67. Beides wäre gut

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V

Vollkommen verwirrt wurde ich wach. Es war noch stockdunkel und Volkan schlief selenruhig neben mir. Noch immer war sein Arm um meinen Oberkörper gelegt, genau so, wie wir einschliefen. Ich nahm mir einen Moment, um ihn zu betrachten. Niemals hatte ich gedacht, dass wir die Nacht gemeinsam verbringen würden. Ich war so wütend auf ihn und all das, was letzte Nacht passiert war, dass ich kurz überlegte, einfach wieder nach Hause zu fahren.
Durch den Vorfall letzte Nacht kam ich gar nicht dazu, alle Themen, die mir auf dem Herzen lagen und die ich ohnehin bereden wollte, anzusprechen. Doch vielleicht war das auch gar nicht nötig für den Moment. Ich konnte mich erleichtern und Volkan schon mal einiges an Frustration und Gedanken mitteilen. Und ihm dann auch noch sagen, was ich für ihn empfand. Über Wochen hatte sich das Gefühl schon in meinem Herzen eingeschlichen und ich bekam Angst. Angst vor Zurückweisung, dass er eben nicht so empfand oder er ein solches Leben einfach nicht wollte. Doch so platzte es einfach aus ihm heraus.
Während ich über seine Worte nachdachte, streichelte ich sanft über seine Wange und die zarten Narben, die seine Haut zierten und strich eine lockere Strähne hinter sein Ohr. Einige Minuten guckte ich ihm nur ins Gesicht und genoss die Ruhe, die wir so selten miteinander hatten. Immer war etwas los oder er war kurz angebunden... oder wir wurden gestört. Doch nicht heute Nacht. Während ich noch sein Gesicht genauer inspizierte, bewegte sich Volkan leicht und öffnete verschlafen seine Augen.
„Is alles ok? Warum bist du wach?" seine kratzige Stimme war unfassbar sexy.
„Alles gut."
„Hast du mich beim Schlafen beobachtet?" er sprach mit geschlossenen Augen zu mir, gähnte, während er sprach.
„Vielleicht ein bisschen". Ich musste schmunzeln. Auch seine Mundwinkel gingen etwas in die Höhe und sein Griff um meine Taille wurde fester. Er zog mich wieder näher zu sich und mein Kopf ruhte auf seiner Brust.
„Schlaf schön, Aşkım"
Er neigte seinen Kopf noch einmal zu mir und küsste meine Stirn, bevor er sich wieder in das Kissen kuschelte und sein Atem sich verlangsamte. Ich kuschelte mich an ihn und atmete seinen wohligen Geruch ein. Seine Finger glitten zärtlich über meine nackte Schulter und langsam schlief ich unter seiner zarten Berührung wieder ein.

Gefühlte zehn Minuten später öffnete ich vorsichtig meine Augen und blinzelte der Sonne entgegen. Volkan hatte die Gardinen etwas aufgezogen und das Fenster geöffnet, um etwas frische Luft hineinzulassen. Das Bett neben mir war mal wieder leer.
„Volkan?" als Antwort vernahm ich ein Klappern aus dem Nebenraum.
Er kam langsamen Schrittes zurück ins Schlafzimmer mit einem Tablett in seinen Händen. Er trug nur behelfsweise eine Jogginghose und seine Haare fielen über seine Schultern.
„Wieso bist du schon wach, ich wollte dich ganz romantisch wecken.". Ich ließ mich wieder ins Kissen sinken und schloss schnell die Augen.
„Witzig... Ich hab uns Frühstück bestellt. Ich dachte im Bett schmeckt es noch besser.". Er lief um das Bett herum und stellte das Tablett auf den leeren Platz neben mir auf die Matratze.
„Gleich kommt noch Kaffee, fang ruhig schon mal an."
„Ich hab so einen Hunger, ich kann dir nicht versprechen, dass etwas übrig bleibt."
„Dann bestell ich eben nochmal, iss so viel du willst.". Ich nahm ihn wörtlich und griff direkt zu den noch warmen Croissants und der Marmelade daneben.
Wir verbrachten den Morgen im Bett und kuschelten noch eine Weile miteinander, bis das Telefon auf dem Nachttisch neben uns zu läuten begann. 
„Ja?" Stille.
„Tamam, ich sag ihr Bescheid. Ich fahr sie hin."
„Ok, danke dir, Abi. Ciao"
Volkan legte den Hörer zurück und drehte sich zu mir.
„Dein Zug geht um 15:27 Uhr vom Hauptbahnhof, ich würde dich gerne bringen."
„Ja, das wäre schön...". Meine Stimmung veränderte sich und ich spürte die Traurigkeit in mir aufsteigen. Volkan streichelte meine Wange und zog mein Gesicht etwas zu sich.
„Nicht jetzt schon traurig sein. Wir haben doch noch ein paar Stunden..." Ich nickte, auch wenn ich seine Worte nicht wirklich fühlte.
Irgendwann rappelte ich mich auf und ging ins Bad, um zu duschen. Ich musste nicht lang auf Volkan warten, der gerade die Badezimmertür aufstieß und mich vorsichtig beobachtete. Ich zog gerade das Spaghettiträger Top aus und auch Volkans Boxershorts, die ich mir heute Morgen geschnappt hatte, ließ ich zu Boden gleiten. Volkan lehnte noch immer mit der Schulter im Türrahmen und betrachtete mich.
„Willst du nur starren oder machst du mit?" sprach ich mit fester Stimme, während ich durch den Spiegel betrachtete, wie er sich seinen lockeren Zopf band. 
„Beides wäre gut. Ich kann mich einfach nicht satt sehen". Er schmunzelte, während er sprach, musterte meinen Körper auffällig.
Ich ging zum Waschtisch und legte meinen Schmuck ab, als Volkan hinter mir auftauchte, stürmisch meine Haare bei Seite schob und meinen Hals küsste. Seine Hände fuhren über meine Taille nach vorn und umfasste meine Brüste. Er streichelte meine Brust und schnell entwich mir das erste Seufzen. Ich drängte mich automatisch an ihn und drückte ihm meine Hüfte entgegen. Schon jetzt spürte ich ihn an meinem Arsch und rieb provozierend meinen Hintern an seinem Schritt. Seine linke Hand ließ meine Brust wieder frei und fuhr an meinem Bauch hinab zwischen meine Beine. Mit einem Knie drängelte er sich zwischen meine Beine, um sie etwas zu auseinander zu drücken. Als spürte er selbst die Berührungen, fand er instinktiv meine sensibelste Stelle und ließ seine Finger kreisen. Dieser Mann kannte meinen Körper inzwischen zu gut. Ich beugte mich nun etwas nach vorn, sodass ich mich noch mehr gegen ihn drückte. Seine Finger schienen wie magnetisch an mir zu hängen und bewegten sich immer weiter und zunehmend schneller. Mein Stöhnen wurde lauter und intensiver und als ich Volkan über mir gebeugt spürte, hörte ich seine dunkle Stimme in meinem Ohr.
„Mach die Augen auf und guck zu, wie ich dich ficke.". Ich blickte auf und sah ihn durch den Spiegel hinter mir stehen. Seine Augen waren dunkel und verführerisch. Mein Blick folgte seiner Hand, die noch immer meinen Intimbereich bedeckte.
„Du bist so unglaublich schön, weißt du das". Meine Gedanken schwirrten immer wilder in meinem Kopf. Ich bekam keinen Ton mehr heraus.
Volkan löste sich einen Moment von mir und hinterließ eine Leere. Ich beobachtete ihn und spürte kurze Zeit später seinen Schwanz an mir reiben. Ich beugte mich unter seinem Gewicht wieder nach vorn und spürte seine Hand wieder an mir.
„Du machst mich verrückt, Eve." Und während er noch sprach, drang er hart in mich ein. Ich keuchte auf und stolperte, überrascht von seiner Energie, einen Schritt nach vorn. Schnell korrigierte ich meinen Stand und hielt mich am Rand des Waschtisches fest. Er entzog sich mir wieder, jedoch nur, um schnell wieder zuzustoßen. Immer und immer wieder. Seine freie Hand fuhr zu meinem Hals, die leicht zugriff und automatisch meinen Kopf nach oben zog. Ich blickte ihm mitten in die Augen durch den Spiegel.
„Fuck, schau uns an, Baby. Mein Schwanz tief in dir". Volkan beschleunigte das Tempo und ich hörte ihn nah an meinem Ohr stöhnen. Meine Knie wurden weich und ich verlor allmählich die Kraft, mich und auch ihn zu halten. Zu intensiv waren die Empfindungen in meinem Körper. Er zog sich aus mir heraus, wirbelte mich herum und drückte mich rückwärts gegen den Waschtisch. Seine Hände umfassten meine Oberschenkel und zogen mich hoch, sodass ich nun auf dem Tisch saß. Volkan stand zwischen meinen gespreizten Beinen und schnell spürte ich ihn wieder in mir. Ich umschlang seine Schultern mit meinen Armen und bewegte mich zu dem Rhythmus, in dem er zustieß. Meine Finger krallten sich in seine Haut und ich griff nach seinem langen Zopf, der sich zwischen seinen angespannten Schulterblättern hin und her bewegte. Ich griff nach ihm und zog sachte daran, sodass er den Kopf in den Nacken legte und versuchte mich, soweit es möglich war, nach vorn zu beugen, um seinen Hals und seine Brust zu küssen und zarte Bisse zu hinterlassen.
„Ah fuck, hör nicht auf. Das ist geil" keuchte er. Und wie ich nicht aufhörte. Volkan war wie elektrisiert. Er fuhr mit seinen Händen über meine Oberschenkel und packte mich. Er hob mich von dem Tisch an und ich umschloss ihn mit meinen Beinen. Er drehte uns geschickt an die Wand neben uns und schnell fühlte ich den kalten Beton an meinem Rücken. Wir waren nun Körper an Körper und die Reibung brachte mich auf Hochtouren. Nun auf Augenhöhe, küssten wir uns intensiv und ließen unsere Zungen spielen. Volkans Stöße wurden noch fester und tiefer, sodass mein Stöhnen jetzt fast einem Schrei gleichkam. Ich verlor jegliche Kontrolle und kam. Volkan grinste breit und hörte nicht für eine Sekunde auf. Immer wieder zog er sich aus mir heraus, um kurz darauf wieder sein Becken gegen meines zu Stoßen. Sein Schwanz wurde gefühlt immer härter und fester, bis ich mich nicht mehr halten konnte und erneut, binnen weniger Sekunden, von einem heftigen Orgasmus überrascht wurde. Auch Volkan schien alle Hemmungen abgelegt zu haben und ließ undefinierbare Laute von sich, stöhnte mir ins Ohr, bis er noch einige Male langsamer, aber fest zustieß und seinen Orgasmus erreichte. Er lehnte sich an mich und langsam ließen seine Arme meine Beine los, sodass ich an ihm herunterglitt und wieder Bodenhaftung fand. Er beugte sich zu mir hinunter, sodass wir Stirn an Stirn standen. Der Schweiß bedeckte unser beider Körper und unser Atem ging schnell und unregelmäßig.
„Scheiße, was war das denn." lachte er kehlig, während er noch immer nach Luft rang. Ich fuhr mit meinen Händen über seine schweißbedeckte Brust und musste vollkommen gelöst lachen. Ich wusste auch nicht, was das war. Ja, wir hatten schon vieles ausprobiert, doch so wild kannte ich ihn selten. Und ich liebte es.
Voneinander gelöst, lief ich nackt durch das Badezimmer, öffnete die gläserne Tür zur großzügigen Duschkabine und stellte das Wasser an. 
Volkan zog sich das Kondom ab und kam zu mir unter die Dusche. Die warmen Wasserstrahlen taten gut und durch den großen Duschkopf erreichte das Wasser uns beide, wenn auch nur halb. Das Wasser lief unsere Gesichter herunter, doch schauten wir uns weiterhin an.
„Dreh dich" flüsterte er. Ich tat, ohne zu hinterfragen, was er wollte und hörte, wie er die Shampooflasche öffnete, etwas davon zwischen seinen Händen verrieb und es aufschäumte. Seine Hände griffen an meinen Kopf und er verteilte das gut riechende Gel in meinem Haar. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf seine Berührung. Langsam glitt er mit Druck über meinen Kopf und massierte das Shampoo ein. Ich schloss die Augen und fand absolute Entspannung, während er mich einen Schritt rückwärts zog und ich das warme Wasser vollständig auf meiner Haut spürte. Seine Finger bewegten sich kreisend auf meinem Haar, um jeden Rest herauszuwaschen, bis sich seine Arme um meine Schultern schlangen und er mich minutenlang von hinten umarmte.

Blick zu den Sternen  - Apache 207Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt