Kapitel 75

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Hava

Mit einem Blick auf das blaue Wasser stand ich da und holte tief Luft, während ich wusste, dass ich mich gleich beruhigen würde, denn Wasser hatte mich schon immer beruhigt.

Das tiefe Blau und die leichten Wellen, der Wind und der leichte salzige Geruch waren für mich son entspannend, dass ich automatisch runter fuhr.

Mein Kopf pochte noch immer wegen des ganzen Stresses und ich wusste nicht mehr, ob mein Vater log oder doch die Wahrheit sagte.

Ich stellte gerade alles in Frage und ich wusste, das diese Gefühle irgendwann hochkommen würden, doch ich hätte nicht gedacht, dass das jetzt passieren würde.

Ich war froh, dass ich mir kurz fünf Minuten alleine gönnte, denn ich war mehr als nur verwirrt und das praktisch von allem.

Wieder stellte ich mir die Frage, wem ich eigentlich vertrauen konnte und wem nicht?

Und ganz ehrlich, so langsam hatte ich das Gefühl, jeder, den ich kannte, hatte irgendwelche Geheimnisse...

Aber irgendwie war das doch auch normal...

Jeder Mensch hat Geheimnisse und Seiten an sich, die er nicht jedem oder sogar niemandem präsentiert.

Ich verstand Felix und wenn ich mich in ihn hineinversetze, dann verstand ich auch den Hass, den er meinem Papa gegenüber hat. Ich hatte großen Respekt darüber, dass wir so gute Freunde sind, obwohl er denkt, dass mein Papa seine Eltern umgebracht hat. Respekt davor, dass er so erwachsen ist und mich nicht als mitschuldige sieht, dass er nicht Rache an mir genommen hat um meinen Papa zu vernichten. Das er sogar möchte, dass ich mich aus der Sache raushalte.

Das könnte nicht jeder...

Ich verstehe sowohl Felix als auch Ewan.

Wirklich.

Aber wenn ich ihnen glaube, dann wird das Bild von meinem Papa in meinen Augen zusammenbrechen und ich weiß nicht, ob ich damit umgehen könnte.

Er war doch mein Held...

Alles würde zusammenbrechen und ich würde alles hinterfragen und dennoch sagt mir mein Gefühl, dass ich meinen Papa kenne. Dass er es nicht war...

Kann sich mein Gefühl irren?

Kann es wirklich sein, dass ich meinen Papa nicht kenne und er das wirklich gemacht hat?

Ich konnte und wollte nicht daran glauben.

Mein Herz fühlte sich schwer an, als ich tief Luft holte und plötzlich herumgedreht wurde. Ich sah hoch und sah in dunkelblauen Augen, die voller Hoffnung glänzten.

Tief holte er Luft und fing an zu sprechen.

<<Woher hast du die Kette?>>, fragte er völlig ruhig und kontrolliert, doch seine Augen sagten etwas ganz anderes.

Kurz sah ich zu meinem Hals und fasste sie mit meiner Hand an. Die Kette hatte ich beinahe vergessen. Sie war wunderschön. Dezent und doch auf eine Art und Weise auffällig.

Vier kleine und große Schneeflocken waren zu sehen und irgendwie fand ich die Kette wunderschön. Die weißen Steine leuchteten förmlich und ich hatte das Gefühl von einem Wintermärchenland, als ich die Kette ansah.

Komisch das mir die Kette gefallen hat, obwohl sie von -

<<Hava? >>, unterbrach Ewan meine Gedanken und ich hörte die Ungeduld in seiner Stimme.

<<Hm? >>

<<Die Kette, woher hast du sie? >>, fragte er und schluckte.

<<AUM. >>, sagte ich und dachte daran, wie ein Mann in mein Zimmer reingekommen war und mir die Schatulle überreicht hatte.

Mit klopfendem Herzen strich ich über die Kette und fuhr bis nach hinten und öffnete sie mit der Hilfe meiner anderen Hand.

Langsam glitt die Kette von meinem Hals und ich war irgendwie traurig, denn eigentlich fand ich sie wirklich wunderschön, aber ich wusste, sie gehörte mir nicht.

<<Ich wollte sie nicht tragen. Sie gehört mir nicht und normalerweise hätte ich sie dir auch einfach so gegeben, aber in der Schatulle lag ein Brief und AUM hat mich nett darum gebeten sie zu tragen. >>, sagte ich entschuldigend und verdrehte meine Augen. Ich hatte es nämlich noch sehr nett ausgedrückt, den gebeten konnte man das nicht nennen.

Ich war mir nicht mal sicher, ob AUM jemals in seinem Leben bitte gesagt hatte.

<<Ich soll dir etwas ausrichten. >>, sagte ich und wusste, dass es um die Frau ging, die in seinem Herzen ist.

<<Sie lebt. >>, hauchte ich und sah, wie er erleichtert die Augen schloss und lächelte.

Diesen Ausdruck kannte ich gar nicht von ihm, diese enorme Hoffnung in ihm und dieser erleichterter Blick, als ob sein Glück zwischen meinen roten Lippen hing.

Er öffnete seine Augen und lächelte immer noch, während er tief Luft holte und ich erkannte tiefe Gefühle in ihm.

So tief, dass es mich unvorbereitet traf und kurzzeitig überforderte.

Ein schaudern überfuhr mich und ich bemerkte, dass ich noch nie in meinem Leben so viele und so tiefe Gefühle, wie Ewan für sie empfand, gegenüber jemandem empfunden hatte, der nicht zu meiner Familie gehörte. Nicht auf diese Art...

Und irgendwie wusste ich nicht, wie ich mit diesem Gefühl umgehen sollte, denn ich hatte das Gefühl, ich würde etwas verpassen, weil ich so etwas nie gespürt habe.

Ich strecke meine Hand aus und reichte ihm die Kette, als seine Hand meine beim entgegennehmen streifte und ein kribbeln durch mich zog und die Luft um mich herum automatisch dünner wurde.

Auch er schien das bemerkt zu haben, denn seine Hand lag immer noch auf meiner und für einen Moment sah er nur in meine Augen. Es schien beinahe so, als ob er nicht mal nachdenken konnte, als ob er sich ganz dem Gefühl, was gerade zwischen uns ist nach gab und nur diesen magischen Moment erlebte ohne mit dem Gedanken an die Vergangenheit oder an die Zukunft.

Nur jetzt.

In der Sekunde. Die sich wie Stunden anfühlten.

Ich riss meinen Blick von ihm ab und sah runter auf unsere Hände und als ob meine Augen das einzige wären, dass ihn ablenken und um den Verstand bringen könnten, zog er seine Hand wieder zurück, weil wir keinen Blickkontakt mehr hatten.

<<Danke. >>, sagte er leise und atmete tief ein und ob es jetzt an der Situation lag oder doch an ihr lag, wusste ich nicht.

Ich nickte und wusste, dass Ewan seinen Hinweis bekommen hatte, doch wo blieb meiner?

Doch als ich mich umsah, bemerkte ich, dass ich auf meiner eigenen Hochzeit war und ich beschloss, das Beste draus zu machen. Es war meine Traum Hochzeit und ich wollte sie genießen. In vollen Zügen.

Kurz schloss ich die Augen und hörte das Rauschen des Wassers. Ich entspannte mich und mit einem Lächeln machte ich meine Augen auf.

<<Lass uns zurückgehen. Lass uns Spaß haben. >>, sagte ich und dachte an meinen fünften Punkt auf der Liste.

5. Egal was passiert, ich will diesen Abend nur genießen und Spaß haben.

Lächelnd nahm er meine Hand und nickte.

<<Na dann. Lass uns Spaß haben. >>, sagte er und wir lächelten uns an, als wir Hand in Hand zurückgingen.


___🌺❤️

Achja was denkt ihr eigentlich, weil ich habe gar keine Vermutungen gesehen...

Wem glaubt ihr Ewan und Felix oder Oliver?

Denkt ihr Oliver hat Ewans und Felix's Eltern umgebracht?

🤔🤔

Lost Part of a Puzzle - MY HEART IS ON FIRE🔥-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt