Kapitel 35

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Als ich vor der alten Wohnung stand klingelte ich, was immerwieder ein komisches Gefühl für mich war und Svea öffnete die Tür. "Jennaaa", rief sie und fiel mir um den Hals, "Süße was machst du denn hier?", fragte sie und musterte mich von oben bis unten. "Ich wollte dich" -"Warte, komm erstmal mit hoch, ich mach uns einen Tee", sprach sie mir dazwischen und zog mich am Ärmel. Ich befolgte ihren Anweisungen und setzte mich dann oben in der Wohnung an den großen Esstisch. "Ist Tom gar nicht da?", wollte ich wissen und schaute mich um, weil es in der ganzen Wohung so still war. Svea drehte sich von der Arbeitsfläche zu mir: "Ja er hängt seit neuestem immer mit so komischen Leuten ab, ich weiß auch nicht wo er schon wieder bleibt", beschwerte sie sich. "Wie komische Leute?", hakte ich nach. "Naja wir sehen uns tagsüber ja sowieso fast nie weil ich ja zur Uni muss und er auf die Arbeit", säufzte sie und setzte sich mit zwei Tassen in der Hand neben mich: "Und seit neuem geht er abends immer mit irgendwelchen neuen Freunden weg". "Wieso komisch?", fragte ich und nahm die Tasse in Empfang. "Immer wenn er nach Hause kommt ist er betrunken oder schlecht drauf und wir machen fast gar nichts mehr", meinte Svea leise. In dem Moment ging auch schon die Tür auf und Tom kam herein. "Oh wir haben Besuch", stellte er lächelnd fest und legte zwei Boxen auf die Küchenablage. "Servus", begrüßte ich ihn mit einem Lachen und widmete mich dann wieder Svea zu. Die beiden schenkten sich fast keine Aufmerksamkeit, nicht einmal ein Kuss war drin. "Schatz ich hab was vom Chinesen mitgebracht für später", meinte er nur zu ihr und verschwand dann im Schlafzimmer. Ich warf Svea einen verwirrten Blick zu und sie schüttelte nur mit dem Kopf. "Wieso bist du eigentlich hier?", fragte sie dann. "Ja genau, ich wollte dich fragen, ob ich vielleicht in den nächsten zwei Wochen hier einziehen könnte, weil Mario nicht da ist", erklärte ich vorsichtig. Svea verzog das Gesicht: "Schaffst du es nicht alleine oder was?", lachte sie und ich verzog erst mein Gesicht: "Nein, ich bin am Sonntag in Berlin umgekippt und ich hab Angst, dass es wieder passiert und keiner da ist". Natürlich musste ich dann meiner Ex- Mitbewohnerin die ganze Story vom DFB- Pokal Finale erzählen, worauf sie sich schleunigst für ihre Aussage entschuldigte. Dann packte sie mich am Arm und führte mich den Gang entlang in mein altes Zimmer. "Wir haben nichts verändert", meinte sie und öffnete die Tür. "Danke", freute ich mich, "ich muss auch nochmal los und meine Sachen zusammenpacken". Svea nickte und dann ging wieder die Tür ihres Schlafzimmers auf. "Schatz heute Abend kommen ein paar Leute, ist das okay?", fragte Tom und zog sich wieder seine Jacke an. "Ähm.. ja, klar", entgegnete Svea stockend und schaute zu mir: "Wenn das für dich okay ist". Ich hob gleich schützend die Hände vor mich: "Klar, mach was du willst", meinte ich und suchte mir dann meinen Autoschlüssel raus. "Tschüss, bis später", rief ich schnell und lief dann aus der Wohnung. Irgendetwas lief bei den Beiden richtig schief und irgendwie fühlte ich mich richtig schlecht, weil ich mich einfach so bei ihnen einquartieren wollte, doch Mario hätte es warscheinlich auch so gewollt. Zuhause angekommen packte ich mir einen rießigen Koffer zusammen mit allen Dingen, die ich irgendwie in den nächsten zwei Wochen benötigen könnte und räumte zusätzlich die nicht haltbaren Lebensmittel aus dem Kühlschrank und nahm sie mit, weil sie Svea bestimmt auch zum Kochen gebrauchen könnte. Dann klingelte ich kurz bei den Müllers um Bescheid zu sagen, dass in den nächsten Tagen niemand Zuhause sein würde und dann fuhr ich wieder nach Schwabing. Komischerweiße stand die Tür offen und Tom trug gerade irgendetwas schweres in der Wohnung herum als ich ankam. "Was ist das denn?", lachte ich und schob meinen Trolli hinter mir her. "Mischpult", entgegnete er kalt und stellte er vorsichtig auf dem Küchentisch ab. "Ich hab gedacht es kommen nur ein paar Leute zu Besuch", meinte ich fragend. "Darf man da keine Musik hören?", fragte Tom vorwurfsvoll und warf mir einen "geh- doch- bitte- wenn- du- keine- Ahnung- hast"- Blick zu. Weil er anscheinend schon jetzt von meiner Anwesenheit so genervt war verzog ich mich in mein altes Zimmer. Es war wirklich noch alles so wie ich es vor neun Monaten verlassen hatte. Irgendwie hatte ich gar nicht so recht Ahnung was ich in nächster Zeit machen sollte, deswegen stöberte ich einfach meinen alten Kleiderschrank durch, in dem ich immernoch ein paar Kleidungsstücke hängen hatte. Mit Entsetzen musste ich feststellen, wieviel sich in meinem Leben tatsächlich geändert hatte: schon alleine bei meiner Kleidung fing es an. Dort hangen größtenteils nur H&M oder Primark Oberteile und Hosen, die ich jetzt vermutlich kaum noch mit Mario tragen konnte, weil in meiner neuen Welt einfach teure Mode dazugehörte. Nach und nach sortierte ich die Kleider auseinander, weil manche wirklich noch tragbar waren und dann klopfte Svea an der Tür. "Toms Freunde sind da, willst du mit raus kommen?", fragte sie nett und ich sprang sofort auf um abzuchecken, ob sie wirklich so komisch drauf waren. Meine Freundin nahm mich an der Hand und führte mich dann ins Wohnzimmer. "Leute, schaut mal", rief Tom und zeigte auf mich, "das ist meine alte Mitbewohnerin". Alle Köpfe, geschätzte zehn, fuhren herum und starrten mich an, okay, wohl eher meinen Bauch. "Tom was hast du denn jetzt schon wieder angestellt, du sollst doch keine Frauen schwängern!", rief der eine, der lange braune Haare hatte und auf mich sehr heruntergekommen wirkte. Angeekelt verzog ich das Gesicht und schaute Tom vorwurfsvoll an. "Keine Panik Alter, war ich nicht", winkte Tom ab und unsere Blicke trafen sich. Wenn du jetzt anfängst von Mario zu reden bring ich dich um, dachte ich mir und versuchte wieder einigermaßen normal zu schauen. Dann widmeten sich Toms komische Freunde wieder dem Wohnzimmertisch zu, auf dem eine Shisha und viele Schnapsflaschen standen. "Ist das immer so?", flüsterte ich Svea zu, die mich zum Küchentisch zog. "Immer", zischte sie zurück und setzte sich neben mich. "Verstehst du jetzt was ich mit komisch meine?", fragte sie und schielte dann immerwieder zu den Gästen hinüber. "Und was hat das jetzt hier für einen Sinn?", fragte ich und nickte mit dem Kopf. "Keine Ahnung", zischte Svea wieder und wie festgewurzelt schauten wir Tom und seinen Kameraden zu, wie sie ihre Shisha schürten und dabei immerwieder mit Jägermeister anstießen. "Sveaaa!", schrie Tom auf einmal, der schon ziemlich angetrunken war. Meine Freundin erhob ihren Kopf aus unserem Gespräch: "Was denn?", fragte sie genervt. "Geh Essen holen", lallte er und sie sprang sofort auf und nahm sich ihren Geldbeutel. Mir blieb fast der Mund offenstehen, weil ich es nicht fassen konnte, wie sie sich von ihm ausnutzen ließ. "Ich bin gleich wieder da", meinte sie leiße und verließ dann die Wohnung. Super, jetzt saß ich alleine mit 10 Besoffenen in einem Raum, von denen ich eine Person kannte. Vorsichtig versuchte ich mich in mein Zimmer zu schleichen, weil ich mich dort viel sicherer fühlte. "Eeeey trink einen mit!", brüllte wieder der eklige Typ mit den langen Haaren und hielt mir die Flasche hin. "Nein du lass mal", meinte ich schnell und winkte ab. "Komm schon, ein Schluck geht doch", hakte er weiter und kam jetzt schon auf mich zu. "Nein ich darf nicht", sagte ich und bekam langsam schon Angst. Mein Blick fiel auf Tom, der nur grinsend und wankend im Kreis mit den Anderen stand. So schnell es ging lief ich in mein Zimmer und ein Glück folgte mir der Typ, der wirklich krass Captain Jack Sparrow ähnelte, nicht nach. Ein Bisschen geschockt ging ich an mein Handy und wollte mich bei Mario melden. Es tutete und tutete, doch er ging nicht ran. Fast schon enttäuscht legte ich mein Handy weg und beschloss von einer Sekunde auf die andere zu schlafen. Also zog ich meinen Pullover aus, sodass ich nurnoch im Top vor meinem Schminkspiegel saß um mich abzuschminken. Das Gelächter und Gebrülle von draußen ging mir gewaltig auf die Nerven, doch ich konnte mich ja schlecht dagegen wehren, weil ich ja sozusagen auf Svea angewiesen war. Als ich gerade das Abschminktuch auf mein Auge gesetzt hatte sprang die Tür auf und der Typ kam herein, nein, er torkelte herein. "Was willst du denn hie.." -"Halts Maul und zieh dich aus", unterbrach er mich und kam auf mich zu. Jetzt hatte ich wirklich Angst und krallte mich am Stuhl fest. "Nein spinnst du!", rief ich und drehte mich von ihm weg. "Ich bin Sven und du?", flüsterte er mir ins Ohr und ich konnte seine Alkoholfahne deutlich riechen. "Das geht dich gar nichts an", entgegnete ich und versuchte aufzustehen und nach draußen zu laufen, doch dabei krallte er mich und trug mich zum Bett. "Hör auf!", brüllte ich und versuchte mich aus seinen Griffen zu wehren. "Sei leiße und sei nicht so frech!", schrie er mir ins Ohr und begann mir das Oberteil auszuziehen. "Hör auf!", brüllte ich wieder und fing an zu weinen. "Svea! Svea! Hilf mir", heulte ich und strampelte mit allen Vieren, doch es half alles nichts. Meine Schreie hallten durch die ganze Wohnung, doch wegen der lauten Musik schien es niemand zu hören. "Ich helf dir keine Sorge", lallte Sven und öffnete jetzt meine Hose und knutschte meinen Nacken ab. Seine Küsse brannten auf meiner Haut. "Hör auf!", jammerte ich wieder und fuchtelte mit beiden Händen um mich, doch er griff sie sich mit einer Hand und hatte so die Chance mich zu entkleiden. "Svea!", brüllte ich wieder, sodass mein Hals fast wehtat. Die Tränen auf meinen Gesicht brannten ebenfalls und ich zitterte am ganzen Körper. Wehrlos musste ich mit ansehen, wie mich irgendein dahergelaufener Besoffener abschleckte und mich vermutlich noch vergewaltigte. "Hör bitte auf", flehte ich und meine Stimme versagte fast. Mein Schluchzen war so laut, dass er jetzt meine Arme wieder los ließ und meinen Hals mit der Hand umfasste. Ich bekam keine Luft mehr. "Hilfe!", brüllte ich, worauf er noch mehr zudrückte. Inzwischen hatte er es geschafft mir die Hose auszuziehen und arbeitete an seinem Hosenreisverschluss. "Du machst mich wirklich geil weißt du das?", meinte er mir ins Ohr und schleckte wieder irgendwie an meinem Hals herum. Immerwieder strampelte ich mit den Beinen und Armen, doch er versetzte mir immer einen so derartig schmerzhaften Schlag, dass ich mit schmerzverzogenem Gesicht aufhörte. "Aua", schrie ich und schniefte. Langsam bemerkte ich, dass ich wohl kaum noch Chancen gegen den Mann hatte und ließ es über mich ergehen. Ich war am Ende. Heulend und schreiend zog er mir jetzt auch meinen BH aus und berührte meine Brüste. Jetzt kam mir auf einmal Mario in den Sinn und ich musste noch mehr weinen. Und je länger ich weinte, desto weniger blieb ich bei Bewusstsein. "Mario hilf mir!", jammerte ich und wiederholte immerwieder den Namen meines Freundes. Dann fühlte ich irgendetwas zwischen meinen Beinen, doch ich bekam es fast nicht mehr mit. "Du mieses Arschloch!", brüllte auf einmal jemand von der Tür her und Sven schreckte auf. Ich nutzte die Gunst der Stunde und befreite mich aus seinen Griffen. In der Tür stand Svea und lief jetzt auf das Bett zu und holte zur Ohrfeige aus. "Aua sag mal spinnst du, du Fotze?!", brüllte Sven und zog sich seine Hose wieder an. Ich nahm mir meine Bettdecke und verkroch mich in die Ecke meines Bettes und zitterte und wimmerte. "Lass dich hier nie wieder blicken!", brüllte meine Freundin und schlug ihn nochmal voll ins Gesicht. Dann verließ er das Zimmer wieder und ich begann gnadenlos zu heulen. "Jenna alles ist gut", versuchte mich Svea zu beruhigen, doch sie schaffte es nicht. Ich konnte nicht glauben, was gerade passiert war. "Ich will hier weg", heulte ich und zog mir mit zittrigen Händen wieder meine Kleidung an. "Jenna es ist mitten in der Nacht", meinte Svea, doch das war mir so egal. "Jenna beruhig dich, das tut deinem Nachwuchs nicht gut", ermahnte sie mich und fasste mir an die Schulter. Heulend schlug ich sie weg und packte mir dann meinen Koffer: "Aber fast vergewaltigt werden und Alkohol trinken wären gut gewesen oder was?!", schrie ich und stürmte dann aus dem Zimmer. Mir war es scheißegal wie ich im Moment aussah oder ob ich irgendetwas vergessen hatte, ich wollte einfach nur zu Mario. Ich ließ die Haustür mit einem Schlag zufallen und stürmte dann durchs Treppenhaus ins Freie und setzte mich dann zwei Häuserblocks weiter auf den Gehsteig und rief meinen Freund an.

Meinungen? Habt ihr überhaupt noch Lust, dass ich weiterschreibe?

Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt