| Kapitel 36 |

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Kapitel 36:
„stärker und geschickter"
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Gute 10 Minuten später standen wir wieder neben Jeffrey und Mr.Mitchell, in der leeren, verkohlten Halle. Die beiden hatten alle evakuiert und das Feuer erfolgreich gelöscht. Doch von meinem Bruder fehlte jede Spur.

Ich wischte mir erschöpft über mein verheultes Gesicht. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie grauenvoll mein Makeup nun wohl aussah..

„Oh man.. das war ja ein Abend.." seufzte Jeffrey.
„Wohl eher ne Nacht.. wir haben es gleich 5 Uhr Morgens." entgegnete Mr.Mitchell ihm. „Wird wohl echt Zeit, endlich Feierabend zu machen." lachte Jeffrey daraufhin.

Kane gähnte. „Ich bitte drum.."

Mr.Mitchell nickte, und bildete voller Konzentration
ein hellleuchtendes Portal vor uns. „Ladies First." grinste er und lies mich vorgehen.

———

Keine Minute später, wurden wir auf dem Campgelände wieder rausgeschmissen. Ich zog reflexartig den Rock des Kleides nach oben, damit dieses nicht in die Schlammpfütze vor mir geriet.

Jeffrey verabschiedete sich schnell von uns allen, und ging auf sein Auto zu, um Nachhause zu fahren.
Jared schien nach wie vor mit Asteria auf der Polizeiwache zu sein, denn wir konnten ihn nicht erreichen. Mr.Mitchell seufzte. „Na gut.. ich glaub ich werd doch nochmal einen schnellen Abstecher zur Wache machen.." Langsam kam er auf uns zu. „Ihr beide habt heute gute Arbeit geleistet.. ihr könnt stolz auf euch sein. Insbesondere du, Luna.

Er richtete seinen Blick auf mich, und lächelte mir warm entgegen. Gerührt sah ich in seine braunen Augen. „Danke." „Nein, ich muss dir danken. Nur durch dich ist die Mission heute ein voller Erfolg geworden." Kane nickte zustimmend.

„Nun gut.. ich wünsche euch eine angenehme Nachtruhe. Wir sprechen uns am Nachmittag wieder, wenn wir alle ausgeschlafen haben.." murmelte er, und bildete ein kleines Portal, in welchem er im nächsten Moment verschwand.

Nun waren es nur noch Kane und ich.

Nachdenklich starrte ich dem Portal hinterher, bis mir schließlich ein erschöpftes seufzen entfuhr.
Langsam setzten wir uns in Bewegung, und gingen gemeinsam den Hauptweg zu den Hütten entlang.

„Du hast echt deinen Bruder gesehen? Bist du dir sicher?" fragte Kane mich nach einer Weile des Schweigens. Grübelnd nickte ich. „Ja.. zu 100 Prozent. Das war er.." „Okay.. nur.. was wollte er da? Wusste er, dass wir dort sein würden?"

„Ich weiß es nicht.. ich wünschte, ich wüsste es." gähnte ich müde.

Meine Wellen hatten sich total ausgehangen, mein Kleid war hinüber und ich völlig fertig. Ich wollte nur noch eins.. aus diesem Kleid raus, und schlafen.

Als wir an Alora's und meiner Hütte ankamen, blieben wir schließlich stehen. Wortlos sah ich Kane an, und sobald ich das tat schossen meine Gedanken zurück zu unserem Tanz, bei dem wir uns fast geküsst hatten. Und dazu, wie er mich während meiner Panikattacke gehalten und beruhigt hatte.

Ein kleines lächeln huschte über meine Lippen.
„Danke." wisperte ich. Überrascht hob er eine Augenbraue. „Wofür?" „Für alles, was du heute für mich getan hast." Nun lächelte er ebenfalls. „Immer wieder gerne, Luna." flüsterte er leise. „Im ernst Kane.. wenn du nicht gewesen wärst.." setzte ich an. „Psst." fuhr er dazwischen und legte mir seinen Zeigefinger auf die Lippen. „Darüber wollen wir gar nicht erst nachdenken.." Überrascht sah ich ihn einen Moment an, und dabei breitete sich ein warmes Gefühl in meiner Magengegend aus.

Fühlte es sich so an, wenn man verliebt war?

Ich hatte keine Ahnung.
Ich war noch nie in jemanden verliebt gewesen.

Plötzlich tat er etwas, was das warme Gefühl von meinem Magen in meine Brust steigen lies. Er lehnte sich zu mir vor, und küsste mich sanft auf die Wange. „Gute Nacht, Luna." Zum Glück war die Sonne noch nicht aufgegangen, sonst hätten ihm meine feuerroten Wangen wahrscheinlich die Augen verbrannt. „Gute Nacht, Kane."

———

Am Nachmittag saß ich an dem kleinen Bach im Wald, und verschlang das dünne Buch über die Speziellen förmlich.

Wie ich herausgefunden hatte, wusste ich so gut wie rein gar nichts, über meine „Art"..

Kane hatte recht, jeder Spezielle besaß Fähigkeiten der 4 Elemente. Und er hatte ebenfalls damit recht, dass Torin diese Art ins Leben gerufen hatte.

Laut diesem Buch wurden in vergangenen Jahren eine Menge Tests durchgeführt, die sich mit den Kräften und Fähigkeiten der seltenen „Speziellen" beschäftigt hatten. Doch wie grauenvoll diese waren, das hatte der Autor gekonnt ausgelassen. Oder er hatte einfach keine Ahnung..

Die Speziellen wurden als eine neue Gattung des übernatürlichen bezeichnet, die als besonders stark galten. Stärker und geschickter als alle anderen..

Genau das sagte das Buch.

Oh Gott..

Das musste ich umbedingt Yuna erzählen.

„Aha.. so trifft man sich also wieder."

Erschrocken zuckte ich zusammen, und fuhr herum.
Kane stand mit einem breiten Grinsen im Gesicht hinter mir. Ich war so vertieft in das Buch gewesen, dass ich nicht mal seine Schritte bemerkt hatte.

„Oh fuck.." entfuhr es mir, während er sich lachend neben mich in das grüne Gras setzte. „Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken. Was liest du da?" fragte er und warf einen neugierigen Blick auf das Buch. „Ein Buch über unsere Art.." antwortete ich.

„Über unsere Art also?" wiederholte er den Satz belustigt. Ich nickte. „Jep.. hab ich in einem Buchladen in der Innenstadt gefunden.. ist echt spannend.. und wie sich herausgestellt hat, wusste ich mal wieder nichts über mich." scherzte ich.

Sofort erlosch sein Grinsen und Mitleid spiegelte sich in seinen Augen. „Tut mir leid, dass du das alles so erfahren musstest.." sagte er leise. „Ist schon okay Kane. Besser spät als nie." grinste ich und boxte ihm gegen die Schulter.

Die Sonne prallte auf uns herab, und ich glättete den Rock meines blauen Sommerkleides mit meinen Fingern. Die Vögel zwitscherten fröhlich ihr Nachmittagslied, und Schmetterlinge flogen über das glitzernde Wasser des Baches.

Es war der perfekte Sommernachmittag.

„Eigentlich bin ich hier, weil Mr.Mitchell eine Versammlung einberufen hat." Überrascht sah ich zu ihm hoch, und klappte in Windeseile das Buch zusammen. „Omg, wieso hast du nicht schon eher was gesagt?" erwiderte ich und erhob mich hastig. „Du sahst so friedlich aus beim lesen.. ich wollte den Moment noch nicht so schnell kaputt machen." sagte er und zuckte grinsend mit den Schultern. „Soso.. interessant." entgegnete ich ihm, und wir machten uns gemeinsam auf den Weg zum Hauptgebäude.

———

Mr.Mitchell sah überhaupt nicht aus, als hätte er ausgeschlafen. Seine Augenringe sprachen Bände. Genauso wie die 2 leeren Kaffeetassen neben ihm.

„Also.." setzte er an.
„Also..?" hakte ich erwartungsvoll nach.

„Ich habe ausnahmsweise mal gute Neuigkeiten.."
„Ohh.. hört sich super an." schoss es aus mir. Er nickte, und lächelte schief. „Die Ältesten konnten eine komplette Kopie deines Kinderbuches herstellen.." Neue Hoffnung überkam mich.

stars in the sky | the return of the dark Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt