Kapitel 49

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"Was wollte sie denn?", fragte Marco. "Svea und Jenna sind auf dem Weg in einen Unfall geraten und mussten sozusagen Ersthilfe leisten", erklärte ich, "leider zu spät". "Ist jemand gestorben?!", fragte mein Kumpel aufgebracht. "Ja ein Mann angeblich, aber sie soll mir dann alles später erklären", murmelte ich. "Krass", flüsterte Marco, "das sie sowas einfach wegsteckt". "Jennas Mutter war Krankenschwester und ihr Opa Bestatter, vielleicht hat sie da was geerbt", zuckte ich mit den Schultern. Im Hotel durften wir uns für drei Stunden frei bewegen und uns entspannen, bevor es Abendessen gab. Ich chillte mich mit meinen Münchner Teamkollegen an den Pool. Die meisten waren genauso wie ich immernoch sehr müde und schliefen deswegen die ganze Zeit, außer Jerome, der seine Bahnen im Pool zog. "Da wird uns gesagt wir dürfen keine Grüppchen bilden", rief auf einmal jemand hinter uns. Es waren Mats, Erik und Roman. "Grüppchen?", fragte Jerome. "Na ist das hier gerade die Tagung des Münchner Landtags oder habt ihr allen Anderen verboten zu kommen", lachte Mats und suchte sich eine freie Liege. "Wir haben nur darüber diskutiert, wie man euch am besten eliminiert", flüsterte Thomas verschlafen, anscheinend war er gerade aufgewacht. "Achso na dann", lachte Roman und legte sich neben mich. "Mario", meinte er leise und ich schaute zu ihm rüber. "Sorry wegen gestern", begann er, "das war echt blöd von mir". "Mach dir nichts drauß. Jetzt weißt du ja wie ich auf sowas reagier", grinste ich und streckte ihm meine Hand zum Einschlagen rüber. "Gut, dann vergessen wir das einfach", meinte er und schlug ein. Den Rest des Nachmittags spielte ich mit Mats, Toni und Manu Tischtennis und hörte Musik. Um 18 Uhr stand das Abendessen an und ich hoffte ständig, dass Jenna irgendwann noch im Hotel ankommen und nicht direkt ins Stadion fahren würde, doch es half nichts. Um halb acht standen wir auf dem Rasen des noch spärlich gefüllten Stadions uns begannen unsere erste Aufwärmphase. Jenna und Svea hatte ich Karten auf der VIP- Tribüne reserviert und schaute ständig in den Block, ob ich sie sehen würde. Ich machte mich mit Mesut und Lukas warm, weil die Beiden auch nur als Ersatz auf der Bank saßen und schaute den anderen beim Aufwären zu. Als wir zurück in die Kabine gingen bekamen wir auch kurz unseren Gegner zu Gesicht. Jogi machte uns nochmal kräftig Feuer unterm Hintern und dann mussten sich meine Kollegen schon zur Hymne aufstellen. Ich lief mit Mats die Treppen aus den Katakomben herauf und schaute auf die Tribüne. Diesmal sah ich tatsächlich meine Freundin und Svea. Sie saßen da und tranken irgendwas. Als sie herschaute winkte ich ihr grinsend und setzte mich auf die Ersatzbank. Das Spiel war in den ersten Minuten wirklich langweilig. Außer Marco machte nicht wirklich jemand etwas. Er spielte wie immer, während die Anderen eher vorsichtig waren. Trotzdem tat sich nichts. Marco schrie, genauso wie Jogi, die ganze Zeit herum und beschwerste sich bei seinen Mitspielern. "Mario sag Marco bitte in der Pause, dass er langsamer machen soll", meinte Hansi (Flick) zu mir. Das Spiel war nicht sonderlich interessant und zwischen drin ertappte ich mich, wie ich mit den Gedanken ganz woanders war. Aufgeschreckt wurde ich von einem lauten Schrei. Ich schaute auf. "Bitte nicht", flüsterte Hansi neben mir. Verwirrt schaute ich mich um. Mitten im Spielfeld lag Marco und krümmte sich vor Schmerzen. Hans packte seine Sachen und sprintete aufs Spielfeld. Ich hatte das Foul zwar nicht gesehen, doch den Pfiffen der Fans nach musste er ziemlich hart gewesen sein. Hans hakte sich bei Marco unter und führte ihm vom Platz. "Aaah mein Bein", jammerte er und hielt sich die Hand vor die Augen. "Krankenwagen!", brüllte Hans nach kurzem Herumdrücken. Sofort packten sie Marco und führten ihn in die Katakomben. Meine Laune war im Keller. Als die erste Halbzeit zu Ende war stand ich auf und lief schnurstracks in die Kabinen. Jogi war ebenfalls schlecht gelaunt. "Wenn einer da draußen sich opfern muss, weil die Anderen sich nicht anstrengen läuft irgendwas falsch!", schrie er. Die zweite Halbzeit begann besser. Schon in den ersten Minuten schaffte es André ein Tor zu schießen und bis zu meinem Einsatz in der 75. Minute hattenen sie auf ein 5:1 erhöht. Unter Jubel betrat ich das Spielfeld und kam gut in den Spielverlauf rein. In der 82. und 89. Mitnute gelangen mir dann auch noch zwei Treffer, was mich auch zufrieden stellte. Nach dem Abfiff machten wir noch eine Runde durchs Stadion zu den Fans und liefen in die Kabinen. "Was ist jetzt mit Marco?", fragte ich, als mir Hans im Gang in die Arme lief. Er schüttelte den Kopf: "Die WM ist gestrichen", meinte er, "ich sag es gleich dem Trainer". Geschockt setzte ich mich auf den Boden und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. "Kopf hoch", meinte Mats, der sich neben mich setzte. "Geht schon", meinte ich und versuchte nicht allzu verzweifelt auszusehen. "Hans hat vorhin erzählt, dass er heute Nacht noch operiert wird", erklärte er mir. Ich nickte und stand wieder auf um in die Kabine zu gehen. Das Duschen war heute nicht gerade spaßig. Die Stimmung war gedrückt und vorallem wenn ich im Raum war traute sich keiner zu reden. "Jetzt lacht mal", forderte ich sie auf, "wir schaffen das auch ohne Marco". "Das sehe ich genauso", meinte der Bundestrainer hinter mir, "die zweite Halbzeit heute hat mir gut gefallen und das Marco nicht mitfliegen kann ist natürlich ein Rückschlag, aber wir haben auch richtig gute Ersatzspieler, die dann warscheinlich aufrücken werden". Diese Rede brachte bei den Meisten die Motivation wieder zurück. Um viertel nach Elf fuhr der Bus ins Hotel. Erst jetzt fiel mir auf, dass meine Freundin auch im Stadion gewesen war. "Einwas gutes hat es ja", grinste Basti und setzte sich neben mich. "Was?", fragte ich. "Na das Marco weg ist", meinte er. "Lass mich raten: Jetzt haben wir einen Dortmunder weniger?", fragte ich. "Nein?! Spinnst du! Ich bin doch kein Rassist", beschwerte er sich, "erstens hast du heute Nacht ein freies Zimmer", bei diesen Worten klimperte er mit den Augenbrauen, "und ich darf neben dir im Bus sitzen", grinste er. Dabei legte er verführerisch seinen Arm um meine Schulter. "Komm hör auf", lachte ich und befreite mich. Trotzdem blieb er die ganze Fahrt neben mir sitzen und unterhielt sich mit mir über Musik. Als wir am Hotel ankamen und an der Rezeption vorbeiliefen hörte ich schon wieder Manus laute "JENNA! JENNA!"- Rufe. "Bitte nicht", stöhnte ich zu Toni, der neben mir lief. "Halt die Fresse Manu!", rief er. Jenna saß in der Lounge und unterhielt sich mit Thomas, der auch als einer der Ersten aus dem Bus gekommen war. Als sie mich sah grinste sie und gab mir einen Kuss. "Wie gehts dir?", flüsterte sie. "Erzähl ich dir oben", murmelte ich und nahm zusätzlich noch ihre Reisetasche in die Hand. Svea hatte sich selbst ein Hotel in Mainz gesucht. Im Zimmer setzten wir uns auf den Boden und lehnten uns am Bett an. "Hast du schon mit Marco geredet?", fragte sie. "Nein, aber ich glaube er muss erst selbst mal darauf klarkommen, dass er nicht mitkommen kann", antwortete ich, "du kannst ihm ja Gesellschaft leisen". Dabei machte sie einen etwas kalten Blick: "Hast dus gelesen?". Ich nickte. "Mario da.." -"Ich weiß, dass da nichts war", unterbrach ich sie, "was war denn jetzt bei dir los?", fragte ich, weil ihr Tag ja eigentlich viel aufregender war als meiner. "Okay", meinte sie und senkte ihren Kopf, "wir sind heute früh losgefahren und das Auto vor uns ist an der Kreuzung vorne beim Bäcker gegen eine Laterne abgedrängt worden, in voller Fahrt. Der Täter hat Fahrerflucht begangen und dann waren wir eben die Ersthelfer", seufzte sie, "ich hab sofort die Tür aufgemacht, aber der Mann hat beblutet wie Hölle und er hat fast nicht geatmet und ich glaube seine Beine waren auch engequetscht. Svea hat den Krankenwagen gerufen und ich hab solange versucht den Mann am Leben zu halten. Dann sind wir dem Krankenwagen hinterhergefahren und auf der Intensivstation konnte man nichts mehr machen". "Wie alt war der Mann?", fragte ich. "Ich hab versucht mich mit ihm zu unterhalten und da hat er mir erzählt, dass er 66 ist", antwortete sie. "Oh Gott", meinte ich. Jenna nickte: "Mit 66 noch arbeiten ist hart". "Arbeiten?", fragte ich. "Ja war ein Taxifahrer". "Taxifahrer", wiederholte ich. Meine Freundin nickte wieder. "66?", meinte ich. "Ja hat er gesagt", entgegnete sie. Ich stand auf und atmete einmal kurz durch. "Was ist denn?", fragte Jenna und schaute mich von unten aus an. "Nichts", entgegnete ich etwas langsam. "Sag mir was los ist!", drängte sie. "Ich bin gestern auch Taxi gefahren", begann ich. "Ja und?", fragte sie, "das passiert". "Ich hab mich mit dem Fahrer unterhalten und er war genauso alt", erklärte ich. "Weißt du wieviele Taxifahrer es in München gibt?", versuchte sie mich zu beruhigen. "Ja du hast warscheinlich Recht", entgegnete ich und setzte mich wieder. "Weißt du wie der Typ geheißen hat?", hakte ich nach. "Georg", antwortete sie. "Wächter?", erschrak ich. Langsam drehte meine Freundin ihren Kopf zu mir rüber. Ihre Augen waren weit aufgerissen. "Ja?", fragte ich und sie nickte. Ich bekam einen Schock und wusste im nächsten Moment nicht wie ich mich verhalten sollte. "Ich muss.. ich muss mich hinlegen", stöhnte ich und schleppte mich aufs Bett. "Was hat er dir erzählt?", fragte Jenna und legte sich neben mich. "Hat seine Frau verloren und sein Sohn lebt weit weg", meinte ich kurz. "Und?", hakte sie weiter. "Das ich auf meine Familie aufpassen soll", zischte ich. Schon als ich meinen Satz beendet hatte merkte ich, dass ich genau das Falsche tat. "Komm her", flüsterte ich und streckte meine Hand aus. Jenna kam zu mir ins Bett und ich legte meinen Arm um sie. "Bitte geh für mich zur Beerdigung", bat ich sie, "das wenigstens irgendjemand da ist". "Mach ich alles und jetzt beruhig dich", flüsterte sie und gab mir einen Kuss auf die Wange. Sie hatte Recht, ich musste mir die Sachen mit Marco und Georg nochmal durch den Kopf gehen lassen und dann alles verarbeiten.

Soo! Irgendwie bin ich mit dem Kapitel heute gar nicht zufrieden... Aber bald gehts nach Brasilien! Kommentare fände ich auch mal wieder ganz schön;) Alles Liebe!

Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt