66. Warum so zurückhaltend

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Charlie

Nach der letzten Nacht war es wichtig, daran anzuknüpfen, was war. Volkan hatte nach seinem Konzert in dem Club sehr eindeutig meine Aufmerksamkeit gesucht. Gut, er war ziemlich daneben drauf, hatte scheinbar Koks gezogen, aber wenn es half, den ersten Schritt zu gehen, bitte.
Sex unter Drogen, war immer noch Sex. Er rief mich zu sich an den Tisch und wir tranken gemeinsam eine Mische nach der anderen. So interessiert hatte ich ihn noch nie erlebt und ich nutzte es vielleicht ein kleines bisschen aus, um an ihm näher zu sitzen und strich immer mal wieder über sein Bein. Sasan schaute immer wieder zu uns und nickte ermutigend. Bester Wingman ever. Er hatte mir vor einigen Tagen schon erzählt, worauf Volkan stand. Vor allem mochte er es nicht, wenn man sich zu sehr anbot. Durch die ganzen eher offensiven Angebote, die er von seinen Fans erhielt, war er scheinbar mehr genervt als angeturnt. Also eher zurückhaltend und ein bisschen schüchtern sein. Ich glaubte auch, dass das der Grund war, warum er bisher einfach nicht auf mich ansprang. Ich war einfach zu offensiv. Wenn er das kleine, süße Mäuschen wollte, sollte er es auch bekommen.
Nachdem Volkan die gefühlt 4839. Kippe neben mir rauchte, wurde es doch allmählich Zeit, den nächsten Schritt zu wagen.

„Hast du mal Feuer für mich?". Ich blickte ihn wimpernklimpernd an, doch Volkan schaute nur zum Tisch und nickte nach vorn.
„Da liegt doch eins"
Super, das hatte ja mal gar nicht funktioniert. Ich steckte mir die Kippe zwischen meinen Lippen an und überlegte. Ah!
„Mir ist irgendwie total schlecht vom Rauchen, ich glaub mir ist nicht so gut. Kannst du kurz mit an die Luft kommen? Alleine trau ich mich nicht." ich drückte die Zigarette aus und wartete eigentlich nicht auf eine Antwort. Ich griff nach seiner Hand und zog ihn nach oben. Auch als wir etwas wankend losliefen in Richtung Hinterausgang, ließ ich seine Hand nicht los. Im Vorbeigehen bemerkte ich eine Tür mit der Aufschrift Privat und drückte auf gut Glück die Klinke nach unten. Jackpot.
Volkan zog ich einfach mit rein. 

„Was willst du hier?" er blickte sich verwirrt im Raum um.
„Nur kurz bisschen Ruhe. Guck mal, da is ne Couch, da kannst du dich hinsetzen"
„Ich will nich sitzen, du wolltest an die Luft.". Volkan schien länger kein Koks mehr nachgelegt zu haben und der Alkohol zeigte mehr und mehr seine Wirkung. Seine Stimme wurde verwaschen und er schwankte ziemlich beim Stehen.
„Jetzt entspann dich doch mal und gib mir paar Minuten.". Volkan lief nun doch hinüber zu der schwarzen, abgewetzten Ledercouch und ließ sich in die viel zu niedrigen Polster sinken. Warum waren Ledercouches eigentlich immer die erste Wahl für Hinterzimmer.
Ich verlor keine Zeit und setzte mich prompt seitlich auf Volkans Schoß.
„Was wird das denn?!" er lallte mir und pustete mir eine Alkoholfahne entgegen und versuchte mich von seinem Schoß zu schieben.
„Wonach sieht es denn aus". Ich begann seinen Hals zu küssen und daran zu saugen. Volkans Hände versuchten immer kräftiger, mich von sich wegzudrücken, doch war ich recht hartnäckig und er zum Glück betrunken. Ich setzte mich breitbeinig auf ihn, löste seinen Zopf und vergrub meine Hände in seinen Haaren. Er hatte die Augen geschlossen und den Kopf im Nacken gelegt. Doch er berührte mich nicht. Er rührte sich nicht einmal. Ich begann auf seinem Schoß zu wippen und endlich die gewünschte Reaktion zu erhalten. Meine Hände fuhren unter sein Shirt und ich zog es ihm kurzerhand über den Kopf.

„Ey, hör mal auf jetzt" unkoordiniert griff er nach meinem Handgelenk, während ich in seine Hose fasste.
„Entspann dich doch mal, das wird dir gefallen. Vorhin noch den Kontakt so krass suchen und jetzt tust du auf scheu.". Ich beugte mich nah an sein Ohr und flüsterte verführerisch.
„Kein Problem, mein Süßer, ich hab dich schon durchschaut und gebe nicht so leicht auf. Du sollst es bekommen, egal was nötig wird."
Mit meiner Hand griff ich in seinen Schritt und fand... nichts. Er hatte einfach immer noch keinen Ständer. Ich musste also noch einmal nachhelfen. Ich lehnte mich über ihn, drückte seine Hände an meine Brüste und küsste ihn. Seine Lippen waren super weich und sein Bart kitzelte mich an meinem Kinn. Ich hatte mir zwar unseren ersten Kuss etwas leidenschaftlicher und... reaktiver vorgestellt, aber nun war es eben so, wenn er es eben nüchtern nicht schaffte auf mich zuzugehen und es zuzulassen.
Ich zog mir mein Kleid über den Kopf und führte seine Hand über meinen nackten Körper und die Spitzenunterwäsche.

„Was geht denn hier ab?!". Johannes stand in der Tür und starrte uns mit mit großen Augen an.
„Wir wollen alleine sein, kannst du die Tür zu machen, bitte?"
„Ich glaube nicht, Volkan ist ja komplett im Arsch.". Johannes lief auf seinen Kumpel zu und ich rutschte kurzerhand von seinem Schoß und zog schnell wieder das Kleid über. Er rüttelte an Volkans Schulter, doch mehr als ziemlich zusammenhangsloses Zeug kam nicht heraus.
„Charlie, das wars. Was geht denn bei dir ab, alter. Er ist übelst besoffen und du nutzt das komplett aus. Hau jetzt ab, bevor ich mich verliere.". Johannes brüllte mir entgegen und baute sich vor mir auf. So kannte ich ihn überhaupt nicht. Ich griff schnell nach meinen Sachen und lief zur Tür.
Ich schmiss die Tür hinter mir zu und lief zu dem Seitenausgang. Wozu hatte ich mir diese Mühe gemacht in den letzten Wochen.
Es sollte noch nicht vorbei sein. Schließlich waren die ersten Schritte nun getan und Volkan wüsste eh nicht, was genau passiert war.

-

Sasan 18:43: Wir gehen Shisha rauchen, Volkan wird auch da sein, Bock?
Charlie 18:44: Als würde ich mir das entgehen lassen, mache mich fertig und komme dann.

Wie hatte meine Oma immer gesagt? Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus
Sie sollte Recht behalten. Auf Sasan war Verlass. Ich schminkte mich schnell, brezelte mich einen touch too much auf und fuhr mit dem Taxi zu der Adresse, die Sasan mir schickte. Ich hoffte sehr, nicht auf Johannes zu stoßen. Bisher schien er es nicht im Team erzählt zu haben, wenn Sasan mir noch schrieb und mich einlud.
Es war nur eine kleine Runde anwesend als ich ankam und Sasan nahm mich zur Begrüßung fest in die Arme.
„Geiles Outfit, damit wird's heute bestimmt was, Charlie. Jetzt hat er auch gepennt und n Tag frei gehabt. Könnte mir vorstellen, dass er jetzt mehr einen Kopf dafür hat".
Etwas nervös schaute ich immer wieder zur Tür, um zu sehen, wer kam.
„Wie viele kommen denn noch?"
„Glaube nur noch Volkan und V.". Ein Glück.
„Na dann wäre es ja heute auch noch deine Chance. Ich meine, es ist ihr letzter Abend in Mannheim.". Ich hob meine Augenbrauen auf und ab, um auch Sasan etwas zu motivieren. Er hatte in den letzten Tagen immer wieder versucht, mit V allein Zeit zu verbringen, doch hatte sich etwas unbeholfen angestellt. Ich glaubte, er müsste sich einfach mal überwinden und sie einfach küssen. So funktionierte das doch meistens besser, als diese scheue und zurückhaltende Art.
„Ich glaub ich war bisschen zu schnell. Ich muss das eher angehen, wenn wir wieder in Berlin sind. Bei V muss man behutsamer vorgehen, weißt du."
„Dir muss ja echt was an ihr liegen, wenn du aufs Ficken erstmal verzichtest.". Wir lachten beide, stießen an und tranken unseren Drink auf Ex.
Ich sah, dass V sich durch die Menge kämpfte und uns erleichtert begrüßte. Ich stieß Sasan bestärkend in die Seite und er grinste mich an. Nach einigen Minuten folgte auch Volkan und begrüßte uns alle persönlich. Ich nahm ihn direkt in die Arme und drückte mein Gesicht an seine Brust. Seine Umarmung war nur halbherzig. Ob er doch noch wusste, was gestern geschehen war?
„Warum so zurückhaltend, gestern warst du doch noch ganz anders drauf". Er schaute mich nur irritiert an und ging schnell weiter. Er blieb den ganzen Abend auf der anderen Tischseite sitzen und redete mit den Leuten neben sich, schien mich zu ignorieren. Frustriert trank ich meine Drinks und überlegte über einen neuen Plan. Man ignorierte mich nicht einfach, das ließ ich nicht zu. 

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