Kapitel 86

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Ich drehte den Schlüssel herum und zog Mario am Handgelenk die Treppe hinauf und in unsere Wohnung, wo Theo noch vor dem Fernseh saß. "Ich bin wieder Daheim!", rief ich und zog meine Jacke aus. "Philipp kann nicht schlafen, er kommt bestimmt gleich wieder angerannt", seufzte er von der Couch aus, doch fixierte weiter den Bildschirm. "Das ist nicht so schlimm, schau mal wen ich mitgebracht hab", meinte ich und zog Mario um die Ecke. "Alter!", rief Theo und sprang auf, "dich haben wir ja wirklich seit einem Jahrhundert schon nicht mehr gesehen". Theo wusste nichts von unserer Trennung, was ich erst ab heute wieder für gut empfand. "Servus", grinste Mario ruhig und setzte sich auf die Couch. Wie ein Gast schaute er sich um und war ganz still. "Wie fühlst du dich?", fragte ich und setze mich neben ihn. "Das ist so anders", grinste er und fuhr herum als er jemanden weinen hörte. "Jonas", flüsterte er und wollte aufspringen, doch ich hielt ihn davon ab. "Bleib bitte noch ganz kurz sitzen, Theo macht das", flüsterte ich und lehnte mich wieder an ihm an. Mario schnaufte und schaute mir in die Augen: "Du glaubst nicht wie sehr ich diese Couch vermisst hab". "Du willst nicht wissen wie ich dich neben mir auf dieser Couch vergessen hab", entgegnete ich. In dem Moment hörten wir eine Tür schlagen. Ruckartig drehten wir uns um und sahen Philipp im Türrahmen stehen. "Mama ich kann nicht schlafen", weinte er mit zugekniffenen Augen. "Komm mal her mein Großer", meinte sie und streckte ihre Arme aus. An mir lief er in seinem schlaftrunkenen Zustand vorbei und schmiegte sich an seine Mutter. "Schau mal wer zurück ist", flüsterte Jenna dann und Philipp drehte sich in meine Richtung. "Papa?", flüsterte er kurz und weinte noch heftiger. Dann streckte er seine Arme aus und rannte auf mich zu. Wir sagten beide nichts, nur sein Schluchzen war zu hören und er schmiegte sich ganz eng an mich. Er zitterte am ganzen Körper und drückte sein Gesicht gegen meinen Brustkorb. "Ich hab dich so vermisst Papa, bitte geh nie wieder weg", weinte er. "Ich geh nie wieder solange weg, mein Großer", flüsterte ich und musste mir ebenfalls meine Tränen unterdrücken. Es war ein atemberaubendes Gefühl ihn in meinen Armen zu halten. "Trennt ihr euch nicht?", hakte er nach, worauf sich Jennas und mein Blick trafen. "Nicht das ich wüsste", meinte ich, worauf sie den Kopf schüttelte. "Geh ins Bett und schlaf dich aus, ich bin morgen früh auch noch da", meinte ich und trug ihn auf meinen Armen in sein Zimmer. "Ich hatte Angst, dass wir ohne dich weiterleben müssen", weinte Philipp, als ich ihm seine Bettdecke unters Kinn zog. "Ich lass euch doch nicht alleine", flüsterte ich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn, dann schaltete ich das Licht aus und lief ins Schlafzimmer. Meine Betthälfte war sorgfältig zurecht gemacht und sah so aus, wie wenn seit Jahren niemand mehr darauf gesessen war. Vorsichtig legte ich mich hinein und wenig später kam auch Jenna noch neben mich. "Sei ganz ehrlich: Lief da wirklich nichts?", hakte sie nach. "Spinnst du? Nur weil sie was von mir will heißt es nicht, dass ich dafür meine Familie hängen lasse", entgegnete ich schnell, "bitte hör auf von ihr zu reden". "Ist ja okay", flüsterte sie und und schmiegte sich an mich heran. "Wo treibt sich deine Schwester im Moment rum?", fragte ich dann. "Frag nicht, ich glaube die ist bei meinem Papa", meinte sie, "tut mir leid, dass wir uns wegen ihr so streiten mussten". "Vergessen wir das mal bitte", flüsterte ich und schaute mich im Raum um. Es hatte sich ein Glück nichts verändert. "Ich bin so müde, aber will nicht schlafen", jammerte Jenna. "Schlaf, ich pass auch auf dich auf", grinste ich und schmiegte mich ganz eng an sie. "Okay", flüsterte sie und machte die Augen zu. Ich musste ihr einfach einen Kuss auf die Stirn geben und ich sah genau, wie sie kurz grinsen musste. Am nächsten Morgen wurde ich vom Klingeln meines Handys geweckt. "Ja was ist?", krächzte ich verschlafen. "Mario!", schrie eine Frau ins Telefon. "Was", seufzte ich, als ich merkte, dass es Svenja war. "Du bewegst schleunigst deinen Fußballerarsch hierher, der Flieger geht in zwei Stunden!", schrie sie. "Fahr runter", meinte ich genervt und schaute an die Decke. "Ich frag dich jetzt lieber nicht wo du bist oder wo du die Nacht verbracht hast, ich musste mir alleine ein Hotel suchen, weil ich ohne dich nicht in unsere Unterkunft gekommen bin", brüllte sie in den Hörer. "Ach sei leise, ich komm so schnell es geht", meinte ich und legte auf. Jenna war auch aufgewacht und schaute genervt zu mir nach drüben. "Ich muss wieder los", krächzte ich und stand ganz schnell auf. Als ich in die Küche lief um ein Glas Wasser zu trinken traf ich auf Philipp, der mit Jonas auf dem Arm auf der Couch lag. Sie hatten mich noch nicht entdeckt, deswegen hielt ich kurz inne. "Jonas der Papa ist wieder da", flüsterte er, "und er hat gesagt er kommt wieder, weißt du was das heißt? Wir haben unseren Papa wieder". Mir wurde klar, wie sehr ich Philipp in den letzten Monaten gefehlt hatte. "Morgen ihr zwei", meinte ich und setzte mich mit aufs Sofa. Jonas war extrem gewachsen in den letzten zwei Monaten. "Du bist ja groß geworden", flüsterte ich und nahm ihn Philipp aus den Armen. "Wir haben ihn ja auch jeden Tag gut gefüttert", fügte mein größerer Sohn stolz hinzu. "Gut so", schmunzelte ich und streichelte Jonas über die Wangen. "Philipp zieh deine Schuhe an, wir fahren den Papa zum Flughafen", rief Jenna und schlüpfte in ihre Nikes. "Musst du schon wieder gehen?", fragte er traurig. "Ich verspreche dir, dass wir uns bald wieder sehen", versicherte ich ihm und schlüpfte in meine schwarzen Lackschuhe. Dummerweise hatte ich in meinem Anzug geschlafen und das sah man auch, doch ich durfte keine Zeit mehr verlieren. Mit Jonas auf dem Arm schnappte ich mir mein Handy, weil ich ja sonst nichts mehr dabei hatte und lief aus der Tür. "Wie lange bist du jetzt noch in England?", fragte meine Frau und setzte sich neben mir auf den Beifahrersitz. "Normalerweise noch zwei Tage und dann muss ich mich entscheiden", seufzte ich und setzte mir meine Sonnenbrille auf. "Schon eine Tendenz?", hakte sie nach. "Sei ganz ehrlich: Willst du nach Manchester?", fragte ich sie leise und so, dass es Philipp nicht hören konnte. Entschlossen schüttelte sie den Kopf und mied meinen Augenkontakt. "Ist doch kein Problem, ich sag denen einfach ab", meinte ich und fuhr auf die Hauptstraße. "Das kannst du nicht so schnell entscheiden Cowboy", wehrte Jenna ab, "sprech erstmal mit deiner Beraterin oder was sie auch immer ist". "Svenja will, dass ich nach England komme, dass ich bei ihr bin", versuchte ich ihr klar zu machen, "außerdem fühl ich mich in der Mannschaft nicht wohl". "München?", fragte Jenna vorsichtig. "München", wiederholte ich. "MÜNCHEN!", schrie Philipp von der Rückbank. Damit war es wohl entschieden und für uns wohl alle das Beste. Nach fünfzehn Minuten waren wir am Flughafen. "Also, wir sehen uns in ein paar Tagen wieder", rief ich, als wir in der Empfangshalle standen und nahm meinen Sohn in den Arm. "Bringst du mir was aus England mit?", fragte er, als ich ihn wieder losließ. "Wenn du auf deinen Bruder aufpasst, bis ich wiederkomme", grinste ich und strubbelte ihm über die Haare. Dann beugte ich mich kurz über Jonas und gab ihm einen Kuss auf die Stirn und schaute in Jennas Augen. "Ich hoffe dieser Abschied wird nicht mehr für so lange sein, wie das letzte Mal", flüsterte sie und legte ihre Stirn an Meine. Vorsichtig näherte ich mir ihren Lippen und berührte sie. Wir hatten viele Küsse nachzuholen. "Bis dann", flüsterte ich in den Kuss und sie grinste mich noch kurz an. Dann drehte ich um und lief schleunigst zum Gate, wo Svenja schon genervt auf mich wartete. "Ist ja nicht so, dass ich seit einer Stunde hier rumstehe und auf dich warte, NEIN, du hast mich gestern auf der Party sitzen lassen und bist einfach mit einer Kellnerin abgedampft!", schrie sie mich sauer an und drückte mir meine Reisetasche in die Hand, auf die sie in dieser Nacht anscheinend aufgepasst hatte, "wenn du nochmal so eine Scheiße abziehst ist die Nettigkeit zwischen uns Geschichte, dann helfe ich dir kein Bisschen mehr mit deiner Entscheidung!" Für einen kurzen Moment begann ich zu lachen. "Ich muss mich bei dir für nichts entschuldigen und das mit meiner Entscheidung schaffe ich glaub ich auch alleine, ich weiß gar nicht wieso du dich jetzt so aufregst", schüttelte ich den Kopf. "Wieso lässt du mich einfach so auf einer Party stehen und ziehst mit so einem Flittchen ab? Ich habe wirklich gedacht, dass sich zum Ende hin irgendetwas zischen uns entwickeln könnte, aber das kannst du jetzt wirklich vergessen. Wie kannst du mich gegen diese braunhaarige Tusse eintauschen. Und die Haare sind gefärbt, das hab ich genau gesehen!", zischte sie mich an und lief in Richtung der Kontrollen. "Jetzt mach mal halblang Barbie. Das braunhaarige Flittchen ist meine Ehefrau mit der ich zwei Kinder habe und die gestern Abend einer Freundin geholfen hat", hake ich ein. "Was?", wiederholte sie und blieb augenblicklich stehen, "heißt das.." -"Ich wollte noch nie irgendwas von dir und würde nie was mit dir anfangen", schüttelte ich den Kopf und lief etwas schneller, um sie abzuhängen, "ach ja, und ich gehe zurück nach München, dann müssen wir uns nicht mehr sehen". Nachdem ich das gesagt hatte hörte ich nichts mehr von ihr. Selbst als wir in Manchester aus dem Flieger stiegen sagte sie nichts. Wir riefen uns unterschiedliche Taxis und danach sah ich sie nicht mehr. Am nächsten Tag wurde ich ins Büro gerufen, wo der Trainer und der Manager auf mich warteten. "We have to talk about your future", begann Louis und der Manager holte ein Formular heraus. "One signature and you are in our team, save", meinte er und hielt mir den Stift hin, doch ich schüttelte den Kopf.

Jenna PoV:

Auf dem Heimweg fuhren wir beim Bäcker vorbei und kauften ein paar Brötchen und Brezeln für das Frühstück. Marios Flieger ging um halb neun, deswegen war es noch viel zu früh für mich. Als ich gerade dabei war Jonas aus dem Auto zu heben klingelte mein IPhone und Jonas Trainer Konstantin rief an. "Götze?", meldete ich mich und lehnte mich gegen meinen Audi. "Hallo, Konsti hier, hättet ihr später kurz Zeit vorbei zu kommen? Philipp und du?", fragte er. "Ja klar, kein Problem", seufzte ich und schaute mich nach meinem Sohn um, der schon wieder an unserem Gartenzaun herumturnte. "Dauert nicht lange, bis später", verabschiedete er sich und legte auf. "Philipp wir müssen später zu Konsti fahren, er will etwas mit uns besprechen", informierte ich ihn und schloss die Haustür auf. Nach einem kurzen Frühstück fuhren wir zu Philipps Trainer, den ich sehr gut kannte nach Hadern und klingelten an seiner Haustür. "Gut, dass es so schnell ging", grinste er und umarmte mich kurz. Philipp gab er einen Check. Jonas, der schon wieder eingeschlafen war legte ich auf seine Couch und setzte mich dann mit an den Esstisch. "Wollt ihr was trinken?", fragte der Trainer und tappte aufgeregt hin und her. "Ein Kaffee wäre gut", meinte ich und Philipp bestellte eine Apfelschorle. "Was gibts denn jetzt so Spannendes", drängte ich und fuhr mir durch die Haare. "Ich habe heute ganz früh einen Anruf bekommen", begann er und stellte mir eine Tasse vor die Nase, "der Jugendleiter des FC Bayern hat mich angerufen". Ich wusste genau was jetzt kam, doch Philipp schien noch gar nichts zu verstehen. "Wieso ruft der dich an, kennst du den?", fragte er und betrachtete seinen Trinkbecher. "Der hat wegen dir angerufen und gefragt, ob du in die U9 der Bayern wechseln willst", erklärte er. "Ich bin aber erst sechs, das ist denen schon klar oder?", meinte Philipp mit zugekniffenen Augen. "Du bist so gut, dass sie dich trotzdem haben wollen. Ein Mann hat dich gesehen und hat es den Leitern erzählt", grinste Konsti. "Was sagst du dazu?", fragte er vorsichtig und drehte sich zu mir rüber. "Wieso fragst du mich da noch? Es war doch immer dein Traum beim Fc Bayern zu spielen", grinste ich und schaute ihn verwirrt an. "Ja", schmunzelte er und begann zu strahlen. "Jetzt müssen nurnoch deine Eltern zustimmen und dann kannst du direkt anfangen", erklärte er und schaute mich ebenfalls an. "Ja ich glaube Mario hat da wenig dagegen und ich finde es auch gut", zuckte ich mit den Schultern. "Oh geil!", kreischte Philipp und fiel mir um den Hals, "das müssen wir Papa auf jeden Fall erzählen, wenn er anruft!" "Der wird ganz stolz auf dich sein", versicherte ich ihm und schaute zu Konsti hoch. "Bist du jetzt traurig?", wollte Philipp wissen, "weil ich bin schon traurig". "Natürlich bin ich traurig, aber der Stolz überwiegt", grinste sein Trainer und klatschte mit ihm ein, "du bist mein bester Mann". Glücklich grinste Philipp vor sich her und schaute strahlend in der Gegend herum.

Mario PoV:

"I want to go back", meinte ich kurz, worauf mich die beiden Männer mit aufgerissenen Augen ansahen. "W..what?", stotterte Louis. "The time was good, but I think my future will be in Munich", flüsterte ich. In diesem Moment hätte ich mir wirklich bessere Englischkenntnisse gewünscht. "Mr. Hampton!", rief der Manager den Mann, der neben der Tür stand, "please call Mrs. Cleary". Wozu brauchten wir denn jetzt Svenja? Wenig später stand sie auch mit im Zimmer und hörte sich irgendeine Predigt an, die ihr vom Manager ins Ohr geflüstert wurde an. "Please tell him", waren seine letzten bösen Worte. "Ähm ja, er sagt, dass es nicht vorgesehen war, dass du zurück gehst und eigentlich hast du schon einen festen Vertrag, du kannst nicht mehr zurück", erklärte sie kurz. "Wie ich kann nicht mehr zurück? Ich will aber!", beschwerte ich mich. "Willst du dich mit dem Verein anlegen?", fragte sie prüfend und nickte rüber zu den Männern, die mich sehr böse anschauten. In diesem Falle wollte ich mich mit dem Club anlegen. Ich wollte hier nicht spielen.

Nach Millionen Jahren kommt endlich wieder was Neues. Ich hoffe ihr kommt noch mit und es gefällt euch. Kommentare sind immer gut und wunderschöne Ferien!♥

Love never runs out (Mario Götze FF - ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt