23. Bis ich aus diesem Albtraum aufwache

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Volkan

Als ich durch die Tür lief, in Sorge, was mich gleich erwartete, traf mich sofort ihr müder Blick. Ihre Augen waren geöffnet, doch schauten nur ausdruckslos in meine Richtung.
Ich stürmte auf sie zu, beugte mich hinunter zur Couch, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein.
„Hey, was machst du denn für Sachen, hm?". Mit den Fingerspitzen fuhr ich über ihre Stirn. Strich ihr immer und immer wieder die schweißnassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie konnte kaum sprechen und schien immer noch kraftlos und wahnsinnig betrunken. Ich griff ihre kalte Hand, merkte jedoch, dass sie an irgendetwas angeschlossen war.

„Was ist denn mir ihr?". Mein Blick suchte die Notärztin. Sie schien jedoch meine konkrete Frage zu ignorieren und schaute langsam von einem Zettel in ihrer Hand auf.

"Vielleicht können Sie uns ein wenig weiterhelfen und sagen, was... hier konsumiert wurde?". Ich war perplex. Das wollte sie mir also durch die Blume sagen.

„Sie hat Alkohol getrunken, zwei Gläser. Und sie raucht. Sonst nimmt sie nichts anderes.".

„Wir sind der Meinung, dass sie GBL im Blut hat." Ich verstand kein Wort.

„Besser bekannt als K.o.-Tropfen.". Meine Augen weiteten sich.

„Hör'n Sie, wir müssen sie mit ins Krankenhaus nehmen, um ihre Verletzungen besser beurteilen zu können und innere Verletzungen auszuschließen." erklärte mir die müde aussehende Ärztin ruhig. Die Falten hatten sich bei ihr bereits in die Stirn und um ihre Augen herum gearbeitet. Doch waren ihre Augen so freundlich. 

„Kann ich mitfahren, bitte". Meine Worte waren flehend. Die Ärztin schaute nachdenklich zwischen mir und V hin und her. Sie schien abzuschätzen. 

„Ist gut, wir brauchen noch ein paar Minuten, um sie vorzubereiten. Gehen Sie doch so lange zur Polizei und lassen Sie Ihre Aussage aufnehmen und DNA-Probe entnehmen, ja?.". Ich verstand nicht, warum das nötig war. Warum wir, ihre Freunde, verdächtigt wurden. Ich wollte nicht von V weg. Ich wollte ihre Hand halten und die Augen schließen, bis ich aus diesem Albtraum aufwachen würde. Doch gab ich mich geschlagen und tat alles, um schnellstmöglich abfahrbereit zu sein. Ich bahnte mir schnell den Weg zu den nun in blau gekleideten Männern, die mich bereits die ganze Zeit über beobachteten und auf die Aussagen warteten.

„Schulz, das ist der Kollege Simon. Haben Sie n Ausweis bei sich?" kam es Schroff vom dunkelhaarigen Bullen mit Schnauzer. 

„Nur den Führerschein", ich kramte in meiner Bauchtasche, die Sasan mir eben noch aus dem Backstage gebracht hatte und überreichte die Karte.

„Herr Yamaaan, in welcher Verbindung stehen Sie zu dem Opfer?"

„Ihr Name ist Eve." korrigierte ich ihn mit strengem Ton. Trotz meiner Anmerkung blieb er stumm und schien zu warten, bis ich ihm endliche die Auskunft gab.

„Ähm, wir sind gute Freunde.".

„Können Sie uns sagen, was passiert ist?". Seine Frage machte mich unruhig. Nein, ich konnte nicht sagen, was passiert ist, da ich nicht auf sie aufgepasst hatte. Ich hatte nicht nach ihr gesehen und viel zu spät mitbekommen, dass sie überfallen wurde. Die Selbstvorwürfe arbeiteten sich in mein Herz. 
Und doch erzählte ich ihnen alles was ich wusste, ließ diesen Teil, der nur mich betraf, außen vor. Langsam wurde ich nervös und schaute immer wieder zu dem Raum, in dem V lag.

„Sie sind ganz schön nervös, Herr Jaman. Können wir mal 'ne Urinkontrolle machen?". Prüfend schaute mir der Polizist in die Augen, hob seine Taschenlampe an, um meine Pupillen zu inspizieren. Was für eine verfickte Scheiße ging hier ab.
„Wie bitte?! Sie haben den Typen doch schon, was wollen Sie mit meiner Pisse?". Ich schaffte es einfach nicht mehr meine Wortwahl anzupassen. Ich wollte endlich weg hier.
„Natürlich können Sie das verweigern, dann fahren wir aber aufs Präsidium.". Er drohte mir. Und es funktionierte. Ich wollte nicht von ihr fernbleiben, nur weil ich mich und meinen Stolz nicht unter Kontrolle hatte. 
„Gib den scheiß Becher, man."
„Passen Sie auf Ihren Ton auf, Herr Jahman."
„Yaman heißt das, Idiot". Lange brachte mich niemand mehr so aus der Fassung. 

„Wenn Sie denken, dass Sie eine Sonderbehandlung aufgrund Ihres Bekanntheitsgrades bekommen, haben Sie sich aber getäuscht." zischte mir einer der beiden Clowns zu. Fast hätte ich zu lachen angefangen, weil seine Mutmaßung, dass ich mir einen Vorteil erhaschen wollte, mehr als falsch war. Lächerlich geradezu. 
„Wollt ihr mich komplett verarschen? Meine Freundin liegt da drin und ich weiß nicht was abgeht. Irgendein Hurensohn hat sie geschlagen und vielleicht Schlimmeres und ihr quatscht mich mit 'nem Drogentest voll. Geht's noch?!"

„Sie beruhigen sich jetzt erstmal. Ich kann ihre Frustration ja verstehen, aber wir müssen unsere Arbeit ebenfalls machen. Sie können gleich wieder zu ihr." versuchte mich sein Kollege wieder zu besänftigen und während der Bulle auf meinen Schwanz starrte, pinkelte ich in den Becher und lief anschließend zurück zu V. 

Blick zu den Sternen  - Apache 207Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt