18. Pscht. Nicht.

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Ich schlief auf seiner Couch, wofür ich lange kämpfen musste. Das Spiel, alle Schlafsachen von der Couch zum Bett und wieder zurückzutragen, wiederholte sich ungefähr fünf Mal, bis er sich mit einem angesäuerten Pf  in sein Bett fallen ließ und lautstark über das bequeme und warme Bett berichtete.
Irgendwann musste ich eingeschlafen sein. Das Knacken der Balkontür weckte mich jedoch nach einiger Zeit und es dauerte einen Moment, die Geräusche zuordnen zu können. Verschlafen tapste ich zu Volkan auf den Balkon, noch in die Decke eingehüllt.
"Was machst du hier?" 
"Rauchen?" er klang angespannt. 
"Ja, das sehe ich. Es ist super spät. Warum schläfst du nicht?"
"Kann nicht. Drehe mich nur hin und her. Ich wollte dich nicht wecken, sorry.". Er drehte sich nicht zu mir, sah mich nicht einmal an. 
Ich stellte mich neben ihn ans Geländer und schaute ebenfalls in die Dunkelheit vor uns. Er hielt mir die Zigarette für einen Zug hin, doch ich lehnte mit einem Kopfschütteln ab. Es war eine noch frische Frühlingsnacht und selbst mit Decke fröstelte ich. Kurz dachte ich daran, wie es ihm ohne Shirt gehen musste und öffnete meine Decke, um sie mit ihm zu teilen und ihm ebenfalls um die Schultern zu legen. Durch den Größenunterschied hing sie sehr schief, sodass er sie letztlich vollständig griff und sich allein darin einkuschelte. Provozierend schielte er seitlich zu mir und grinste. Ich verstand diesen Wechsel an Gefühlen und Signalen, die er mir sendete, nicht mehr und betrachtete seine Gesichtszüge mit einem Schmunzeln. 
 Er atmete hörbar aus, schnippte die Zigarette vom Balkon und stieß sich vom Geländer ab. Doch ging er nicht wieder in die Wohnung, sondern stellte sich hinter mich und umarmte mich von hinten mit der Decke, um uns beide zu wärmen. Sein Gesicht vergrub sich auf einmal in meiner Halsbeuge und er atmete tief ein. Der sachte Windzug an meiner Haut ließ eine Gänsehaut entstehen. Mein Herz klopfte so stark, dass ich es bis in den Hals spürte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte... Was tat er da?!
Irritiert drehte mich zu ihm und legte meine Hände behutsam auf seine Hüfte über den Bund seiner Jogginghose. Was tat ich denn jetzt da?! Er hob seinen Kopf und wir schauten uns direkt in die Augen. Zentimeter zwischen uns flüsterte er meinen Namen.
"Pscht. Nicht." flüsterte ich zurück, folgte einfach meiner Intuition, streckte mich ihm entgegen und küsste ihn. Es hatte sich richtig angefühlt. Sofort erwiderte er meinen Kuss, als würden wir einem Drehbuch folgen. Zärtlich umfasste er mein Gesicht. Sein Daumen fuhr sanft an meiner Wange entlang und brannte fast auf meiner Haut. 
Der Kuss wurde heftiger, fordernder. Zwischen uns war kein Raum für den kleinsten Windzug. Haut an Haut. Ich drückte mich ihm entgegen und die Decke glitt an seinem nackten Oberkörper herunter zu Boden. Keiner von uns scherte sich darum. Stattdessen suchten seine Hände meinen Körper. Er fuhr an meiner Taille entlang unter das T-Shirt, das vor einigen Stunden noch unschuldig in seinem Schrank gelegen hatte. Ich genoss seine Küsse, sodass mir ein leichtes Seufzen entwich, was für ihn das Zeichen gewesen sein muss, dass wir gleich fühlten. Seine Hände hoben mich wie selbstverständlich hoch und ich hielt mich an seinen Schultern fest, verschränkte meine Beine hinter seinem Rücken für mehr Halt. Rückwärts lief er langsam in Richtung Wohnung, meinen Körper dabei fest umschlossen. 

Die Situation war zum Zerreißen gespannt. An diesem Punkt waren wir schon einmal vor einigen Wochen, nach seinem letzten Konzert, im Hotel.
Er legte mich erneut mit dem Rücken auf das Bett, legte sich dieses Mal jedoch direkt auf mich. Es war kein Zögern mehr spürbar. Ich fühlte seinen Körper und seine Wärme an mir und allein die Vorstellung, dass zwischen uns nur noch zwei dünne Schichten Stoff lagen, machte mich wahnsinnig. Seine Hände schoben sich unter das T-Shirt nach oben und er zog es vorsichtig über meinen Kopf. Hungrig nach seinen Berührungen, fuhr ich über seinen Oberkörper, streichelte seine Haut. Ihn so zu sehen verdrehte mir den Kopf.
Seine Lippen suchten sich ihren Weg zu meinem Hals. Meine Schwachstelle.
Ich musste aufstöhnen und spürte sein Lächeln an meinem Hals. Seine Küsse machten sich ihren Weg nach unten, seine Finger verfolgten unsichtbare Muster auf meiner Haut. Voller Aufregung verfolgte ich jede seiner Bewegungen und Berührungen, schloss dann endlich die Augen, um es... um ihn zu genießen. Er küsste liebevoll meine Brüste, hinab zu meinem Bauch. Ich wand mich unter seinem warmen Atem und spürte die Spannung, die sich mehr und mehr in mir aufbaute. Ich wollte nicht länger dieser Folter ausgesetzt sein. Erschrocken, dass seine Berührungen plötzlich aufhören, öffnete ich wieder meine Augen. 
Er richtete sich auf, kniete nun vor mir auf der Matratze, griff in den Bund meiner Hose und zog diese in einem Zug über meine Beine. Nur noch im Slip gekleidet, schaute er sich für einen Moment das Bild auf seinem Bett an. Sein Augen wanderten über meinen Körper, bis nach oben in meine Augen. Und ich sah die Frage in seinem Blick. Eine Entscheidung stand aus. Sollten wir auch diesen Abend wieder vergessen, es auf den Alkohol schieben und so tun, als wäre nichts gewesen, oder dem Moment einfach Folge leisten?
Er schien eine Entscheidung getroffen zu haben, stand noch einmal vom Bett auf und schob seine eigene Hose zu Boden. Er trug nichts darunter und stand in voller Schönheit vor mir. Ich konnte nicht anders als zu starren, stützte mich für die wenigen Sekunden auf meine Ellenbogen auf. Auch in der Dunkelheit konnte ich das Lächeln auf seinen Lippen gut erkennen und biss mir auf die Lippe. Erwischt.
Er beugte sich erneut über mich, stützte sich neben meinem Kopf auf dem Bett ab und küsste mich heftig. Der Kuss schien unlösbar, doch fuhr er langsam an mir hinab, zog mich an den Beinen zum Bettrand und hockte sich selbst davor. Ohje, ich wusste was das bedeuten musste und mir wurde allein bei der Vorstellung schwindelig. Immer wieder versuchte ich meine Gedanken auszuschalten und mich rein auf meine Gefühle zu konzentrieren. Auf dieses warme Gefühl in mir, auf das Kribbeln in meinem Bauch. 

Seine Hände umfassten meine Schenkel und zogen mich noch näher zu sich. Qualvoll langsam näherte er sich mir, sodass ich seinen warmen Atem fühlte. Bis ich endlich seine Lippen auf mir spürte. Seine Zunge streichelte mich vorsichtig, suchte forschend ihren Weg und ich griff reflexartig in seine Haare. Das würde ich nicht lange aushalten, so viel war klar.
Ich stöhnte ziemlich laut auf, was ihn noch mehr zu bestärken schien, da ich den stärkeren Druck sofort als Antwort auf mein Stöhnen wahrnahm. Meine Beine begannen zu zittern, seine Hände fuhren an den Innenseiten entlang und verursachten eine Gänsehaut. Mein Körper schien von allen Eindrücken überfordert. Automatisiert drückte ich meine Beine zusammen, dass er Mühe hatte, Platz dazwischen zu finden. So leicht ließ er sich nicht vertreiben und als Reaktion gab er noch ein wenig mehr Druck und seine Finger hinzu. In mir baute sich die Spannung unermesslich auf, meine Zehen und Finger begannen zu kribbeln. Er schien zu merken, dass ich kurz davor war, hielt intensiv den Rhythmus, in dem mich berührte und an die Grenzen brachte. Bis ich heftig kam. Fast wie weggetreten spürte ich sein Gewicht wieder auf mir, nahm seinen süßen und holzigen Duft wahr. Doch er schien abgelenkt, streckte und bewegte sich ungewöhnlich viel. Langsam kam ich aus meiner Gefühlexplosion zurück und öffnete die Augen, um zu verstehen, was los war. Noch immer ging mein Atmen schnell, das Gefühl durchzog noch meinen Körper. Volkan suchte etwas in der Schublade des Nachtschränkchens und kniete sich wieder zwischen meine Beine, nachdem er fündig geworden schien. Am Rande bekam ich mit, wie er sich ein Kondom überzog. Seine Augen glitten wieder über meinen Körper und ich sah, wie seine Augen strahlten. Er zog mich etwas weiter aufs Bett, lehnte sich dann auf mich, beide Arme parallel zu meinem Kopf gestützt. Seine Lippen berührten meine, lang und innig. Dabei schaute er mich sanft an. Er lag bereits zwischen meinen Beinen und begann seine Hüften auf zu kreisen. Ich spürte ihn bereits an mir und wie er versuchte, sich zu positionieren, ohne unsere Nähe dabei unterbrechen zu müssen, bis er langsam aber tief in mich eindrang. Überwältigt suchte ich eine Stelle, an der ich mich festhalten konnte und griff nach seinen Armen. Meine Augen fielen automatisch zu, zu sehr überwältigte mich das Gefühl in mir. 

"Schau mich an" hörte ich ihn flüstern und blickte tief in seine dunklen Augen. Ich reckte meinen Kopf ein wenig zu ihm hoch, küsste seine weichen Lippen und arbeitete mich über seine Wange seitlich zu seinem Ohr. Ich besetzte die Haut an seinem Hals mit leichten Küssen und flüsterte im Stöhnen in sein Ohr.
"Du fühlt sich so gut an.". Meine Hände löste ich von seinen Armen und fuhren über die Haut an seinem Rücken, hielt mich an ihm fest und drückte ihn an mich. Er stöhnte auf und bewegte sich schneller. Sein Gewicht ruhte nun vollständig auf mir und unser gemeinsamer Rhythmus nahm an Schnelligkeit zu. Seine Lippen auf meine gelegt, hörte ich ihn wispern.
"Oh Eve".
Seine Worte raubten mir das letzte Fünkchen verstand und ich steuerte dem nächsten Orgasmus entgegen. Atemlos fasste ich in seinen Nacken, blickte ihm fest in die Augen und beobachtete ihn dabei, wie er kam. Stöhnend verlor er die Kraft, verharrte in seiner Bewegung und vergrub seine Hände in meinen Haaren. Einige Momente lag er nur auf mich, atmete schwer in mein Haar, während ich seinen Rücken streichelte. Irgendwann richtete er sich etwas auf, bis wir aus einer Person wieder zwei wurden.
Er küsste mich flüchtig und stand auf, um ins Bad zu gehen. Schnell schnappte ich mir sein Shirt und meinen Slip vom Boden. Das Shirt roch nach ihm. Ich zog mir die beiden Sachen an und legte mich in völliger Entspannung auf sein Bett. 
Er schlich zurück aus dem Bad, beugte sich wieder über mein Gesicht und küsste mich, nun um einiges zärtlicher, als eben noch. In einer Bewegung rollte er über mich auf die andere Bettseite und zog mich an seine Seite, sodass mein Kopf auf dem gemütlichen Teil zwischen Schulter und Brust ruhte. Sein Atem ging noch immer schwer.
"Das war wunderschön" hörte ich ihn leise sagen, während er mit meinen Haaren spielte und ich der Müdigkeit nicht mehr Stand halten konnte.

Blick zu den Sternen  - Apache 207Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt