich hab euch doch gesagt, dass ich euch liebe Mann!", beschwerte sich Felix. „Ach wir lieben dich doch auch", antwortete Fabian und machte gespielt einen Kussmund. Mein kleiner Bruder verdrehte genervt die Augen und schaute raus aufs Meer. „Naja dir kann man das ja nicht übel nehmen", seufzte er und stand auf. „Was?", hakte Fabian nach. „Na das du so bist wie du bist", meinte Felix, „kein Wunder, wenn man bei Unterhaching spielt". „Felix hör auf", lachte ich, doch fix war Fabian schon wieder aufgesprungen und jagte meinen kleinen Bruder den Strand entlang. Leider war Fabian aber trotzdem schneller und holte ihn, als sie wieder auf dem Weg zurück zu mir waren einiges an Metern ein. „Du magst ja vielleicht bei den Bayern spielen und ein Paar Jahre jünger sein als ich, aber schneller bin ich trotzdem!", rief er und gab Felix kurz bevor sie wieder bei mir ankamen einen harten Gehfehler. „Okay, okay jetzt seid ihr aber quitt würde ich sagen oder?", meinte ich und stand auf. „Ich hasse dich Fabian", stöhnte Felix und hielt sich sein Knie. „Hey Kamerad! Schwalben sind unsportlich", rief ich. „Und dich auch", zischte er und stand auf. Leider gelang ihm die Rolle des Beleidigten nicht sehr lange, denn er musste urplötzlich das Lachen anfangen. Langsam war die Sonne untergegangen und wir sahen fast nichts mehr. „Okay bevor wir uns hier noch verlaufen würde ich sagen, dass wir wieder rein gehen oder?", meinte Fabi und zog sein Shirt wieder über. Oben angekommen fanden wir die Anderen auf unserem Balkon. „Was habt ihr da unten getrieben?!", fragte Irina, als wir heraustraten und sie Felix sah. „Ach Felix war nur baden", grinste ich und rubbelte ihm einmal durch seine nassen Haare. „Fresse", grinste er. „Wo ist Philipp?", erkundigte ich mich bei Jenna, als ich mich neben sie an den großen Tisch setzte. „Den haben wir spontan neben Felix ins Bett einquartiert", erklärte sie und lächelte meinen kleinen Bruder dabei übertrieben arg an. „Da denkt man einmal, dass man ein Bett alleine hat und dann bekommt ein Baby den Platz", stöhnte er. „Das Leben ist unfair, ich weiß", meinte ich und klopfte ihm auf die Schulter. Der Abend war noch richtig lustig und man spürte kein Bisschen mehr von der traurigen Stimmung der Wochen davor. Diese Woche sollte einfach alles verändern und wieder ein Wenig machen so wie früher, auch wenn dies fast nicht mehr möglich war. Der Sommer 2014 hatte uns alle verändert.

Oh mein Gott, endlich hab ich mein geliebtes Wlan wieder. Ich hoffe euch gefällt das Kapitel!

Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt