29. Du kannst nichts machen

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V

Als ich aus dem Bad kam, zog Volkan sich gerade die schwere, schwarze Jeans herunter und eröffnete mir einen Blick auf seinen wirklich schönen Körper. Er trug eine schlichte, schwarze Boxershorts und durch das schwache Licht wirkte sein Körper noch definierter, noch attraktiver. Ich blieb einen Moment im Türrahmen stehen und beobachtete ihn dabei, wie er sich aus dem Hosenbein kämpfte, schwankte und fast hinfiel. Er sprang umständlich auf einem Bein, bis er sich lösen konnte, aufsah und meinen Blick fand.

„Hätte ich das gewusst, hätte ich es sexier gemacht." lachte er mit entgegen und verharrte in seiner Bewegung. 

„Ich glaub, das kann man gar nicht bei Jeans." schmunzelte ich ihn an und setzte fort. „Hat mir trotzdem sehr gut gefallen.". Sein Blick änderte sich und ich konnte die aufkommende Lust in seinem Ausdruck erkennen. Wie an unsichtbare Fesseln gebunden, blieb er an Ort und Stelle stehen und starrte mich an. Er schien sich nicht zu trauen. Getrennt von seinem breiten Bett hielt ich den Blickkontakt und zog mir vorsichtig den Hoodie über den Oberkörper und eröffnete somit den Blick auf meine nackten Brüste. Seine Augen weiteten sich und sein Mund öffnete sich ein Stück.

„Was machst du denn!? Meine Mutter ist nebenan!". Sein Flüstern war fast kein Flüstern mehr.

„Deswegen ziehe ich mich ja auch hier um und nicht im Wohnzimmer.". Mein Zwinkern fand er gar nicht witzig und er lief hektisch um sein Bett herum. Er kramte in seinem Schrank und hielt mir ein T-Shirt hin, dass er vor einigen Wochen bei einem Videodreh getragen hatte. Ich zog es mir über den Kopf und betrachtete mich selbst im Spiegel. Das T-Shirt war zerrissen und meine Brüste lagen genau an den Rissen frei.

„Wenn du meinst, dass das jetzt besser ist?". Ich musste dabei ziemlich laut Auflachen und auch seine Mundwinkel schossen in die Höhe. Gleichzeitig wollte er nicht für Aufmerksamkeit sorgen und zischte mir immer wieder ein Pscht zu, fuchtelte dabei wild mit seinen Händen vor meinem Gesicht umher. Und doch blieb sein Blick auf den breiten Stofffetzen hängen. 

„Hast du nicht noch ein Unterhemd, oder so? Davon müsstest du doch bestimmt so 30 im Schrank haben.". Obwohl er mir mittlerweile den Rücken zugewandt hatte, spürte ich sein gespieltes Augenrollen. Er drehte sich schwungvoll um und stand nun wenige Zentimeter von mir entfernt. Seine Hände packten überraschend meine Hüfte und für einen kurzen Moment durchfuhr mich Panik. Mit seiner Berührung hatte ich nicht gerechnet und erstarrte, machte sofort die Augen zu, hörte auf zu atmen. Er musste es gemerkt haben und redete mit ruhiger Stimme auf mich ein. Sein Griff an meiner Hüfte lockerte sich, fuhr hoch zu meiner Taille, an der er sanft auf uns ab strich. 
„Hey. V, ich bin's. Mach die Augen auf. Guck mich an." forderte er mich auf. Ihm schien nun die Lautstärke egal gewesen zu sein und mit einem Blick in seine schönen Augen konnte ich mich wieder etwas beruhigen. Seine Hände fuhren an meinem Oberkörper entlang, streichelten mich liebevoll, sodass ich Gänsehaut bekam.
Seine Hände umfassten den Saum des zerrissenen T-Shirts und er zog es mir über den Kopf. Automatisch hob ich meine Arme und stand nun wieder nahezu nackt, bis auf seine Boxershorts, vor ihm. Er ging noch einen kleinen Schritt auf mich zu, sodass sich unsere nackten Oberkörper berührten. Seine warme Haut auf meiner. In meinem Bauch fühlte es sich an wie in einem Bienennest. Volkan lächelte mich etwas an und hob die rechte Hand.
Ich schaute nach unten, um zu verstehen, als ich das weiße Unterhemd, an seinen Fingern herabhängend, erkannte.

„Hier, sogar frisch gewaschen." flüsterte er mit rauer Stimme. Wie sexy konnte man diesen Satz sagen. Er provozierte mich, das war mir klar. Und gleichzeitig schien er zu unsicher, ob wir wirklich gerade flirteten, oder was auch immer, sodass er auf sicherer Distanz blieb. Er wusste, dass ich, während seine Mutter im Nebenraum schlief oder nicht schlief, nichts machen könnte. Fast nichts... korrigierte ich mich gedanklich selbst. 
Ich zog mir quälend langsam das Top über meinen Oberkörper und meine Brüste zeichneten sich deutlich auf dem Stoff ab. Sein Blick verfolgte meine Schritte bis zum Bett. Während ich mich niederließ und die Bettdecke über meine Beine legte, stand er noch immer vor mir, schaute mich stumm an. Sein Blick ließ mich nicht los, jedoch musterte ich im Gegenzug seinen ganzen Körper und bemerkte die Beule in seiner Boxershorts. Auch er konnte nichts machen, das wurde mir just in diesem Moment klar. Er schüttelte kaum merklich den Kopf und verschwand ebenfalls im Badezimmer und putzte sich mit geöffneter Tür die Zähne.

Als er sich neben mir in seinem Bett fallen ließ, kam ein Schwung seines Duftes in meine Nase und löste in mir einen kurzen Moment von Schwindel aus. Nicht der Schwindel, wenn man zu viel getrunken hatte, oder einem mit der Faust ins Gesicht geschlagen worden war. Dieser Schwindel, wenn jemand einem den Kopf verdrehte.
Wir legten uns nebeneinander auf die Seite und schauten uns, nun auf Augenhöhe, direkt an. Per Knopfdruck löschte er das Licht im Raum und nur durch das seichte Licht der Laternen auf der Straße konnte ich seine Konturen erkennen. Mit meinem Finger fuhr ich seine Augenpartie ab, folgte dem Weg seine Nase, hinunter zu seinem Bart ober- und unterhalb seiner vollen Lippen. Seine Augen schienen zeitgleich jeden Millimeter in meinem Gesicht anzusehen. Man hörte das leise Rascheln seiner Bettwäsche, als er sich mir näherte. Unsere Gesichter berührten sich fast.

Er öffnete seine Lippen.
"Sana aşık oldum." flüsterte er mir entgegen. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet und auch nichts verstanden.

„Hm?".

„Schlaf gut, Eve.". Er schloss die Augen. 

Blick zu den Sternen  - Apache 207Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt