13. Zimmernummer 109

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Wir stürzten alle in die Drehtür des Hotels und drehten drei Runden, ehe wir vor Lachen in die Lobby stolperten. Hakan hatte nur einige Zimmer gebucht und hatte nach einem kurzen Gespräch mit Volkan gewusst, dass er und ich ohnehin viel Zeit verbrachten und gelegentlich auch beieinander schliefen, sodass er ein Zimmer für uns zusammen gebucht hatte. Ich war ohnehin nicht mehr in der Lage, irgendetwas zu hinterfragen oder richtig zu stellen.  
Vollkommen betrunken standen wir an der hellbeleuchteten Rezeption. Der freundliche Empfang der jungen Mitarbeiterin blieb aufgrund unseres Pegels recht unbeantwortet. Mit Mühe gelang es ihr, gegen unser Gekicher  anzukommen und das Wort ergreifen zu können.
Sie fing an 'Herrn Yaman' genau zu erklären, was es alles im Haus gab und sie jederzeit zur Verfügung stand, sollte etwas fehlen. Dass Volkan und Hakan viel zu betrunken waren, um auch nur zwei Minuten später wiederholen zu können, was sie ihnen alles gesagt hatte, merkte sie nicht. Auch ihr Zwinkern nahmen die beiden nicht mehr wahr.
Wir stiegen zu sechst In den etwas zu kleinen Aufzug. Durch die spontane Buchung lagen unsere Zimmer auf verschiedenen Etagen und das Nummernschild im Aufzug leuchtete an jeder Position. Volkan und ich waren zuerst dran und mit einem Ping glitten die Türen vor uns auf. Volkan machte einen Schritt nach draußen und schien über seine eigenen Füße zu stolpern, doch konnte er sich in letzter Sekunde halten. Wir fingen allesamt an zu lachen und ich tätschelte tröstend seinen Rücken, als wir unseren Weg zum Zimmer suchten und die Türen des Fahrstuhls, in dem die anderen zurückblieben, zuglitten. Ich konnte mir ein albernes Lachen nicht verkneifen und auch er fing an über sich zu kichern. Wir fanden unsere Zimmernummer, 109. Ein leichtes Piepen und grünes Licht öffneten die Tür, nachdem er schwankend unsere Zimmerkarte vor den Leser hielt. Er ließ mir den Vortritt und als die Tür von allein zufiel, standen wir in vollkommender Dunkelheit und Stille in dem kleinen Flur. Die alberne Stimmung von eben war nun wie verpufft. Volkan machte keine Anstalten, die Karte in den Schlitz zu schieben, um den Strom zu aktivieren, sondern stand nur so da. Meine Augen gewöhnten sich zunehmend an die Dunkelheit, als ich sah, dass er mich die ganze Zeit angesehen hatte. 

Mit meinem Rücken zur Wand stand Volkan nun nah vor mir, ging noch einen kleinen Schritt auf mich zu. Ich spürte eine Spannung und blickte in sein Gesicht. Zaghaft hob ich die Hände, um seine Brille vom Gesicht zu nehmen, um ihn richtig ansehen zu können. Er reagierte nicht, versuchte mich nicht aufzuhalten, blieb ruhig vor mir stehen und beobachtete, was ich tat, bis er mir nun direkt in die Augen schaute. Wie magisch angezogen wechselte mein Blick automatisch zwischen den braunen Augen und seinen Lippen hin und her. Seine Hand umfasste sanft meine Wange und unsere Gesichter näherten sich bedrohlich.
Und dann passierte alles ganz schnell, als hätten wir beide das schon tausendfach gemacht. Er zog mich zu sich, blieb mit seinem Gesicht jedoch Millimeter vor mir stehen. Noch einmal schaute er mir tief in die Augen, dann auf meine Lippen. Ich spürte seinen Atem bereits an meinem Mund, als er seine warmen Lippen auf meine drückte. Sofort verloren wir uns in einem innigen Kuss. Seine vollen Lippen fuhren sanft über meine. 
Mit den Armen umschloss ich seinen Hals, hielt mich an seinem Nacken fest und griff in sein weiches Haar, das im tiefen Dutt festgebunden war. Seine Zunge strich sanft über meine Lippen, ehe unser Kuss noch wilder und heftiger wurde. Sachte sog ich an seiner Lippe, gab mich unserem Kuss hin. Er umschloss meine Taille mit beiden Händen und zog mich noch näher zu sich. Wir funktionieren wie einstudiert miteinander, bewegten harmonisch unsere Lippen aufeinander. Meine Knie wurden weich unter seinen Berührungen. Gekonnt hob er mich zu sich hoch, drehte uns und stützte mich gegen die Wand, sodass wir nun auf Augenhöhe waren. Seine Hände glitten druckvoll an mir herunter über meine Oberschenkel, hin zu meinem Po. Er packte fester zu und presste mich an sich. Gierig nach mehr, küsste ich an seinem Ohr hinab zu seinem Hals. Mein Atem hinterließ eine Gänsehaut auf seiner Haut.
Seine Lippen an meinen Hals gepresst, hörte ich ihn ein leichtes Fuck wispern. In einer Leichtigkeit hielt er mich, griff unter meinen Po und ging langsam durch die Suite in Richtung Schlafzimmer. Auf dem Weg schüttelte er seine schwere Lederjacke ab, die hinter uns zu Boden ging.

Vorsichtig legte er mich vor sich auf dem großzügigen Hotelbett ab und beugte sich zu mir. Sein Gewicht auf mir war kaum merkbar, aber der Wunsch ihn zu spüren und im nah zu sein, war größer. Ich zog ihn an seinem Shirt zu mir, bis er sich langsam fallen ließ und sich mit einer Hand neben meinem Kopf abstützte, während die andere immer wieder an meinem Körper auf und ab wanderte und mich streichelte. Wie in Ektase heizten wir uns gegenseitig auf, küssten und berührten uns immer wieder. Ich spürte seine Lust, war bereit mich ihm hin zu geben und schloss meine Augen. Zu lang war dieses Kribbeln in mir verschwunden gewesen. Nur mit Mühe ließ sich das aufkommende Stöhnen unter seinen Berührungen unterdrücken. Mein Atem wurde immer schneller, hektischer, bis er seine Lippen wieder auf meine presste. 
Ein lautes Bummern und anschließendes Piepen riss uns aus der Situation. Sofort rollte er sich von mir herunter, hetzte einige Schritte in Richtung Eingangsbereich, um seine Jacke aufzuheben und zog noch einmal das T-Shirt glatt. Geschauspielert kramte er in der Innentasche, als Sasan aufgeregt eintrat. Ich hatte mich derweil ebenfalls wieder aufgestellt und wurde schnell an die vielen Vodkashots erinnert, da ich leicht das Gleichgewicht verlor und mich an der Bettkante festhielt, um den Stand zu korrigieren. Ich lief aus dem dunklen Schlafzimmer, schaute Sasan irritiert über seine Hektik an. 
"Volkan, du musst sofort mitkommen, Johannes ist übelst weg" hechelte er. Er muss die Treppen zu unserer Etage heruntergerannt sein. So schnell, wie er im Zimmer war, war er auch wieder draußen. Volkan folgte ihm sofort, blickte jedoch im letzten Moment zurück ins Zimmer, direkt in meine Augen, bis die Tür zwischen uns zuging.

Blick zu den Sternen  - Apache 207Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt