| Kapitel 16 |

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Kapitel 16:
Komm mit mir"
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Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.." weinte er. Er musste ziemlich verzweifelt sein, wenn er vor mir anfing zu weinen. Mitleid überkam mich, und ich legte ihm tröstend meine Hand auf den Arm.

„Du musst dich einfach nur für das richtige entscheiden Blake." sagte ich mit sanfter Stimme.
„Es ist ganz einfach.. komm mit mir. Komm mit mir ins Camp.. zu deiner Familie." Er schüttelte schluchzend mit dem Kopf. „Es ist eben nicht einfach.." Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, und sah ernst zu mir hoch.

„Es wird bald Krieg herrschen Luna. Unser Vater bereitet bereits alles vor.. wir wurden schon 2 mal von Menschen angegriffen. Er will es so schnell wie möglich beenden.."

Also waren wir nicht die einzigen, die den Zorn der Menschen zu spüren bekommen hatten..

Ich lehnte mich weit zu ihm vor. „Blake.. der Krieg hat nie aufgehört. Wir befinden uns andauernd im Krieg, solange Torin unter uns ist. Deswegen ist es wichtig, auf unsere Seite zu wechseln. Jetzt hast du noch eine Wahl.. du solltest sie nutzen."

„Was ist mit den Menschen?" fragte er leise. Ich zuckte mit den Schultern. „Was soll mit ihnen sein? Sie wurden von euch umgebracht, und nun setzten sie sich zur Wehr. So wie es jeder von uns machen würde.. keiner will sterben. Wir alle wollen leben." „Vater will sie alle töten. Er sagt, wir haben nicht genug von ihnen getötet." „Das wollte er schon immer.. ich schätze er sieht das ganze als seine Lebensaufgabe an." scherzte ich.

„Bist du immer noch auf der Seite der Menschen? Auch nach all dem, was sie uns und euch zur Zeit antun?" hakte er überrascht nach. Ich nickte. „Ich bin nach wie vor auf ihrer Seite. Natürlich sind ihre Taten nicht richtig, aber es war mir klar, dass sie sich das nicht ewig gefallen lassen. Schade ist nur, dass wie immer auch die darunter leiden müssen, die unschuldig sind." schoss es harsch aus mir.

Er blickte mich schuldbewusst an. „Tut mir leid, aber wir mussten nunmal 1000 von ihnen töten, um unseren Vater zurück zu holen." „Ihr musstet gar nichts.. ihr wolltet.. das ist ein Unterschied." warf ich ihm an den Kopf. Er seufzte, und senkte den Blick. Ich tat es ihm gleich. „Naja, was geschehen ist, ist geschehen. Wie immer sitzen wir alle in der gleichen Scheiße. Aber noch können wir dafür sorgen, dass alles nur halb so schlimm ausgeht." sagte ich ernst, und sah ihn hoffnungsvoll an.

Tief in mir, hatte ich immer noch Hoffnung für ihn.
Und diese wollte ich nicht los lassen.

Ich konnte ihn nicht aufgeben.

Er nickte still.

„Blake.. sei kein Idiot, und komm mit mir. Ich bitte dich.. du willst keinen Krieg. Glaub mir.. ich hab es selbst schon erlebt. Ich hab mit meinen eigenen Augen mitansehen müssen, wie Freunde und Verbündete gefallen sind.. das ist keine leichte Sache. Es tut weh. Und zwar für immer.. dein ganzes restliches Leben lang.." Er schwieg weiterhin.

„Was erhoffst du dir denn, wenn du bei ihm bleibst?"
fragte ich, auch wenn ich die Antwort darauf schon wusste. Liebe. Doch ich wollte sie aus seinem Mund hören. Er atmete tief durch, und erhob sich schließlich. „Tut mir leid Luna. Ich habe meine Entscheidung bereits in der Sekunde gefällt, als ich dich dazu gezwungen habe, mit mir gemeinsam das Ritual durchzuführen."               Autsch.

Das war ein Schlag ins Gesicht. Aber was für einer.
Mein Herz zog sich vor Schmerzen zusammen, und Enttäuschung überrannte mich.

Er hatte sich für unseren Vater entschieden..

Somit stand er auf der Seite des Feindes.

Tränen traten in meine Augen, doch diesmal hielt ich sie nicht zurück. Er sollte sehen, dass er mit dieser Entscheidung meine Gefühle verletzt hatte.

Als er in mein Gesicht blickte, zeichnete sich auch in seinem Blick Schmerz ab. Er sah mich für gute 2 Minuten einfach nur an, bis er sich schließlich räusperte. „Noch 4 Tage.." murmelte er leise.

„Noch 4 Tage, bevor alles zusammen bricht." sagte er. Er wollte mich warnen. „Bereitet euch gut vor. Torin wird angreifen. Er wird alles vernichten.."

Danach drehte er sich ohne ein weiteres Wort zu sagen rum, und ging davon. Gedankenverloren starrte ich ihm hinterher, und sah ihm dabei zu, wie er davon ging. Und als er nur noch ein kleiner, dunkler Punkt am Horizont war, lies ich meinem Schmerz freien Lauf. Ich bedeckte meinen Mund mit meinen Händen, und schrie laut auf. Die salzigen Tränen rannten mir über meine Wangen, und ich schmeckte sie auf meinen Lippen. Mein ganzer Körper zitterte unkontrolliert.

Mein kleiner Bruder, hatte sich für die Seite meines Vaters entschieden. Mein kleiner Bruder, hatte sich gegen mich entschieden.

Mein kleiner Bruder, mit dem ich einst alles geteilt hatte, was ich besaß. Für den ich alles getan hätte, nur um ihn einmal lächeln zu sehen. Für den ich die ganze Welt eingerissen hätte, um ihn zu beschützten.
Mit dem ich geweint, gelitten und gelacht hatte.

Mein kleiner Bruder, dem ich das Fahrrad fahren und das Schleife binden beigebracht hatte, nachdem unser Vater ihn nach dem ersten gescheiterten Versuch aufgegeben hatte. Den ich niemals aufgegeben hatte. Und der nun mein Feind war.

Nach einer halben Stunde voller Schluchzen, wurde ich plötzlich ganz ruhig, und starrte auf das Wasser vor mir, welches friedlich hin und her floss.

Genau in diesem Moment, fühlte ich aufeinmal gar nichts mehr. Keine Ahnung ob das daran lag, dass ich grade zum ersten Mal seit langer Zeit, alles raus gelassen hatte, was sich in mir angestaut hatte.

Und ein Bruchteil einer Sekunde später, realisierte ich dann schließlich etwas..

Nämlich, dass wir nur noch 4 Tage hatten.

stars in the sky | the return of the dark Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt