34. Überraschung!

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V

Über die Fahrt hinweg lag seine Hand auf meinem Oberschenkel und fuhr auffällig oft auf meiner Haut auf und ab, nachdem er den nächsten Gang einlegte. Er machte mich ganz wuschig mit seinen Berührungen und ich griff irgendwann nach seiner Hand und malte kleine Kreise auf seinen Handrücken. Die Ungeduld machte sich breit. Ich wollte endlich bei ihm zu Hause ankommen. Er hatte uns einen so schönen Abend bereitet und sich Mühe gemacht, mir eine solche Freude zu machen und mich dann auch noch mit der schönen Kette überrascht. Ich wollte nicht, dass der Abend endete. Auf jeden Fall nicht so. Und im Auto wollte ich mich noch ein wenig beherrschen.

In der Tiefgarage angekommen, gab er mir zu verstehen, zu warten, dass er mir die Tür öffnen wollte. Während ich aus dem Sitz ausstieg, hielt er mir eine Hand entgegen, die ich sofort griff und mich daran etwas hochzog. Obwohl ich bereits fast ausgestiegen war, machte er keinen Schritt zurück, um mir Platz zu bieten, sodass wir sehr, sehr nah voreinander standen. Auch er musste die Spannung in der Luft bemerkt haben und schaute mich nur an, ohne die Initiative zu ergreifen und mich zu berühren. Ein kesses Lächeln bildete sich auf seinen Lippen ab. Ich lief absichtlich nah an ihm vorbei, sodass meine Hand mehr oder weniger zufällig an seinem Bein entlang streifte. Als ich an ihm vorbei war, hörte ich hinter mir, wie die Beifahrertür lautstark zugeschlagen wurde und er mir langsam in Richtung Aufzug nachlief. Ich blieb abrupt stehen, sodass er fast in mich reinlief und gerade noch vor mir stoppen konnte. Mit einem Schwung drehte ich mich zu ihm, blickte zu ihm auf und spürte das Knistern zwischen uns. Meine Hände legte ich sanft auf Höhe seiner Hüftknochen, die leider noch von seinem Hemd bedeckt waren. Immer wieder starrte ich auf seine Lippen, stellte mir vor, wie warm und weich sein Kuss war, wie sehr er meine Haut zum prickeln brachte. 

„Danke für diesen wundervollen Abend" schmunzelte ich ihn etwas lasziv an. Auch ich wollte ihn etwas wuschig machen, bis wir in seiner Wohnung ankommen würden. Anstatt mir zu antworten, schob er seinen Zeigefinger unter mein Kinn und zog mich zu einem schüchternen Kuss zu sich heran, bei dem sich unsere Lippen kaum berührten.
"Gerne" grinste er mir entgegen und machte sich wieder auf den Weg zum Aufzug, ließ mich unverrichteter Dinge stehen. Frustriert trottete ich ihm nach, hatte eigentlich gehofft, ihn ebenfalls etwas mehr anheizen und auf die Folter spannen zu können. Als wir auf den Fahrstuhl warteten, ruhte seine Hand locker auf der Mitte meines Rückens... bis ich schlagartig die Bewegung wahrnahm und spürte, wie sie sanft hinab in Richtung meines Pos glitt, der Druck sich verstärkte. Noch bevor er dort ankam, schob ich seine Hand wieder nach oben, in den jugendfreieren Bereich. Er hatte also auch Lust.
Wieder spürte ich seine Finger wandern, er wollte mich also herausfordern. Der Aufzug kam genau im richtigen Moment und ich lief sofort in die Kabine. Ich spürte seine Blicke in meinem Rücken, bis auch er im Fahrstuhl hinter mit ankam und den passenden Knopf in seine Etage drückte. Ich drehte mich zu ihm, sodass wir direkt voreinander standen und uns nur anschauten. Ich setzte meinen absoluten Schlafzimmerblick auf und schaute dreckig an seinem Körper auf und ab und biss mir leicht auf die Unterlippe. Ich spürte seinen Blick auf mir und starrte nun auf seinen Mund. Es fiel mir schwer, selbst nicht schwach zu werden und ihn direkt im Fahrtstuhl zu überwältigen. Ich drehte mich zur Sicherheit wieder mit dem Rücken zu ihm und wartete, bis wir endlich oben ankommen sollten. Volkan stand ruckartig an mich gepresst. Seine rechte Hand fuhr von meiner Taille über zu meinen Bauch, wodurch er sich näher an mich drückte. Mit der linken Hand schob er meine Haare von der Schulter nach hinten, sodass er meinen Hals küssen und sanft daran saugen konnte. Mit rauer Stimme sprach er in mein Ohr, küsste und leckte zart daran. 
"Du musst aufhören, mich so verrückt zu machen, sonst wird die Beule in meiner Hose noch härter.". Damit ich verstand, drückte er kurz seinen Unterleib gegen mich. Und wie ich verstand.
Ich schmolz auf der Stelle dahin. Meine Arme schienen unbrauchbar an meinen Schultern herabzuhängen. Ich schloss meine Augen und versuchte mich  gedanklich wieder zu befreien, da ich nicht schon im Fahrstuhl seine Hose herunterreißen wollte. Der Fahrstuhl hielt und sofort löste er sich von mir, ohne sich etwas anmerken zu lassen, sowie sich die Türen öffneten. Er berührte mich nicht mehr und wartete, dass ich ausstieg. Ich lief, etwas wackelig auf den Beinen, zwei Schritte nach draußen und er folgte mir mit etwas Abstand, bis ich die Schlüssel der Wohnungstür in seiner Hand klimpern hörte. Ich blieb neben seiner Tür stehen und lehnte mich mit dem Rücken an die kühle Wand neben der Klingel, um ihm beim Öffnen zu beobachten. Nachdem das Klacken das Schloss öffnete, machte er eine einladende Handbewegung in seine Wohnung, um mich vorzulassen. Ich ging langsam einige Schritte und blieb abrupt stehen. Vom Flur aus sah ich Menschen in seinem Wohnzimmer sitzen. Volkan schien das nicht sofort entdeckt zu haben, schloss die Tür und trat nun an mich heran, um seine Küsse fortzusetzen, bis auch er das Licht sah und die Stimmen seiner Freunde hörte.

„Yo, was geht?! Wir dachten, wir kommen einfach mal zu dir, wenn du so schon keine Zeit mehr für uns hast". Sasan schien uns als erstes entdeckt zu haben. Volkan verlor etwas die Fassung und sein Mund öffnete sich ein wenig.

„Wie...was??" war das Einzige, das er herausbekam.

„Naja, du warst so busy die letzten Wochen, wir dachten wir überraschen dich mit 'nem Zockerabend. Hakan meinte zwar, wir sollen dir vorher Bescheid geben, aber so ist doch viel geiler. Überraschung!". Volkan war überrascht, das konnte man nicht anders interpretieren. Sasan schien nun auch mich entdeckt zu haben.

„Hi V, wusste nicht, dass ihr zusammen unterwegs wart. Warum seht ihr so schick aus? Gibt's nen Anlass?". Ich versuchte als erste wieder die Worte zu finden und ging ein paar Schritte in Richtung Couch, auf der die anderen auch saßen. Spontane Ausreden waren nicht unbedingt meine Disziplin, doch ich wusste ja, dass wir uns erst einmal nicht offenbaren wollten.

„Äh ja, Volkan war so nett und hat mich zu einem Abendessen begleitet, von einer ehemaligen Kollegin. Die kamen da alle in Begleitung und ich konnte da nicht allein aufkreuzen. War aber ziemlich lahm, weswegen wir eigentlich nochmal losziehen wollten. Eigentlich wollten wir euch auch fragen, aber wenn ihr jetzt schon auf Zocken eingestellt seid, will ich euch nicht in die Quere kommen.". Ich lächelte im Versuch, besonders überzeugend zu sein. Volkan brachte zwar noch immer keinen Ton heraus, kam aber inzwischen ebenfalls im Wohnzimmer an und beobachtete die Unterhaltung. Johannes schaltete sich ein.

„Man, sorry, V. Wir wollten jetzt nicht den Abend bomben. Du kannst ja auch einfach bleiben und wir zocken zusammen? Ich kann dir die Spiele beibringen, wenn du die nicht kennst."

„Ach, nein, alles gut, ich gehe einfach nach Hause. War ohnehin schon etwas müde und so könnte ihr einfach zusammen den Abend verbringen." Ich lief an den Couchtisch und griff mir zwei der kalten Biere.
„Danke, Jungs und viel Spaß" Ich zwinkerte ‚super locker' den anderen zu und lief in Richtung Haustür. Volkan war noch immer nicht wieder ansprechbar und stand nur vor mir.

„Ich weiß nicht, was gerade abgeht, aber ich mag es nicht. So hab ich mir das eigentlich nicht vorgestellt heute Abend.". Er wirkte ernsthaft enttäuscht.

„Ja... ich... auch nicht, um ehrlich zu sein. Mach dir keinen Kopf, konntest du doch nicht wissen. Und mach jetzt keine Szene, sie haben es ja gemacht, weil sie dich vermissen. Genießt den Abend und wir sehen uns einfach die nächsten Tage.". Ich zog ihn zu mir, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. Das höchste der Gefühle, falls uns doch jemand von der Couch aus beobachten sollte. Volkan stand noch etwas bedröppelt in der Tür, als ich wieder die Kabine des Fahrstuhls betrat und die Türen sich schlossen. 

Blick zu den Sternen  - Apache 207Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt