Kapitel 23:
„Dein wahres selbst"
-Als ich meine Augen wieder öffnete,
war meine Welt plötzlich nicht mehr dieselbe.Äußerlich war sie vielleicht gleich geblieben, doch innerlich.. war sie in tausend Teile gebrochen. Ich spürte eine weiche Matratze unter mir, und sah mich verwirrt um. Ich lag auf einer Krankenstation.
Jedoch war sie mir nicht bekannt.
Vertrocknetes Blut klebte unter meinen Nasenlöchern, und mein ganzer Körper schmerzte höllisch. Der Raum in dem ich mich befand, war klein. Die Wände waren in einem Fliederton gestrichen, und die Fenster reichten bis zum Boden.
Langsam stand ich auf, und als meine nackten Füße den Holzfußboden berührten, bekam ich Gänsehaut.Vorsichtig ging ich auf das Fenster zu, und blickte hinaus. Ich befand mich im Camp. Was war nur passiert? Plötzlich kamen all die Erinnerungen wieder. Die Mission, Yuna.. Oh Gott.
Ich hatte einen kleinen Bruder.
Und dann kam der unschöne Teil.. Er hatte mir meine Erinnerungen zurück gegeben. Ich schluckte schwer, und Tränen sammelten sich in meinen Augen. „Luna, Liebes.." ertönte aufeinmal Almina's Stimme von hinter mir. Schnell wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, zwang mir ein Lächeln ins Gesicht, und drehte mich zu ihr um.
„Wie geht es dir?" fragte sie, und stellte eine Tasse Tee auf die kleine Kommode neben das Bett.
Absolut scheisse. „Gut."
„Das freut mich.. du hast ein Portal erschaffen, welches euch zurück gebracht hat. Doch kurz darauf, bist du ohnmächtig geworden.." erklärte sie mir.
Ich nickte. „Das konnte ich mir schon denken." „Wir sind gestern nun endgültig ins Camp gezogen. Wir bleiben hier wahrscheinlich auch erstmal für die nächsten Wochen.. zumindest bis sich die Lage beruhigt hat." Überrascht sah ich sie an, und Angst kroch in mir hoch. Was hatte ich verpasst?„Welche Lage?" „Die Menschen.. sie halten fürchterliche Aufstände vor dem Dorf ab. Sie geben uns allen die Schuld an den Morden.." „Was für ein Unsinn.. das ist das Werk des Zirkels." sagte ich. Sie nickte. „Ich weiß.. aber das wissen sie leider nicht. Oder sie wollen es nicht wissen.. keine Ahnung."
Seufzend sank ich wieder auf das weiche Bett zurück. „Ganz klasse.." Sie sah mich eine Weile nachdenklich an, bevor sie sich schließlich räusperte. „Du weißt schon, dass ich ganz genau spüren kann, dass es dir alles andere als gut geht, oder?" Mist. Das hatte ich völlig vergessen..
Almina verfügte ja ebenfalls über die Gabe des Gefühle Lesens.
„Ich möchte nicht drüber reden." gab ich ehrlich zu.
Sie nickte verständnisvoll, und legte mir ihre Hand auf den Arm. Sofort fühlte ich mich leichter, und schloss meine Augen für eine Sekunde.„Yuna hat mir bereits alles erzählt.. nimm dir soviel Zeit, wie du nur brauchst." flüsterte sie. Ich nickte deprimiert. „Ja.." „Achja, wenn wir einmal bei Yuna sind.. Sie möchte dich sehen."
———
Schweigend saß ich in der Cafeteria des Hauptgebäudes, und starrte Yuna und Mr.Mitchell an, die mich mitleidig musterten. Yuna schien äußerlich unversehrt zu sein, was mich erleichterte. Doch innerlich.. war sie wahrscheinlich genauso durcheinander wie ich. „Wie geht es dir?"
Ich verdrehte meine Augen.
„Diese Frage habe ich heute sicher schon 20 mal gehört.." stöhnte ich. „Tut mir leid." entgegnete sie mir. Ich schüttelte mit dem Kopf. „Nein, ist schon okay, ich will nur nicht drüber reden.." Sie nickte und streichelte mir verständnisvoll mit dem Daumen über meinen Handrücken.
„Das ist vollkommen okay Luna."
„Luna.." setzte Mr.Mitchell nun ernst an. „Wir konnten bei den Akten der Polizei, nichts über ein angebliches weiteres Kind von Torin Gallon ausfindig machen.." Ich schluckte schwer.
„Ich hatte gehofft.. dass du.. naja.. uns durch deine scheinbar dazu gewonnenen Erinnerungen etwas über ihn sagen könntest." „Alles was er gesagt hat, war wahr. Er hat nicht gelogen." murmelte ich schnell, und erhob mich. „Warte.."
Doch ich hörte nicht auf seinen Einspruch, und stürmte im nächsten Moment aus der Cafeteria.
Dabei lief ich fast in Finn rein, der mich überrascht und freudig zugleich ansah. „Hey Luna.." begann er zu stammeln. Als er in mein Gesicht blickte, erlosch plötzlich sein Lächeln. Ich ignorierte ihn, und beschleunigte meine Schritte noch etwas mehr.
Ich kämpfte gegen die heißen Tränen in meinen Augen an, und rannte schließlich nach draußen.
———
Meine Füße schlugen immer wieder und wieder hart auf dem Waldboden auf, und meine Lunge schrie förmlich nach Luft. Tränen verschleierten meine Sicht, doch ich hielt nicht an.
Ich rannte immer weiter.
Ich hatte das Gefühl, dass mit jedem Atemzug, den ich tat, eine weitere Erinnerung aus den Tiefen meines Unterbewusstseins geschossen kam.
Mit jedem Schritt, den ich tat, durchzog erneut der Schmerz meinen Körper, und mit jedem Herzschlag, den mein Herz ableistete, durchfuhr mich ein zittern. Es war grauenvoll.
Da waren so viele Bilder aufeinmal.
So viele schreckliche Bilder.Sie wollten einfach nicht verschwinden. Nein, viel eher würden sie nicht einfach so verschwinden. Denn sie waren ein Teil von mir.
Mitten auf dem Weg, brach ich schließlich schluchzend zusammen. Ich presste mir meine schwitzigen Hände auf mein Gesicht, und lies einen grausamen, erschütternden Schrei los, der durch den ganzen Wald hallte. Sofort ergriffen alle Vögel die Flucht, und flogen davon. Die Erinnerungen überrollten mich wie eine riesige Welle, und ich hatte das Gefühl, durchzudrehen. Nein, ich hatte nicht nur das Gefühl, sondern ich tat es auch. Ich drehte durch. Ich verlor meinen Verstand.
Sicher eine gute halbe Stunde lang, saß ich im Dreck des feuchten Waldbodens, und weinte vor mich hin. Solange, bis ich plötzlich an einen Punkt kam, an dem ich für einen Moment nichts mehr fühlte.
Doch dieser hielt nicht lange an. Denn auf die endlose Trauer, folgte unerbittlicher Hass und angestaute Wut. Ich keuchte schwer, und stand mit zitternden Beinen wieder auf. Meine Augen glühten rot auf, und ehe ich mich versah, brodelte in meinen Handflächen ein wild loderndes Feuer.
Ich war so so wütend.. Aber nicht auf meinen Bruder, oder auf Torin. Nein. Auf mich selbst.
Auf all die schrecklichen, abgrundtief bösen Dinge, die ich bisher getan hatte. Ich hatte all die ganze Zeit über, Torin für ein Monster gehalten. Doch in Wirklichkeit, war ich nicht besser als er.
Ich konnte die Kontrolle über meine Gefühle nicht länger halten, und lies das Feuer in meinen Händen schließlich laut brüllend los.
In Windeseile verteilte es sich überall um mich herum. Die Bäumen brannten lichterloh, und dunkler Rauch stieg in den wolkenlosen Himmel empor. Mittlerweile hatte das Feuer mich ebenfalls eingeschlossen, doch ich hatte keine Angst. Weinend brach ich auf dem Boden zusammen. Die Flammen hielten einen gewissen Abstand zu mir ein, doch trotzdem brannten sie alles um mich herum nieder.
Ich hatte die Kontrolle verloren.
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stars in the sky | the return of the dark
Paranormal„Es hat so lange Frieden geherrscht, dass wir nicht mehr wissen, wie sich Chaos anfühlt.." Nach dem verzweifelten Kampf gegen die dunkle Seite, geht für Luna das Leben ganz normal weiter. Sie besucht die Akademie für magische Fähigkeiten, die von n...